Seydaer Blätter   

Festschrift

zum Schul- und Heimatfest 2014.

 

Redensarten und Sprichwörter – von Seydaer Grundschülern gemalt. / Auszüge der Chronik für das Jahr 1994 für Seyda und Umgebung. / Das Leben in Kursachsen. / Handwerkertraditionen: Wie einer Lehrjunge wurde. / Vor 300 Jahren – Kurfürstentum Sachsen und Kurkreis Wittenberg. / Eine neue, perfekte Übersetzung der lateinischen Grabinschrift in der Seydaer Kirche. / Die Elbschifffahrt – und eine kleine Anekdote. / Ein erstaunlicher Adliger hinterlässt Spuren in unserer Gegend. / Seyda und der Erste Weltkrieg. / Ein Tag auf dem Bauernhof

 

Vorwort

 

Gott sei Dank, dass die Festschrift wieder fertig ist, und Dank auch an alle, die mitgewirkt haben mit ihren Beiträgen: Frau Bärbel Schiepel, Frau Irmgard Grützbach, Herrn Erhard Schlüter sen., Herrn Michael Hollwitz, Herrn Franz Hirsch, Frau Liane Hellner; den Kindern der Grundschule für ihre feinen Gemälde, die unter Anleitung ihrer Lehrerin, Frau Anke Fritzsche, entstanden sind, und ein ganz besonderer Dank auch an Frau Undine Steinborn und meine Frau Sandra Meinhof, die das Scannen besorgten, meinem Vater Friedrich Meinhof für die Durchsicht und Frau Bärbel Busse und Frau Doris Bergholz für das Zusammenlegen, schließlich auch den fleißigen Verteilern.

Der Erlös ist wieder bestimmt für die Kinder zum Schul- und Heimatfest – herzlichen Dank für das treue Geben, im letzten Jahr waren es über 1.300 Euro! – und damit konnte – wo auf der Welt gibt es das sonst – der „Rummel“ für die Kinder ein paar Stunden „ohne Geld“ stattfinden. Auch in diesem Jahr wird es wieder fröhliche Stunden für die Kinder geben.

 

An dieser Stelle hat Jahr für Jahr Dr. Alexander Bauer freundlich dazu eingeladen, doch das ganze Städtchen zum Fest zu schmücken – die Häuser und die Straßen. Diese Bitte soll auch diesmal nicht fehlen!

 

Ein frohes Fest wünscht Ihnen allen

Ihr Thomas Meinhof, Pfr.

 

 

 

Inhaltsverzeichnis

 

Redensarten und Sprichwörter – von Seydaer Grundschülern gemalt.

- im ganzen Heft verteilt.

 

Auszüge der Chronik für das Jahr 1994 für Seyda und Umgebung.

Von Bärbel Schiepel, Ortschronistin und Heimatvereinsvorsitzende Seyda.

                                                                                                          Seite 7

Das Leben in Kursachsen.

Von Irmgard Grützbach aus Ruhlsdorf. Seite 31

 

Handwerkertraditionen: Wie einer Lehrjunge wurde.

Von Irmgard Grützbach aus Ruhlsdorf. Seite 35

 

Vor 300 Jahren – Kurfürstentum Sachsen und Kurkreis Wittenberg.

Von Irmgard Grützbach aus Ruhlsdorf. Seite 38

 

Eine neue, perfekte Übersetzung der lateinischen Grabinschrift in der Seydaer Kirche.

Von Michael Hollwitz, Gymnasiallehrer in Jessen. Seite 40

 

Die Elbschifffahrt – und eine kleine Anekdote.

Von Franz Hirsch, Liane Hellner u.a.. Seite 42

 

Ein erstaunlicher Adliger hinterlässt Spuren in unserer Gegend.

Über Carl Traugott von Hülsen. Seite 44

 

Seyda und der Erste Weltkrieg.

Eine Spurensuche. Seite 47

 

Ein Tag auf dem Bauernhof

Von Erhard Schlüter sen., Naundorf

 

 

 

Sprichwörter und Redensarten – von Seydaer Grundschülern gemalt. Eine Idee von Bärbel Schiepel.

 

Die 3. und 4. Klasse unserer Grundschule hat unter Anleitung ihrer Lehrerin, Frau Anke Fritzsche, Redensarten und Sprichworte illustriert. Finden Sie die Redensarten heraus? (Man kann die Auflösung ja mit einem Blatt vorher zuhalten.)

 

Den Kopf in den Sand stecken, James Quaiser, Kl. 4.

 

Den Faden verlieren, Ämilia Fritzsche, Kl. 4.

 

Jemandem einen Bären aufbinden, Natalie Könnicke, Kl. 3.

 

 

 

Die Wände haben Ohren! Eric Felgentreu, Kl. 3.

 

 

Auf den Busch klopfen, Lea Siegel, Kl. 3.

 

 

Wie eine Katze um den heißen Brei schleichen, Lea Siegel, Kl. 3.

 

Auf den Busch klopfen, Justin Sperlich.

 

 

Das fünfte Rad am Wagen, Svenja Hinrichs, Kl. 4.

 

Auszüge der Chronik für das Jahr 1994 für Seyda und Umgebung. Von Bärbel Schiepel.

Januar 1994

Die Verwaltungsgemeinschaft Elster-Seyda vergrößerte sich und nahm die Orte Klöden, Rade und Schützberg auf. Somit lebten in der Verwaltungsgemeinschaft 6.700 Einwohner. Seyda zählte 1.194 Einwohner.

Vorsitzender des Gemeinschaftsausschusses war Frank Hellner, Seyda, Stellvertreter sind Hartmut Karschunke und Karl-Heinz Benesch. Leiter der Verwaltung war Eberhard Kleber, Elster, Hauptamtsleiterin war Ute Henze, Naundorf, Kämmerin Elke Hiob, Bauamtleiter Siegmar Kieselstein und das Ordnungsamt leitete Sabine Bosse.

Der Seydaer Heimatverein möchte seine Ziele und Vorstellungen bei der Stadtkernsanierung einfließen lassen und in Absprache mit den anderen Vereinen das Lindenfest im Mai und das Heimatfest im Juni vorbereiten. (Quelle: EER 18.01./22.01.)

Der Rentner Otto Dümichen gewann bei einem Preisausschreiben der Raiffeisenbank einen Goldbarren im Wert von 225 DM. (Quelle: MZ 22.1./EER 22.1.)

In Meltendorf starb die Circus-Direktorin Adelheid Hein im Alter von 82 Jahren. Mit 17 Jahren übernahm sie die Mutterrolle bei ihren acht Geschwistern, 1933 gründete sie mit ihrem Mann Rudolf Hein den "Circus Hein", den sie bis zu seinem Tode rund 26 Jahre gemeinsam leiteten. An der Trauerfeier, die auf ihrem Wunsch im Zirkuszelt in Meltendorf stattfand, nahmen über 400 Zirkusartisten, Freunde, Bekannte und Verehrer teil. (geb. 29.04.1911 gest. 23.1.1994) (Quelle: EER 28.1.)

Der Wasserleitungsbau, die Rohrlegung von Seyda Ost, ist in vollem Gange. Einige Schwierigkeiten mit dem Untergrund habe die bauausführende Emge Tiefbau e.G. Jessen in der oberen Bergstraße gehabt, dort wo früher einmal die Seydaer Burg stand.

Das Amtshaus ist nicht mehr bewohnt und Beschäftigte der Sanierungsgesellschaft Öko-Tour sowie die Zimmerei Otto Werner, Gadegast, haben mit der Sanierung begonnen.

Der Getränkemarkt Gebert wurde geschlossen.

Die Tankstelle auf dem Marktplatz wurde abgebaut. (Quelle: MZ 26.01.)

Die AWO-Gymnastikgruppe unter Leitung von Heike Stahl feierte ihren 3. Geburtstag. Jeden Mittwoch um 15 Uhr treffen sich die 24 Damen zwischen 60 und 80 und treiben Gymnastik. Melanie Möbius ist die älteste Turnerin, Inge Arndt mit 60 das "Küken". (Quelle: EER 29.1.)

Februar 1994

Stadtverordnetensitzung. Mit 4 Enthaltungen, 3 Gegenstimmen und 6 Ja-Stimmen legten die Abgeordneten den Standort für den künftigen Schießstand des Schützenvereins in der Jüterboger Straße hinter dem kleinen Park fest. Für 25 Jahre übertrug die Stadt dem Traditionsverein (erste Gründung 1589) das Nutzungsrecht für die Steinbaracke und 2.500 Quadratmeter Grund und Boden - alles zum Nulltarif. Zuvor gab es darüber Diskussionen, da der Kinderspielplatz nur 20 m davon entfernt ist. (Quelle: MZ13.4./LR5.2.94 EER29.3./SM6.2.)

Zweite Lesung des Haushaltsplanes 1994, dessen Gesamtvolumen 3.120.000 Mark beträgt. Die größte Summe in diesem Plan waren die 923.500 Mark für Baumaßnahmen. 700.000 Mark wurden für die Stadtkernsanierung veranschlagt. Erhebliche Kürzungen wurden bei der Heimatpflege vorgenommen, 16.300 Mark blieben übrig. Die Zuschüsse für das Heimatfest wurden von 10.000 Mark auf 6.000 Mark heruntergesetzt. Die Freiwillige Feuerwehr sollte statt mit 81.000 Mark mit 47.600 Mark auskommen. (Quelle: EER10.1./5.2./7.2./MZ 7.2.)

In den acht Klassen der Grundschule lernten derzeit 149 Jungen und Mädchen. Davon kamen 82 aus den umliegenden Gemeinden des Schuleinzugsbereiches. In der Kindertagesstätte von Seyda waren 78 Kinder angemeldet, davon 15 von außerhalb. (Quelle: LR7.2.94)

Einwohnerzahlen: 1991 – 1172, 1992 – 1194, 1993 – 1213.

