Die
Geschichte
der
Kirche
in
Seyda.
3. Teil:
Der erste und
der zweite Brand und der Kirchenneubau (17. und 18. Jahrhundert)
1501
kam unser Gebiet zu Kursachsen, das Amt Seyda entstand und mit ihm Strukturen,
die sich über 300 Jahre fast nicht veränderten. Durch die Zugehörigkeit zu
Kursachsen hatte Seyda unmittelbar Anteil an den reformatorischen Ereignissen.
Martin Luther selbst predigte in Seyda und ordnete die kirchlichen Verhältnisse
neu. Davon war im letzten Abschnitt die Rede.
Symbol
des Amtes Seyda ist bis heute das Amtshaus, was 1605 aus den Steinen der alten
Burg erbaut wurde. Hier wohnte und arbeitete der kurfürstlich-sächsische
Amtsmann, das Amtshaus war Sitz der Verwaltung für Seyda und die umliegenden Dörfer.
Hören wir noch
einmal über seinen Bau:
„1604 erhielt der damalige Amtsschösser Rudolf von
Schelinsky, Stallmeister des Kurfürsten, das Vorwerk als Lehen. Da die Wohnverhältnisse
auf der Burg immer ungünstiger geworden waren, erbat er vom Kurfürsten
Christian II. die Genehmigung, sich ein geeignetes Wohnhaus bauen zu dürfen,
das gleichzeitig Verwaltungsräume für das Amt haben sollte So entstand
im Jahre 1605 das Amtshaus. Die Steine dazu lieferten zum Teil die Reste
der Burg, das Holz die Glücksburger Heide. Ein Blick in den Dachstuhl zeigt, daß
an Holz nicht gespart wurde. Viele Frohndienste höriger Bauern und verarmter Bürger
unserer Stadt waren notwendig, um einmal die Stämme zu fällen, dann in die
Stadt zu fahren und schließlich bis oben hinaufzutransportieren. Der
Entstehungszeit entsprechend, ist das Amtshaus ein Fachwerkbau. Zwei
Fachwerkgiebel schauen weit über alle anderen Häuser in Richtung Osten. Der
Nordseite ist ein Erker angebaut. Das Erdgeschoß besitzt etwa 1 m starke Wände
aus Feldsteinen. Sehr harmonisch fügt sich in die Vorderfront das
Renaissance-Portal ein mit den seitlichen Nieschen und Steinsitzen, durch
Muschelschmuck verziert. Ursprünglich waren alle Fenster des Erdgeschosses
vergittert.
Die Tür krönt ein Bogen mit ausgebildetem
Zahnschnitt und Eierstab. Im Aufbau sind zwei Wappen angebracht. Davon weist
vermutlich das eine mit 3 Hufeisen auf den Bauherren, den Stallmeister des Kurfürsten,
hin. Den Abschluß bildet ein flaches Dreieck, aus dem ein Männerkopf als merkwürdige
Verziehrung herausschaut. Er erreicht nicht ganz die Größe eines natürlichen
Kopfes, ist mit einem Ritterhelm bedeckt, den in der Mitte eine wallende Feder
schmückt. Eigenartig wirken die seelenlosen Augen und der leicht geöffnete
Mund. Nach Meinung der Bevölkerung soll hier Rudolf von Schelinsky selbst
dargestellt werden. Aber nach Ansicht des bekannten verstorbenen
Heimatforschers, Herrn Oskar Brachwitz, handelt es sich um einen
"Neidkopf", der nach altem Volksglauben durch seinen starren Blick für
die Bewohner des Hauses alle übelgesinnten Luftgeister und Kobolde bannen
sollte. Teilweise ist das Amtshaus von einer festen Steinmauer umgeben. Der Flur
im Innern des Amtshauses ist mit Steinplatten ausgelegt. Die getäfelte
Holzdecke blieb in ihrer ursprünglichen Form
erhalten. Steinerne Treppen führen bis in die erste Etage. In zwei
unteren Zimmern ist die Decke mit Kreuzgewölben versehen. Zuerst diente es
einem höheren kurfürstlich-sächsischen Beamten, der mit der Verwaltung des
Amtes betraut war als Amtswohnung. Im Erdgeschoß befanden sich die Verwaltungsräume.
Dort herrschte reges Kommen und Gehen, besonders an den Tagen, an denen Abgaben
fällig waren. Namentlich die Bauern Seydas und der zum Amt gehörigen Dörfer
waren stark belastet mit Ablieferungen von Naturalien und Geld. Da mußten
beispielsweise Ostern Eier, Michaelis Korn, Martini Gänse, Neujahr Brot und
Bratwurst aufs Amt gebracht werden.
Dazu kamen noch die vielen Hand- und Spanndienste für
die Herrschaft, so dass ihnen oft für persönliche Beschäftigung nicht viel übrig
blieb...
Natürlich fehlen auch allerlei Sagen um das Amtshaus
nicht.
So heißt es, dass mit dem Neidkopf über der Tür,
das Wohl und Wehe des Amtshauses zusammenhängt. Wehe, wenn der Kopf entfernt würde!
Dann könnte es vor Spuken, Poltern, Rasseln und Heulen keiner mehr im Hause
aushalten. Auch eine weiße Frau geistert um Mitternacht durch das Gebäude, und
wer sie erblickt, dem kündet sie Unheil an. Selbstverständlich darf ein
geheimer Gang nicht fehlen. Meistens wird berichtet, er münde auf dem
Weinberge. Zuweilen bestehen aber auch die Ansichten, er hätte bis Glücksburg
bzw. Kloster Zinna geführt. Aufgefunden hat man ihn bisher nicht.“ (Bärbel
Schiepel, Über das Amtshaus, 2.000).
Das
Amt Seyda hatte seit 1501 Bestand, aber bei den Kurfürsten hatte sich etwas geändert:
„Nach
der Schlacht bei Mühlberg kam Seyda in den Besitz der albertinischen
Herrschaftslinie von Sachsen, deren Residenz nicht Wittenberg, sondern Dresden
war. Wie schon im vorhergehenden Band erwähnt, ließ der Kurfürst August von
Sachsen in den Jahren 1576 bis 1580 aus den Steinen der ehemaligen Burg acht
Kilometer östlich der Stadt Seyda die „Glücksburg“ bauen, ein Jagdschloß
mit einem Tier- und Fasanengarten. So sahen die Seyd´schen ihren Landesherren
nicht selten. Zu einem Fürstentag im Jahre 1611 beispielsweise kam Kurfürst
Christian II. mit einem großen Gefolge und 312 Pferden nach Glücksburg. Damals
sollten im nahgelegenen Jüterbog auf einem Fürstentag die Streitigkeiten wegen
der Jülich-Clevischen Erbfolge zwischen Brandenburg und Sachsen geschlichtet
werden, was nicht gelang.
Im Jahre 1711 kam August der Starke persönlich nach
Glücksburg. „Hörnerklang, Hundegebell und Pferdewiehern erfüllten die sonst
so stillen Waldwege. Unter einer alten Eiche an dem Weg von Seyda nach Mügeln
wurde ein mächtiger Hirsch erlegt, wohl wert, als Jagdbeute besonders gefeiert
zu werden. Schnell wurde die Eiche umgesägt, und auf dem Stamm der Eiche frühstückte
der Kurfürst selber. Ringsherum lagerte die Jagdgesellschaft: zur Seite des
Kurfürsten Heinrich von Erdmannsdorf, hochbestallter Oberjägermeister in
Sachsen, der Oberförster von Seyda, daneben Backbusch, der Amtmann (steht
auf der Glocke von 1717, T.M.),
Leopold Jungfang, der Forstschreiber. Die Namen der andern Teilnehmer wissen wir
nicht, denn das Holzdenkmal, das aus der Eiche angefertigt und an der Stelle
aufgestellt wurde, ist im Laufe der Jahrhunderte verwittert, die eingebrannte
Schrift ist unleserlich, die Wappen sind undeutlich geworden. Aber als
Ortsbezeichnung wird die „Schöne Säule“ fortleben auch durch die kommenden
Jahrhunderte, genau so wie die Stelle an der alten Straße von Mellnitz nach
Schweinitz, da die Kurfürsten bei ihren Jagden eine Pause machten und einen
kalten Jagdimbiß verzehrten, noch heute im Volksmunde „Kalte Küche“
genannt wird. Auch dort soll ehemals ein Denkmal gestanden haben.“
(Brachwitz,
Geschichtliche Bilder, 11. Fürstenbesuch in Glücksburg, 20f, Bild Seite 22).
Von
dem Tierreichtum der Glücksburger Heide künden auch einige Flurnamen:
„Im
Erbbuche des Amtes Seyda vom Jahre 1506 wird ein Grenzweg im Süden der „Seydischen
Heide“ als „wulwes wegk“ bezeichnet, und noch heute heißen einige Ackerflächen
auf Schadewalder Feldmark die „Bärstücken“.“
„Von
den sächsischen Herzögen wurden denn auch Wolfsjagden zur Vertilgung dieser
Raubtiere abgehalten, woran der größte Teil der Einwohner von Seyda mit
teilnehmen mußte, wie es ausdrücklich in dem Erbbuche von 1506 vermerkt
ist.“
(Aus
dem Schweinitzer Kreisblatt vom 1. 12. 1912)
Besonders im
Dreißigjährigen Krieg nahm die Wolfsplage überhand, so dass man sich der
wilden Wölfe kaum erwehren konnte. 1647 fanden im Kurfürstentum vier große
Wolfsjagden statt
Die
Kurfürsten, von denen es in Deutschland sieben gab, hatten das Recht, den
Kaiser zu „küren“, also zu wählen. Sie waren deshalb wohl die mächtigsten
Männer im „Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation“. Der sächsische
Kurfürst war zudem Erzmarschall, das heißt, er trug das Schwert des Kaisers
bei dessen feierlichen Einzügen voran.
Der Kurfürst
Friedrich der Weise (1525 gestorben) hatte die Reformation unterstützt, die
evangelische Kirchenorganisation war mit Hilfe der Landesherren, also bei uns
der Kurfürsten, aufgebaut worden.
Auf die sächsischen
Kurfürsten weisen die Wappen auf der Empore der Kirche hin: Dort hatten die
Kurfürsten bei ihren Besuchen oder ihre Vertreter im Amt ihren Platz. Das
Wappen zeigt im Zentrum die sächsischen Schwerter und Farben in der Raute, außen
herum aber den Adler für Kleinpolen und den Reiter für Großpolen und Litauen:
das Herrschaftsgebiet, was zu Zeiten August des Starken mit Sachsen verbunden
war. Ganz deutlich wird es durch die kleine Krone, durch das Zeichen der Kurwürde
und ganz oben die polnische Krone. (HG 4/1922).
Im
Jahre 1677 wurde unweit des Schlosses Glücksburg durch den weltbekannten
Alchimisten Johann Kunckel von Löwenstein eine Glasfabrik errichtet. Dieser „war
im Auftrag des Kurfürsten Johann Georg II. zunächst auf Schloß Annaburg tätig,
um Gold herzustellen. Im Laufe seiner Versuche erkannte Kunckel jedoch die Unmöglichkeit
der alchimistischen Lehre von der Metallmutation. 1676 quittierte er deshalb den
kursächsischen Dienst und hielt an der Universität Wittenberg Kollegs in
Experimentalchemie. Kunckel erkannte als erster die chemischen Zusammenhänge
zwischen Salzen, Basen und Säuren, erfand das Rubinglas und einen leistungsfähigen
Brennofen“. (Histor.
Führer, 325).
Aus der ein Jahr
später errichteten Werkstatt bei Glücksburg entstand Anfang des 18.
Jahrhunderts eine der ersten sächsischen Glashütten, die Tafel- und Hohlglas
lieferte, aber 1751 wieder einging und zu Beginn des Siebenjährigen Krieges
1756 ganz zerstört wurde.
Findige Spaziergänger
entdecken noch heute Reste dieser Produktion.
