Elbpfarrer
2013
bis 2020
Es war zwei Tage, bevor die
Kapelle in Mark Zwuschen eingeweiht wurde, im August 2012, da besuchte mich
Superintendent Christian Beuchel. Ein paar Wochen vorher hatte er sein Kommen
angekündigt – es war ungewöhnlich, sonst wurde man nach Wittenberg bestellt.
Ich strich extra den Zaun vorm Pfarrhaus noch einmal und wusste wirklich nicht,
was da kommen würde: Gutes oder Schlechtes?
Wir aßen im Amtszimmer eine
Suppe zu Mittag – und es ging um Elster: Ob ich die Gemeinde mit übernehmen
würde, die Pfarrstelle sei nach Auslaufen der Schulpfarrstelle nicht mehr
existent. Natürlich entscheiden über solche Zuordnungen Gremien auf
Kirchenkreisebene, aber man wird gefragt, das gebietet der brüderliche Umgang
miteinander. Und ich sagte zu: Klar, es geht ja um den Dienst, und dafür bin
ich hier. Ganz sicher war sich mein Gegenüber wohl nicht, ob ich zustimmen
würde – sicher hatte er oft anderes erlebt. Das merkte ich und so wollte ich
dies entkräften und plauderte locker weiter: „Dann werde ich ja Elbpfarrer –
wie Hamburg und Dresden…“ – „Und Wittenberg.“ ergänzte er lächelnd und
erleichtert.
Luthers Bild von der Taufe aus
dem Großen Katechismus hatte mich schon in Studientagen beeindruckt, und ich
habe es oft gebraucht. Martin Luther wohnte an der Elbe, und er beschrieb die
Taufe als ein Schiff, was uns über die Wogen und Wellen des Lebens hinüber bis
ans andere Ufer bringt. Aus dem Schiff können wir immer herausfallen: Dann ist
es wichtig, dahin zurückzukommen, aber das Schiff zerbricht nicht.
„Wo die Elbe den Knick macht…“ –
so hatte ich schon oft in der weiten Welt meinen Wohnort beschrieben, nun
rückte ich also direkt heran. Elster kannte ich natürlich schon vorher: Gleich
in den ersten Tagen, beim Säubern der Seydaer Kirche vor meiner Ordination
1993, fiel mir ein großer Schrank in der Sakristei auf. Als ich ihn öffnen
wollte, rief eine Stimme von der Empore quer durch die Kirche: „Gehen Sie da
nicht ran, der gehört den Katholiken!“ Das weckte meine Neugierde, und ich fand
zahlreiche Utensilien der katholischen Gemeinde, die nach dem Krieg in der
Kirche zu Gast war: Offenbar bis 1957, denn die Messformulare waren noch
lateinisch und die Karten für die Caritassammlung datierten aus dieser Zeit.
Auch die Pfeife des Priesters war noch zu finden. Ich brachte das Marienbild,
die Bücher und die übrigen Dinge zur katholischen Kuratie in Elster, wo ich
eine Ordensschwester der Schönstatt, Schwester Dietgarda, antraf. Sie war damals
schon um die 70 und saß mit ein paar Kindern um den Tisch im kleinen Garten
neben der Kapelle, die sie gerade – wie ich später erfuhr – mit eigener Hand
kurz nach der Wende gebaut hatte. „Was machen Sie hier?“ fragte ich, und sie
antwortete: „RKW!“ Das kannte ich von zu Hause, aus dem Eichsfeld, „Religiöse
Kinderwoche“. Sie entschuldigte sich, dass sie wegen ihres Alters nur
vormittags für ein paar Stunden die Kinder bei sich haben könne – und ich bot
ihr an: „Nächstes Jahr machen wir das zusammen: Sie bringen das Material mit,
und wir machen das Zeltlager und die Küche.“ Daraus sind die
Kinderkirchenferientage entstanden, die sich bis heute Jahr für Jahr guter
Beliebtheit erfreuen. Sabine Hoffmann aus Elster war viele Jahre dabei – früh
die erste mit Brötchen aus Elster, und abends die letzte - , bevor sie in
Elster selbst ein Kinderzeltlager startete.
Mit Firmlingen und Konfirmanden
führten Schwester Dietgarda und ich auch das erste Stück zum Martinstag
gemeinsam in der Kirche in Seyda auf: Das war der Neustart der
Martinstags-Tradition in unserer Gegend, die nun zum Jahreslauf dazugehört.
Kurz darauf bekam ich Kontakt mit der Gemeindejugendpflegerin der
Verwaltungsgemeinschaft Elster-Seyda-Klöden, Frau Angelika Müller. Ich hatte
den Wunsch, einen Jugendkontakt über Grenzen hinweg aufzubauen, und sie
erzählte mir von ihren Erfahrungen in „Lagern für Arbeit und Erholung“ aus
DDR-Zeiten in Zary in Polen. Wir machten uns gemeinsam auf den Weg dorthin,
ihre alte Freundin Halina zu besuchen – daraus ist die Deutsch-Polnische
Jugendbegegnung geworden, die seit 1995 über viele Jahre stattgefunden und den
Feriensommer in Seyda gefüllt hat.
Einen Opersänger gab es, der aus
Elster stammte: Hilmar Vehse. In seiner Jugendzeit hatte er vielmals im Kino
den Film „Caruso“ gesehen – da stand für ihn fest: Das mache ich. Noch vor der
Mauer ging er in den Westen, nach Hamburg, und wurde dort „entdeckt“, sang auf
den Bühnen der Welt (zum Beispiel den Teve aus Anatevka) – und besuchte aber
schon vor der Wende seine alte Heimat und Verwandtschaft in Elster und Zemnick.
Er sang in den Kirche in Elster und begeisterte viele. Ich hatte davon gehört
und besuchte ihn in der Villa in Elster, wo er geboren war und nun wieder
wohnte. Er bat mich herein: Etruskischer Marmor im Treppenhaus, das Wohnzimmer
mit Balkon zur Elbe hin. Er hieß mich auf dem Sofa Platz zu nehmen: Er wolle
sich jetzt vorstellen – und sang mir eine Arie.
Viele Male hat er dann in Zemnick gesungen. Er sagte: „Ich singe so
lange, bis die Spenden für einen Kronleuchter reichen.“ Nach dem dritten Jahr
hatten wir immer noch keinen Kronleuchter, und er fragte nach. Ich antwortete
ihm: „Sie haben gesagt, Sie singen so lange, bis der Kronleuchter kommt. Wir
wollen aber gern, dass Sie immer wieder singen, so haben wir noch keinen
angeschafft.“ Er lachte – und hat uns dann nach dem Kronleuchter, der mit
seinen Lichtern an die 10 Gebote erinnert, auch noch das Dach „ersungen“. Als
ich dann später für Elster zuständig war, starb er – und ich hatte ihn zu
beerdigen.
So hatte ich Elster schon
einiges zu verdanken, bevor ich die Stelle antrat. Natürlich gab es Kontakte.
Pfarrer Schulze schenkte uns zur Verlobung zwei Sektgläser, sie stehen noch
immer im Schrank. Und immer mal wieder fuhr ein Jugendlicher aus Elster und
Umgebung bei einer Jugendfahrt mit, weshalb schon bevor ich dort war bekannt
wurde, ich würde bei Rot über Kreuzungen fahren. In Prag soll das mal passiert
sein – wobei man sagen muss, dass es damals noch kein Navi gab und es eben
nicht so einfach ist, in einer fremden großen Stadt einen Bus voller
Jugendlicher und ein nachfolgendes Auto zum rechten Ziel zu bringen. An das Rot
kann ich mich aber gar nicht mehr erinnern, nur an Smetanas Moldau in voller
Lautstärke in unserem Bus, als wir über die Brücken fuhren.