Der Anglerverein hielt seine Jahreshauptversammlung im Schützenhaus ab. Der Vorsitzende Dr. Wojan zog Bilanz über das vergangene Jahr, in dem die Angler das 25jährige Bestehen ihrer Gruppe feiern konnten. Der Verein zählte 70 Mitglieder, im vergangenen Jahr wurden 9 Mitglieder neu aufgenommen, der Jahresbeitrag beträgt 80 DM pro Mitglied, für Jugendliche 30 DM. Einige Wasserflächen wurden vom Verein gekauft, für andere wurden Pachtverträge abgeschlossen. (MZ 8.2.94 )

15 junge Eichenbäume, erst kürzlich durch die Öko-Tour gepflanzt, wurden am Waldweg von Seyda nach Morxdorf mutwillig umgefahren. (Quelle: MZ 9.2.94)

Die Mitarbeiter der Seydaer Sparkassenfiliale bewältigten den Umzug vom Markt ins Ausweichquartier Jüterboger Straße 7, ohne den Schalter eine Stunde schließen zu müssen, am Wochenende. Das alte Sparkassengebäude auf dem Markt soll einem Neubau weichen. (Quelle: MZ 28.01/9.2.94 EER17.5)

Bei der Jahreshauptversammlung der Freiwilligen Feuerwehr wurde Reiner Carius, der kürzlich die Wehrleiter-Befähigung erwarb, zum Brandmeister befördert. In der FFW sind derzeit 49 Kameraden, 13 Frauen, 5 Freunde der Feuerwehr und 24 Jugendliche. Trotzdem hat die Wehr Probleme mit der Einsatzstärke. Nur wenige Kameraden sind tagsüber im Ort, die meisten arbeiten außerhalb. Zwei Vorruheständler, sechs in Seyda arbeitende Kameraden und ein Arbeitsloser - ist z. Z. die ganze "Kampfreserve", die im Ernstfall einsatzbereit ist. Das reicht gerade für eine Fahrzeugbesatzung. (Quelle: MZ14.2.94715.2.16.2/EER 7.2.)

Die Jugendfeuerwehr der Stadt Seyda, 1993 erst gegründet, besteht derzeit aus 24 Mädchen und Jungen. Jugendfeuerwehrwart Frank Gresse, in der Jahreshauptversammlung zum Oberlöschmeister befördert, setzt sich für die Beschaffung einheitlicher Uniformen, Helme und Koppel ein. Dies ist eine Voraussetzung zur Teilnahme am Kreisausscheid der Jugendfeuerwehren im Juni in Mügeln. (Quelle: MZ 15.2.)

Platzmeister zu den Fastnachten waren Steven Patzek und Jana Drews, Chris Grunert und Nicole Zessin, Alexander Schlüter und Sandra Nickchen, Jens Seume und Ines Maasch.

In der Jüterboger Straße verlegten gegenwärtig Mitarbeiter von „EMGE Tiefbau“ Jessen den Hauptstrang aus Gussrohren und installierten gleichzeitig die Hausanschlüsse für das Trinkwasserleitungsnetz. Der Straßenverkehr an der Baustelle in der Jüterboger Straße/Ecke Bergstraße und Jüterboger Straße/Ecke Schulstraße wurde durch eine Lichtsignalanlage geregelt. (Quelle: LR16.2.94)

Die 1. Ausgabe des „Heimatkurier“ erschien. Auflage: 2800 Stück monatlich= Mitteilungsblatt der Verw. Gemeinschaft. (Quelle: MZ 4.2.)

März 1994

Das Integrationsdorf Mark-Zwuschen präsentierte sich vier Wochen in der Landesvertretung von Sachsen-Anhalt in Bonn. (Quelle: EER 10.03./MZ 11.3./08.04./21.04/FM 16.3.)

Als Gemeindewahlleiter für die in diesem Jahr anstehenden Urnengänge wurde im Rahmen einer außerordentlichen Stadtverordnetensitzung Georg Arndt bestätigt. Zum Stellvertreter wurde Hans-Georg Schulze gewählt.

Behinderte aus dem Diest-Hof fuhren seit einem Jahr ein - bis zweimal wöchentlich zum Sport in den Wittenberger Ruderclub (Quelle: MZ)

Berta und Siegfried Spiegeler feierten das Fest der Goldenen Hochzeit.

Bei der Generalprobe der Raubtiernummer im Circus Hein fiel der achtjährige "Sahib" das Dompteur-Ehepaar Oskar und Marietta Sperlich an. Beide wurden schwer verletzt ins Krankenhaus gebracht, der Tiger wurde kurze Zeit später erschossen. Trotz des dramatischen Unfalls fand die Premiere wie angekündigt am 19.3. in Jessen statt. (Quelle: MZ 17./21./29.03/EER21./25.03

Der Diest-Hof erhielt einen Kleinbus von der Aktion Sorgenkind. Der Vereinsvorsitzende Dr. Kleine taufte den dunkelblauen Bus auf den Namen "August". (Quelle: MZ 25.03./EER25.03.)

Die Schüler der 3. Klasse brachten dem Seydaer Heimatverein zur ersten Mitgliederversammlung im Schützenhaus ein Ständchen. Der Verein zählt 31 Mitglieder und möchte aktiv an der Entwicklung der Stadt teilnehmen, sowie auch Schadewalde und die umliegenden interessierten Orte in seine Arbeit mit einbeziehen. (Quelle: EER 25.3./MZ 17.3.7MZ 25.3.)

Seyda ist erneut in das Förderprogramm "Städtebauförderung im ländlichen Bereich" 1994 aufgenommen worden. (Quelle: WS 13.4.)

Den Entwurf zum Bebauungsplan an der Jüterboger Straße (2.Reihe) und öffentliche Auslegung wurde vom Stadtparlament beschlossen. 3 Antragsteller wollen dort neue Einfamilienhäuser bauen. (Quelle: EER28.3../HeiKu7.4.)

Die Stadtverordneten beschlossen nach langem Hin und Her, Baumaßnahmen im Sanierungsgebiet der Stadt mit 40 Prozent zu bezuschussen. Das Sanierungsgebiet erstreckt sich von der Triftstraße bis zur Neuen Straße und von dort bis zum Haak. Gefördert wurde allerdings nur die Straßenansicht von Fassaden, Fenstern und Türen oder eine komplette Dachsanierung. Von den 500 000 Mark Fördermittel, die der Stadt in diesem Jahr zur Verfügung standen, werden 250 000 Mark an die Bürger zur Renovierung ihrer Häuser weitergeleitet. Vom anderen Teil sollen Amtshaus und Gehwege teilweise rekonstruiert werden. (Quelle: EER26.03. /MZ26.03./ EER2.4./ SM3.4./HeiKur.7.4./EER25.4./21.5./29.7.)

Heinz Richter (Vorsitzender des SV Rot-Weiß Seyda) erhielt vom Landessportbund Sachsen-Anhalt die Ehrennadel in Gold für seine Verdienste im Vereinssport. (WS 30.3.)

Das Bauamt teilte mit, dass für den Trinkwasseranschluss bis zu 2 WE eine Grundgebühr von 1.300 DM und eine Hausanschlussgebühr von 800 DM bis 5 m auf das Grundstück zu entrichten sind. Jeder weitere Meter kostet 80 DM zusätzlich, bei eigener Ausführung von Schachtarbeiten 50 DM. (Quelle: HeiKu 7.4.)

Die Waldbesitzer der Gemarkung Gadegast, Zemnick, Meltendorf, Schadewalde und Seyda gründen eine Forstbetriebsgemeinschaft (FBG). (Quelle .MZ 2.4./HeiKu7.4.)

April 1994

Die Räumung des Bombenabwurfplatzes in der Glücksburger Heide wurde vorerst gestoppt. Zu hohe Kosten (Quelle: EER 12.4./MZ 12.4./MZ14.4.)

Aus Seyda, Mark-Zwuschen, Gadegast, Lüttchenseyda und Schadewalde nahmen insgesamt 14 Jugendliche an der Jugendweihe in Elster teil .

Die Kegler des SV Rot-Weiß Seyda konnten bei den Landesmeisterschaften von Sachsen-Anhalt in Wolmirstedt den 1. Platz belegen. Damit haben sich die Sportkameraden für die Aufstiegsrunde in die 2. Bundesliga qualifiziert. (Quelle: MZ 8.4.)

Die „Öko-Tour“ beschäftigte zurzeit 306 ABM-Kräfte. (Quelle: SM)

Der Bürgermeister von Lunden, Herr Dufke, besuchte seinen Amtskollegen Herrn Benesch. Die Zusammenkunft wurde zum Erfahrungsaustausch genutzt. Herr Benesch bedankte sich bei dieser Gelegenheit auch für die dreijährige Ausbildung von Simone Dominik aus Gentha, die in diesem Jahr in Lunden ihren Abschluss als Verwaltungsangestellte erhält. (Quelle: MZ 9.4.)

Ein Sumy-Hilfe-Konvoi startet vom Diest-Hof. Drei VW-Busse transportierten wieder Hilfsgüter zum Aufbau einer Behindertenschule in die Ukraine. (Quelle: MZ 27./28.4.)

Das Stadtparlament beschloss, dem Seydaer Heimatverein miet- und betriebskostenfreie Räumlichkeiten in der Schule zur Verfügung zu stellen und den Verein bei der Durchführung des Lindenfestes am 7. Mai mit 4000 DM zu unterstützen. (Quelle EER 23.4.)

Der Friedhofshallenbau kostete 120.000 DM. Beginn September 1993-April 1994 (Quelle: MZ)

Mai 1994

Unbekannte drohten telefonisch mit einer Bombenexplosion im Haus der Familie Mühlbach. Die Bewohner wurden evakuiert, eine Bombe wurde nicht gefunden. (Quelle: EER 09.05.)