(Ein
Glasmacher aus Glücksburg hieß Heinrich Griesbrich. Er heiratete 1738 in Seyda
Anna Elisabeth Eichelbaum (Seydaer Trauregister 1738, 10); Johann Gottlieb
Heinrich, Glasmacher in Seyda, heiratet am 17.2.1792 Johanna Christiana Schiepe
(Seydaer Trauregister 1792, 3). Als „Glaser
in Seyda“ werden im Seydaer Kirchenbuch erwähnt: von 1792 bis 1826:
Familie Kirsten; von 1834 bis 1839 Familie Henne; von 1844 bis 1896 (bis heute):
Familie Freiwald. Vgl. auch das Heimatbuch S. 51 sowie den Historischen Führer
S. 327.)
Neben
diesen Berichten über die Freuden des Jagdglücks und technische Entdeckungen
sind uns aus jenen Zeiten jedoch häufig nur schlimme Dinge überliefert. So zum
Beispiel die großen Brände, die viele Städte regelmäßig heimsuchten, da die
Dächer fast alle mit Stroh gedeckt waren. Bei diesen Bränden wurden auch viele
wertvolle Schriftstücke vernichtet, so beispielsweise beim Brand von 1708 das
Kirchenarchiv in Seyda, so dass wir die meisten Nachrichten aus dieser Zeit aus
anderen Quellen schöpfen müssen.
Eine
große Brandkatastrophe gab es im Jahre 1605. Wir hören darüber aus einer
alten Urkunde:
„Am 30. Mai 1605, zwischen 1 und 2 Uhr nachmittags,
ist bei uns als Verhängnis Gottes in einem großen Winde plötzlich ein Feuer
aufgegangen. Es hat so überhand genommen, daß in einer Viertelstunde zwölf Häuser
in Flammen standen. Durch Gottes großen Zorn über unsere Sünden hat die
Brunst so gewütet, daß wir trotz allen Fleißes und aller Hilfe ihr nicht
konnten wehren. Das Feuer ist von einer Gasse zur andern gesprungen. In zwei
Stunden hat es 43 wohlerbaute bürgerliche Häuser samt der Schule, den
Wohnungen des Diakonus und Lehrers, dem gemeinen Brauhause und der Badstube,
dazu viele Scheunen und Ställe vernichtet. Eines Bürgers Kind ist verbrannt,
drei Frauen hat das Feuer so beschädigt, daß eine am folgenden Tage gestorben,
die anderen beiden noch große Schmerzen leiden.“
(alte
Urkunde, HG 12/1924).
Bemerkenswert
dabei ist das Bewußtsein, durch eigenes böses Tun den Zorn Gottes
hervorgerufen zu haben. Und ebenso wichtig ist die Feststellung, dass das Band
christlicher Nächstenliebe ganz praktisch wirksam wurde:
Die Gemeinde Seyda erfuhr die Hilfe anderer Gemeinden:
Die durch diese Heimsuchung verarmte Bürgerschaft konnte die geistlichen Gebäude
aus eigenen Mitteln nicht wieder aufbauen. Am 5. August erging deswegen eine
Verfügung wegen einer Liebessteuer an die Konsistorien in Wittenberg, Leipzig,
Meißen. Weitere Unterstützung fand Seyda, als es 1661 seine ruinierte Kirche,
Pfarre und Schule wieder herstellen wollte. Die Armut des Städtchens war
indessen zu groß, der Zuschuß, den der Kurkreis zu geben vermochte, zu gering,
als daß es damals die Bauten hätte ausführen können. Erst 1689 schreibt der
Chronist: „Die hohe Not hat es erfordert, daß wir ein neues Häuschen für
den Superintendenten zu bauen angefangen. Mit Kummer und Not haben wir es unter
Dach und Fach gebracht. Bei unserer bekannten und durch den diesjährigen Mißwachs
noch vergrößerten Armut ist es uns aber unmöglich, Decken, Türen und Fenster
bei den Handwerkern einzulösen und das Haus diesen Winter wohnhaft zu machen,
und doch müßte es geschehen, sofern der Herr Superintendent seines Studierens
abwarten und sein Bleiben haben soll...“ Torgau, Grimma und Wittenberg
brachten der armen Stadt in dieser Not ein Liebesopfer.“ (alte
Urkunde, HG 12/1924).
Auch
im Jahre 1616 gab es einen verheerenden Brand, jedenfalls berichtet davon eine
Eintragung in der Mitte des ältesten Seydaer Kirchenbuches von Superintendent
Hilliger 150 Jahre später: „1616 ist
das Städtlein Seyda abgebrandt, laut Steuren Register 1617“. (HG
9/1926).
Aus
dieser Zeit haben wir auch ein Bild unserer Stadt, einen Stich von Dillich,
1626.
Auf diesem Bild
kann man viel entdecken. Zum Beispiel steht auf dem Kirchenschiff ein kleines Türmchen
mit einer Vesperglocke. Sie wurde an jedem Nachmittag geläutet und rief zum
Vespergebet in der Kirche und auf den Feldern, freilich danach auch zum
Vesperbrot, zu einer kleinen Pause.
Mächtig ragt
auch der Turm hervor, der 1629 noch einmal verändert wurde, mit einem unten
viereckigem, oben achteckigem Turm „mit welcher Haube und Laterne“.
Die Einnahmen
der Kirchengemeinde bestanden, wie schon erwähnt, hauptsächlich aus
landwirtschaftlichen Abgaben, auch in Naturalien. Hin und wieder aber gab es
auch Erbschaften. So kann man im Kirchenarchiv vom „Schelinskyschen Legat“
lesen, ein Testament vom 2. Mai 1627 betreffend: Maria Salome Schelinsky geb.
Schierin vermacht der Kirche und Schule zu Seyda "200 Gulden baares Geldes zu Christliches Gedechtnis".
Scheinbar ist
der Geldbetrag vom "Forwerge zinßbar
behalten worden", um eine Schuldforderung zu begleichen.
(Seydaer
Kirchenarchiv, Findbuch 165, 3).
Immer
wieder haben Menschen beigetragen, die Kirche zu erhalten, sind sie angesprochen
worden durch das Evangelium und haben es für wichtig für sich und die
nachfolgenden Generationen gehalten: deshalb steht die Kirche bis heute. So war
sie immer da und konnte Kraft und Orientierung geben, auch in schweren Zeiten.
Eine
der schwersten Katastrophen in unserem Land war der Dreißigjährige Krieg. Die
Zeitgenossen sahen ihn durch Zeichen des Himmels angekündigt:
„Der
vorzüglichste Komet, welcher fast die Hälfte des Himmels erleuchtete und als
wichtige Vorbedeutung galt, war der im Jahre 1618, kurz vor dem Anfang des 30jährigen
Krieges. Sein weit und hell strahlender Schweif begann anfangs November und
leuchtete 30 Nächte hindurch mit gleichem Glanze am nördlichen Himmel.“
In diesem dreißig
Jahre andauernden Krieg sind viele Dörfer ganz von der Landkarte verschwunden.
1625 traf es unsere Gegend erstmals besonders hart, als die kaiserlichen Truppen
Wallensteins durch unser Gebiet zogen:
„Was sich nicht in unwegsame Sümpfe und Wälder flüchten
konnte, das ging verloren; und was von der Geisel des Krieges und den wilden Lüsten
entmenschter Kriegshorden verschont geblieben war, das fiel der Hungersnot und
der Pest zum Opfer.“
In den Jahren
1635 und 1636 müssen die Kriegsnöte nach den Schilderungen eines Augenzeugen,
des damaligen Superintendenten Mühlig, die furchtbarste Höhe erreicht haben.
Er berichtet in einem Schriftstück, was der Turmkugel in Mellnitz anvertraut
wurde:
„Heerhaufen um Herrhaufen zogen kreuz und quer von
Ort zu Ort, und jeder stellte seine unerfüllbaren Forderungen. Die Leute, die
doch nichts mehr hatten und herbeischaffen konnten, wurden gemißhandelt und zu
Tode gequält und gefoltert. Frauenschändung war an der Tagesordnung. Keine
wurde geschont, der man habhaft werden konnte, auch Kinder und Greisinnen nicht.
Den Männern reichte man den Schwedentrunk und füllte ihnen Mistjauche ein, bis
sie starben, nur weil die Menschen kein Geld mehr hatten und keine Lebensmittel
und Vieh, das man von ihnen haben wollte. Alles, was noch fliehen konnte,
floh.“
Der
Pfarrer von Leetza, Fridericus Müller, schreibt über das Schreckensjahr 1637: „Als
ich 1638 die Pfarre bezogen, habe ich von dem Inventario nicht das geringste
empfangen. Denn weil 1637 die schwedische Armee lange Zeit in und vor Torgau im
Feldlager gelegen, die kaiserliche und kursächsische Armee zu Pretzsch und Klöden
ihr Feldlager gehabt, ist alles Getreide vom Felde abgehauen und nach Klöden
ins Lager geführt, auch was sonst in der Pfarre ihnen dienlich, mitgenommen
worden. Was man nach Zahna gerettet hat, ist daselbst auch, nachdem es die
Schweden in Brand gesteckt haben, drauf gegangen. Und hat wenig Acker also
bestellet werden können... Von den Pfarrkindern habe ich zur Saat nicht eine
Metze Getreide erhalten, und demnach von dem meinigen besät und zu Brotbedarf
teuer bei erstandener großer Teuerung kaufen müssen den Scheffel
Wittenbergisch Maß anfangs für 2, hernach für 3 Reichstaler gutes Geld. Wenn
ehrliche Leute mir nicht Vorschub getan, hätte ich das liebe Brot nicht gehabt,
mußt ich´s also mit meinem lieben Weib nach dem Gewicht essen und mit Kofend
(Bier) oder Most und Wasser verhelfen müssen, darüber ich letztlich in eine
große Krankheit geraten. Es war solches Jahr eine Hungernot, daß die Leute die
Eckern und Leinknotten gemahlen oder rieben und gebacken und gegessen, und sich
an das verstorbene Vieh und Aas gemacht. Die Soldaten haben Menschen, Hunde und
Katzen gefressen. Gott behüte uns vor solcher Hungernot weiter in Gnaden.“
(Brachwitz,
Geschichtliche Bilder, 25. Das Schreckensjahr in Leetza, 41f; nach Pallas, Die
Registr. der Kirchenvis. 2. Abt. 1. Teil, 490).
Auch
in Elster lagen 1648, zum Kriegsende, Pfarrhaus und Schule in Asche, die Kirche
war baufällig; Listerfehrda war vom Erdboden verschwunden, in Gentha sollen nur
noch ein Witwer und eine Witwe gewohnt haben. (Brachwitz, Geschichtliche Bilder, 26. Kriegsnöte in
Elster, 41; später zwei Witwen und zwei Witwer, 44).
Viele Bittbriefe
werden an den Kurfürsten gesandt, dass er um der Liebe Christi willen helfen möge;
Aufbauwilligen werden großzügige Bedingungen eingeräumt. Dennoch entschließen
sich nur wenige, es fehlt wohl auch der Mut nach so langer Kriegszeit. Die
Chronik berichtet: „Nur hin und wieder
findet sich in den nächsten Jahren jemand, der in Gentha ein wüstes Gut übernehmen
will. Der Seydaer Küster und Glöckner Caspar Lüppert entfernt sich sogar
heimlicher Weise von Seyda, nachdem er die ihm anvertrauten Kirchenschlüssel
bei dem Schulmeister hinterlegt hat, und wendet sich nach Gentha,
wahrscheinlich, weil er dort durch Bebauung wüster Felder ein besseres
Einkommen erhoffte.“ (Brachwitz,
Geschichtliche Bilder, 27. Wiederaufbau nach dem Dreißigjährigen Krieg, 46).
Eine Begebenheit, die darauf schließen läßt, dass dieser kirchliche
Mitarbeiter sehr schlecht bezahlt wurde!
Das
Pfarrarchiv Seyda gibt Auskunft über den Wiederaufbau von Gentha nach dem Dreißigjährigen
Krieg: „Specification dererjenigen Puncte, so die Kirchfarth gerne
unterricht seyn will und wißen, wo vor sie Eingenommen und ausgegeben worden,
alß: 1. 200 Gulden von Gentha
Rs.
ad. 1.
Ad
1657 hat der Churf. Georg I. den wüsten Dorff-Platz Genthe dem von Camenz
geschencket, u. dieser eine Schäferey hingeschlagen. Da nun die Kirch zu Seyda
daselbst Sechs ß genante Gs Güther zum Lehn Corporis Christi genannt, und
davon 24 Scheffel Korn, 6 Scheffel Hafer, 30 Taler Erbzins jährlich zu fordern
hatte, und solche Pächte biß 1698 zurückblieben und fast gar in Vergeßenheit
gestellet wurden, habe ich mit großer Mühe mit Frau Obristin Kufferin in Dreßden
mit dem Herrn Geh. R. H. D. Alemann und dero Vormund Hof R. Bey von capituliret
u. Sie 200 Taler zu geben versprochen, wie davon der Contract unterm 5. Julii
1699 aus weißl. diesem nach hat gedachte Fr. Obriste Kufferin Ad. 1702 d. 28
Inl. 100 Gulden ... mir durch ... Ambergen , Past. in Gohlsdorf ausgezahlet, und
ich solche in Empfang genommen, und in kirchliche Einnahme gewöhnl. gebracht,
davon würde die Rechnung zeugen, wenn nicht alles A. 1708 in Feuer aufgegangen
wäre. Die andern 100 Gulden sind mir von dem Wittenberger Consistorio unter 30.