Nun sollte ich also Elster
dazubekommen, mit Meltendorf, Gielsdorf, Listerfehrda und Iserbegka. Wie sollte
das gehen? Es waren damals schon fünf Gottesdienste am Sonntag. Was tun?
Richtig lange habe ich darüber nachgedacht. Was geschieht mit
einer Gemeinde, wenn sie nicht regelmäßig Gottesdienst feiert? Das konnte und
kann man sehen, überall. Wie ist das also zu schaffen: Mit der gleichen Zeit
wie vorher – und doch mehr?
Was gehört zum Gottesdienst dazu?
Eine Predigt muss nicht lang sein, sondern: Man muss etwas
mitnehmen können.
Schließlich kam ich zu dem Schluss, bei den Liedstrophen ein
Stück Zeit einsparen zu können. Freilich ist das schmerzlich: Aber besser nur
10 Liedstrophen in einem Gottesdienst als gar kein Gottesdienst! Und ich fügte
die Orte wie eine Perlenkette aneinander, um die Fahrzeiten zu sparen. Das
kostet natürlich auch wesentliche Opfer: Man hat beim Verabschieden nicht sehr
viel Zeit: Aber da kann man sich verabreden, für einen Termin in der Woche. Das
größte Opfer war, dass ich fortan selten beim Gemeindecafé in Seyda dabei sein
konnte. Aber zu meiner großen Freude wurde es auch ohne mich weitergeführt, bis
heute. Und Andreas Gebhardt, Diakon und Leiter des Diest-Hofes, half mit seinen
Gottesdiensten meist am 1. Sonntag im Monat, dass ich dann dort in Seyda in
Ruhe Abendmahl feiern und anschließend das Gemeindecafe haben konnte.
Seyda veränderte seine Gottesdienstzeit von 10 Uhr auf 9.30 Uhr,
Elster von 10.15 Uhr auf 10.30 Uhr. Das war der Preis, und Gott sei Dank sind
die Fahrten unfallfrei verlaufen…
Vor meinem Dienstbeginn kam das
zweite große Hochwasser, was Elster und die anliegenden Orte schwer traf. Eine
Mainzer Gemeinde, in der ich einmal – für einen Monat – Vikar war, meldete sich
bei mir: Sie hatten gemeinsam mit dem Liedermacher Manfred Siebald („Es geht
ohne Gott in die Dunkelheit, aber mit ihm gehen wir ins Licht“) viele Tausend
Euro gesammelt. Dazu kam eine andere große Spende. Nun konnten dadurch viele
wenigstens eine kleine auch finanzielle Hilfe erfahren. Ich sehe noch die
blanken Straßen vor mir, und in Listerfehrdas Ortsmitte bewegte man sich mit
dem Kahn von Haus zu Haus. Eine Frau aus Seyda hatte mir einen großen
Blechkuchen in die Hand gedrückt, mit dem konnte ich in Elster unterwegs sein.
Und Herrn Quinque lernte ich in diesen Tagen kennen, der uns dann durch seine
Kontakte etliche Instrumente besorgte: Ein Harmonium für die Kapelle in Mark
Zwuschen, ein Klavier für den Diest-Hof, ein Klavier eigentlich für Elster –
aber dann für den Gemeinderaum in Gadegast.
Mein erster Dienst-Tag war der
1. Advent 2013. An diesem Sonntag gab es traditionell keinen Gottesdienst,
sondern ein Chorkonzert. Ich schritt also tapfer nach vorn in der vollbesetzten
Kirche, in der mich der Kirchenratsvorsitzende begrüßt hatte, sprach von der
Kette der Pastoren von Pastor Wittkopp an – der 1916 von Seyda gekommen und bis
1952 mit kurzer Unterbrechung (in der Nazizeit war er für einige Monate
„verbannt“) in Elster tätig und noch vielen bekannt war, zählte die Pastoren
bis zu meiner Vorgängerin, Pfarrerin Hendgen, auf – um über dieses Bild ein
Stück der Treue Gottes mit seiner Gemeinde zu vermitteln, in so wechselnden
Zeiten. Das war natürlich nicht einfach, denn allen war klar, dass nun die
Pfarrstelle Elster aufhörte zu existieren und ich aus einem anderen Ort kam.
Ich sprach ein Gebet für die Gemeinde und den Dienst – und verschwand dann
wieder im Publikum. Nach dem Konzert verabschiedete ich alle, und tatsächlich
fiel eine Frau vor meinen Augen die Treppe hinunter – ich konnte sie nicht
halten, es ging so schnell. Das brachte die Idee, einen behindertengerechten
Eingang zu schaffen, der nun vor kurzem Realität werden konnte.
Es gibt Sternstunden im Leben
eines Pfarrers, dazu gehört bei mir der Anruf nach einer Konfirmation in
Gadegast: Einer der Gäste wollte mehr über den christlichen Glauben wissen –
und hat sich dann taufen lassen – in der Kirche in Elster. Das war auch kurz
bevor ich dort zuständig wurde – in Absprache natürlich mit der Amtsvorgängerin.
Und nun war es sehr schwer gewesen, einen neuen Kirchenrat aufzustellen,
nachdem der alte aus Protest gegen die Stellenveränderung nicht wieder
angetreten war: Und da kam er nun in den Kirchenrat dort und hat in den Jahren
sehr viel zum Wachsen und Werden der Gemeinde beigetragen. Zum Beispiel
entstand die Internetpräsenz der Gemeinde durch seine Initiative, auch in der
Konfirmandenstunde wirkte er mit.
Ein Stück setzte sich das dann
auch noch fort: Es gab Wiedereintritte – jemand vom Heimatverein, wo ich mich
über die große Unterstützung bei vielen Dingen, zum Beispiel beim Martinstag
mit den Hörnchen, immer sehr gefreut habe; eine Steuerberaterin – ein
Steuerbüro ist ja in diesen Zeiten ein wesentlicher Ort der Entscheidung über
Kirchenmitgliedschaft. Und schließlich ein ganz spektakulärer Eintritt: Ich
hatte meine Jungs zum Sportverein in Elster gebracht und fuhr zurück, da rannte
ein Mann in Badehose auf die Straße und stoppte mein Auto: Er müsse mich
unbedingt sprechen. Ich begleitete ihn in seinen Garten hinter dem Haus, er
sagte: Er habe alles vorbereitet, er würde die Papiere holen: Er wolle wieder
in die Kirche eintreten.
Über solche und andere Ereignisse habe ich mich sehr gefreut, und
sie haben mir über manches hinweggeholfen.
Aber selbst die schwierigsten
Dinge können sich zum Guten wenden! Einmal habe ich mich in einer
Kirchenratssitzung sehr geärgert. Ich weiß nicht mal mehr, warum. Natürlich
könnte ich im Protokollbuch nachschauen – aber was würde das bringen?