Vor 100 Jahren wurde auf dem Marktplatz eine Lindenallee angepflanzt, die im Dezember 1960 dem Straßenneubau zum Opfer fielen und gefällt wurden. Aus diesem Anlass wurde das 1. Lindenfest am 7. Mai gefeiert und vor der Stadtverwaltung eine junge Linde gepflanzt, die von den Schülern Johannes Kleine und Dennis Schudde angegossen wurde. Der Chor der AWO brachte ein Ständchen mit Frühlingsliedern, ebenso der Spielmannszug und die Seydaer Jagdhornbläser. Für Unterhaltung im Festzelt sorgten die Seydaer Blasmusikanten und eine Modenschau der Boutique "Evelyn". Im Rathaus konnte man sich in einer Ausstellung über die geplante Stadtkernsanierung und die Bauvorhaben des Diest-Hofes informieren. (Quelle: EER23.4./4.5./7.5./MZ9.5./25.5)

Am Nachmittag heulte die Sirene auf und die Feuerwehr musste im Haak die in Flammen stehende Gartenlaube der Familie Oertel löschen. (Quelle: MZ 09.05.)

Etwa 25 Skinheads (vermutlich aus dem Jüterboger Raum) besuchten die Disco in Morxdorf. Es kam zu handgreiflichen Auseinandersetzungen, nach denen ein Discobesucher mit Verletzungen anschl. ins Krankhaus gebracht werden musste. (Quelle: MZ 09.05.)

Willy Hirsch und seine Ehefrau Martha geb. Mechel feierten das Fest der "Eisernen Hochzeit", sie sind seit 65 Jahren verheiratet und wohnen auf dem Amtshof. Sie haben 3 Kinder großgezogen. Heute zählen 7 Enkel und 11 Urenkel zur Familie. Herr Hirsch übernahm in der 4. Generation die elterliche Tischlerei. (Quelle: HeiKu 5.5./4.8./MZ11.5./23.7.)

Die Radtour, veranstaltet durch den Heimatverein „Glücksburger Heide“, führte in diesem Jahr zur Hirtenwiese, da die Dahmsche Str. noch gesperrt ist. (Quelle: MZ 11.5/10.5/EER 11.5./MZ 14.5./EER14.5.1

Doris Bergholz legte den Grundstein für ihr neues Schuhgeschäft auf dem Markt Nr. 5, gleich neben ihrem Wohnhaus. Seit Oktober 1991 betrieb sie den Schuhladen auf der gegenüberliegenden Seite. Das neue Haus sollte dem alten gleichen, z. B. mit einer großen Toreinfahrt, die typisch für die Gebäude am Markplatz ist. In der unteren Etage wird der Laden untergebracht, darüber werden zwei Wohnungen entstehen. (Quelle: EER 16.5.)

Die Raiffeisenbank eröffnete in der Wittenberger Str. 6 in den ehemaligen LPG-Büros eine neue Filiale, da die alte Geschäftsstelle auf dem ehemaligen BHG-Gelände (in der Wittenberger Straße) den heutigen Anforderungen nicht mehr entsprach. (Quelle: MZ 20.5.)

Die Stadträte beauftragten das Bauamt, ein Sonderangebot aus Jessen anzunehmen - nämlich im Zuge einer Großbestellung, die zu 75 Prozent gefördert wird, zwei Buswartehäuschen zu besorgen. (Quelle: EER 24.5/26.5.)

In einem feierlichen Gottesdienst am Pfingstsonntag empfingen 5 Konfirmanden zum ersten Mal das heilige Abendmahl. (Quelle: EER 24.5.)

Der alte Lagerschuppen des Kindergartens brannte. Die Feuerwehr löschte in 20 Min. Ursache: offenes Feuer. (Quelle: EER 26.5.)

Der Musiksommer in der Seydaer Kirche wurde durch den Jugend-Bläser-Chor aus Leuna eröffnet. (Quelle: EER 30.5.)

In der Kirche wurde eine neue Läutanlage installiert.

Juni 1994

Das Integrationsdorf Mark-Zwuschen präsentierte sich zum Schmetterlingsfest, bei dem eine neue Gewächshausanlage eingeweiht wurde, die sich gleich neben dem Cafe` "Zur blauen Maus" und der Boutique mit Mode für Mollige befindet. Martina Jugel, die Leiterin der Hauptfürsorgestelle in Sachsen-Anhalt, gab bekannt, dass bisher 1,8 Millionen Mark in das Integrationsdorf geflossen sind, mit denen 74 Arbeitsplätze für Schwerstbehinderte geschaffen wurden. (Quelle. EER 31.5. /MZ1./3./6.6.)

Ein neuer Kinderspielplatz wurde anlässlich des 2. Lindenfestes in Lüttchenseyda eingeweiht.

Bei den Landeseinzelmeisterschaften im Bohle/Kegeln konnte Martin Schulze den 1. Platz und Rene' Arndt den 3. Platz belegen. Bei den Landesmeisterschaften der Paare der Herren konnte sich das Team Schulze/Hempel den 2. Platz erkämpfen. Bei den Junioren belegte Maik Schwotzer den 10. Platz (Quelle: EER 9.6./SM 19.6.)

Die Kommunal- und Europawahl (Wahl der Bürgermeister, Gemeinde-, Stadt-, Kreis- und Landräte, Europawahl) fand statt. Die erste Legislaturperiode nach der Wende ging im kommunalen Bereich mit dieser Kommunalwahl zu Ende.

Für den Bürgermeisterstuhl in Seyda bewarben sich Christa Pettkus (SPD), Karl-Heinz Benesch (BIS) und Frank Hellner (CDU).

Mit 51,2 Prozent (332 Stimmen) wurde Karl-Heinz Benesch als Bürgermeister bestätigt. Er befindet sich auf dem Wege der Genesung und war für diesen Wahlsonntag vom Krankenhaus beurlaubt. Herr Benesch musste wegen einer Darmoperation mehrere Wochen im Paul-Gerhard-Stift verbringen. (Quelle: MZ 14.06./EER27.06.)

Auf die Bürgerinitiative (BIS) fallen 930 von 1831 Wählerstimmen. Es folgen SPD mit 431, die CDU mit 281 und die PDS mit 189 Stimmen. (Quelle: MZ 27.5./ EER 21.5./04.06.)

Zum Feiertag für die ganze Familie lud der Diest-Hof ein. Das Thema des diesjährigen Sommerfestes lautete "Du hast dich gefreut - ist das nichts?" Hans Kutzsch, der schon 45 Jahre auf dem Diest-Hof lebt, wurde mit einer Urkunde und einem Blumenstrauß überrascht. Für Unterhaltung sorgten die Elbaue-Musikanten und Gäste aus Sumy in der Ostukraine. Herr Meurer, der vor Herrn Lange über 30 Jahre die Einrichtung geleitet hatte, war ebenfalls mit seiner Familie zu Gast. (Quelle. EER15./20.06./MZ 20./15.6./WS29.06.)

Die Seydaer feierten ihr 105. Schul- und Heimatfest. Eröffnet wurde dies durch das Kinderfest auf dem Schulgelände und einer Vorführung der Jugendfeuerwehr. Am Seniorennachmittag und Heimatabend wurde von den Kindern der Grundschule die Geschichte der Vogelhochzeit mit tollen Kulissen, fantastischen Kostümen, Musik, Gesang und viel Tanz dargeboten. Begleitet wurde ein Vogelpaar durch das Jahr - wie sich die beiden kennen lernen, heiraten, Nachwuchs bekommen, ihn aufziehen und schließlich in die Selbständigkeit entlassen. Damit begeisterten die Kinder die ca. 130 Gäste, die sich im Saal des Schützenhauses zum Heimatabend zusammengefunden hatten. Weitere Mitwirkende des Abends waren die AWO-Jugend mit Werbesketchen, der Seniorenchor, die Jagdhornbläser, mehrere Instrumentalisten und die Gymnastikgruppe des SV Rot-Weiß Seyda mit einer Polka und einem Cancan. Ein weiterer Höhepunkt war auch wieder der große Festumzug am Samstag, in dem sich alle Vereine präsentierten. (Quelle: MZ21./23./24./25./28.06.EER21./27.06.SM22.06./HeiKu07.06.

Der für das Preiskegeln zum Heimatfest ausgesetzte Preis, eine Satelliten-Empfangsanlage, wurde gestohlen. (Quelle: MZ)

In der Kirche fand mit den jungen Musikerinnen des Debussys-Trios Potsdam ein Konzert für Flöte, Harfe und Gesang statt. (Quelle: MZ 24.06./EER 24.06.)

Martin Schulze konnte einen hervorragenden dritten Platz von insgesamt 32 Teilnehmern bei den 67. Deutschen Meisterschaften auf Bohle-Bahnen in Lübeck erringen. (Quelle: M Z27.06. EER28.06.)

Juli 1994

Die im Juni letztes Jahr vom Landtag Sachsen-Anhalt beschlossene Kreisgebietsreform trat in Kraft. Dabei schließen sich die bis jetzt existierenden Kreise Jessen, Wittenberg und Teile Gräfenhainichens zum Landkreis Wittenberg zusammen. Alle drei Landräte Dr. Wulf Littke in Wittenberg, Joachim Kunze in Jessen und Günther Schöley in Gräfenhainichen unterzeichneten am 28. März diesen Jahres den Gebietsänderungsvertrag. Zwei Tage später wurde er vom Regierungspräsidium Dessau bestätigt. Er ist die rechtliche Grundlage für die "Eheschließung". Vorausgegangen waren die Beschlüsse der drei Kreistage und natürlich zahlreiche Gespräche. Erstmals gemeinsam an einem Tisch saßen die drei Landräte, in Jessen war es damals noch (der bereits verstorbene) Klaus Wolfslast, im März 1992.

Kreishauptstadt ist ab 1. Juli die Lutherstadt Wittenberg, wo sich auch der Hauptverwaltungssitz befindet. Nebenstellen bleiben in Jessen und Gräfenhainichen erhalten, um eine bürgernahe Verwaltung zu sichern.