Sept. 1711 außen restirende Besoldung assigniret worden.“ (Superintendent
Andreas Gormann im Seydaer Kirchenarchiv, Findbuch
165, 29).
Und
wie sah es nun direkt in Seyda aus?
„Seyda wurde, wie die meisten Ortschaften unserer
Heimat, während der furchtbaren Kriegsjahre verwüstet und verbrannt. Besonders
schlimm war das Jahr 1637, da die Schweden plünderten und raubten, wo sie
erschienen. Viele Einwohner flohen. Der Superintendent war mit seiner Familie
nach Wittenberg geflohen. Dort starb er mit seiner Frau, zwei Söhnen und zwei Töchtern
an der Pest.“ (Schweinitzer
Kreisblatt, 2.8.1943).
Das
Diakonat, also die Stelle des zweiten Geistlichen in Seyda, der auch die Dörfer
Morxdorf und Mellnitz zu versorgen hatte, wurde im Dreißigjährigen Krieg, im
Jahre 1637, eingezogen, und erst im Jahre 1719 wieder besetzt. (HG
4/1914). Die
Kirchen in Morxdorf und Mellnitz lagen wüst, in Morxdorf wurde sie erst 1720
wieder eingeweiht, also fast 80 Jahre später.
Im Jahre 1637
wurde auch ein Lehrer eingespart, so dass seitdem nur einer für die Kinder und
Jugendlichen in Seyda sorgte. Erst 1661 sind wieder zwei Lehrer in der Schule tätig.
Der
Chronist berichtet weiter:
„Wegen des durchmarschierenden Kriegsvolkes begaben
sich auch mehrfach Paare aus Seyda nach Jessen, um sich dort trauen zu lassen.
Aus Gadegast, Ruhlsdorf und Zemnick und aus anderen Dörfern hielten sich viele
Flüchtlinge in Jessen auf. Das rohe
Beispiel der fremden Soldaten übertrug sich in Einzelfällen auf die Einwohner.
Da war z.B. ein Verwalter aus Seyda, mit Namen Samuel Hennigk, nach Jessen
geflohen, der ermordete die Frau des Bürgermeisters Fischer in Jessen. Doch der
Täter entrann der Strafe nicht; auf offenem Markte in Jessen wurde er geköpft.“
(Schweinitzer
Kreisblatt, 2.8.1943; mitten im Zweiten Weltkrieg geschrieben). „In Jessen starben 1.310 Menschen, von ihnen waren 538 aus der Stadt,
die übrigen aus den benachbarten Dörfern. An manchen Tagen mußte man 20
Pestleichen begraben. Auf dem Landtage 1640 klagte die Stadt, daß sie seit 1631
ein Viertel ihrer Bürger verloren habe.“ (Schweinitzer
Kreisblatt, Die Kriegsfackel im eigenen Land. Von A. Voegler, Herzberg, 16.6.42.
Berichte aus dem Dreißigjährigen Krieg kann man auch zahlreich in der
„Geschichte der Kirche in Linda“ finden.).
Noch 1671 lagen
in Schadewalde von den 8 Gütern noch 5 wüst.
Die
Bevölkerung versuchte sich zu retten, in dem sie sich in den Sümpfen
versteckte. Was man hatte, wurde vergraben. Noch 1998 fand eine Frau in Gadegast
in ihrem Garten eine schöne Silbermünze aus dem Dreißigjährigen Krieg!
Eine Geschichte
aus dem Amtshaus:
„Im Keller wurde ein geheimer Raum entdeckt, der nur
durch eine Falltür in der Decke erreichbar war. Mündlichen Berichten zufolge
sollen im 30jährigen Krieg mißbillige schwedische Offiziere, nachdem sie
trunken gemacht worden waren, dort hinabgestürzt worden sein. Der seitliche
Eingang vom Keller her in die Geheimkammer wurde erst später durchbrochen.
Wahrscheinlich diente dieser Raum als Versteck für Wertsachen in unruhigen
Zeiten.“
(Bärbel Schiepel;
Über das Amtshaus, 2.000).
An
die Bedrückung im Dreißigjährigen Krieg erinnert auch die Bezeichnung
„Schwedenschanze“ bei Schadewalde.
„Sie befindet sich in der Nähe des Kreuzungspunktes
der Wege von Gadegast nach Leetza und von Schadewalde nach Zallmsdorf.
In der Nähe befindet sich die Dorfmark Grube, die nachweislich schon vor
dem Dreißigjährigen Kriege als wüst bezeichnet wird. Dieses Dorf lag demnach
an dem Fuße des Grubenberges, während auf der andern Seite sich Moor und Sumpf ausdehnten. Verfolgt man den Weg in der Richtung auf Schadewalde,
so trifft man nach kurzer Zeit an der Stelle, wo Moor und Sumpf aufhören,
verschiedene Hügel von nur geringer Höhe, die man zusammen die
Schwedenschanzen nennt. Ein Heimatforscher schreibt darüber: „Es liegt die
Vermutung nahe, daß im dreißigjährigen
Kriege irgend ein schwedischer Feldherr hier längere Zeit mit seinem Heere
lagerte, und um es vor plötzlichen feindlichen Überfällen zu schützen, so
sicher wie möglich anlegte. Die ganze Örtlichkeit ist dementsprechend günstig
gewählt. Nach Norden und Westen war das Lager vom Sumpfe geschützt. Im Süden
sind noch zwei künstlich ausgeworfene Gräben sehr gut erhalten, während im
Osten die Hügel am höchsten sind und somit genug Sicherheit gewährten.
Besonders hatten natürlich die anliegenden Dörfer: Schadewalde, Gadegast,
Zemnick und Leetza unter den Plünderungen zu leiden.
Noch ist es bis jetzt nicht gelungen, in Urkunden und
anderen Schriftstücken Andeutungen über jenes Schwedenlager zu finden, für
die Richtigkeit der Annahme sprechen jedoch auch andere Schwedenschanzen, so bei
Bernburg, dicht an der Saale auf den Dröberwiesen und die Schwedenschanzen
zwischen den Dörfern Paupitzsch und Benndorf in der Nähe von Delitzsch, von wo
aus die Stadt Delitzsch von den Schweden beschossen worden sein soll.“
(„Die Schwedenschanzen bei Schadewalde“. Aus dem Schweinitzer Kreisblatt vom
1. Dezember 1912).
Ein anderer
Heimatforscher sieht es so:
„Es ist aber wohl kaum anzunehmen, daß die
schwedischen Kriegshorden sich abgemüht haben, hier inmitten von Sumpf Hügel
aufzuwerfen und Gräben anzulegen.
Diese sogenannten Schwedenschanzen sind in der
Mehrzahl vorgeschichtliche Ringwälle, alte Wendenbefestigungen, die nach ihrer
Zerstörung bei der Wiedereindeutschung unserer Landschaft von den Deutschen
befestigt wurden und als Signalstation dienten, um wendische Einfälle und Raubzüge
den nächsten Burgwarden zu melden.
Betrachten wir uns die Lage dieser Schwedenschanzen näher,
so sehen wir, daß sie im Norden und Westen von Sumpf umgeben, mithin von hier
unangreifbar sind, im Osten fallen die Hügel etwas steiler ab. Besonders gut
aber ist die künstliche Anlage nach Süden hin zu beobachten. Zwar breite,
vormals auch sicher tiefe Doppelgräben sind ausgeworfen, die Erde wieder zu
einem Wall erhöht, der wahrscheinlich noch zu Holzpallisaden verstärkt worden
ist. Es wäre zu viel gesagt, die Bedeutung einer solchen kleineren Anlage mit
geringer Besatzung genau zu bestimmen, zwischen welchen Burgen sie als
Verbindung gedient hat. Viel hat die Annahme für sich, daß es eine
Signalstation zwischen der Burg zu Zahna und der zu Seyda (Sydow) gewesen ist,
deren Name mit dem Verfall verschwunden ist. Vielleicht hat er im Zusammenhange
gestanden mit der jetzigen Flurbezeichnungen „die Grube“ (Befestigung „in
der Grube“).
Als das Land zur Ruhe gekommen war und die Wenden
vollständig unterworfen, teilweise auch von der deutschen Bevölkerung
aufgesogen worden waren, wurden natürlich diese kleineren Befestigungen, die
bei der Verteidigung nur minderwertige Bedeutung hatten, von der Besatzung
verlassen, so daß sie unbewohnt liegen blieben. Nur lichtscheues Gesindel
nistete sich wieder in Kriegszeiten ein und machte die Umgegend unsicher. Die
furchtsame Bevölkerung, die in der Schreckenszeit des Dreißigjährigen
Krieges, besonders in und nach dem unheilvollen Jahre 1637 unsäglich unter den
Schwedenplünderungen zu leiden hatte, brachte alle entlegenen Orte, die etwas
Unheimliches an sich hatten, mit den Schweden in Verbindung, und so bekam die
alte Befestigungsanlage am Abhange des Grubenberges den Namen
Schwedenschanzen.“ (Dr.
Hey: Siedlungen in Anhalt).
Die
Folgen des Dreißigjährigen Krieges für Seyda und die umliegenden Ortschaften
waren also verheerend: viele Menschen kamen um, zahllose Kulturwerte wurden
zerstört, dazu kam die Verrohung und Verelendung derer, die die Barbarei überlebt
hatten. (Das Rauchen
kam im Dreißigjährigen Krieg auf!).
Politisch
hat sich Sachsen im Dreißigjährigen Krieg vergrößern können. Zunächst, im
Kampf um Böhmen, stand es auf der Seite der katholischen Liga des Kaisers gegen
den pfälzischen Kurfürsten calvinistischen Bekenntnisses, Friedrich V.; hielt
sich im niedersächsisch-dänischen Krieg (1623-1629) abseits und wurde erst
1629 durch das Restitutionsedikt des Kaisers an die Seite des calvinistischen
Kurfürsten von Brandenburg und schließlich zum Bündnis mit Schweden gedrängt.
Der Grund: In dem Edikt vom März 1629 bestimmte der Kaiser Ferdinand II. die Rückgabe
aller von den Protestanten seit 1552 eingezogenen geistlichen Güter.
Die kaiserlichen
Truppen unter Tilly bestürmten Magdeburg, die Stadt ging in Flammen auf, 20.000
Menschen kamen in dem Inferno ums Leben: dies war das aufsehenerregendste
Ereignis des gesamten Krieges. Die Nachricht darüber wurde in 300 Flugschriften
und -blättern im Land verbreitet und löste Angst und Schrecken aus. Im Sommer
1631 marschierten Tillys Truppen in Sachsen ein, was zum Bündnis Sachsens mit
Schweden führte. Die Schweden kamen - zunächst als Verbündete - ins Land; am
6. November 1632 fiel der Schwedenkönig Gustav Adolf in Lützen.
Doch bereits
1635 suchte Sachsen wieder einen Separatfrieden mit dem Kaiser. Er wird in Prag
geschlossen und hat zur Folge, dass das alte Erzstift Magdeburg aufgeteilt wird.
So kommt zum Beispiel das Amt Jüterbog zu Sachsen.
„Der politische Kurs Kursachsens war weniger an
religionspolitischen oder bekenntnistheologischen Loyalitäten, als am Reich und
dem dessen Einheit verbürgenden Augsburger Religionsfrieden orientiert.“
(Kaufmann, Thomas:
Dreißigjähriger Krieg und Westfälischer Friede, 24f. Der Augsburgische
Relgionsfrieden wurde 1555 geschlossen und besagte, dass der oberste Landesherr
die Konfession der Einwohner eines Landes bestimmt. Damit war es im Reich
offiziell möglich, „lutherisch“ zu sein.).
Sachsen ist also
ein Beispiel dafür, dass der Dreißigjährige Krieg nicht vorrangig ein
„Religionskrieg“ war, wie man aus den wechselnden Koalitionen ablesen kann.
