Melnik: Wo die Moldau in die Elbe fließt
Aus Melnik haben wir zum ersten Mal 2019 Besuch bekommen, eine Jugendgruppe. Wir schauten uns gemeinsam die Lutherstätten an. Auch bei Taufen an der Elbe in Elster waren sie dabei und haben dies musikalisch mit der Gitarre schwungvoll begleitet.
Danach waren wir zum Gegenbesuch in Melnik und in Prag. Die Jugendlichen gehören zur Kirche der Böhmischen Brüder. Viele unserer Osterlieder sind von den „Böhmischen Brüdern“, wie man im Gesangbuch lesen kann – das entdeckten wir bei unserer Fahrt in der Osterzeit – und erlebten herzliche Gastfreundschaft.
In Melnik war der Sommersitz der böhmischen Könige, es ist wunderschön gelegen, und wir durften es sowohl aus luftiger Höhe wie auch „unterirdisch“ in vielen alten Gängen und Gruften entdecken. Dazu begegneten uns die drei Jans, die das Land geprägt haben: Jan Hus, der Reformator. Als er 1415 in Konstanz auf dem Scheiterhaufen verbrannt wurde, rief er. „Heute bratet Ihr eine Gans (Hus heißt tschechisch „Gans“) – aber nach mir kommt ein Schwan, der wird singen.“ Aus diesem Grund ist in Wittenberg oft an den Lutherstätten ein Schwan zu sehen: Es wurde als Prophezeiung auf Luther gedeutet, 100 Jahre später war die Reformation in Wittenberg erfolgreich.
Johannes Nepomuk wurde in der Gegenreformation in Böhmen eingeführt, man begegnet ihm vielfach als „Brückenheiliger“, unter anderem auf der Karlsbrücke in Prag. Er wollte dem König nicht erzählen, was die Königin gebeichtet hatte, deshalb ließ dieser ihn in die Moldau werfen. Er steht für das Beichtgeheimnis, was nicht zu brechen ist.
Jan Palach verbrannte sich selbst aus Protest gegen die Niederschlagung des „Prager Frühlings“ 1968. Die Jugendlichen aus Melnik besuchen die Schule, in die auch er ging, und recherchierten gerade seine Schulzeit, indem sie alte Lehrer und Schulkameraden fragten.
Bald fahren wir wieder hin! Es ist nicht weit, ca. 4 Stunden dauert die Hinfahrt.
14.6.2020