Zur Geschichte: "Der Landkreis Wittenberg, der seit 1.Juli offiziell besteht, weist eine ganze Reihe historisch gewachsener Traditionen und Bindungen auf. Verwaltungsgeschichtlich beginnt die politische Zusammenführung bereits im Jahre 1180 mit dem Verlust des Herzogtums Sachsen durch Heinrich den Löwen. Die Söhne Albrechts des Bären teilten sich das askanische und sächsische Territorium auf. Sein jüngster Sohn Bernhard erhielt den östlichen Teil Sachsens als Lehnen. Sein Tod im Jahre 1212 hatte eine weitere Erbteilung zur Folge. Die Herzogswürde ging mit den askanischen Teilen des Herzogtums Sachsen an Albrecht I. über. Bis auf die Grafschaft Brehna, zu der damals große Teile des bis vor kurzem noch existierenden Kreises Jessen gehörten und welche im Jahre 1290 zu Sachsen-Wittenberg kamen, stimmte bereits die territoriale Verwaltungsgliederung in etwa mit den geographischen Ausmaßen des heutigen Landkreises Wittenberg überein. Die Kurwürde kam unter Rudolf I. im Jahre 1356 an Sachsen-Wittenberg. So vergrößerte sich die Ausdehnung um die Markgrafenschaft Meißen, als im Jahre 1432 Friedrich der Streitbare aus dem Hause Wettin nach dem Aussterben des Wittenberger Fürstenhauses der Askanier die Nachfolge antrat.

Die sächsischen Gebiete waren vermutlich schon zu dieser Zeit in Ämter aufgeteilt.

Unter Moritz von Sachsen (1541 -1553) begann die Einteilung des Kurfürstentums in sieben Kreise. Einer davon war der Kurkreis Wittenberg mit der gleichnamigen Hauptstadt, zu dem die Ämter Wittenberg, Annaburg, Seyda, Schweinitz, Schlieben, Liebenwerda, Belzig, Gräfenhainichen, Gommern und andere kleine Herrschaften gehörten. 1689 kam das Amt Pretzsch und 1738 das Amt Bitterfeld hinzu.

Ab dem 1. Okt. 1816 bestanden dann unter preußischer Regentschaft die Kreise Wittenberg, Schweinitz, Bitterfeld und Torgau. Von April 1922 bis Juli 1950 war Wittenberg aufgrund seiner kulturhistorischen Bedeutung eine kreisfreie Stadt.

Entscheidende Veränderungen brachte 1952 die Verwaltungsreform. Es entstanden die Kreise Jessen, Gräfenhainichen und Wittenberg. Die ab dem heutigen Tage in Kraft getretene Kreisgebietsreform ermöglicht ein Aufleben der seit Jahrhunderten bestehenden gemeinsamen Traditionen.

Wichtige Angaben zum neuen Landkreis Wittenberg: Zusammenschluss: 1.Juli 1994. Größe: 1.580 Quadratkilometer. Einwohner: (Stand 30.6.93) 141.982. Hauptverwaltungssitz: Breitscheidstraße 3. Städte: Lutherstadt Wittenberg 54.061 Einwohner, Jessen 9.821 Einwohner, Gräfenhainichen 9.669 Einwohner, Bad Schmiedeberg 4.162 Einwohner, Zahna 3.937 Einwohner, Annaburg 3.673 Einwohner, Kemberg 3.036 Einwohner, Prettin 2.498 Einwohner, Pretzsch 2.281 Einwohner, Seyda 1.182 Einwohner.

Landkreis Jessen

Kein landwirtschaftlicher Betrieb musste liquidiert werden. Aus den ehemaligen 13 LPG haben sich 20 landwirtschaftliche Betriebe gebildet. 27 Landwirte arbeiten als Widereinrichter im Haupterwerb, 50 Familien betreiben Landwirtschaft im Nebenerwerb."

(Quelle: Chronik Annaburg 1994 v. E. Kretzschmann)

 

Martha Thiele feierte ihren 90. Geburtstag.

Die Kirchengemeinde bekam "einen Bus voll Besuch" von der Partnergemeinde aus Ober-Seemen und Volkartshain und verbrachte mit den Gästen ein erlebnisreiches Wochenende. (Quelle: MZ 22.7.)

Horst Lösche, Reitverein Seyda, holte sich mit Hengst Almiro Z den Meistertitel im Springreiten in Salzwedel. (Quelle: EER)

Auf Grund der großen Hitze hatte sich im Sperrgebiet ("Glücksburger Heide") auf einer Fläche von ca. 40 Hektar ein Feuer ausgebreitet. Mehrere Freiwillige Feuerwehren des Kreises (auch aus Seyda) waren im Einsatz und bekamen den Flächenbrand - trotz sehr schwieriger Bedingungen aufgrund des von Munition noch nicht vollständig beräumten Geländes - schnell unter Kontrolle. (Quelle: EER 30.07.)

In der Stadtratssitzung ging es diesmal um die Geschäftsordnung, die Haupt- und die Entschädigungssatzung. Als Entschädigung - Diäten - für die ehrenamtliche Tätigkeit erhalten die Abgeordneten monatlich einen Pauschalbetrag von 50 DM und 25 DM so genanntes Sitzungsgeld, der Bürgermeisters bekommt 900 DM und der Wehrleiter der Freiwilligen Feuerwehr 100 DM monatlich. Weiterhin wurde beschlossen, die ehemalige Kiesgrube, heute "Kiessee" genannt, nach der Badesaison zu erweitern. (Quelle. EER 10.10/17.9./ 30.07./MZ 21.09)

Nach Aufhebung des alten fassten die Stadträte einen neuen Beschluss zur Entwicklung eines Bebauungsplanes für die "2. Reihe" in der Jüterboger Straße. Demnach können - ohne späteren Streit- mehrere Interessenten die Vorteile des so genannten B-Planes nutzen. (Quelle: EER 15.07.30.07./EER 20.09.)

Der Juli verabschiedete sich mit dem heißesten Tag des Monats, 35 - 38 Grad zeigten die Thermometer an. Der Juli war der heißeste Monat seit über 160 Jahren. (Quelle: MZ 01.08.)

Die ersten Fördermittel für die Stadtkernsanierung sind eingetroffen: 400.000 DM bewilligt, 293.376 DM angekommen (bis jetzt) (Quelle: EER)

August 1994

Gabriele Schulze aus Gadegast eröffnete in der Wittenberger Straße im Gebäude der ehemaligen BHG (Bäuerliche Handelsgenossenschaft) einen Landhandel.

Die Jessener Ornithologen richteten einen Hilferuf an die Mitbürger, in diesen heißen Tagen Behältnisse mit Wasser in ihren Gärten aufzustellen und regelmäßig zu erneuern. Die lang anhaltende Trockenheit habe bereits zu Verlusten bei bestimmten Vogelarten geführt. (Quelle: MZ 02.08.)

Die Stadtverwaltung Seyda schrieb das Grundstück in der Jüterboger Straße 32 (Villa) zum Verkauf aus (VB 340.000,00 DM).

Der Sommer 1994 war einer der wärmsten dieses Jahrhunderts. In Potsdam wurden insgesamt 43 Sommertage mit mindestens 25 Grad gezählt, an 20 Tagen war es über 30 Grad warm. Rekordverdächtig die mit 21 Grad wärmste Nacht am 1. August seit Bestehen der Temperaturaufzeichnungen 1893. Nach einem niederschlagsarmen Juli und trockenen Juni folgte ein August, der an manchen Orten das Zwei- bis Dreifache der normalen Regenmenge im August mit sich brachte. (Quelle: EER 01.08.)

Startschuss zur Innensanierung der Kirche. Jugendliche aus Mainz und einige Seydaer halfen. Stolpersteine: Die desolate Decke wird mit unzähligen Schrauben zum halten gebracht. Glücksfall: Potsdamer Fachhochschule für Restaurationsarbeiten erklärte sich bereit, die holzwurmzerfressenen Heiligenfiguren fast kostenlos instand zu setzen. Finanzspritze: 20.000 DM spendete die Partnergemeinde Ober-Seemen. (Quelle: MZ 01.02.95)

Horst Lösche, Gadegast, Reitverein Seyda, holte den „Großen Preis von Lebusa“, dotiert mit 4.000 DM. (Quelle: EER)

In Sachsen-Anhalt begann das neue Schuljahr für 392.500 Schüler. 37.000 ABC-Schützen wurden eingeschult, teilt das Kultusministerium in Magdeburg mit. In Seyda können die Kinder der 3. und 4. Klasse erstmals wählen, ob sie an den Wahlpflichtfächern Religion oder Ethik teilnehmen.

In Seyda wurden 31 ABC-Schützen aus 10 Gemeinden eingeschult. Die Kinder wurden in 2 Klassen aufgeteilt und von Jaqueline Meißner und Anke Fritzsche unterrichtet. Es regnete an diesem Tag in Strömen und die Feierstunde musste im Schulnebengebäude stattfinden. (Quelle: MZ )

Horst Lösche, Reitverein Seyda, mit Lausbub und Almiro Z. holten im Ostböhmischen Hradec Kralove (Königsgrätz) 4 Siege. (Quelle: EER)

September 1994

Walter Janesch (Döner-Walter) eröffnet einen Imbisstand Jüterboger Str. Ecke Feldstraße.

Der Dachstuhl des Hauses der Familie Sommer in der Jüterboger Straße brannte. Die Hauseigentümer waren zur Zeit des Ausbruchs des Feuers nicht im Hause, wurden jedoch verständigt. Gemeinsam mit Helfern begannen sie, die Einrichtung des Hauses herauszuräumen, um weitere Schäden, die durch Löscharbeiten entstehen könnten, zu verhindern. Die Ursache des Feuerausbruchs ist noch nicht bekannt. (Quelle: MZ 03./05.09.)

Die erste Heidekönigin kam aus Seyda, hieß Kathrin Marsch und ist 25 Jahre jung. Sie trug ein langes türkisfarbenes Kleid und ein Diadem aus Heidekräutern. (Quelle: MZ 07./08./10.09./ EER12.09.)

Diamantene und Goldene Konfirmation wurde in einem Gottesdienst gefeiert. (Quelle: MZ 12./13.09)

Zum Tag des offenen Denkmals konnte die Fachwerkkirche in Gentha besichtigt werden, die 1655 von der Kurfürstin Hedwig in der Lichtenburg gestiftet wurde. Die bemalte Holzdecke im Kircheninneren und die Herrschaftsloge sind teilweise original erhalten.