Es ging um Macht und Herrschaft, und für die Söldner wohl oft nur noch ums Überleben
und ums Plündern.
Was
wurde auf der Kanzel in Seyda in dieser Zeit gepredigt? Gewiß waren
patriotische Klänge dabei, aber es „erscholl
auch der dumpfe Donnerhall lutherischer Bußredigt, der eigentliche Grundton,
auf den die theologische Umgangsweise mit der geschichtlichen Erfahrungsvielfalt
gestimmt war und im wesentlichen auch gestimmt blieb“ (wie
man ja schon bei der Deutung des Stadtbrandes in Seyda 1605 erkennen konnte;
Kaufmann, 67).
„Gebet und Buße ... erschienen als
angemessene Umgangsweisen mit dem als nahe bevorstehend geglaubten Weltende.“
(Kaufmann, 70).
Auch solche Predigten gab es: „So weiß
man ja wol / das D. Luther seliger den Confessoribus primis niemals zum Krieg
rathen hat wollen. Mich wundert das sich etliche Theologen und Feldprediger
haben lassen so bald abwenden vom Evangelio Jesu Christi / welches ja ein
Evangelium des friedens ist...“ (Trewhertzige
BußPosaune, in: Kaufmann, 74). „Eine
Deutungsperspektive, die den Anteil der konfessionellen Religion lediglich auf
der Seite der kriegsfördernden Momente verbucht, den Frieden hingegen als
Emanzipation der politischen Vernunft gegen die Logik des Konfessionellen
wertet, simplifiziert die Sachlage und unterschätzt die insbesondere im
Luthertum im Horizont der Fundamentaldistinktion von Gesetz und Evangelium
ausgebildete Fähigkeit, zwischen Politik und Religion zu unterscheiden.“
(Kaufmann,
77).
Im Seydaer
Pfarrhaus wird es Hausandachten gegeben haben, etwa wie die hier beschriebene: „In
meinem Hause lasse ich alle Tage etlich mal Weib / Kind / uund Gesind / mit unnd
neben mir / zum Beschluß deß Geistreichen Gesanges / Erhalt uns Herr bey
deinem Wort / unnd stewr des Papsts unnd Türcken Mord / also laut und deutlich
beten: Gib unserm Keyer / Churfürsten / unnd aller Obrigkeit / fried und gut
Regiment / daß wir unter Ihnen / ein geruhiges und stilles Leben führen mögen
/ in aller Gottseligkeit und Erbarkeit / Amen.“ (Hoe,
Leipziger Schluß-Predigt; In: Kaufmann, 52). Den in dieser
Zeit wohl besonders beliebten Lutherchoral kann man in veränderter Fassung in
unserem Gesangbuch unter der Nr. 193 nachlesen.
Der
Dreißigjährige Krieg wandelte auch das Pfarrerbild. „Der Pfarrer hört jetzt auf, einseitig nur der Zuchtmeister seiner
Gemeinde zu sein; er lernt es unter den Nöten des Krieges allmählich, auch ihr
Helfer, Berater, Tröster und Freund zu werden. Der Seelsorger rückt langsam in
den Vordergrund.“ (Drews,
Paul: Der evangelische Geistliche in der deutschen Vergangenheit, Jena 1905,
Seite 72; In: Kaufmann, 102). Ein bekannter Religionsphilosoph,
Ernst Troeltsch, stellt fest: „Die Nöte
des Dreißigjährigen Krieges brachten dann eine Vertiefung der seelsorgerlichen
Aufgaben und Gesinnungen, und der geistliche Stand erwies sich hier im ganzen
als das Rückgrat der ganzen lutherischen Kultur.“ (Troeltsch,
Ernst: Protestantisches Christentum und Kirche in der Neuzeit. In: Paul
Hinneberg (Hg.), Die Kultur der Gegenwart I, Abt. IV, 1: Geschichte der
christlichen Religion, Berlin und Leipzig, 2. Auflage 1909, 450.) Das zu ermöglichen, dazu trug
auch der um 1600 weitgehend abgeschlossene Akademisierungsprozeß der
evangelischen Geistlichkeit bei: Pfarrer konnte man nun nur nach einem ausführlichen,
gründlichen Studium der Theologie werden. (vgl.
Kaufmann 103).
„Daß Kirchen, Pfarrhäuser und Grabstätten als die
ersten Ziele soldatischer Übergriffe angesehen wurden, kann im allgemeinen als
sicher gelten.“ (Kaufmann
105).
Die
lutherische Frömmigkeit wurde in der Praxis vielfach durch das Lied ausgedrückt,
und dieses wandelt sich in der Zeit des Dreißigjährigen Krieges. Neuartige
Motive werden dominant, zum Beispiel das Motiv des sich Ergebens in den Willen
Gottes, des Gottvertrauens und des Vorsehungsglaubens, auch des Vanitas-Motivs.
Die persönliche Leiderfahrung wird mit der Passion Christi in Verbindung
gebracht, das Bedürfnis nach persönlichem Trost, nach Erbauung und Bewältigung
des Erlebten ist spürbar. („vanitas“
lat. Vergänglichkeit; vgl. Kaufmann, 101).
Ein Lied aus
reformatorischer Zeit „Wenn wir in höchsten
Nöten sein“ soll die Herzen schwedischer Offiziere mehrfach erweicht und
sie zur Ermäßigung ihrer Geldforderungen oder zum Einstellen der
Kampfhandlungen veranlaßt haben.
(Clemen, Otto: Volksfrömmigkeit im Dreißigjährigen Krieg, Leipzig 1939, Seite
14; In: Kaufmann, 102.; in unserem Gesangbuch Nr. 366.)
Ein
Zeitgenosse des Dreißigjährigen Krieges war Paul Gerhardt. Viele bekannte
Lieder von ihm stehen noch heute in unserem Gesangbuch: „Befiehl Du Deine Wege“, „O Haupt voll Blut und Wunden“, „Die
güldne Sonne“, „Geh aus, mein Herz, und suche Freud“. Er wurde in Gräfenhainichen
geboren, war lange Zeit als Hauslehrer in Wittenberg und später Pfarrer in
Berlin und in Lübben. Seine Lieder berichten vielfach davon, wie großes
menschliches Leid, was er auch persönlich erlebt hat, vor Gott gebracht und bei
ihm Trost gesucht und gefunden wurde. Sie wurden recht getragen gesungen,
oftmals entsprach der Grundschlag mehr als einer Sekunde!
„Ich bin ein Gast auf Erden und hab hier keinen
Stand.
Der Himmel soll mir werden, da ist mein Vaterland.
Hier reis ich bis zum Grabe; dort in der ewgen Ruh
ist Gottes Gnadengabe, die schließt all Arbeit zu.
Was ist mein ganzes Wesen von meiner Jugend an
als Müh und Not gewesen? Solang ich denken kann,
hab ich so manchen Morgen, so manche liebe Nacht
mit Kummer und mit Sorgen des Herzens zugebracht.
Die Herberg ist zu böse, der Trübsal ist zu viel.
Ach komm, mein Gott, und löse mein Herz, wenn dein
Herz will;
komm, mach ein seligs Ende an meiner Wanderschaft, und
was mich kränkt, das wende durch deinen Arm und Kraft.
Du aber, meine Freude, du meines Lebens Licht,
du ziehst mich, wenn ich scheide, hin vor dein
Angesicht
ins Haus der ewgen Wonne, da ich stets freudenvoll
gleich wie die helle Sonne mit andern leuchten soll.
Da will ich immer wohnen - und nicht nur als ein Gast
-
bei denen, die mit Kronen du ausgeschmücket hast.
Da will ich herrlich singen von deinem großen Tun
und frei von schnöden Dingen in meinem Erbteil
ruhn.“
Das
auch heute recht bekannte und beliebte Lied „Nun
danket alle Gott“ (Evangelisches
Gesangbuch Nr. 321) wurde der große Dankchoral für
den Friedensschluß 1648. Martin Rinckart, Pfarrer („Archidiakonus“) in
Eilenburg, der den Krieg miterleben mußte, hat ihn geschrieben. (Evangelisches
Gesangbuch Nr. 957, Rinckart. Strophe 2:).
Der ewigreiche Gott / woll uns bei unserm Leben /
ein immer fröhlich Herz /und edlen Frieden geben /
und uns in seiner Gnad / erhalten fort und fort /
und uns aus aller Not / erlösen hier und dort.
Von
den Aufräumarbeiten nach dem Dreißigjährigen Krieg berichtet das
Kirchenarchiv auch, zum Beispiel vom Damm- und Grabenbau:
„Ambtts Seyda Acta
Die Aufräumung der Feldtwaßergraben
und Thämme alß Wege Beßerung belangende
Anno 1639“
darin:
Aufräumung Wassergräben 1639 - 1695; - darin Amtsschreiben vom 2. August 1639:
Ein
Stück Damm müssen die Bürger in Ordnung halten bei den großen
Vorwerkswiesen, 120 Schritt lang, damit sie selbst und die Reisenden ohne Plagen
durchkommen können:
"... welcher aber bey izigen
Kriegsanvörungen dermaßen eingangen, und durchtrieben, das fast darüber
sonderlichen mit geladenen Wagen zu fahren unmögliche, habe vorige Wochen was
Heue von den Forwergswiesen vor die noch vorhandenen Schoffe einbringen laßen
Wollen, aber Weile sonst Kein weg umbhin, in ein tage 4 fuder uf bemelten bösen
thamb ausgeworffen, und da durch alles Wagengeschirr Zerbrochen und Verderbet
Worden, das ich das mit alle mühe und im Kasten uf gemachte heue uf den Wiesen
eins theils habe liegen und Verderben laßen müßen, Habe zwar zu
unterschiedenen mahlen bey den noch Vorhandenen Einwohnern angehalten, das sie
angeführten Thamb soviel müglichen in beßerung bringen und größer schaden
dadurch verhütet bleiben möchte, inbetracht , Sie ..., da sie nur den Schutt
von den Brand städten darauf brachten...."
Einige
Leute kamen, aber sind dann weggeblieben, weil der größte Teil der Bürger
nicht kam, um den Weg zu reparieren. Es wird den
"wiedersetzigen" eine Strafe von 5 bzw. 10 Thalern angedroht.
„Dämme und Wege zu bessern“, darum
geht es auch am 20. Oktober 1653: 13 Gemeinden sind aufgezählt, wieviel Schritt
von ihnen zu bessern und wieviel Personen gestellt werden müssen; danach sind
die Bürger jeder Gemeinde aufgeführt, die zum Dienst verpflichtet sind. Das
ist auch deshalb interessant, weil die Auflistung nach dem Dreißigjährigen
Kriege erfolgte und die Kirchenbuchführung
für Seyda, Mellnitz, Morxdorf, Schadewalde und Lüttchenseyda erst 1709
beginnt:
„Ambts Seyda 20 October 1653
Vorzeichnüß
Der Unterthanen, So den Morekischen
? Thamb zubeßern schuldig sein Wirden
Seyda
Peter Dannebergk ?, Rudolph
Krenzendorff, Peter Matthies, Hans Eichelbaum, Hans Hoffmann, Andres Schmidt,
Hans Lisch, Christoph Bödichen, Joachim Rennert, Michael Lehmann, Bastin
Weilandt, M Matthaus Krumann ?, Melchior Kirsten, Christoph Eichelbaum, Maj.
Bernhardt Winzer, Joachim Von Arnsdorff,
Cossatens
Wilhelm Berlien, Egilius Lehmann,
Peter Loche, Christoph Henning, Lorenz Liebe, Georg Lehman, Jacob Naumann, Paul
Prieskers Witwe, Hans Flemig, Hans Rummert ?, Hans Lehmann,
Hans Bresthnurm ?, Georg Schulzen
Witwe, Martin Krüger, Christoph Röhrich, Grase ? Brandt, Anton Vogel, Georg
Horning, Georg Beller, Andres Moritz, Christoph Peisker,
Seyda
Joachim Schlüter, Peter Fischer,
Andres Lehmann, Hans Schultze, Martin Ziehmann, Hans Lisch ?, Hans Pürisch ?,
Christoph Ruese, Peter Richter
40 Leute / 220 Schritt
Gadagast
der Richter, Georg Michel, Andres
Clemen, Christoph Danneberg, Martin Löser, Hans Cunze, Martin Flemig, Hans
Dannebergk/ Halbhüfner
Coßaten
Georg Flemig, Philip Peißker,
Georg Löser, Andres Tiepenau, Curt Rettich, Peter Clemen, Stephan Schlüter,
Martin Pfuell ?, Martin Matthies
17 Leute / 85 Schritt
Melniz
der Richter
Cossat
Hans Voigt
Zemnigk
der Richter, Jacob Wägner, Hans
Kelner, Andreas Ruese ?, Georg Grempel, Valtin Thiele,
Cossate
Valtin Richter
Lütgenseyda
der Richter, Barthol Richter
Schadawalda
Georg Schade
Cossat
Georg Fuhrmann“
Auch
dem Kurfürsten wird vom Amtmann Bericht erstattet: ein Schreiben vom 15.