Vielleicht würde ich mich wieder nur ärgern! Damals hatte ich eine bessere
Idee! Um 1 Uhr in der Nacht stand ich auf, im Bewusstsein, sowieso nicht
schlafen zu können, und sagte mir: Jetzt machst Du etwas, was Dir richtig Spaß
macht und was Du immer schon machen wolltest! So setzte ich mich an den PC und
schrieb die kleine Broschüre „Wir sind Lutheraner“, die die Beziehungen von
Seyda und den umliegenden Orten zur Reformation beschreibt. Sie floss mir aus
der Hand, kurz nach 5 war ich fertig -
und glücklich. Diese kleine Broschüre wurde inzwischen in etliche Sprachen
übersetzt und hat viele eingeladen, unsere Region zu entdecken. Schließlich kam
ein Verleger aus Herzberg und wollte daraus – auf seine Kosten – einen Bildband
machen, was dann auch geschehen ist. Wenn ich es so überlege, ist das eins der
besten Sachen, die ich Elster verdanke…
Das Heftchen brachte auch viele
Dänen zu uns – so eine Schar dänischer Konfirmanden, die in allen Orten des
Pfarrbereichs, auch in Elster, untergebracht waren. Sie wünschten sich einen
Lutherbaum im Luthergarten in Wittenberg zu pflanzen, und ich sagte: „Das geht
doch nicht! Schaut mal hier: Der Bischof von Südafrika! Der Weltkirchenrat!
Aber wir?“ Doch sie ließen nicht locker, ich rief den zuständigen Pfarrer an,
der sagte, er hätte noch einen Baum, „aber heute abend nicht mehr…“ Und ich
sagte: „Nein, heute abend nicht, aber morgen früh um 9! Denn dann fahren sie
wieder!“ – „Wie stellst Du Dir das vor, da muss man doch eine richtige Andacht
halten!“ – „Das lass mal meine Sorge sein, also: Morgen früh um 9!“ – „Gut.“ Am
nächsten Morgen ging es also auf nach Wittenberg, die Gitarre im Gepäck,
unterwegs dachte ich: Wir müssen doch etwas singen, Deutsch und Dänisch – wie
machen wir das… Und mir fiel auf eine gerade bekannte Melodie ein: „Wir sind Lutheraner!
Vi er lutheranere!“ Das wurde der Kehrvers. Und die Strophen? Na, Luthers
Sprüche haben ein prächtiges Versmaß, das passt: „Ist´s Gottes Werk, so wird´s
bestehn; ist´s Menschenwerk, wird´s untergehn!“ - „Mit unsrer Macht ist nichts
getan – ein feste Burg ist unser Gott!“ – „Gott über alle Dinge fürchten,
lieben und vertrauen!“ – „Wenn die Welt morgen untergeht, pflanz ich heut ein
Apfelbäumchen!“ – Die Premiere klappte wunderbar. Wir zogen mit der Gitarre
vorneweg zum Luthergarten, die große Schar der Konfirmanden hinter uns. Ich
hielt Ausschau: Keiner da! Was machen? Ich fing an, den Kreis herumzulaufen.
Und hielt Ausschau, beim Singen. „Mit unsrer Macht…“ Wir waren gut dreiviertel
herum um den Kreis der Lutherrose, und mir war noch nichts rechtes eingefallen,
da kam eine Fahrradfahrerin, winkte kräftig – die Sekretärin des Pfarrers vom
Luthergarten. Sie führte uns den rechten Weg – erst noch einmal singend um das
Lutherdenkmal auf dem Markt herum Richtung Neues Rathaus. Der zweite Baum dort
an der Ampelkreuzung ist unser Baum geworden, eine Silberlinde. Sie dreht bei
Sonnenschein ihre Blätter, und sie leuchten silbern zurück. War doch eine
prächtige Vorlage für die Predigt: Dass Gottes Liebe uns anstrahlt, und wir sie
zurückgeben dürfen. Dazu der Psalm vom Guten Hirten – und dass die Konfirmanden
bestimmt mal wiederkommen nach Wittenberg – manche vielleicht als Lehrer,
andere als Bauern oder Dachdecker oder Pastor oder Krankenschwester – aber
egal, ob sie als König oder als Hirte kommen (beides war David, der
Psalmdichter), das gilt immer: „Der Herr ist mein Hirte!“ – Auf der Platte
stehen sonst normalerweise die Namen der Bischöfe oder Pastoren. Das machten
wir anders. Ich sagte: „Es müssen alle Gemeinden draufstehen.“ - „Das geht
nicht!“ Ich sagte: „Alles andere lassen wir weg.“ Und so stehen sie nun drauf,
eng gedrängt, aber vollständig: Auch Elster hat so einen Lutherbaum im
Luthergarten.
Und sowohl in Dänemark als auch in Elster wurde ein
„Korrespondenzbaum“ gepflanzt: In Elster zu einem „Luthertag“ im Mai 2017 im
Freizeitpark. In einer kleinen Prozession mit Saxophon vorneweg zogen wir hin
(natürlich mit dem Luther-Lied). Und im Anschluss gab es ein Rockkonzert von
den „Einzigsten“, einer Band des Gymnasiums. Das vierte dieser Art. Drei gab es
vorher, bei „Adventure Rock“ in Elster, in der Kirche, am Freitag vor dem 1.
Advent. Da stellten sich verschiedene Bands vor. Ca. 80 Besucher waren dort
jeweils gekommen.
Auch sonst gab es in Elster viel
zu erleben und viel zu lernen. In der kleinen Zusammenfassung für die
Konfirmandenprüfung kommt der Punkt „Ökumene“ und „Sekten“ vor. Ich weiß wohl,
dass das ein nicht mehr ganz politisch korrekter Begriff ist in diesen Tagen.
In Elster traf ich nun auf eine gewisse Vielfalt religiöser Strömungen: Die
Johannische Kirche ist dort zu Hause und fest verankert, und die
Neuapostolische Kirche war es auch. Ich bin da für Klarheit: Ich kann manches,
was dort gelehrt wird, nicht gutheißen. Das ist auch so geblieben. Aber ich
lernte nun die Menschen kennen, die dazu gehören. Einfach in der Bahn, bei der
Hilfe für einen bedürftigen Fahrgast. Oder bei einer Jubelkonfirmation, wo die
Enkel für ihre Oma und ihre Schulkameraden sangen. Oder einfach am Kaffeetisch
zum Geburtstag oder im Blumenladen.
Es waren freundliche Begegnungen, ja, sogar manche Unterstützung
bekam ich da. Die roten und weißen Rosen für den Umzug mit der neuen Glocke in
Seyda 2017 kamen aus Elster.
Ich habe schon überlegt, ob es an der Zeit wäre, Gespräche zu
führen, um zusammenzukommen. Mir wurde erzählt, dass beispielsweise die
Neuapostolische Gemeinde einmal wegen eines Zerwürfnisses in (unserem)
Kirchenrat entstanden sei. In unseren Zeiten ist das gemeinsame christliche
Zeugnis besonders wichtig – aber ich denke, für „Konsensgespräche“ sind andere
an anderen Stellen berufen.
Geburtstagsbesuche haben mich in
viele Häuser geführt. Das war immer sehr spannend und bereichernd. Auch die
Erfahrung in den ersten Monaten: „Was wollen Sie hier?“ und „Meine Freunde sind
da, lassen Sie mal Ihre Trompete im Koffer.“ Bald aber fühlte ich mich immer
willkommen, oft war der Tisch schon gedeckt. Wie sonst hätte ich so viele
freundliche Leute kennengelernt, und so manches erfahren: Über die Büttenreden
von Elster – dass sie auch schon mal Kirchenleute in Wallung versetzt haben -,
über das Leben und die Liebe, Freud und Leid, dass auch Leute aus Elster bei
„extinction rebellion“ in Berlin dabei sind, mancher unverschämt Glück hatte
und anderer großes Pech. Ich hätte es viel schwerer gehabt zu predigen, ohne
diese Besuche, weil mir die Beispiele aus dem Leben gefehlt hätten.