Der Heimatverein "Glücksburger Heide" e.V. feierte das 1. Heidefest in Mark-Zwuschen. Ein Radweg, der Mark-Zwuschen an den Ringwanderweg anbindet, wurde öffentlich freigegeben. (Quelle: HeiKu 08.09./MZ 08.09./12.09./EER 12.09.)

Mirko Köhler von der Seydaland GmbH u. Co.KG belegte mit 83 Punkten beim Leistungspflügen (Beetpflügen) in Düben den 3. Platz. Er war der einzige Starter aus dem Jessener Raum. (Quelle: MZ)

Die "Öko-Tour" Sanierungsgesellschaft, die in der Wittenberger Straße (ehem. LPG-Büros) ihren Sitz hatte, zog eine positive Bilanz der einjährigen Arbeit. So wurde mit den Sanierungsarbeiten des Amtshauses begonnen, der Weinberg mit Sträuchern und Hölzern aufgeforstet, der Park rekonstruiert sowie einige Flächen renaturiert. Die Stadt Seyda war eine der 11 Gesellschafter der Sanierungsgesellschaft. Bisher haben 454 Menschen in 19 Maßnahmen eine befristete Arbeit gefunden. Lohn- und Sachkosten in Millionenhöhe wurden durch die Bundesanstalt für Arbeit sowie Bund und Land finanziert. (Quelle: MZ 17.09./WS18.09.)

Die Verwaltungsgemeinschaft "Elster-Seyda-Klöden" führte die konstituierende Sitzung des Gemeinschaftsausschusses durch, der aus 17 Mitgliedern besteht. Zum neuen Vorsitzenden wurde Karl-Heinz Benesch gewählt, 1. Stellvertreter Friedhelm Böhme, 2. Stellvertreter Eckhard Zwade. Frank Hellner wurde als alter Vorsitzender verabschiedet und Dank für die geleistete Arbeit ausgesprochen. (Quelle: MZ 27.09.)

Bebauungsplan und Satzung für die 2.Reihe „Jüterboger Str.“ wurde verabschiedet. (Quelle. EER)

3 Kleintransporter starteten vom Diest-Hof und brachten wieder Hilfsgüter für die Behinderteneinrichtung nach Sumy in die Ukraine. (Quelle: MZ 20./27./28.09.)

Folgende Bürger werden als berufene Mitglieder in den Ausschüssen des Stadtrates mitwirken: Finanzausschuss - Georg Arndt und Heinz Richter, Bau- und Umweltausschuss - Waldemar Boneki und Simone Schulze, Kultur- und Sozialausschuss- Erika Dümichen und Sigrid Richter. (Quelle: MZ 20.09)

Die Kinder der Grundschule feierten Erntefest mit Herbstliedern, Gedichten und einer Modenschau. (HeiKu 06.10.)

75jähriges Betriebsjubiläum der Druckerei Klapper in Seyda. 1919 wurde die Druckerei vom Großvater des jetzigen Besitzers Walter Klapper gegründet und im Keller des Amtshauses untergebracht. In den zwanziger Jahren erwarben die Klappers das Haus Markt 7, wo der "Seydaer Stadt- und Landbote" bis 1933 gedruckt wurde. (Quelle: WS 14.09.)

Eine Beratungsstelle des Altbayrischen Lohnsteuerhilfevereins e.V. gab es in der Neuen Straße 13. (Heiku 6.10.)

Der Hauptausschuss stimmte einem Antrag der Kirchengemeinde, Schilder mit den Gottesdienstzeiten an den Ortseingängen anzubringen, zu.

Oktober 1994

Im Schützenhaus wurde das erste Vereinsfest gefeiert, zu dem die Mitglieder aller Vereine eingeladen waren. (Quelle: EER04./05.10./MZ30.09.)

Nach nur viereinhalb Monaten Bauzeit konnte Doris Bergholz ihr neues Schuhgeschäft auf dem Marktplatz einweihen. Im alten Laden auf der gegenüberliegenden Seite wird nun das Wäscheangebot erweitert. (Quelle: EER 05.10. Heiku 06.10.)

Der Staupstein wurde bei Heckenschnittarbeiten an der früheren Kindereinrichtung in der Jüterboger Str. wieder entdeckt. (Quelle MZ)

Bei einer Einsatzüberprüfung der Freiwilligen Feuerwehr Seyda zur Überprüfung der Alarmbereitschaft konnte festgestellt werden, dass die Mitglieder der Jugendfeuerwehr schneller zur Stelle sind als die Erwachsenen. (Quelle: MZ 10.10.)

Bei den Seydaer Agrarbetrieben macht sich die Trockenheit des Sommers bemerkbar. Der Ertragsausfall bei Kartoffeln liegt zwischen 30 und 40 Prozent. Qualität miserabel. ( EER 08.09./MZ 12.10.)

Ca. 60 Wanderfreunde folgten der Einladung des SV Rot-Weiß zum diesjährigen Volkswandertag. Zwei Wanderrouten standen zur Auswahl: 10 km Seyda - Wolfswinkel und 20 km Grubenberg, Leetza, Raßdorf, Wolfswinkel, Seyda. Zu Beginn wurde der Weinbergweg eingeweiht und das Radwanderwege-Schild am Weinberg enthüllt. (Quelle: EER 06./07./10.10./MZ 11.10./Heiku06.10.)

Alle Mitarbeiter der Stadt waren inzwischen von der Gauk-Behörde auf eine Mitarbeit im Ministerium für Staatssicherheit der DDR überprüft worden.

75.000 DM Fördermittel hat die Stadt erhalten. Die Renaturierung des Kiessees kann beginnen. (Quelle EER)

Die Feuerwehr wurde zu einem Brand auf dem Technikstützpunkt in der Wittenberger Straße gerufen, bei dem ein Lkw und ein Peugeot völlig ausbrannten. (Quelle: MZ 24.10./EER24.10.)

Eckbert Wagner in der Triftstraße bot Alleinstehenden seine Hilfe in der Solitär-Partnervermittlung an.( Quelle: WS 16.10./18.10.FZM 15.03.95)

Der Trinkwasserzweckverband (TZV) wurde heftig kritisiert. Nach einer Satzungsänderung sollte nun jeder Grundstückseigentümer 80 DM pro Leitungsmeter auf seinem Boden zusätzlich bezahlen. Im Laufe der begonnenen Baumaßnahmen die Kostensatzung zu ändern bezeichneten die Seydaer Abgeordneten als unmöglich und ungerecht gegenüber den Bürgern. Jeder sollte sich nach Rechtsmitteln gegen diese Verfahrensweise erkundigen, um eventuell Einspruchsmöglichkeiten bei der Rechnungslegung zu nutzen. (Quelle: MZ 29.10.)

Bei der Wahl zum 13. Deutschen Bundestag am 16. Oktober kam es in unserem Wahlkreis 288 zu folgendem Ergebnis: Erststimme (Personalstimme) Zweitstimme (Parteienstimme): Petzold CDU 42,74 % CDU 40,87 %. Fischer SPD 32,29 % SPD 33,33 %. Dr. Hoth FDP 3,75 % FDP 4,31 %. Bläss PDS 16,12 % PDS 15,50 %.

3 Computer wurden bei einem Unternehmen in Mark-Zwuschen gestohlen.

In Wolfswinkel brannte das Stallgebäude der Familie Arndt bis auf die Grundmauern nieder. Dank dem schnellen Eingreifen der Feuerwehr (nach 10 Minuten) konnten die Flammen nicht auf das Wohngebäude übergreifen. Die Ursache des Feuers ist noch unklar. (Quelle: MZ 25.10)

Die Stadt Seyda schrieb die Gehweg- und Straßenbauarbeiten in der Bergstraße und im Amtshof öffentlich aus. (Quelle: EER 1.11.)

Die Stadträte beschlossen die Änderung der Hauptsatzung, dass der Bürgermeister künftig für bis zu 10 000 DM und der Hauptausschuss für bis zu 30 000 DM ohne Parlamentsbeschluss Aufträge vergeben können. (Quelle : EER 02.11.)

In der Glücksburger Heide wurde der Radweg eingeweiht. Damit schließt sich der Rundweg in der Heide (35km) (Quelle: MZ 27.10./EER 26.10.)

Der Umweltausschuss führte ein Gespräch mit dem Chef der Kartoffelverarbeitung der Seydaland GmbH zum Problem Geruchsbelästigung durch die Kompostieranlage und die Verregnung des Waschwassers aus der Sortierung. Das Unternehmen hat angekündigt, die Verrieselung der Abwässer künftig dezentral zu organisieren. Für die Beräumung des stinkenden Kartoffellagerplatzes am Ortsausgang nach Morxdorf ist eine Frist bis Mitte Dezember gesetzt. (Quelle: MZ 29.10./EER29.10)

Die verlängerte Triftstraße wurde auf der Südseite mit Kastanien bepflanzt. (Quelle EER)

Am Reformationstag wurde nach dem Gottesdienst die sechseckige hölzerne Bank, die den Stamm der 111jährigen Eiche auf dem Kirchplatz umgibt, eingeweiht. "Gestiftet von der Schützengilde e.V. 1589" steht auf einem Schild an der Bank eingraviert. (Quelle: EER 26.10/EER1.11./MZ02.11. WS 09.11.)

Margarete Steindorf feierte ihren 91. Geburtstag.

November 1994

Eine neue Arbeits-Beschaffungs-Maßnahme war angelaufen. Träger war die Öko-Tour-Sanierungsgesellschaft, die am 29. Oktober ihren 1. Geburtstag feierte. Die Mitarbeiter ABM werden mit der Sanierung und Renaturierung von Flüssen und Bächen in der Verwaltungsgemeinschaft, mit dem Ausbau des Radwandernetzes, der Dorf- und Stadtverschönerung, mit Objekten im Sport-, Spiel- und Freizeitbereich und mit der Bearbeitung der Wälder und Bausubstanzen im Bereich Elster-Seyda-Klöden betraut. Angefangen wurde mit dem Kirchenumfeld. (Quelle: EER 1.11./ 3.11.)