Oktober 1655:
„Churfürst. Durchl. sollen wir
unterthänigst nicht verhalten, wie das bey hiesigen Städtlein Seyda und denen
angelegenen Dörffern, die feldtwaßergraben, in dem solche, Zeit lang geweseter
Kriegsunsicherheit, nicht geraumet werden können, dermaßen mit Schilff und
Holze bewachsen, das sie fast gänzlich verschlammet und eingegangen, dahero,
das bey bißherigen, naßen iahren, sonderlich aber der iüngsten großen waßerfluth
und iziger näße zu lauffende gewäßer ganz keinen abfall hat, sondern uff die
felder und wießen austritt, das getreydicht und graß ersäuffet, und
allenthalben großen schaden Verursachet, wie denn vom E. Churf. Forwergsäckern,
eine feldtart meistentheils Verderbet ist, das sie nicht wohl zur helffte mehr
gepflüget und beseet werden kan, ingleichen auch die forwergswiesen also mit waßer
angelauffen, das das gemeihete graß anders wohin geführet und getrocknet
werden muß; In maßen ich der Inspector unlängst solches alles mit angesehen
und bey so gestalten sachen zu befürchten, es möchte solch verschlammetes Heue
e. Churf. Durchl. Vorwergs wiese nicht allerdings zuträglich sein, und
ob man gleich obberührte Feldtwaßer graben durch hiesiges Ambtts einige
unterthanen, dieser orten zu räumen einen anfang machen wolte, So würde doch
unsers wenigen erachtens, solche arbeit Vergablich sein, Irofern nicht dieselbe
von unten herauff, als bey dem dorff Lüsterförda/: Welches Hartmann Ludwigen
von Wizleben zu Warttenburgk gehöret:/ alwosonsten daß waßer seinen ablauff
in den Elsterstrom genommen, ingleichen förder durch des dorrfs Gentda Felder
und wiesen. so izo Bernhardt Ludolph von Camen zu Clöden zuständig, für allen
dingen, auch Vor die Fandt genommen werden solte, Wann denn gnedigster Churfürst
und Herr E. Churf. Durchl. diese beschaffenheit unterthenigst zu hinterbringen,
Wie unserer pflichtschuldigkeit erachtet. Als sollen zu dero selben gnädigsten
gefallen, ob sie izt gedechten, beeden von Adell in gnaden befehlen wollen, daß
Sie mehr besagen Waßergraben durch ihr territorium Lüsterförda und Gendta,
gegen künfftigen Frühling/ Geliebts Gott/ in Zeiten/ beständiger weise reumen
lassen sollen, damit mann förder in hiesigem Ambtt ungehindert nachfolgen und
fernerer schade, an E. Churf. Durchl. Forwergs Äckern und Wiesen verhütet
werden möge. Was nun E. Churf. Durchl. Uns hirinnengnädigst anbefahlen werden,
denen erstatten Wir in allen unterthenigste und möglichste folge, Sintemahl
deroselben wir uns zu gehorsambsten treuen diensten pflichtschuldigst erkennen.
Datum Seyda am 15. Octobris Anno
1655
E. Churf. Durchl.
unterthenigste und
pflichtschuldigste
diener
Unterschrift
Johannes ...
M Kirsten
Einige
Verpflichtete weigern sich, die Auflagen zu erfüllen, so im Schreiben vom 22.
Juni 1656. Die Witwe Winzer beschwert sich beim Amtsschösser, dass sie nicht
wie eine Adlige, sondern wie eine aus dem gemeinen Volk vom Landsknecht
behandelt ("tractiret")
wurde. Sie hatte auch die Dienste verweigert.
Die
es aber gemacht haben, werden auch gemeldet:
„An
Amtsschösser zu Seyda gerichtete Mitteilung
Ambtts
Seyda
unterthanen
haben
die bereumung des waßer grabens an großer wiesen den 6. & 30. Juli Anno
1656 auß bracht Alß:
Seyda
Christoph
Eichelbaum, Martin Köhke, Wilhelm Berlien, Egidius Lehmann, Peter Loche,
Christoph Hennig, Lorenz Liebe, Sebastian Weiland, Rudolph Kerzendorff, Jacob
Naumann, Peter Matthies, Georg Schneider, Hans Flemig, Hans Eichelbaum, Hans
Hoffmann, Joachim Von Arnsdorff, Andres Schmidichen, Hans Liepsch, Hans Rummert
?, Hans Brethausers witwe, Georg Schulzen witwe, Christoph Schleusing, Michael
Thielo, Christoph Gödichen, Joachim Rennert, Michael Lehmann, Brose Brandt,
Christoph Rörich, Anthon Vogell, Michael Kunze, Adam Böhme, Georg Hornig,
Georg Beller, Andreas Moritz, Christoph Peiscker
Joachim
Schlüter, Peter Fischer, Andres Lehmann, H. M. Matthaeus Naumann, Hr.: Majour
Winzer, Hans Schulze, Martin Zeihmann, Hans Liesch, Hans Jurisch, Christoph
Knese, Christian Richter, Hans Kerzendorff, H. Melchior Kirsten,
Gadagast
Andres
Clemen, Georg Flemig, Hans Dannebergk, Philipp Peiscker, Christoph Dannebergk,
Georg Löser, Andreas Thiepenau, Stephan Schlüter, Martin Pfuel, Martin
Matthies, Hans Cunze, Stephan Müller, Georg Michel, Hans Matthies,
Melniz
Hans
Voigt
Schadawalda
Georg
Fuhrmann, Georg Schade, der Richter
Zemnigk
Jacob
Wägner, Hans Kellner, Valtin Richter Witwe, Andres Knese, Georg Grempels Witwe,
Hans Eule, Christoph Elling,
Lütgenseyda
Barthol
Richter, Georg Lehmann, Georg Henze“
(Seydaer
Kirchenarchiv, Findbuch Nr. 221).
Vom
Amt gab es nicht nur Hilfe und Unterstützung, sondern eben insbesondere viele
Auflagen und auch Strafen. So steht in einem Schreiben vom 3. Juni 1680 aus
Dresden - Johann Georg der Andere, Herzog zu Sachsen, Jülich, Cleve und Berge,
Churfürst - an den Amtmann in Seyda: Die Untertanen, die verbotene Brücken über
die Gräben gebaut haben und Vieh in die Gräben getrieben haben, sollen
besonders dazu angehalten werden, Frondienste zu tun.
Allgemein
interessant ist vielleicht auch der Briefwechsel des Matthias Reimann mit dem
Amt um eine Brauberechtigung in den Jahren 1648 und 1649:
„Gottes Gnade und alle wolfart
...!
Ehrenweh... großgünstiger Herr
Gevatter, demselben ist wißend welcher maßig die brauer alhier, ohnangesehen
die braugerechtigkeit in dem mir eingehändigten Kauffbriefe klar Verfaßet,
mich nicht annehmen wollen, Ob inz zwar ich verschienen Sommer über eines andern beginnens von ihnen gehoffet, So
bleibet es doch noch bei der widersetzigkeit, in daher Sie bey Ansehung des
neuen brauens und losung, mich nicht allein ausgesetzet, also daß männiglich
mir vorgebr.... sondern auch da ich jetzo fast fertig und diese nacht nach Zahna
fahren und morgen will es Gott, unterlegen werde, unterstehet sich Hans
Eichelbaum und Kertzendorff mich vorsetzlich zu hindern, alß welche gegen abend
oder morgens früh im brauhauß begießen wollen, und dahero mich ferner weit zu
schimpfieren beliebung tragen, ... aber ich solche plantereyen gantz überdrüßig,
auch gäntzlich entschlossen, So der herr Gevatter mich bey der gerechtigkeit in
dem Kauffbriefe verfaßet, nicht schützen könnte, daß ich solche plankereyen
fort für fort müßte unterworffen bleiben, wenn die versprochen Zins gelder
Zulagen, noch sonsten beym Hause zu bleiben,sondern vielmehr selbiges, so ich
das wenn ich albereit darein verbauet, und aufgewendet, wiederum erstattet
bekomme, ..., da im gegentheil, wenn ich bey dem Kauffbriefe schutz habe ich erbürtig,
nicht allein die Zinßen zu rechter Zeit meinem Versprechen nach zur legen,
sondern auch wills Gott, die gantze kaufsumme abzutragen. denn mich solcher
kauff noch neimals gereuet, allhier ist auch billich, daß ich vor
widersetzlichkeit und Verhinderung bey meinem Kauffbrief ...lich geschütze
werde. Alß ist hierauf mein fleißiges bitten, der Herr Gevatter wolle meine
notturft behertzigen, und großmüthig geruhen, mich nicht allein wider jetziges
Vornehmen der obenbenannten beeden personen, sondern auch nur gemein wider alle
beiden zu schützen, wie ich dem zugleich umb ein nochmahligen Vorbescheid eines
billichen Vertrages halber inständig ansuchung thun wollen, hiernach dem Herrn
Gefatter die sittliche obacht empfohlen.
Datum Seyda 12. Oktober 1648
Dem H. Gevatter
gebothen und ...
M. Matth. Reimann“
Antwortschreiben
vom 13. Oktober 1648
„den
13. Oktober 1648
den brau... bey Vermeidung Wülkürlicher
bestraffung euferleget den Superintendenten billich versichern abtrag in
gemeinem brau hauße zum brauen einzunehmen und inhalts Churf. Sächs. Vorebung
darran nicht zu hindern, oder sie gewiß in schwerer Verantwortung als Straffe
gerathen würden, hat abermalen keine güte helffen wollen, besonderen Vorgebens
das brau hauß sei ihre, wolten sehen wenn ihnen eini... darein thun solte, Alß
hat den Superintendenten wiedermals zum ... die Ampts hülfe ertheilet werden müßen.
Actum its:
Ambtt Seyda“ (Seydaer
Kirchenarchiv, Findbuch Nr. 1033).
Für
das Jahr 1662 wird eine Kirchenrenovierung berichtet: Eine schön gemalte Decke
kommt in die Kirche, von der „Glorwürdigesten
Churfürstin und in Gott ruhenden Frau Hedwig mit dem Königl(ich) Dähn(ischen)
Wap(p)en verfertigt“. So haben die Seydaer also nicht nur über
Jahrhunderte die Witwen der Kurfürsten auf der Lichtenburg versorgt, sondern
auch bisweilen etwas Gutes von ihnen gehabt. Auch die Kirche in Gentha wurde auf
Geheiß der Kurfürstin Hedwig
gebaut. (Superintendent
Gormann im ältesten Kirchenbuch, HG 9/1926).
Nach
fast einhundert Jahren können endlich auch wieder neue Meßgewänder gekauft
werden, 1671, nämlich eine grüne Samtkasel mit einem Perlenkreuz. Eine Albe
ist neu gestickt worden. Der Amtmann beantragt 1671, dass die wertvollen Perlen
auf der alten Kasel verkauft und für den Erlös eine neue Kasel beschafft
werde. (HG).
Über
die Lebens- und Denkart der Menschen am Ende des 17. Jahrhunderts, auch über
die Predigten, gibt der Bericht über ein astronomisches Ereignis im Jahre 1680
Auskunft:
„Im Jahre 1680 wurde ganz Deutschland durch das völlig
unvermutete Erscheinen eines gewaltigen Kometen erschreckt, wie einen solchen
noch niemand gesehen; und als man glaubte, er sei verschwunden, trat er nach
wenigen Nebeltagen mit noch größerer Helligkeit hervor; sein Schweif erfüllte
ein Drittel des ganzen Horizontes.