Eine rechte „Gardinenpredigt“
habe ich auch einmal gehalten. Da waren Syrer in der Friedensstraße eingezogen,
in einer Wohnung parterre, und die Leute redeten über sie, weil sie immer die
Jalousien unten hatten. Was die da wohl machten! Und ich erklärte, dass es gar
nicht viel anders ging, weil sie sonst wie im Aquarium saßen: Beobachtet von
allen, die vorbeigingen, bis in den letzten Winkel hinein – denn sie hatten
keine Gardinen.
Das führte dazu, dass sich sofort nach diesem Sonntag eine
couragierte Frau auf den Weg machte. Sie sagte ihrer Freundin: „Ich gehe jetzt
da rein, und wenn ich in einer halben Stunde nicht wieder da bin, holst Du die
Polizei!“ Nun war es aber gar nicht so einfach, hineinzukommen, denn die
Jalousien waren unten. Sie klopfte etwas angstvoll – und die drinnen hatten
auch Angst, wie sich später herausstellte. Aber sie ließ nicht locker, und
schließlich wurde sie hereingelassen. Und es ergab sich – trotzdem es überhaupt
keine Sprache gab, die beide Seiten kannten – eine muntere Unterhaltung. Diese
dauerte viel länger als eine halbe Stunde… und es ist nur einem glücklichen
Umstand zu verdanken, dass die Polizei nicht gerufen wurde. Jedenfalls waren
bald Gardinen an den Fenstern – und neue Freundschaften entstanden.
Zur ersten Christvesper war ich
2013 in Elster: Ich habe in Erinnerung, dass beim Segen ein kleiner Junge auf
mich zu zum Altar kam und mich drückte, das war eine herzliche Begrüßung.
In den nächsten Jahren ergab es sich gut, dass das
Predigerseminar Möglichkeiten suchte, mit ihren Kandidaten Gottesdienste zu
feiern. Das gab eine Abwechslung der Prediger für Elster – und für Heilig Abend
eine gute Möglichkeit, denn da ist es noch viel schwieriger als an normalen
Sonntagen, alle 10 Christvespern „unter einen Hut“ zu bekommen. Elster wurde so
zu einem „Sprungbrett“: Der in Elster 2018 die Christvesper hielt, war 2019
Bischof für Mitteldeutschland, und Frau Dr. Metzner, die sowohl beim Sommerfest
als auch zu Weihnachten oft in Elster war, ist nun unsere neue
Superintendentin.
Gleich in meinen Anfangstagen
als Pfarrer – in der ersten Woche, 1993, nahm mich der damalige Seydaer
Bürgermeister, der auch Lehrer war, mit zur Sekundarschule in Elster. Dort
sollte ich dann spontan eine Rede halten, vor der Lehrerschaft, alle hatten ein
Sektglas in der Hand – und nun mal los!
Da kam mir entgegen, dass ich – frisch vom Predigerseminar – dort
eine Arbeitsgemeinschaft „Gelegenheitsansprachen“ besucht hatte. Jeder musste
dort immer einen Zettel ziehen und innerhalb von 5 Minuten eine Rede zimmern –
und ich hatte schon mal so einen Zettel gezogen: „Schule – Schulanfang – vor
Lehrern“. Passte prima, da konnte ich gleich loslegen.
Den Direktor kannte ich also schon länger, und als Pfarrer, da
träumt man natürlich davon: Wenn der in die Kirche kommen würde, das wäre
schön.
Und das geschah dann, ich konnte es kaum fassen, denn er kam nicht nur selber,
sondern brachte seine ganze Schulklasse mit: Zur Goldenen Konfirmation. Es war
wirklich wie ein Traum. Und ich bekam von ihm auch große Unterstützung, als ich
eine kleine Chronik für die Kirchengemeinde schreiben wollte.
Sie wurde im Advent 2014 fertig.
Da konnte ich auch Religionsunterricht in der Grundschule geben. Durch zwei
Zemnicker Kinder aus meinem alten Pfarrbereich wurde die Mindestzahl erreicht,
und das Fach konnte wieder erteilt werden. Eine Herausforderung für mich, zwei
Stunden hintereinander so Dritt- und Viertklässer vor sich zu haben, im Rahmen
der Schule. Nun, ich denke, sie können alle heute noch den Psalm vom Guten
Hirten und manches Lied, denn das gehörte zum Ritual – und ich freue mich sehr,
dass sich etliche von ihnen auch zur Konfirmation gemeldet haben. Ein Teil des
Unterrichts bestand in Geschichte – ich dachte, das würde doch interessant sein
für die Kinder – und auch für mich war es eine Entdeckung – der Bischof, der
die erste Urkunde schrieb, auf der „Alstermünde“ erwähnt ist, und all die
Geschichten dazu. Ich versuchte, sie spannend zu erzählen und auszumalen – und
die Kinder taten mit ihrer Phantasie noch vieles dazu. So haben wir nun auch
Illustrationen aus den Zeiten, wo es noch keine Fotos gab. Ein Bild zum
Beispiel ist auf dem neuen Kalender 2020: Da hatte Elster 10 Jahre lang keine
Kirche, weil sie abgebrannt und erst wieder neu gebaut werden musste. Es kam
der Vorschlag, den Gottesdienst im Gasthaus abzuhalten, aber der Pfarrer lehnte
brüsk ab. So wurde auf dem Boden des Pfarrhauses gefeiert, mit über 200
Menschen wohl, so berichtet die Chronik, und auf dem Kinderbild kann man sehen,
wie die Leute erst viele Treppen durch Schlafzimmer, Wohnzimmer, Küche der
Pfarrwohnung überwinden müssen, um unter das Dach zu gelangen…
Die Chronik hat mir viel erklärt: 1932 gab es nur 3 Prozent, die
in der Landwirtschaft beschäftigt waren, die meisten waren – wenn sie nicht
Schiffer oder Handwerker waren – in den Industriegebieten in und hinter
Wittenberg tätig. Sie hatten also einen ganz anderen Lebensrhythmus als die
Bauern in den umliegenden Orten, und sie waren ganz anderen Einflüssen
ausgesetzt. Pastor Wittkopp war selbst ein Roter, warnte in seinen Predigten
„Wer Hitler wählt, wählt den Krieg“, wurde „verbannt“ und klagte sich aber
zurück, so dass er nur 11 Monate weg war.
Als ich mich einmal um den Zaun vor dem Pfarrhaus kümmerte, kam
ein Mann mit langem Lodenmantel vorbei und fragte, wer hier wohne. Es war der
Schwiegersohn von Pfarrer Wittkopp, gerade zufällig in Elster – und so konnte
ich vieles über diesen meinen Vorgänger in Seyda und in Elster erfahren. Zum
Beispiel, dass er ein strikter Antialkoholiker war und schon in den 20iger
Jahren das Abendmahl mit Waldmeisterbrause feierte. Das meiste aber über die
Zeit ist von seinem behinderten Sohn überliefert, der mit der Schreibmaschine
seine Beobachtungen festhielt. „Nur Pastors Gänse fliegen so hoch“ – so heißt
der Titel der kleinen Kirchengeschichte nach der Begebenheit, die er erzählt:
Dass die Straßenlampen vor dem Haus zerschlagen wurden und der Pastor
beschuldigt wurde, es gewesen zu sein.