Die Hortgebühren werden gelockert. In den Ferien, bei Erkrankung einer Betreuungsperson dürfen Kinder tageweise (5,-DM) betreut werden. (Quelle: EER)

Maria Brill beging ihren 100. Geburtstag im Schweinitzer Feierabendheim, in dem sie seit 6 Monaten lebt. (Quelle: EER 03.11./23.11.MZ 04.11./Heiku 10.11./WS09.11.)

Die Fließbrücke Richtung Gadegast wurde verschlossen, d.h. der Graben unter der Straße wurde verfüllt. Die Brücke war nicht mehr in Ordnung, dem Straßenbauamt war eine Sanierung als Brücke zu teuer, da eine Umgehung geplant ist. (Quelle. EER 03.11.) (Bewohner melden Zweifel an)

Die Stadträte beschlossen die Aufstellung von Bebauungsplänen für Eigenheime am Grünen Weg und an der Neuenstraße. (Quelle: MZ 26.10/MZ5.11./Heiku10.11.)

Circus Hein gab zum Saisonende eine Vorstellung in Seyda und begeisterte ca. 500 Besucher. (Quelle: EER 30.11./MZ 7.11./4.11./23.11.)

Zurzeit wurden jeweils 30 Meter links und rechts der Dahmschen Straße, die durch die Glücksburger Heide führt, von einem Kampfmittelbeseitigungsdienst geräumt. Das Erdreich wurde metertief solange nach Munition abgesucht, bis es keine Anzeichen mehr auf den Messgeräten gab, dass sich Metallteile im Boden befinden. An einem Tag wurden bis zu 9 Hektar durchsucht. Bisher wurden 400 Tonnen Munition oder Teile davon aus dem Erdreich der Glücksburger Heide geborgen. (Quelle: MZ 08.11./12.11./22.11./EER15.11.)

Die Stadt verkaufte das Grundstück in der Bergstr. 2. (4 Wohnungen, 1 Ladengeschäft) (Quelle Hei Ku)

2,4 km Dahmsche Str. 1,1 km Glücksburger Weg wurden offiziell freigegeben. (Quelle MZ 21.11./ EER 19. 15.11.)

Dezember 1994

1 ABM für die Jugendarbeit wurde bewilligt. (Quelle: EER 29.11.)

Der achtköpfige Chor des Moskauer Kinderkrankenhauses zum Heiligen Wladimir gab ein Konzert in der Seydaer Kirche mit russischen Volksliedern und Weihnachtsliedern. Die Spenden der Besucher kamen dem Kinderkrankenhaus zugute. (Quelle: EER 3011./03.12.)

In der Jüterboger Straße 1 eröffnete Viola Ötterer eine Quelle-Agentur.

Reinhard Wahle beging das 25jährige Meisterjubiläum in seinem Friseursalon.

Diamantene Hochzeit feierte das Ehepaar Erich und Meta Hecht in Schadewalde.

Die Stadträte beschlossen eine Anhebung der Hundesteuer - 50 DM für den ersten, 80 DM für den zweiten und 100 DM für jeden weiteren Hund jährlich -und stimmten der von der Verwaltung vorgelegten Straßenreinigungssatzung zu. (Quelle: EER 12.10. /HeiKu 12.01.959)

Um den Kiessee zu erweitern, wurde Land gekauft. (Quelle: MZ)

Zum 3. Seydaer Weihnachtsmarkt kam der Weihnachtsmann mit der Feuerwehr. Das Wetter zeigte sich von seiner sonnigen Seite, der Marktplatz war weihnachtlich geschmückt und die Händler waren recht zufrieden. (Quelle: EER10.12/19.12./MZ 9./16./19.12./WS 14.12.)

Die Elster-Vokalisten gaben ein Konzert in der beheizten Kirche. (Quelle: EER 08.12./19.12./22.12.)

Die Grundschule lud zu einem weihnachtlichen Programm in die Turnhalle ein (Quelle EER 23.12.)

Geboren sind in diesem Jahr 5 Kinder: Sarah,  Maximilian, Hannah- Luise, Jenny und Saskia.

Geheiratet haben in diesem Jahr 14 Paare.

Gestorben sind in diesem Jahr 12 Personen: Frieda Huth, Hans-Joachim Hellmich, Martha Arndt, Lilli Derra, Regina Derra, Frieda Müller, Helene Mottel, Wolfgang Winkler, Franz Hinsche, Richard Bernhardt Erna Letz, Selma Frenz.

Quelle: Elbe-Elster-Rundschau, Mitteldeutsche Zeitung, Einwohnermeldeamt, Gemeindebrief der evangelischen Kirche, Heimatkurier, eigene Aufzeichnungen der Verfasserin.

 

Jemanden auf die Palme bringen, Franz Meinhof, Kl. 3.

 

 Die Hand ins Feuer legen, Franz Meinhof, Kl. 3.

                                                          

Katze im Sack, Chantal Kahle, Kl. 3

Hahn im Korb,  Chantal Kahle, Kl. 3.

 

Jemanden in die Pfanne hauen,  Chantal Kahle, Kl. 3.

 

Jemanden auf die Palme bringen,  Chantal Kahle, Kl. 3.

Etwas an die große Glocke hängen,  Chantal Kahle, Kl. 3.

 

 

 

Das Leben in Kursachsen.

Von Irmgard Grützbach aus Ruhlsdorf.

 

Bereits zu Luthers Lebzeiten gab es den Kurkreis Wittenberg, bestehend aus den Ämtern Annaburg, Bad Liebenwerda, Belzig, Gräfenhainichen, Pretzsch, Seyda und Wittenberg. Friedrich der Weise, damaliger sächsischer Kurfürst, war der erste Herrscher, der die neue Lehre Luthers in seinem Territorium durchsetzte. Bereits Mitte der 1520er Jahre wurden unsere Vorfahren hier im Kurkreis von römisch-katholischen zu evangelisch-lutherischen Christen. In unserer Gegend lebte die Mehrheit der Bevölkerung in den Dörfern. Bürger, Handwerker und Kaufleute wohnten in den Städten. Weitere Stände bildeten die Geistlichen und Lehrer, der Adel und die Staatsbeamten.

Die damalige Lebensweise war eine sehr einfache, die von Regel und Traditionen bestimmt war. So wird über einen Hausbau berichtet: „Der Bauherr tat feierlich den 1. Spatenstich, schlug den 1. Pfahl ein, legte den Grundstein und schlug den 1. Nagel in den First. Wenn das Dachgerüst aufgerichtet war, gab er ein fröhliches Richtfest. Da feierten auch alle Helfer mit. Nach dem Aufbringen des Richtkranzes wurde der Zimmermannsspruch verlesen: „Dem Bauherrn Segen, Heil und Glück! Nie treffe ihn ein Missgeschick! Er lebe hoch mit Frau und Kind / und alle, die verwandt ihm sind! Hoch lebe jeder immerdar, der bei dem Bau beschäftigt war.“ Anschließend gab er ein Gläschen Schnaps, der Hausherr warf sein Glas vom Neubau herab. Es musste zersplittern, sollte das Haus vor Unglück bewahrt bleiben.

Beim Einzug umkränzten Freunde und Nachbarn die Haustür. Vors Haus pflanzte man einen Nussbaum, der vor Blitzschlag schützen sollte. Einer buk Brot, das mit Salz über die Schwelle getragen wurde. Das bedeutete Segen fürs Haus und Schutz seinen Bewohnern vor Hunger. (Quelle:  Butz, Reinhardt/Folde, Werner:  Mein Sachsen lob ich mir. Berlin 1993.)

Die Einrichtung eines Hauses war einfach und zweckmäßig. Man besaß nur soviel, wie zum Leben und zur Arbeit nötig war. Die Ernährung war einfach und gesund. Fleisch gab es nur an Sonn- und Feiertagen. Wochentags kochte die Hausfrau dagegen fleischlos, z.B. eine Brotsuppe. Hier das Rezept: ½ Pfund altbackenes Brot, ¾ Liter Wasser, Malzkaffee oder Milch, Salz, Knoblauch oder etwas Kümmel. Die Brotwürfel in Flüssigkeit aufweichen, Gewürz dazu, alles kurz aufkochen und mit Salz abschmecken.

Das Brot wurde selbst gebacken, Malzkaffee aus Gerste geröstet und gemahlen, Milch gaben die Kühe oder Schafe auf dem Hof. Die Gewürze mussten allerdings auf dem Markt gekauft werden. Zahlungsmittel in unserer Gegend war der Gulden, was u.a. aus Jahresrechnungen dieser Zeit ersichtlich ist. Ein Gulden hatte 21 Groschen, 1 Groschen hatte 12 Pfennige, 1 Pfennig waren 2 Halblinge, auch Heller, Scharf oder Scherflein genannt. Daher stammt wohl auch der Ausspruch „sein Scherflein beitragen“.

 

  Kopf in den Sand stecken, Alexander Dölz, Kl. 3.

 

Auf den Busch klopfen, Alexander Dölz, Kl. 3.  

 

 

Jemanden in die Pfanne hauen, Nadine Reiche, Kl. 3.

 

                            Die Katze aus dem Sack lassen, Nadine Reiche, Kl. 3.

            Den Kopf in den Sand stecken, Elisa Clemens, Kl. 3.

Etwas an die große Glocke hängen, Elisa Clemens, Kl. 3.

Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm, Ayleen Frensel, Kl. 3.

 

Den Kopf in den Sand stecken, Ayleen Frensel, Kl. 3.

Jemandem etwas aus dem Ärmel schütteln, Franz Meinhof, Kl. 3.

Handwerkertraditionen: Wie einer Lehrjunge wurde.

Von Irmgard Grützbach aus Ruhlsdorf.