In vielen Orten läutete man Sturm, weil man im Nebel
ein großes Feuer vermutet hatte, bis sich das erhöhte Wiederaufleuchten des
Sternes herausstellte. Es sind nun eine ganze Reihe Predigten und Gutachten über
die Bedeutung dieses Kometen vorhanden. Sie enthalten im Einzelnen manches
Wunderliche. Nach der Richtung, die er genommen, nach den Ländern, über denen
er gestanden, nach den Sternbildern, die er durchlaufen, werden Vermutungen über
allerlei Möglichkeiten der nächsten Zukunft ausgesprochen.
Indes diese sämtliche Ausführungen werden nur als
ein sehr ungewisses Vielleicht gegeben, der Grundton aller Predigten und
Gutachten ist dagegen erfreulicherweise der: Ja, der Stern kann all das Unheil
bedeuten, was das Volk davon fürchtet, wer aber Gott fürchtet, der wird doch
nicht verlassen werden; und je mehr das Volk überzeugt ist, daß dieser Stern
Unglück bedeute, um so mehr sollt man fragen, wofür uns wohl ein solch Unglück
mit Recht treffen würde, und sollte da die bessernde Hand anlegen, so würde
Gott auch gnädig dreinsehen. So heißt es z.B. in einer Predigt: Die Sterne
wirken vielleicht auf Krankheiten, Wachstum und ähnliche natürliche Dinge,
aber die Sterne wirken gewiß nicht auf diejenigen Dinge, in denen ein jeder
selbst seines Glückes Schmied ist und selbst seine Schuld zu verantworten hat.
Wenn man daher fragt, was der neue Stern bedeute, so
ist´s für einen Christen am schwersten, er hält sich an den alten Stern, der
den Weisen aus dem Morgenlande geleuchtet hat. Die ließen sich durch den Stern
leiten, daß sie kamen, Jesu anzubeten, und so sollen wir uns durch dies neue
Naturereignis leiten lassen, daß wir Gott desto besser suchen und ehren, so
wird es uns auch nichts Böses bedeuten.“
(HK
5/1997, 7, aus: Heimatbote von 1927).
Selbstverständlich
in diesen Zeiten war das Schulgebet, mit der Bibel wurde lesen gelernt, und man
lernte den Kleinen Katechismus auswendig, dazu viele Lieder und Sprüche. So hat
der christliche Glaube das Leben und Denken unserer Vorfahren geprägt, von der
Wiege bis zur Bahre wurden sie von der Kirche begleitet. Nach und nach kam das
städtische und auch das kirchliche Leben wieder in Gang, aber das Trauma des
Großen Krieges blieb noch lange im Bewußtsein. So kann man im Pfarrarchiv über
die kirchliche Betreuung der zugehörigen Dörfer lesen:
„... die beyden Dörffer Mellniz
und Morxdorff, welche nebst denen nacher Seyda gehörigen Filial- Kirchen im
Schwedischen Kriegswesen totaliter eingeäschert worden, so viel der Einwohner Güter
betrifft nach und nach wieder angebauet die Kirche an beyden Orten aber noch wüste
und nur die bloßen alten Mauern noch vorhanden seynd. Welche beyde Kirchen vorm
Kriege dergestalt versorget worden, daß der damalige Diaconus alhier zu Seyda,
Sontags frühe wechsels weise zu Mellniz und Morxdorff predigen, umb 8. Uhr
wieder zu Seyda seyn und das Ambt Beten zu Mittage der Diacony und Cantor sich
theilen, auf die andern beyden Dörfer, wie es die Ordnung gegeben, gehen der
Diacony auf einen Dorffe eine predigt thun auf den andern Dorffe aber Cantor den
Catechismum beten, weill aber die beyden Dorffer Littichen Seyda und Schadewalde
keine eigene Kirchen haben, müßen sie sich alles Pfarr Rechts zu Seyda in der
Pfarr Kirchen erholen, und sind diese 4 Dörfer den Winter über also besucht
worden, des Donnerstages der Diacony, entweder zu Melniz oder Morxdorff wechsels
weise Vormittage prediget nach Mittage aber entweder in Littichen Seyda oder
Schadewalde, wie es die Ordnung bringet, wo ferne nun Melniz in 8. Hüfner und
1. Cosseten und Morxdorff in 6. Hüfnern und 1. Häußler bestehend so vermögent
daß sie wie jene Vorhaben die Kirche wieder anrichten könten, auch der
Gottesdienst so bald ein Diacony ernennt und des Diacony Wohnung erbauet were.
Substitut wird Ch. M. Lossy
Amtmann derzeit ist Johann
Christoph Trebiz
Superintendent ist Andreas
Gormann“
Zum
Gemeindeleben gehörte es, dass Sonntagvormittag über das Evangelium gepredigt
wurde, nachmittags über den Katechismus (die Glaubenslehre), also am Sonntag
zweimal Gottesdienst gefeiert wurde. In der Woche gab es ein bis zwei
Wochengottesdienste, ebenfalls mit Katechismuspredigten (zum Beispiel über die
Zehn Gebote). „Man stand zeitiger auf
und saß nicht so lange in die Nacht hinein. Infolgedessen begannen die
Gottesdienste auch wesentlich früher. So wurde z.B. in Wittenberg 1609 für den
Morgengottesdienst im Sommer in der Pfarrkirche die Zeit von 5-6 festgesetzt...
Im Winter fing man ½ Stunde später an.“
Die Predigten
dauerten im 17. Jahrhundert eine bis 2 ½ Stunden. Nicht nur über Glaubensdinge
wurde da gesprochen, sondern es war die Informationsveranstaltung der Woche, in
der man je nach Gabe des Predigers alles auch über Politik, Kultur, Medizin und
Wirtschaft erfahren konnte.
Die Taufen
fanden nach einer Verfügung aus dem Jahre 1624 nicht später als zwei Tage nach
der Geburt statt, um bei der hohen Kindersterblichkeit jedem Kind das Geschenk
des ewigen Lebens zuteilwerden zu lassen.
Das Abendmahl
wurde in dieser Zeit noch in der Regel an jedem Sonntag gefeiert, aber
teilnehmen durfte nur, wer am Nachmittag vorher zu Beichte und Absolution
(Lossprechung) gekommen war.
Zur Trauung
hatten die Brautleute vor der Kirchtür zunächst ein (kurzes) katechetisches
Examen abzulegen, bevor drinnen die Feier begann.
Bei einer
Beerdigung ging der Trauerzug bei Glockengeläut und dem Gesang der Schulkinder
vom Trauerhaus durch den Ort zum Friedhof. Es gab verschiedene Arten der
Beerdigung, die sich auch nach Geldbeutel richteten: Standrede, Leichenpredigt
mit Abdankung oder einfach Abdankung mit Segen. (Zeitschrift
für Kirchengeschichte 1939, 24-29).
Im
Jahre 1697 zählte die Stadt 70 Häuser, davon waren 67 bewohnt, drei unbewohnt,
und 300 Einwohner waren hier zuhause. (HG
4/1914).
Doch kaum hatte
man sich von den Folgen des Krieges erholt, kam die nächste schwere
Katastrophe: Der große Stadtbrand im Jahre 1708. Durch den Schuß eines Jägers
entzündete sich ein Strohdach, und das Feuer konnte sich blitzschnell
ausbreiten, da die Menschen auf den Feldern bei der Ernte waren. Viele Häuser
und auch die Kirche brannten nieder. In drei bis vier Stunden lagen 22 Häuser
in Schutt und Asche, ein Drittel der Stadt war zerstört, auch die gerade
neuerbaute Diakonats- und Schulwohnung (Letztere
wird oben bei Gormann als notwendig zu bauen erwähnt; Heimatbuch 52).
Einen
ausführlichen Bericht über den Brand bringt das älteste Seydaer Kirchenbuch
auf seinen ersten Seiten. Superintendent Gormann schreibt die Ereignisse am 13.
September 1712 für die Turmkugel nieder:
„Im Namen des dreieinigen Gottes, des Vaters, Sohnes
und Heiligen Geistes: Der Posterität (den
Nachkommen) zur
dienlichen Nachricht.
Anno Eintausend Siebenhundert und Acht am 28sten Tage
des Monates Augusti gab Theodorus Eberwein, ein Jagdpürschgen, Herrn Theodori
Eberweins Oberforst und Wildmeisters der Ämbter Annaburg, Seyda und Schlieben
Sohn in des Georg Eichelbaums Bürgers und Schneiders gegen Morgen liegendes Häuschen
nach einer Schwalbe ein Büchsen-Schuß und weil derselbe in ein lochfüllendes
Strohbund verfiel, entstand dadurch schnell eine Flamme, welche, sintemal in
solchem Hause Niemand einheimisch, dabei große Hitze war, fraß Feuer schnell wütend
umb sich, nahm die herumstehenden Häuser...
und noch nicht ausgebauten Diaconat- und Schulwohnung
weg, ging fort und legete das schöne Brauhaus samt den übrigen Häusern der Nöthischen
Witwe und Ambtsrichters Herrn Christoph Eichelbaums in Flammen; da man nun m
einte, es möge dabei bleiben, hat die Glut ein Brod oder wie andere meinen ein
Stück Speck aus solchem Feuer genommen, über die Schule, Kirche,
Superintendentur und Scheuer des Bergs ins Landknechts Haus geführt, angezündet,
die benachbarten Häuser niedergelegt, dann einige Fünklein auf die
Superintendentur hineingefallen, dergleichen auf die Ställe gegen Morgen und
Abend gelegenes und weil solches
Strohdächer, alles war dürr und keine Seele ohne mein armes Weib vorhanden
war, ging alles auch nebest Herrn Melchior Buxbaums Häuser, Scheune und Ställe
in Feuer au f, daß innerhalb drei Stunden vor Mittag nebst 22 der bürgerlichen
auch meine Wohnung samt der ganzen nicht numerierten, doch viel seltener Bücher
46 Jahrgänge meiner Predigten, Vocationes, Kaufbriefe und das ganze
Kirchen-Archiv, alle Mobilien, welche in so vielen Jahren angeschaffen, Silber,
Gold und Ketten, die Scheunen voll Getreid, weil wir mit den Falmmen umbzingelt
waren, um das Leben zu retten, durch das bereits brennende Kirchtor ich und
meine Frau, drei Töchter hatten sich retiriert, von Herrn Oberförster Nefe und
Herrn Pfarrer von Gadegast Jungnickel geführt worden durch die Flammen
verzehrt.
Das liebe Gotteshaus hielt sich am längsten und weil
keine menschlich Hand zu Hilfe kam und von der Hitze die obersten Säulchen der
kleinen Haube anfingen zu glimmen, auch durch das auswendig an der Kirchmauer
gegen Mittag angebaute Kirstensche Begräbnis die Flammen zum Fenster
eingedrungen, ist endlich derselbe mit allem Ornat, schöner Orgel dazu...,
zusammenstimmenden Glocken mit der Seynes Schälle angegangen, insamt unfallen
und grund aus alles anbrennen;
auswendig hat es keine Flammen berührt, sogar, daß
von denen ringsherum stehenden Monumenten der Gräber nichts verzehrt worden.
Das Ambtshaus weil abgelegen alleinigstehn geblieben
daher alle Häuser und Gemächer angefüllt waren...
aber meine arme Kirche und Ich wurden von solchem Unglück
verlaßen, ohne daß mich und die Meinigen mein liebe Tochter Frau Elisabeth
Nefe kindlich aufnahmen, ich aber durch den horrenden Winter mein Ambt zu
verrichten auf die...
ausführen zu lassen, mußte viel erdulden und mein
Gesundheit in die Schanze schlagen.
Nachdem nun besagtermaßen auch die Kirche in der
Asche lag, ist dieselbe nach des großen Gottes Gnade und eingebrachten Almosen
auch Besserung der sämtlichen Kirchenfahrth am 7. July anno 1710
wiederaufgerichtet und am ersten Adventssonntag ann0 1711 in Gottes Namen wieder
bezogen und eingeweiht worden.
Im selben Jahr im September wurde der Turm
aufgerichtet und anno 1712 im September der Knopf aufgesetzt und dieses
Memoriale hineingetan worden.“
Die
halbe Stadt und die Kirche abgebrannt! Wie konnte Gott das zulassen? Diese Frage
beschäftigte nicht nur den Pfarrer. Er schrieb dazu im Kirchenbuch, aber
vorsichtig - auf Lateinisch, denn er sah in dem Brand eine Strafe Gottes für
die Gottlosigkeit und den sittlichen Verfall in Seyda.