Ein sehr gutes Verhältnis fand ich
zum Bürgermeister vor, der regelmäßig zum Beispiel die Andacht zum
Volkstrauertag besucht. Als wir einmal Experten in Seyda hatten, um über die
Eröffnung eines Einkaufsmarktes nachzudenken, fragte ich in der
Stadtverwaltung, ob wir auch in Elster anhalten könnten und sich dort
vielleicht eine Symbiose entwickeln würde – sofort war er persönlich da und
setzte sich dafür ein. Leider ist das Projekt in Seyda (noch?) nichts geworden.
Mit seinen Möglichkeiten hat er
das Projekt „Kapelle Listerfehrda“ unterstützt; wie die Stadt vorher den alten
Pavillion pflegte, so kommt auch jetzt wöchentlich der Reinigungsdienst vorbei.
Doch das ist eine andere Geschichte. Ich lernte Herrn Karschunke
kennen, der viele Jahre Bürgermeister von Listerfehrda war – bei Geburtstagsbesuchen
trafen wir uns. Und er erzählte mir, dass er seinem Gemeinderat oft die
Begebenheit vor Augen hielt, die sich in Listerfehrda zu Beginn der 50iger
Jahre ereignete. Da gab es einen kommunistischen Bürgermeister, und der hatte
ein konkretes Projekt, eine Kirche für Listerfehrda zu bauen: Mit Bauland,
Zeichnung und allem, was dazugehörte. Doch der Gemeinderat zögerte bei seiner
Entscheidung. Über Nacht verließ der Mann dann – in diesen unruhigen Zeiten war
das nicht selten – die Republik, – und der Plan war geplatzt. Es war nicht mehr
möglich, eine Kirche zu bauen. Diese Geschichte nahm Herr Karschunke zum
Anlass, seinen Gemeinderäten zu verdeutlichen: Wenn etwas möglich ist, dann
müsst Ihr es auch tun, sonst schließt sich das Zeitfenster, und dann geht es
nicht mehr.
So hörte ich also von diesen für
mich erstaunlichen Plänen für einen Kirchenbau in Listerfehrda. Ein wenig
später kam die Caritas nach Elster, viel Gutes hat sie getan im Rahmen der
Hochwasserhilfe. Der Chef besuchte mich und fragte, ob ich einen Kapellenbau in
Listerfehrda unterstützen würde. Meine Antwort war eher vorsichtig: Ja – wenn
die Listerfehrdaer das auch wollen. Und sie wollten es. 30.000 Euro sollten zur
Verfügung stehen, da war schon etwas zu machen. Doch ist das Kapelle-Bauen
heute nicht sehr populär. Bald wurde der Caritasmann von kirchlichen Stellen
gebeten, das zu überdenken. Das bekam ich zunächst nicht mit, ich fragte den
Kirchenrat, und der beschloss einmütig, einen Kapellenbau „wohlwollend zu
begleiten“. Nun war es umgekehrt: Die Listerfehrdaer fragten mich: „Wann geht
es denn los?“ So machte ich mich auf den Weg zur Caritas und fragte nach, und
bekam heraus: Es geht nicht mehr, 30.000 Euro sind nicht da, nur noch 3.000.
Was also tun? Mit dem Zimmereibetrieb Frenzel aus Seyda und mit den
Listerfehrdaern berieten wir gemeinsam vor Ort, einen bestehenden Pavillion
entsprechend umzubauen – mit den Mitteln, die da waren. Als nun alles
besprochen war und auf den Weg gebracht, fragte ich gleich wieder bei der
Caritas nach… Am Ende kam von dort nichts dazu. Aber immerhin die Idee kam von
dort! Und auch das Nicht-Zahlen hatte einen guten Effekt, denn nun war zu
spüren, dass die Listerfehrdaer das Projekt richtig wollten: Wir zogen mit
einem kleinen Posaunenchor zweimal durch den Ort (immer, so lange die Puste
reichte), und sammelten dabei kurzerhand über 1000 Euro. Es wurden meistens
50-Euro-Scheine gegeben.
Schließlich halfen noch viele freundliche Spender aus der Nähe
und der Ferne, das Geld aufzubringen, zum Beispiel die Macher des
Adventskalenders „Andere Zeiten“. 2016 im Herbst wurde die Kapelle eingeweiht.
Ab und zu ist auch ein Ausflugsgottesdienst dort, von Elster aus. Aber ganz
regelmäßig ist Donnerstag früh um 9 Uhr eine Andacht. Da ist die Kapelle bisher
meistens gut gefüllt gewesen – so viel passen natürlich nicht hinein, aber wir
sitzen jetzt auch im Winter auf Styroporkissen und trinken warmen Tee – und
singen, hören Gottes Wort, beten – und erzählen uns miteinander. Auf dem neuen
Kalender sieht man, dass immer wieder auch Gäste vorbeikommen, ist es doch
direkt am Radweg, und die Lutherrose weist darauf hin, dass Wittenberg nahe
ist. Im September machte die Lutherwanderung hier Station zu einer Andacht. Das
ganze Jahr über wird die Kapelle von den Listerfehrdaern liebevoll geschmückt.
Die Schnitzbilder hat Elisabeth Kraatz angefertigt, die in Oberammergau
ausgebildet wurde und in Seyda wohnt. Man kann neben der Lutherrose, deren
Kreuz das Altarkreuz bildet, links ein Adventsbild (Elisabeth und Maria
begegnen sich) und rechts ein Osterbild sehen (die Emmausjünger treffen Jesus),
außen an der Kapelle einmal Petri Fischzug und zum anderen Mose am brennenden
Dornbusch. Die Entwürfe hat meine Mutter gezeichnet. Die Kapelle heißt „Kapelle
der Begegnung“.
So gibt es im Norden des Elbe-Seyda-Radweges, der Flämingskate
und Elberadweg verbindet, eine Kapelle in Mark Zwuschen, und im Süden – eine in
Listerfehrda. In diesem Monat wird in der Mitte, auf dem Diest-Hof, die
„Kapelle zum Guten Hirten“ eingeweiht.
Zu einem Geburtstag bekam ich aus Elster einmal ein großes Bild
mit einem bunten Glasfenster geschenkt: Aus Gläsern, die 1945 bei einer großen
Explosion eines Munitionszuges aus den Kirchenfenstern flogen. Dieses bunte
Glasfenster soll nun in der Kapelle einen Platz finden, der Einbau ist
beauftragt.
Unweit der Kapelle in
Listerfehrda sind in monatelanger Arbeit kleine Kunstwerke entstanden: Frauen
malten zur Bibel. Die Bilder hängen im Gemeinderaum und in der Kirche:
Sturmstillung, Seligpreisungen, Hohes Lied der Liebe, Auferstehung heißen die
Themen. Die Vernisage in einem Gottesdienst war recht eindrücklich: Manche
hatte zum ersten Mal im Leben Kontakt mit der Kirche und einem Bibeltext, und
bis heute sprechen die Bilder uns an.
Die Malaktion wurde von der Caritas getragen, und auch der
Vorschlag für den „Lebendigen Adventskalender“ kam von dort. Er findet nun seit
einigen Jahren regelmäßig statt und trägt zur Gemeinschaft in dieser schönen
Zeit bei.