 

Die 14jährigen mussten sich den versammelten Meistern der Zunft vorstellen. Dabei wurde streng der Brauch eingehalten: Zur Aufnahme in die Lehre schlug der Meister „die Lade“ auf, das Innungsbuch wurde auf den Tisch gelegt. Der Lehrjunge erhielt gute Ratschläge, aber auch Ermahnungen und Warnungen. Die Lade wurde immer bei wichtigen Anlässen aufgeschlagen. In ihr waren wichtige Dokumente aufbewahrt. Das Gesprochene in einer solchen Zusammenkunft hatte besonderes Gewicht und erlangte durch die geöffnete Lade Gültigkeit. Ers hieß dann: „Vor offener Lade gesprochen und vereinbart.“

Zwei Zeugen bürgten dafür, dass der Lehrjunge „echt“ sei, nämlich ehrlich geboren und die Eltern übten ein ehrliches Gewerbe aus. Hatte einer die Lehrzeit bestanden, legte er eine Gesellenprüfung ab und ging meist aus der Werkstatt seines Meisters in die Welt hinaus, um Arbeit bei anderen Meistern zu suchen und um seine handwerklichen Fähigkeiten zu vervollkommnen. Aus der Zeit der Wanderjahre ist folgender Spruch überliefert: „Wer in Lenzen seiner Jahre / will was lernen und erfahren, der muss in die Ferne ziehn, der muss Wein und Jungfern fliehn. Sonsten wird er nimmermehr / mit sich bringen Kunst und Ehr.“

Zog ein Maurergeselle auf Wanderschaft, durfte er beim Einwandern in eine Stadt den Bürgersteig nicht betreten, sondern musste in der Straßenmitte gehen. Maurern war es verboten, Handschuhe zu tragen. Ihren Kopf bedeckte stets ein Hut, auch bei größter Hitze mussten sie ihr Halstuch tragen. Mancher Geselle knotete es an seine Kleidung. Kam der Geselle ans Stadttor, hatte er als Erkennungszeichen sein Felleisen auf der linken Schulter zu tragen. Der Maurergeselle fragte nach einem festgelegten Wortwechsel nach Arbeit und Herberge.

Bestimmte Bräuche haben sich bei Handwerkern bis heute erhalten. (Quelle:  Butz, Reinhardt/Folde, Werner:  Mein Sachsen lob ich mir. Berlin 1993.)

Auch in unserer Zeit gehen noch Handwerksburschen auf Wanderschaft. Sie suchen Arbeit nicht nur in Deutschland, sondern in ganz Europa. Auch weltweit sind ja keine Grenzen mehr gesetzt. Diese Jahre sind für die jungen Menschen lebensprägend, und aus dem Schatz der gesammelten Erfahrungen können sie während ihres gesamten Berufslebens zehren.

 

 

Die Flinte ins Korn werfen, Franz Meinhof, Kl. 3.

 

 

Haare auf den Zähnen haben, Franz Meinhof, Kl. 3.

Jemanden auf die Palme bringen, Alexander Dölz, Kl. 3.

 

    

Den Kopf in den Sand stecken, Alexander Dölz, Kl. 3.

Aus einer Mücke einen Elefanten machen, Natalie Könnicke, Kl. 3.

 

 

 Affentanz, Natalie Könnicke, Kl. 3.

 

 

Vor 300 Jahren – Kurfürstentum Sachsen und Kurkreis Wittenberg. Von Irmgard Grützbach aus Ruhlsdorf.

1694 wurde August der Starke Kurfürst von Sachsen und 1697 König von Polen. Er erhoffte sich durch seine Politik Territorialgewinne, die er jedoch auch im Großen Nordischen Krieg 1700 bis 1721 nicht erreichen konnte. Die Schweden verwüsteten zwischenzeitlich das Land, der Kurfürst musste zeitweilig auf die polnische Krone verzichten. August führte ein ausschweifendes Leben. Das vor allem veranlasste seine Frau Eberhardine, der Residenz in Dresden den Rücken zu kehren und sich mit dem gemeinsamen Sohn im Amt Pretzsch des Kurkreises Wittenberg niederzulassen. Sie bewohnte das dortige Schloss, der Sohn wurde 1710 in der Schlosskirche Lichtenburg konfirmiert. Als August das zu Ohren kam, beschloss er, „den Weibern den Knaben zu entreißen“. In Italien musste der Sohn 1712 den katholischen Glauben annehmen, da er ja als Thronfolger auch König im katholischen Polen werdne sollte. Die Ehefrau Auguste des Starken lebte bis zu ihrem Tode im Pretzscher Schloss.

Was bleibt von der Herrschaft August des Starken ist sein Verdienst um die Förderung der sächsischen Kunst und Kultur. Noch heute erfreuen wir uns an den Sehenwürdigkeiten der Dresdner Altstadt und an den Schätzen im Zwinger, die uns etwas spüren lassen vom Geist der damaligen Zeit.

 

 

Nachts sind alle Katzen grau, James Quaiser, Kl. 4.

Die Katze im Sack kaufen, Vicky Loche, Kl. 4.

Haare auf den Zähnen haben, James Quaiser, Kl. 4

Katzenwäsche machen. Ämilia Fritzsche, Kl. 4.

 

Eine neue, perfekte Übersetzung der lateinischen Grabinschrift in der Seydaer Kirche. Von Michael Hollwitz, Lateinlehrer am Gymnasium in Jessen.

 

„Gedenkstein für die Eltern, die sehr vermisst werden:

Dem edelsten und trefflichsten Mann Christian Friedrich Reinhardt, Durchlaucht Kurfürstlich-Sächsischer Rat und Gesandter und Amtmann für Seyda, 52 Jahre hindurch im Amt gewesen. Er wurde in Kolberg am 4. Februar 1703 geboren und starb in Seyda am 5. Oktober 1777

und

der hochachtbaren Ehefrau Sophia Concordia geb. Loeckellius, geboren in Berlin am 28. Oktober 1710, gestorben in Seyda am 14. Juli 1778.

Dies habe ich gemeinsam mit meiner lieben Gattin Loeckelia für unser Grab verfasst: Tod, deine Beute ist gering. Lange Erfahrung hat uns hinreichend gelehrt, wie wenig (selbst) das beste Leben zählt, wenn es nicht mit beständiger Mühe angefüllt ist, wie wenig (aber) Sorge, Betrübnis, Tränen, zuletzt der sichere Tod bedeuten (und) im Vergleich mit dem wahren Leben (sind) – außer eine kurze Wegstrecke – nichts als eine kurze Wegstrecke. Wir leben hier ein gewissermaßen zum geringsten Teil glückliches Leben. Nachdem der Tod triumphiert hat, folgt (nun) die wahre Glückseligkeit. Wir strecken uns freudig/fröhlich dorthin nach so viel Bedrängnis. Gegrüßt seiest du, erwünschte Ruhe! Gastliche Erde, lebe wohl! Und wer sich vornimmt, uns nachzueifern, hat fünf Jahrzehnte als Beispiel!/… dem ist unsere Geschäftigkeit/unser Fleiß fünf Jahrzehnte hindurch als Beispiel vorausgegangen.

Auch du, Seyda, lebe wohl!

Gern und heiter hat die Liebe der Tochter, des Schwiegersohns und der Enkel (dieses Grab) errichtet.“

 

Eine Eselsbrücke bauen. Ämilia Fritzsche, Kl. 4.

 

Da liegt der Hase im Pfeffer, Ämilia Fritzsche, Kl. 4.

 

Jemanden um den Finger wickeln, Ämilia Fritzsche, Kl. 4.

Die Wände haben Ohren! Svenja Hinrichs, Kl. 4.

 

 

 

 

 

Die Elbschifffahrt – und eine kleine Anekdote.

Erzählt von Franz Hirsch aus Seyda, gebürtiger Elsteraner, u.a.

 

Die Elbe brachte vielen Arbeit und Brot, so auch in Elster. Es gab viele Schiffer und auch Schiffseigner. Sie waren mit Lastkähnen zwischen Prag und Hamburg unterwegs. Zuerst wurden sie mit Pferden und über Seile gezogen, später revolutionierte die Dampfmaschine das Fortkommen. Stromabwärts brauchte man nun von der Goldenen Stadt bis zur Nordsee 4 bis 5 Tage. Transportiert wurden Kohle aus Tschechien, Bahnschienen, Baumaterial, Maschinen und viele andere Dinge. Die Schifferfamilien lebten auf ihren Kähnen. Manch ein älterer Elsteraner berichtet von dem Kindheitserlebnis, mit 5 Jahren ins Wasser geschmissen worden zu sein: Man musste unbedingt schwimmen können, sonst war das Mitfahren zu gefährlich. An der Elbe gab es Schifferschulen, zum Beispiel in Torgau und in Schönebeck. Dort wurden die Kinder abgesetzt und auf der Rückreise wieder abgeholt.

 

Auf so einem Schiff war wenig Platz, und alles musste seine Ordnung haben. So setzte ein Mann seine Frau in großes Erstaunen, weil er plötzlich anfing, alle Schränke auszuräumen. Sie rief: „Mann, was suchst Du denn?“ – „Deine Stimme!“.

Sie hatte lange Zeit kein Wort mit ihm gewechselt. Ob sie zusammen wieder alles eingeräumt haben, ist nicht überliefert.

(erzählt von Frau Hellner aus Listerfehrda beim Gemeindenachmittag im Mai 2014)

 

Den Nagel auf den Kopf treffen, Victoria Loche, Kl. 4.

Große Augen machen, Philipp Zuzel, Kl. 4.

 

Etwas hinter die Ohren schreiben, Nadine Reiche, Kl. 3.

 

Aus einer Mücke einen Elefanten machen, Marcel Opitz, Kl. 4

 

 

 

Carl Traugott von Hülsen - ein erstaunlicher Adliger hinterlässt Spuren in unserer Gegend.

 

In den 44.000 Einträgen der alten Kirchenbücher im Seydaer Pfarrarchiv finden sich kaum Namen von Adligen, gerade mal ein zugereister Amtsmann zu Beginn des 18. Jahrhunderts, zwei wohl sich auf der Durchreise befindliche Soldaten – und in Mark Friedersdorf der alte Baron Gottfried Heinrich Julius von Helldorf, der zur Jahreswende 1944/45 verstarb.