„Venit hora ruina Ecclesia Magdeburgensis Seydensis ac
profecto cum inventi fragore simul cum religeris adificiis S. collapsa est;
Iustus est Dominus, & rectum iudicium ejus. Cricaureos mores, incredibiles
blasphemias, virulentissima mendacia, superbam hypocrysia Magdeburgensiam
Seydenisu. satis diu cum magna patientia tulit Deus. Nunc ei placuit sacrilegum
larvam pietatis ipsis detrahere, et turpitudinem hactenus velatam proferre. Und
solches that Gott an unß anno 1708, den 28. August von 11 Uhr Vorm(ittags) bis
gegen zwei Uhr Nachm(ittags)...“
Übersetzung:
„Die Stunde
des Unglücks kam über die im Magdeburger Bereich liegende Kirche in Seyda!
Gleichzeitig mit dem innerlichen Zerfall ist auch das heilige Gebäude in Seyda
eingestürzt. Gerecht ist der Herr, und gerecht ist sein Gericht. Unsittlicher
Lebenswandel, unglaubliche Gotteslästerungen, giftigste Täuschungen, höchste
Heuchelei hat Gott in Seyda lange genug mit großer Geduld ertragen. Jetzt aber
hat er
beschlossen, dem
Frevel die Maske der Frömmigkeit zu entreißen und diese Schlechtigkeit
aufzudecken. Und solches that Gott an unß anno 1708, den 28. August von 11 Uhr
Vorm(ittags) bis gegen zwei Uhr Nachm(ittags)...“
Pastor
Heinecke, der große Heimatfreund zu Beginn des 20. Jahrhunderts, vermutet
dahinter ein Zitat, das sich auf die Zerstörung und den Brand Magdeburgs unter
Tilly am 10. Mai 1630 bezieht, hier aber auf den Brand von Seyda angewendet
wird. (HG 9/1926).
Die
Kirchengemeinde mußte mit ihren Gottesdiensten, auch mit Taufen und Hochzeiten,
in die Kapelle des Amtshauses ausweichen. Zeitweise feierte man auch in der
Kirche in Gadegast oder „in Stuben“.
So ging es drei Jahre lang.
Solche schlimmen
Brände waren freilich nicht selten. 1719 gab es zum Beispiel einen großen
Brand in Zahna. Durch die Strohdächer breitete sich das Feuer „wie ein Lauffeuer“ aus, man hatte wenig Möglichkeiten, dem
entgegenzutreten.
Der Kurfürst
selbst erließ ein Dekret, wovon wir einen sehr schönen Abdruck im Pfarrarchiv
haben. Er rief alle Gemeinden zu einer Kollektensammlung für Seyda auf. Wieder
griff das Prinzip der christlichen Nächstenliebe.
So
konnte der Superintendent Jacobi vom Kirchenneubau 1854 rückwirkend berichten: „durch
Kollekten und Geschenke aus der Churfürstlichen Bank wurde unter Gottes gnädigem
Beistand dasselbe wieder hergestellt...“
Am 26. Mai 1711
berichtete der Superintendent Gormann von einem Besuch, dass zu diesem Bau die
Kommune 121, milde Herzen 248 Thaler gespendet hätten. Gleichwohl habe man das
Gotteshaus noch nicht wieder herstellen können. In einem Saale und etlichen
Stuben predige er nun schon drei Jahre. Seine Gesundheit sei dadurch merklich
geschwächt. Ein stets Zittern seiner rechten Hand und seines rechten Fußes führe
er auf das Amtieren in den kleinen Räumen mit ihrer schnell verbrauchten Luft
zurück. Als eines Tages etliche 80 Mann Landmiliz in Seyda einquartiert worden
seien, habe er aus dem Raume weichen und seine Gemeinde die Predigt entbehren müssen.
Freilich
war das Spendensammeln auch damals ein mühsames Geschäft, was den damaligen
Superintendenten sehr aufrieb. Er war aber sehr rührig und schreibt im ältesten
Kirchenbuch:
„auf
mein allerunterthänigstes Vorstellen erlangte ich 250 Stämme Bauholtz, Mein
Vielfeltiges Reißen nach Dreßden und unabläßiges Suppliciren wirckte durch
des Höchsten Beystand überauß reichliche Allmosen auß, daß die Gemüther überall
zum kräfftigen Mittleiden bewegt worden, und diese große Superintendentur mit
Scheuer und Ställen von lauter Allmosen an 819 Thaler in andern Jahr drauf
erbauet, auch folgendes Jahres drauf die Kirche unter Dach und nach und nach
nothdürfftig außgebauet worden, theils mit Allmosen, theils mit Beytrag der
Kirchfarth. Wie wir denn mit herzl(ichen) Freuden anno 1711 Dom. 1. Advent
Christi unsere bißherige Vice-Kirche auf dem Churf. Amthauße allhier
quittierten und nach gehaltenem AbschiedsSermon nach unser Gotteshauße mit
Frohlocken und Dancken eilten und die Einweihung verrichteten. Ob nun wol deß Höchsten
Güte hier wir und unsere Nachkommen zu rühmen nicht aufhören werden, die unß
bey dießen betrübten schwehren und recht eisernen Zeiten so nachdrücklich mit
reichem Segen und Erbarmen Secundirt, so spühren wir doch noch einen großen
Mangel an Glocken, davon noch keine vorhanden sondern wir unß nur mit einer
entlehnten auß Mellnitz so bey dasiger Kirchen Verwüstung in unser Sacrystey
gesatanden und unbeschädigt blieben, behelfen müßen, und der unvolkommenen
Decke, Thurme und sonst gewöhnlichen KirchenOrnat. Der Gott aber, der da bißher
so großes an Unß zu sorgen, deßen Segen und reiche Vergeltung nicht weniger
ich auß Gnaden erwarte, der ich mein baares Geld und noch übriges Vermögen
zur Beförderung des Baues dahin gegeben und nicht weiß, ob, wie und wann ich
dazu wieder gelangen möchte. Urheber aber solches unglückl(ichen) Brandes hat
auf allerhöchst(en) Befehl 300 Thaler hierzu geben müßen...“
Der
Superintendent (?) bezahlte auch aus eigener Tasche:
„Darnach
habe ich viel vorgeschoßen gehabt: Alß
3.
a. dem Maurer das Kirchen- und Thurmdach zu besteigen
b.
dem Tischer, Hanß Jänichen, vor Arbeit in der Kirche, á 65 Gulden
c.
das vorige Kirch-Thor, so mit abgebrandt, zu bauen, á 16 Gulden
d.
dem Uhrmacher in Jüterbog, Laurentio, den K-Seiger zu reparierenund den Hammer
auf die ... Glocke zu bringen, á 16 Gulden...“
Viele
Reisen waren nötig und Briefe, um die Vermögensverhältnisse zu klären (alle
Akten waren vernichtet):
„Da
denn bey diesen und vielen andern Proceß-Sachen, ich Consulenten halten, viele
Reisen darüber thun, Viel Geld bald nach Beltzig, bald in Consistorium baar
Zahlen müssen. Nicht zu gedenken, Was ich meinem Agenten in Dreßden, Georg
Zacharias, Discretion und Verlag schicken müßen. Auch des vielfältigen
Verlags bey der alten Superintendentur Wohnung
zugeschweigen.
4.
Ist die Sache in Dreßden und Wittenberg vorgestellet, genau untersuchet und auf
Mein und des sel. Herrn Amtmanns Vorschlag placidiret, und uns darauf anbefohnen
worden, die Rechnung bestmöglichst wieder in Stand zu bringen a) Mandatum
Regis, den 5. Sept. 1710 und der Wittenberger Consistorial-Verordnung, sub dato
den 15. Oktober 1710
Welches
von Unß expediret und die K. Rechnung at Anno 1707 et. sepp. verfertiget, auch
dem Hochlöbl. Ober-Consistorio Ein Exemplar nach Dreßden eingeschickt
worden.“ (Seydaer
Kirchenarchiv, Findbuch 165,3).
Schreiben
vom 27.Januar 1710: Andreas Gormann,
Superintendent
an
Hochwolgebohrner, ..., Großachtbare und Rechtswolgelehrte, Hoch und
Vielgeehrende Herren...“
Der
Superintendent Gormann schreibt über ihm zustehende Ellernholzkabbeln,
angegeben sind Matrikel von 1517, 1617. 1689 bei seinem Dienstantritt wurde ihm
die Nutzung zugesagt. "...und mit dreißig kurze Klaftern mich allergnädigst ....,
...Weib und Kinderchen in ihrer Wohnstube sich erwärmen, auch dem Vieh sein
Winterfutter können zubereitet werden, Und ich werde solche hohe Gnade mit
solcher Demut erkennen, Gott es vergüten und ich bis ins Grab vergelten."
Da
brachten endlich laut Verordnung vom 1. Juni 1711 Pirna und Meißen eine Spende
und zwei Jahre später Freiberg und Zwickau. Der Superintendent hat abermals um
Hilfe gefleht, und sie wurde ihm zuteil. „Kirche
und Turm habe man erbaut, dazu vier Glocken, einen Seiger und eine Orgel
beschafft, auch ein Haus für ihn errichtet, aber aus Mangel an Mitteln könne
man es nicht fertigstellen. Uneingedeckt stehe das Gesparr bereits über ein
Jahr und leide unter Regen und Schnee.“
Das Diakonat lag
noch 1740 in Asche. Zu einem Aufbau steuerten 1740 und 1742 viele Diözesen (Kirchenbezirke)
bei. Dagegen hatte eine bereits 1734 veröffentlichte Bitte um eine Beihilfe zur
Reparatur der unbrauchbar gewordenen Orgel keinen Erfolg. (HG
12/1924). Der
Prospekt, das heißt die Hülle der jetzigen Orgel, ist älter als ihr Inhalt,
der Form nach könnte er vom Ende des 18. Jahrhunderts stammen, als die Seydaer
Gemeinde wieder wohlhabender geworden war.
Aber
zunächst mußte nicht nur die Kirche aufgebaut werden, sondern auch die vielen
zerstörten Häuser. Die Betroffenen bekamen dazu „Brand-Bittbriefe“, die von allerhöchster Stelle beglaubigten,
dass sie solchen Schaden genommen hatten, und mit denen sie nun im Lande
umherziehen konnten, um um Spenden zu bitten. Die Situation der Bevölkerung war
in dieser Zeit aber auch sonst sehr schwierig. Der Superintendent berichtet
1712: „Die Auflagen des Bauers sind
ungemein groß und die Thür der Barmherzigkeit fast gar verschlossen. Daß anno
1702 die Accise eingeführt war, geschah mit der Versicherung, daß die anderen
Gaben und Gefälle ermäßigt werden sollten.“ Diese starke Besteuerung
hat ihre Ursache in der „großen Politik“: 1702 stand Sachsen unter
schwedischer Bedrückung, die Steuern aus Sachsen an Schweden waren damals größer
als die eigenen schwedischen Einnahmen.
Man
muß staunen, dass die Kirchengemeinde trotz dieser Bedrückungen die Kraft
hatte, eine solche schöne Kirche zu bauen, wie wir sie noch heute vorfinden.
Auf die
Grundmauern des alten Feldsteinbaus wurden die neuen Mauern gesetzt. Übrigens
sind sie zwar dick, aber nicht massiv, sondern man mauerte zwei kleine Mauern
parallel zueinander hoch und verfüllte den Zwischenraum. Ganz deutlich wurde
das 1993, als sich die Südwand wölbte, aber innen nichts zu sehen war, weil
sich eben nur die eine der kleinen Mauern bewegte. Eine Spezialfirma paßte
kleine Streben ein und verpresste den Zwischenraum neu.
Bei diesem
Kirchenbau werden gleich auch die neuen, größeren Fenster eingebaut worden
sein. Die brauchte man, denn die evangelische Gemeinde war eine singende
Gemeinde, und man brauchte Licht, um in den Gesangbüchern die Lieder gut zu
erkennen.
Eine
segmentbogige Holztonne, die noch heute manche Fachleute in Erstaunen versetzt
(jedenfalls fand sich 1995 keine Firma, der diese Tonne sanieren wollte), wurde
auf die Mauern aufgesetzt. Die umlaufende Empore ist typisch für evangelische
Kirchen dieser Zeit: alle sollten in der Kirche Platz finden und das Wort Gottes
hören. Schaut man genau hin, kann man sehen, dass unsere Empore aus zwei verschiedenen Teilen zusammengesetzt ist: mit
kantigen Säulen und mit runden.