In der scheinbar schlichten
Elsteraner Kirche kann man vieles entdecken. Nicht nur der große Kirchturm ist
imposant, auch das große Schiff auf der Spitze hat eine schöne Aussage der
Gemeinschaft. Anker, Herz und Kreuz sind oft zu entdecken, etwa an den
Türbeschlägen, der Taufe oder in einem Fenster im Vorraum, sie stehen für Glauben,
Liebe und Hoffnung – das, was immer bleibt (1 Kor 13,13). Die alten Grabsteine
erzählen vom „Stedtlein Elster“. Die Hälfte der Orgel soll Bach schon gespielt
haben – und schließlich hat die Kirche drei große Glocken, das gibt es selten
in der Region. Auch auf dem alten Friedhof vor der Kirche sind besondere
Grabsteine zu finden: Porzellanere, in Buchform, und auf den Sandsteinen mit
Schiffmotiven.
In eine Nische der Kirche von
außen passte einmal die ganze Christenlehregruppe – für ein Foto; und ich kam
dabei auf die Idee, dass man dort auch schön Statuen aufstellen könnte – es war
2016, wo wir gerade eine aus dem Riesengebirge für die Kirche in Mellnitz
bekamen.
Der alte Konfirmandensaal neben der Kirche erfuhr und erfährt
auch eine Sanierung. In ihm fand ich ein altes Harmonium, was die Holzwürmer
bereits fast vollständig übernommen hatten. Es gab eine Möglichkeit, es in
einer Kirche südlich der Elbe zu „vergasen“. Beim Warten auf die Transporteure
hatte ich Zeit, unerwartet… Was macht man da… Ich zählte einmal im
Gottesdienstbuch die Besucherzahlen heute –
und vor 20 Jahren, also nach der Wende – und vor 30 Jahren – und kam zu
dem erstaunlichen Ergebnis, dass sie fast gleich waren.
Das Archiv konnte vom Dachboden
in ein Nebenzimmer des Gemeindebüros verlegt werden. Am Beginn hatte ich große
Sorge um die alten Kirchenbücher, die in Holzschränken untergebracht waren. Ein
Brand hätte diese einmaligen Urkunden alle vernichten können. Mein Vater gab
mir den Tipp, die Banken zu fragen, und ich wurde bei der Volksbank in
Liebenwerda fündig, die gerade eine Filiale räumte. Ein ortsansässiger
Fuhrbetrieb (die Frau stammte aus Elster) übernahm freundlicherweise den
Transport.
Es war schon spannend, im innersten Raum der Bank zu stehen,
hinter vielen Gittertüren, die sich vorher für uns geöffnet hatten. Nun drückte
der Bankdirektor ein paar Knöpfe, und es gingen alle roten Lampen an: Alarm! Er
verschwand – er müsse mal schnell Bescheid geben – und ich stand alleine vor
den Tresoren. Innerhalb von drei Minuten war ich nicht mehr allein: Die Polizei
stand neben mir… Aber die Tresore waren ja zum Glück leer, meine Geschichte
schien zwar etwas seltsam, aber wurde dann natürlich von dem zurückkehrenden
Bankdirektor bestätigt.
Jedenfalls sind die Elsteraner Kirchenbücher nun sicher verwahrt.
Beim Sortieren der Akten kamen viele skurrile Dinge zu Tage. So sollte der
Pfarrer nach dem (für Sachsen verlorenen) Befreiungskrieg von der Kanzel
verkünden: „§ 1: Schon immer waren Preußen und Sachsen sehr herzlich verbunden.
§ 2: Aus großer Freundschaft tritt Sachsen die Gebiete um Wittenberg (zu denen
Elster gehörte) nun an Preußen ab.“ – Eine Postkarte aus den 50iger Jahren
bestätigt, dass eine Jugendfahrt nach Mecklenburg mit Schlafen im Heu
stattfinden kann. Und der Name „Gudrun Müller“ steht schon in den siebziger
Jahren unter den Jahresrechnungen, 2019 wurde sie im Kreiskirchenamt
verabschiedet, wohl kaum jemand war so lange für die Kirchengemeinde tätig.
Kantorin Julia Jira wohnte kurze
Zeit im Pfarrhaus, sie heiratete in der Elsteraner Kirche und hieß dann
Reinhold. Zu dem neu gegründeten Jessener Kinderchor nahm sie auch Elsteraner
mit. Besonders für das Baby-Sitting erfuhr sie Hilfe aus der Elsteraner
Gemeinde. An der Orgel übte sie, was dazu führte, dass zu einem Martinstag mal
kein Schlüssel verfügbar war: So fand das Spiel naturnah und lebensecht draußen
statt: „Am Stadttor von Amiens lag ein Bettler und fror…“ Es ging danach wie
immer fröhlich durch Elster zum Anker, wo sich die Laternen in der Elbe
spiegelten und es Glühwein, Kinderpunsch und Würstchen gab. Die Tradition des
Martinstages wird nun durch Gemeindepädagogin Andrea Fritzsche geb. Hellner
fortgeführt, die auch die Zahl der Christenlehregruppen wieder auf zwei erhöhen
konnte.
Eine ganz freundliche Seite der
Elsteraner Gemeinde zeigte sich bei der Unterstützung für Kantor Napoleon
Savelli, der mit seiner Familie aus Venezuela kam und jetzt im Pfarrhaus wohnt,
er hatte dort schon am Konservatorium in Caracas als Dozent für Orgel und
Kirchenmusik gearbeitet. In drei Pfarrbereichen ist er tätig, und das für 50%,
und nebenbei absolviert er noch die Hochschule für Kirchenmusik in Halle,
brauchte einen deutschen Führerschein, ein Auto, musste sich hineinfinden in das
Leben hier. Da war und ist es gut, dass helfende Hände da waren und sind!
Elster hat viele Straßen: 10
Stunden braucht man, wenn man alle Haushalte mit Gemeindebriefen versorgen
will. Was für ein Glück, dass das in den letzten Jahren ganz treu und zuverlässig
Familie Kettmann getan hat – einen ganz großen, herzlichen Dank dafür!
Die Gemeindenachmittage in
Listerfehrda und Elster sind feste Kreise, die es schon lange gibt. In Elster
ist er langsam wieder gewachsen, bis die große Runde voll war. Eine fröhliche
Gemeinschaft, die – wie keine andere sonst – zurückfragte und sich einbrachte
und wo wir miteinander auch viele Ausflüge unternahmen, mit der Kutsche oder
mit dem Bus, nach Torgau zu Katharina von Bora oder nach Wittenberg zu einer
Ausstellung über moderne Kunst oder ins Kino zu „Zwingli“. Eine pensionierte
Lehrerin gestaltete einen Vortrag über Cranach. Gemeinsam wurden
Hausgeschichten geschrieben, so über den Markt – der Beweis dafür, dass Elster
einmal eine Stadt war, denn nur eine Stadt hat einen Markt; und über die
Bahnstraße, durch die die große Entwicklung Elsters nach der Industrialisierung
begann.
Bemerkenswert war auch die Aufnahme eines Afrikaners aus Benin.
Er hieß Salomo – das ließ sich leicht merken, der andere Afrikaner in Elster
hieß David. Als er zum ersten Mal kam, sagte er, er wohne schon zwei Jahre in
Elster, aber noch niemand habe ihn zum Kaffee eingeladen. Nun war er immer
dabei und erzählte seine Flüchtlingsgeschichte. Und nach und nach wurden auch
andere Flüchtlingsgeschichten dazu erzählt – von gestandenen Elsteranerinnen,
die einmal aus der Ferne gekommen waren.