Im Jahre 1867 kaufte Carl Traugott von Hülsen das Wasserschloss Hemsendorf. Die Wurzeln seiner Familie lassen sich weit zurück verfolgen, mit dem Deutschen Orden waren die von Hülsens  gen Osten gezogen und lange Zeit in Ostpreußen zu Hause, unter Friedrich dem Großen kämpften sie, später auch im Befreiungskrieg - und erhielten viel Anerkennung. So ist am großen Denkmal des alten Fritz unter den Linden auch ein „von Hülsen“ unter seinen Getreuen verewigt. Der Vater des Carl Traugott hieß Lobegott Friedrich Carl, und auch seine drei Onkel hatten ähnliche Beinamen: Fürchtegott, Gottvertrau und Ehregott.

Carl Traugott von Hülsen ist eigentlich bei der Regierung in Magdeburg, Berlin und Merseburg tätig gewesen. Der Kauf von Schloss Hemsendorf war Bedingung: Er musste solch ein Anwesen in der hiesigen Provinz Sachsen erwerben – das hatte der preußische König zur Auflage gemacht, wenn er in seinem neuen Amt tätig werden wollte: Aus christlicher Überzeugung wollte Carl Traugott von Hülsen verhindern, dass skrupellose Profiteure aus der Not von Menschen Kapital schlugen, in dem sie hohe Versicherungen für sie abschlossen. Er ersann eine allgemeine Versicherung, die für jeden erschwinglich sein sollte. Es gelang ihm, einen solchen großen Verbund zu organisieren, erst für die Provinz Sachsen, dann für ganz Deutschland, dass dies Wirklichkeit werden konnte. Seine Idee war auch, die Feuerwehren zu schulen und die Feuerstätten in den Häusern zu kontrollieren – so konnten die Schadenssummen erheblich gesenkt werden – und damit wiederum die Beiträge. Mancher kann sich noch erinnern, dass die Feuerwehr ins Haus kam, um zu kontrollieren, ob ein Blech vor dem Ofen liegt: das hat sich einmal Carl Traugott von Hülsen ausgedacht. Er war auch für den Schweinitzer Kreis Abgeordneter im preußischen Abgeordnetenhaus und später im Reichstag. Dort meldete er sich auch zu Wort, natürlich, wenn es um „seine“ Versicherung ging, aber auch im „Kulturkampf“, als Bismarck Gesetze erlassen hatte, die die katholische Kirche in besonderer Weise trafen. Da trat er ans Rednerpult als evangelischer Christ und forderte, diese Gesetze zu kippen, denn sie seien Unrecht: und tatsächlich wurden sie dann aufgehoben.

Von Carl Traugott von Hülsen wird auch berichtet, ihm sei „keine Schwelle zu niedrig“ gewesen. Er sah seine Landarbeiter als „christliche Brüder im anderen Arbeitsrock“ – und besuchte sie, wenn sie krank waren, in ihrem Hause, um auch mit ihnen und für sie zu beten und zu singen. Ohne Zweifel ein besonderer Adliger! Weithin sichtbar aber ist bis heute der große Ruhlsdorfer Kirchturm – das erste, was man von Jessen sieht, wenn man von Westen aus auf der Bundesstraße oder per Bahn kommt. Er stiftete im Jahre 1886 die Ruhlsdorfer Kirche. Das war auch für ihn, den Regierungsbeamten, eine teure Angelegenheit, wie von seinem Sohn berichtet wird, der später das Erbe antrat. Im Vorraum der Kirche wurde im Jahr 2007 das Grabkreuz von Carl Traugott von Hülsen angebracht: Der mit seinem Leben ein Vorbild gab, dass die Liebe zu Gott und den Mitmenschen an erster Stelle zu stehen hat.

Die Familie des Kirchenstifters hat in diesem Frühjahr das Erbe ihres großen Vorfahrens fortgeführt, indem sie die Ruhlsdorfer Kirchengemeinde sehr tatkräftig unterstützte, die Eigenmittel für die Dachsanierung der Kirche vornehmen zu können.

 

 

 

 

Für jemanden die Hand ins Feuer legen, James Quaiser, Kl. 4.

 

Den Kopf in den Sand stecken, Michael Frenzel, Kl. 4.

 

 

Flinte ins Korn werfen, unbekannter Meister.

 

In den Mond gucken, Anna-Sophia Teich, Kl. 4.

 

Seyda und der Erste Weltkrieg.

Die „Urkatastrophe“ des 20. Jahrhunderts hat auch für die Menschen unseres Städtchens verheerende Auswirkungen gehabt. Auf dem Friedhof kann man die lange Namensliste der Väter, Söhne und Brüder lesen, die zwischen 1914 und 1918 auf furchtbare Weise ums Leben kamen. Wie sie nicht nur in ihren Familien, sondern auch in der wirtschaftlichen Entwicklung unserer Stadt fehlten, wurde in einer vorangegangen Festschrift schon einmal am Beispiel einer Straße, der „Neuen Straße“, gezeigt: Der Aufschwung wurde jäh gebremst, weil tüchtige Köpfe und Hände fehlten und die Not groß war.

Es war nicht nur die U-Bahn, die schon für Leipzig beim Bau des neuen Hauptbahnhofes in diesen Jahren vorgesehen war, die nicht realisiert werden konnte, auch zwischen Listerfehrda und Elster sollte ein großes Kanalprojekt beginnen, um eine direkte Verbindung von der Elbe in die Hauptstadt zu haben, an Seyda vorbei. So vieles war im Kommen – und konnte dann erst sehr langsam eingeführt werden, etwa die Kraft der elektrischen Energie. 1919 hielt sie in Seyda Einzug.

Im Seydaer Pfarrarchiv ist ein ganzer Stapel Feldpostkarten zu finden. Der Gadegaster Pastor Voigt schrieb seinen ehemaligen Konfirmanden ins Feld, das heißt, er schickte ihnen den Gemeindebrief an die Fronten im Osten und im Westen, und er bekam entsprechende Dankes- und Antwortbriefe, aus denen sich ein Bild auch von der Stimmung der Soldaten ersehen lässt. Am Anfang steht tatsächlich die Begeisterung, das Überschreiten der Grenze in Belgien etwa – aber dann kommt die erste Schlacht, der Kugelregen. Später dann sind die Karten und Briefe immer wortkarger: Der zermürbende Stellungskrieg, der manchmal an einem Tag viele tausend Tote forderte, hinterließ seine Spuren. In diesen Tagen ist ein altes Soldbuch aufgetaucht, was dokumentiert, was ein Soldat in den vier Jahren alles zu leisten und zu verarbeiten hatte, wenn er denn heil durchkam und nicht wie viele andere getötet wurde, in Gefangenschaft kam oder verwundet im Lazarett ankam. Eine Schlacht nach der anderen, eine Offensive nach der anderen – kaum mit einer Pause und kurzem Heimaturlaub. Was machte das mit den Menschen, die so viel Grausames erlebten: Die moderne Kriegsführung, die Menschen zerfetzte, vergaste, zu Staub aufrieb in Sekundenschnelle!

Die Not schlug zurück in die Heimat: Die Versorgung mit Lebensmitteln und allem, was man brauchte, wurde immer knapper. Hatte es doch kurz zu vor, in Friedenszeiten noch wie selbstverständlich Bananen, Kaffee und Fisch in Seyda gegeben! Diese Zeit war vorbei. Neben all dem anderen Leid war es auch schmerzhaft und symbolträchtig, dass Glocken abgegeben werden mussten. Manchmal ganz uralte Glocken, etwa in Naundorf von 1495, sollten nun mit ihrem Material dazu dienen, Menschen zu töten. Auch die Zinnpfeifen wurden aus den Orgeln entfernt. Später wurden sie notdürftig mit Ersatzmaterial ergänzt, erst in diesem Jahr, 2014, nach so langer Zeit erhalten die Orgeln in Gadegast, Zemnick, Gentha und Ruhlsdorf ihre Zinnpfeifen zurück.

An die Not nach dem Krieg erinnert auch das Sterz-Denkmal in der Heide. Es war einfach der Hunger, der Männer aus Seyda zur Wilderei trieb, und ein Forstgehilfe, Hans Sterz, der sich ihnen entgegenstellte, wurde „im Morgengrauen des 8.5.1921“ in der Heide erschossen. Die Inflation als Folge des Krieges traf insbesondere die Seydaer Kirchengemeinde hart: War doch einige Jahre vorher die gesamte Gemarkung Mark Zwuschen, die bis dahin in Besitz der „Oberpfarre Seyda“ war, verkauft – und der Erlös in Aktien angelegt. Sie waren nun wertlos, und zum ersten Mal mussten nun hier „Kirchensteuern“ erhoben werden, um die kirchliche Arbeit zu finanzieren.

Die Niederlage mit all ihrem Niedergang führte dazu, dass viele sich nach den alten Zeiten sehnten – und „einfachen“ Antworten eines „Führers“ folgten, was dann zu einer noch schlimmeren Katastrophe führte.

 

  Rosinen im Kopf haben, James Quaiser, Kl. 4.

 

Für einen die Hand ins Feuer legen, Patricia Krieg, Kl. 4.

 

 

Den Letzten beißen die Hunde, Patricia Krieg, Kl. 4.

 

Die Hosen voll haben, James Quaiser, Kl. 4.

 

Geld verbraten, James Quaiser, Kl. 4.

 

Jemanden auf die Palme bringen, Janis Busch, Kl. 2.

 

Der Hahn im Korb sein,  Janis Busch, Kl. 2.

 

 

Jemanden zur Schnecke machen, Elisa Clemens, Kl. 3.

 

Für jemanden die Hand ins Feuer legen, Elisa Clemens, Kl. 3.

 

 

 

 

 

V.i.S.d.P.: Thomas Meinhof, Kirchbogen 1, Seyda, 06917 Jessen.