Nach einem Jahr wunderte ich mich, dass ich eine Frau, die sich
auch um den Kaffee kümmerte, noch nie besucht hatte. Sie stand nicht in der
Geburtstagsliste! Ich fand das Datum heraus – und den Grund: Sie ist
katholisch. Heute ist ihr Sohn im Gemeindekirchenrat.
Ein Vietnamese, der den
Asia-Imbiss am Markt mit aufbaute, kam eine Zeitlang regelmäßig zum
Gottesdienst. Er konnte kein Englisch, es war überhaupt keine Verständigung
möglich. Aber ich brachte ihm dann das Evangelium in Vietnamesisch mit – der
Computer machte es möglich.
Zu Elster gehören die
umliegenden Orte: Von Listerfehrda war schon die Rede – da ist unbedingt noch
der Listerfehrdaer Frauenchor zu ergänzen, der bei vielen schönen Konzerten in
den Kirchen in Elster und Gentha zu hören war, und den Heinz Geissler mit
großem Einsatz leitet. Den Seydaer Frauenchor betreut er seit vielen Jahren.
Iserbegka – „Eisenbecken“, so konnte ich es den Religionskindern
erklären, hat auch manches zu entdecken: Frank Ende, der Musiker der Gemeinde,
ist dort zu Hause. Das Chorjubiläum – 30 Jahre Kirchenchor – konnten wir
feiern, die meiste Zeit davon hat er ihn geleitet. Der Chor stellt den Kern der
Gemeinde, der sich wöchentlich trifft und der auch nach außen wirkt bei
Auftritten in Gottesdiensten und bei Musiken wie auch beim lebendigen
Adventskalender, wo es wohl eines der meistbesuchten „Türchen“ ist. In
Iserbegka fand ich auch ein Meisterstück aus Seyda, einen alten Kachelofen aus
den dreißiger Jahren, bei einem Geburtstagsbesuch, und einen Nachfahren des
Landgrafen Philipp von Hessen (der die Reformation maßgeblich unterstützt hat).
Die Gaststätte war auch bereit, Gemeindenachmittage in Iserbegka zu
ermöglichen, dazu ist es aus Zeitgründen nicht gekommen.
In Gielsdorf traf ich alte
Bekannte: Frau Niendorf hat lange Zeit mit der Öko-Tour-Sanierungsgesellschaft
viel für die Kirchengemeinden im Pfarrbereich Seyda getan. Frau Schröter hatte
einmal mit großem Talent die Kirche in Zemnick verfugt und ist auf vielerlei Weise
heute in der Kirchengemeinde tätig.
Familie Gräbitz kannte ich schon aus meinen ersten Tagen hier
1993: Da haben wir das Pfarrhaus in Gadegast vom Nachlass des letzten Pfarrers
dort beräumt, er war 1903 bis 1939 in Gadegast. Dazu gehörte die alte
Kaiserfahne und eine fast vollständige Jugendstileinrichtung, eben von 1903.
Wie überrascht war ich, als ich später dann in Elster bei einem
Geburtstagsbesuch die Möbel entdeckte, die genau zu dem Klavier von Pastor Voigt,
das heute im Seydaer Gemeinderaum steht, passten: Es war die Einrichtung aus
dem Gadegaster Pfarrhaus, und ich habe mir vorher nicht träumen lassen, da
einmal mittendrin sitzen zu können.
Meltendorf hat eine große
Besonderheit: Die Bauern haben aus eigener Kraft die Kirche gebaut, 1896. So
ist sie heute noch Eigentum der Kommune, bei meinem Antrittsbesuch beim
Bürgermeister übergab er mir den Schlüssel: Wir könnten sie nutzen. Das taten
wir auch, alle vierzehn Tage findet dort nun seit über 6 Jahren Gottesdienst
statt. Früher – so fand ich dann heraus
– war sogar über Jahrzehnte jede Woche Gottesdienst, mit einem eigenen
Kirchenchor. Die Pfarrer wurden aus dem ganzen
Umkreis eingeladen, sogar aus Piesteritz kam einer – gewiss gab es auch
gutes Mittagessen dazu.
Als ich die Kirche zum ersten Mal sah, wurde mir erklärt, es wäre
zu Weihnachten immer sehr laut: Die alten ehemaligen Gartenstühle quietschten
sehr. Da war es eine gute Fügung, dass ein LKW des Rösenhofes auf Vermittlung
von Familie Hellner Stühle aus Dresden von der Landeskirchlichen Gemeinschaft
dort holen konnte: Damit war das Problem erledigt. Gleichzeitig bot mir ein
weit entfernter Onkel, Hans-Georg Meinhof, aus Süddeutschland eine Orgel an –
ich telefonierte mit einem ehemaligen Konfirmanden, der dort in der Nähe auf
Montage als Tischler war: Er brachte die Orgel mit seinem Transporter
kurzerhand mit, und Orgelbaumeister Wolter setzte sie zusammen, so dass sie
schon bei der Christvesper 2013 spielen konnte.
In Meltendorf gibt es nur noch 5 „Eingeborene“, wobei zwei davon
auch „hingeheiratet“ sind, sonst wird das Dorf heute durch das Heim für
Suchtkranke, den Rösenhof, und die
Schausteller bevölkert, so dass die Christvesper gut besucht war. Gleich nach
dem ersten Lied bei der Lesung aus Jesaja: „Das Volk, das im Finstern wandelt,
sieht ein großes Licht!“ fiel mir auf, dass der große Kronleuchter nicht an
war, und ich bat die Artisten, das zu ändern. In Windeseile sahen wir eine
kleine akrobatische Vorführung mit Stühlen, und am Kronleuchter brannten alle
Kerzen…
Es sammelte sich viel Stoff
für eine „Kleine Geschichte Meltendorfs“. So hat zum Beispiel eine
Konfirmandenstunde dazu beigetragen, die Zirkusfamilie nach Meltendorf zu
holen: Der Seydaer Pfarrer fuhr mit seinen Jugendlichen nach Jessen zur
Zirkusdirektorin Adelheid Hein, die eine fromme Frau war. Sie hatte sogar einen
extra Wagen für eine „Christenlehrerin“. Nach dem Gespräch fragte sie den
Pfarrer, ob er etwa einen leeren Bauernhof in der Umgebung wüsste – sie suchten ein Winterquartier.
Und auf diese Weise ist die große Familie Hein – Sperlich zu uns gekommen, ein
Segen nicht nur für Meltendorf, sondern für alle umliegenden Orte! Aus Elster
kommt zum Beispiel das große Riesenrad der Familie Sperlich – oft konnten wir
mit Jugendgruppen für wenig Geld oder gratis mitfahren. Auch zur
Weltausstellung zum Reformationsjubiläum in Wittenberg stand es einen ganzen
Sommer lang. Und im vergangenen Jahr gab es in einem Gottesdienst die Taufe von
23 Zirkus- und Schaustellerkindern in Elster, durch den Zirkuspfarrer.
Die Verbindung zum Rösenhof
erwies sich als sehr fruchtbar: Jede Woche wird die Kirche freitags gesäubert
und schön geschmückt. Herr Machon erfüllt seit vielen Jahren ganz treu den
Küsterdienst, er läutet die Glocke. Er hat auch ein großes Talent für
Laubsägearbeiten: So schenkte er dem Besuch aus dem afrikanischen Urwald im
letzten Jahr feinen Christbaumschmuck, wie er auch auf dem Kalender 2020 als
erstes Bild zu sehen ist.
Nicht nur die Afrikaner wurden im Rösenhof freundlich bewirtet,
auch zum Beispiel die Besucher eines ganzen Regionalgottesdienstes – da waren
so viele da, dass der Gottesdienst per Bildschirm sogar nach draußen übertragen
wurde.
In den letzten Jahren hat Werner Srugies, Psychatriediakon vom
Diest-Hof und für die künstlerischen Belange dort zuständig, die Christvespern
in Meltendorf gehalten.
Ein Höhepunkt des Jahres sind die Himmelfahrtsandachten in
Meltendorf, mit dem Reinsdorfer Posaunenchor. Auf die Bitte des Rösenhofes,
doch kein Freibier auszuschenken, ging ich sofort ein: Ist doch dadurch das
Ergebnis jahrzehntelanger Therapie in Gefahr, in Minutenschnelle zerstört zu
werden.
Die Elbe brachte das (zweite)
Jahrhunderthochwasser mit all seinen Schrecken, der aber eine große Flut der
Hilfsbereitschaft folgte: Die Spenden, der Bau der Straße von Gentha nach
Listerfehrda (sehr hilfreich, wenn man von Seyda kommt!), der Anstoß zur
Kapelle in Listerfehrda, die Bibel-Bilder-Aktion, den lebendigen
Adventskalender, die Hochwasserhilfe.
Es ist schon der 5. Kirchenbau in Elster – und bis auf einmal,
als die Kirche durch Blitzschlag abbrannte, war immer die Elbe schuld.
Nett war ein Besuch aus den USA im Gottesdienst, der sich
erinnerte, dass seine Urgroßmutter – ein 16jähriges Mädchen mit der 14jährigen
Schwester, die sich aus der Slowakei auf den Weg nach Amerika gemacht hatten –
schon den Kirchturm von Elster sahen, als sie mit dem Schiff vorbeifuhren.
Auf einer Buhne in der Elbe fand
im letzten Jahr die Taufe zweier Konfirmanden aus der Elbaue statt. Pfarrer Heinze
führte sie durch, anlässlich eines „Konfirmandenradelns“, was zum zweiten Mal
durch Elster ging. Mit dabei waren Jugendliche aus Melnik – da, wo die Moldau
in die Elbe fließt – und sie hatten eine Gitarre dabei und haben die Feier
schwungvoll mit ihren Liedern begleitet. Weiterhin gibt es gute Begegnungen
dort und hier.
An die Nähe zur Elbe weist auch
die Kirchturmspitze mit dem schönen Schiffsymbol: Bei einem Sommerfest –
Höhepunkt des Gemeindelebens – zum Thema „Ein Schiff, das sich Gemeinde nennt“
gab es eine gute Verbindung mit dem Schiffsmodellbauverein. Kirchenrat Wilhelm
Röder erläuterte ein großes Schiffsmodell, und wir fanden viele Parallelen zur
Gemeinde, zum Beispiel die, dass nicht immer alle an Deck sind…
Zu einem anderen Sommerfest steuerte der Diest-Hof Seyda einen
gebauten großen Walfisch bei, aus dem Alexander Betke dann als Jona herauskam:
Ein schönes Bild, zu dem Frau Dr. Metzner predigte, wie auch zum 150. Jubiläum
der Grundsteinlegung 2017 („Auf gutem Grund aus gutem Grund“). Das Jubiläum der
Fertigstellung der Kirche 2021 darf nicht verpasst werden!
Kirchenrat Andreas Gebhardt
brachte neben großem Einsatz als Prädikant in Gottesdiensten und an anderen
Stellen die Verbindung zum Diest-Hof ein, dessen Leiter er ist: Zu diesem Ort
der Menschlichkeit. Die Kirchengemeinde ist nun auch Mitglied im
Gustav-von-Diest-Verein und unterstützt zum Beispiel durch die Erntegaben diese
diakonische Einrichtung.
Durch die Hochwasserhilfe und
das Leader-Programm sind viele Fördermittel geflossen. Zufällig war ich gerade
an einem sehr günstigen Tag auf der Behörde, nämlich, als das Gesamtpaket aus
Brüssel kam… Um die Bauausführung haben sich sehr Herr Schröter, der
Kirchenratsvorsitzende, und Frau Müller aus dem Büro gekümmert. So konnte
einiges geschehen, an der Kirche etwa der behindertengerechte Zugang, am
Pfarrhaus das Dach und die Kellersanierung, die Renovierung der Gemeinde-,
Büro- und Archivräume.
Als wieder eine Kirchenratswahl
anstand, kam zutage, dass nur zwei
Kandidaten zur Verfügung standen. Was sollte werden? Für einen Kirchenrat sind
mindestens vier nötig. Aber ich hatte keine Bange: Gab es doch zum Beispiel
engagierte Eltern von Christenlehrekindern und Konfirmanden. Und tatsächlich,
jetzt sind wir acht!
Manches Erstaunliche ließe sich
noch berichten: So vom Reis-Anbau bei Listerfehrda durch Seydaland, mit Hilfe
einer israelischen Universität und Technik aus China; von dem Oststorch (Route
Istambul – Südafrika) und dem Weststorch (Route Marokko – Westafrika), die auf
der Mühle regelmäßig ein Paar werden – oder vom Auftritt des
„Elbkinderland-Projektes“ von Rolf Zukowski in der Elbphilharmonie in Hamburg,
bei der mein Sohn Franz dem Otto Waalkes ein Bein stellte…
Über alle meine Vorgänger habe
ich Gutes gehört: Pfarrer Wittkopp, dessen Wirken nun schon so lange
zurückliegt, hat seinen Konfirmanden gelehrt, zum Geburtstag „Bis hierher hat
mich Gott gebracht“ zu singen, so konnte ich das Lied vielen Jubilaren im hohen
Alter vorspielen.
Pfarrer Fichtner, Pfarrer Wenzel, Pfarrer Müller, Pfarrer
Schulze, Pfarrerin Hendgen – und zuletzt
sogar Pfarrer Edler, der nur ganz kurz da war, wurde gelobt – von einer
ehemaligen Konfirmandin, die nun im Gemeindekirchenrat sitzt.
Vor einigen Wochen war ein Sohn von Pfarrer Wenzel zu Besuch in
Elster. Er erzählte von den großen gesundheitlichen Problemen des Vaters, der
durch die Feuchtigkeit im Pfarrhaus an Gicht litt und manchmal nur mit
Hausschuhen in die Kirche gehen konnte, wegen der großen Schmerzen. In welchem
Kontrast steht das doch zu den fröhlichen und lebendigen Erlebnissen, die viele
mit ihm gehabt haben!
„Gott legt uns eine Last auf,
aber er hilft uns auch.“ heißt es im Psalm (68,20). Und Paulus schreibt: „Gott
wird Euch nicht versuchen über Eure Kraft.“ (1 Kor 10,13). Das habe ich
erfahren. Wie aus heiterem Himmel kam die Nachricht, dass Gemeindepädagogin
Judith Kölling nun den pfarramtlichen Dienst für Elster übernehmen wird,
jedenfalls zeitweise. Wer hätte das gedacht, dass das möglich wird! Das
Dranbleiben hat sich gelohnt! Gott ist treu – und seine Treue wird sich immer
wieder zeigen.
Herzlich grüßt und dankt: Ihr
Thomas Meinhof, Pfr.
Fast sieben Jahre in Elster – das war eine spannende Zeit! Hier
ist ein wenig davon zu lesen!
Gottesdienst
auf dem Dachboden des Pfarrhauses
(1861-1871).
Das
Bild malte Fritz Gebhardt aus Elster
in der
3. Klasse im Religionsunterricht.