Der
vorläufige Abschluß der Bauarbeiten an der Kirche war das Aufhängen der neuen
Glocken zum 200. Reformationsjubiläum 1717. Statt vier oder gar fünf Glocken
wie vorher waren es nun nur noch drei, eine „geborgte“ aus Mellnitz und zwei
neugegossene.
Eine davon
klingt noch heute jeden Tag über unsere Stadt und ruft zum Gottesdienst und zum
Gebet.
Ihre Inschrift
berichtet vom Stadtbrand und beschreibt auch schön den Zweck der Glocke:
Jahr und Tag
Da Dir Dein
Schall durch das Feuer benommen
war das 1708 der
28. August und also ein Unglück
daß Du das große
Jubelfest A(nno) 1717 D(omini) 31. Oktober in Seyda
nicht intimiren
konntest.
Doch ist das Glück
noch größer -
daß Du in eben
dießen Jahr D(omini) 28. November Deinen Thon wieder bekommen und
den Freudenthon
Evangelischer Christen ins Künftige zu vermehren
Deine Stelle
bewahre Gott vor Feuer und übrigen Unglück
die Dir aufs
Neue wiederum verschaffet
Herr ANDREAS
GORMANN P(astor) und SUPTERINT(endent) Wiauch
Herr GUSTAV
Friedrich PACKBUSCH Ambtmann alda
Diese Glocke
wurde 1717 aus Bronze gegossen, sie ist 540 kg schwer und hat einen Durchmesser
von 95 cm.
Zur gleichen
Zeit wurde noch eine andere Glocke in den Turm gehängt, die jedoch 1917 für Rüstungszwecke
abgeliefert werden mußte. Auch sie hatte eine Inschrift:
1708
SOLI DEO GLORIA 1717
Gott lasse
niemals uns zum Schrecken hören summen,
erhalte rein
sein Wort, stürz aller Feinde Brummen,
Wend ab Pest,
Krieg und Feuer, so geht’s mit gutem Klang,
Und du Mensch,
bringest Gott mit Freuden Lobgesang.
(„Soli
deo gloria“ heißt „Gott allein die Ehre“).
Die
Einrichtung der Kirche wird nach und nach gefertigt worden sein. Besonders
wertvoll und kunstvoll gestaltet ist der geschnitzte Kanzelaltar. Nach
lutherischer Lehre sind Gottes Wort (Bibel und Predigt), was von der Kanzel verkündet
wird, und die Sakramente (vom Altar aus wird das Abendmahl ausgeteilt) die
wichtigsten Heilsmittel, die die Liebe Gottes zu uns Menschen bringen. Aus
diesem Grunde hat man diese beiden Dinge (Kanzel und Altar) zusammen in die
Mitte gestellt. Der erste Kanzelaltar steht in der Schloßkirche in Torgau und
wurde 1545 gebaut.
Der Altar ist
wohl in Wittenberg gefertigt. Peter Wollschläger aus Wittenberg ist ein
Bildhauer, der der Künstler unseres Altares sein könnte. Der Altar ist ein
Werk des Hochbarock oder „Akanthusbarock“, erkennbar an dem reichen
Akanthusschnitzwerk an den Seiten, was nicht nur zweidimensional, sondern sogar
dreidimensional gestaltet ist.
(Akanthus
ist ein Bärlauchgewächs, diese Art Verzierung war schon in der Antike bekannt,
seit der Renaissance ist das wieder aufgegriffen worden.).
In
der Mitte, zwischen Kanzel und Altar, ist das Abendmahl Christi dargestellt. So
hat es Martin Luther vorgeschlagen: Wenn ein Bild auf dem Altar, dann ein
solches. Es ist hier fein geschnitzt! Jesus sitzt mit seinen zwölf Jüngern am
Tisch. In der Mitte steht die Schale für das Passalamm, was sie gemeinsam
gegessen haben, dazu Brot und Wein. Der vordere Rand des Tisches ist
freigelassen, aber das Brot liegt schon bereit: Der Künstler will damit ausdrücken,
dass der, der zum Altar kommt, auch an den Tisch Jesu eingeladen ist.
Man kann sehen,
wer schon so am Tisch sitzt. Alle haben auf diesem Bild einen Bart: nur Johannes
nicht, der Jüngste, der ganz nahe bei Jesus ist und auch „Lieblingsjünger“
genannt wird. Judas, der Verräter, ist ganz links zu sehen, wie üblich in gelb
gemalt: im Mittelalter die Farbe für die Menschen mit „unedlen“ Berufen wie
Henker und Prostituierte, und mit roten Haaren. Er ist mit seinem Beutel schon
zum Gehen gewandt. Übrigens soll er die 30 Silberlinge, die etwa einem
Monatslohn entsprechen, erst hinterher erhalten haben, aber er war schon immer
der Verwalter der „Kasse“ des Jüngerkreises.
Dieses Mahl
feiern wir auch im Gottesdienst. Jesus hat versprochen, dass er dabei „in, mit und unter Brot und Wein“ gegenwärtig ist, uns stärkt
auf unserem Weg und uns Anteil gibt an seinem ewigen Leben.
Ein
kleines schönes Detail am Altar ist die kleine Sonnenblume im oberen Teil, eine
typische Darstellung im Barock: Wie die Sonnenblume sich zum Licht wendet, so
sollen auch wir unser Angesicht von der Liebe Gottes bescheinen lassen und uns
zu ihm hinwenden.
Die gemalte
Taube über dem Kopf des Predigers auf der Kanzel weist auf den Heiligen Geist,
die Kraft Gottes, die in und durch den Prediger wirken soll.
Die großen
Figuren zeigen Petrus und Paulus, nach denen die Kirche auch benannt ist.
Vielleicht hat sie diesen Namen sogar erst durch den Altar erhalten, eine
Verehrung des Petrus gab es jedenfalls schon vorher, wie bereits erwähnt. In früherer
Zeit aber trug die Kirche den Namen „Zum Heiligen Kreuz“, was darauf schließen
läßt, daß eine Reliquie des Kreuzes Christi in der Kirche aufbewahrt worden
ist bzw. in den Altar eingemauert war.
Die Figuren
schauen beide recht ernst, Petrus trägt den Schlüssel nach dem Satz von Jesus:
„Du bist Petrus, und auf diesen Felsen
will ich meine Gemeinde bauen, und die Pforten der Hölle sollen sie nicht überwältigen.
Ich will Dir die Schlüssel des Himmelreichs geben; alles, was Du auf Erden
binden wirst, soll auch im Himmel gebunden sein, und alles, was Du auf Erden lösen
wirst, soll auch im Himmel gelöst sein.“ (Mt
16,18f). Petrus
war einer der ersten, der das Evangelium von Jesus weitergesagt hat, und damit
hat er den Schlüssel in der Hand, dass ein Mensch „in den Himmel kommt“, zu
Gott findet.
Paulus trägt
das Bibelbuch: Er ist der, der die Gute Nachricht über Länder und Meer bis
nach Europa gebracht hat; wie Petrus ist er barfüßig dargestellt. Er zeigt mit
seinem Finger nach oben, auf das Kreuz, wie er in seinem 1. Brief nach Korinth
schreibt: „Als ich zu Euch kam, kam ich
nicht mit hohen Worten und hoher Weisheit, Euch das Geheimnis Gottes zu verkündigen.
Denn ich hielt es für richtig, unter Euch nichts zu wissen als allein Jesus
Christus, den Gekreuzigten.“ (1 Kor 2,1f).
An den Gesten
kann man erkennen, dass die beiden Figuren einmal vertauscht worden sind, denn
der Finger des Paulus würde dann genau zum Kreuz zeigen, und die Einladung
durch die Hand des Petrus würde zum Abendmahlstisch weisen, und nicht wie jetzt
am Altar vorbei. Vermutlich sind sie bei der Kirchenrenovierung 1896 vertauscht
worden, als um die Kanzel ein Saumbezug kam, welcher es unmöglich macht, die
Figuren nun in der richtigen Weise zu stellen. Stilistisch bemerkenswert sind
die sehr langgezogenen Köpfe und die Ausführung der Zähne!
Der Altar folgt
im Aufbau dem eines üblichen Portikus-Kanzelaltars, der an die Pforte des
Himmels (porta coeli) erinnern
soll, aber die Säulen fehlen. Dafür gibt es reichlich Pilaster, Muscheln und
Fruchtgehänge zu sehen: für die Früchte des Glaubens oder schon als Hinweis
auf das Paradies.
In der Bekrönung
finden sich noch weitere Figuren: Links oben steht Mose. Er hat zwei Hörner auf
dem Kopf: Das ist sein Erkennungszeichen, was aber eigentlich auf einem Übersetzungsfehler
in der lateinischen Bibel beruht. Im 2. Buch Mose im 34. Kapitel heißt es: „Als
nun Mose vom Berge Sinai herabstieg, hatte er die zwei Tafeln des Gesetzes in
seiner Hand und wußte nicht, dass die Haut seines Angesichts glänzte, weil er
mit Gott geredet hatte.“ Hieronymus übersetzte: „quod
cornuta esset facies sua“ statt „quod
coronata esset facies sua“, also „dass
die Haut seines Angesichts gehörnt war“: daher die Hörner bei Mose durch
die Verbreitung dieser Bibelübersetzung, der Vulgata. (2
Mose 34,29).
In seiner Hand hält
Mose den Stab, den er mehrmals in seinem Leben brauchte. Zuerst sollte er damit
dem Pharao Eindruck machen bei seinem ersten Besuch: „Da gingen Mose und Aaron hinein zum Pharao und taten, wie ihnen der
HERR geboten hatte. Und Aaron warf seinen Stab hin vor dem Pharao und vor seinen
Großen, und er ward zur Schlange. Da ließ der Pharao die Weisen und Zauberer
rufen, und die ägyptischen Zauberer taten ebenso mit ihren Künsten: Ein jeder
war seinen Stab hin, da wurden Schlangen daraus; aber Aarons Stab verschlang
ihre Stäbe. Aber das Herz des Pharao wurde verstockt, und er hörte nicht auf
sie, wie der HERR gesagt hatte.“ (2 Mose 7,10-13).
Nach den Zehn
Plagen - auch dabei brauchte Mose den Stab (2
Mose 7,20) konnte Mose dann doch das Volk Israel aus
der Sklaverei in Ägypten führen. Aber der Pharao überlegte es sich schnell
anders und eilte ihnen hinterher. Die Israeliten standen vor dem Schilfmeer „und
sie fürchteten sich sehr und schrien zu dem HERRN und sprachen zu Mose:
„Waren nicht Gräber in Ägypten, daß Du uns wegführen mußtest, damit wir
in der Wüste sterben? Warum hast Du uns das angetan, daß Du uns aus Ägypten
geführt hast? Haben wir´s Dir nicht schon in Ägypten gesagt: Laß uns in
Ruhe, wir wollen den Ägyptern dienen? Es wäre besser für uns, den Ägyptern
zu dienen, als in der Wüste zu sterben.“ Da
sprach Mose zum Volk: „Fürchtet Euch nicht, stehet fest und sehet zu, was für
ein Heil der HERR heute an Euch tun wird. Denn wie Ihr die Ägypter heute seht,
werdet Ihr sie niemals wiedersehen. Der HERR wird für Euch streiten, und Ihr
werdet stille sein.“ Und der HERR sprach zu Mose: Was schreist Du zu mir? Sage
den Israeliten, dass sie weiterziehen! Du aber hebe Deinen Stab auf und recke
Deine Hand über das Meer und teile es mitten durch, so dass die Israeliten auf
dem Trockenen mitten durch das Meer gehen...“ (2
Mose 14,10-16).
So geschah es:
das Volk Israel zog trockenen Fußes durch das Schilfmeer, und ihre Feinde
wurden hinter ihnen durch die Fluten vernichtet. Diese Befreiungstat hat das
Volk Gottes nie vergessen.
Das nächste Mal
brauchte Mose den Stab am Gottesberg, dem Horeb. Weit waren sie durch die Wüste
gezogen, und wieder murrte das Volk sehr: „Als
aber dort das Volk nach Wasser dürstete, murrten sie wider Mose und sprachen:
„Warum hast Du uns aus Ägypten ziehen lassen, daß Du uns, unsere Kinder und
unser Vieh vor Durst sterben läßt?“ Mose schrie zum HERRN und sprach: „Was
soll ich mit dem Volk tun? Es fehlt nicht viel, so werden sie mich noch
steinigen.“ Der HERR sprach zu ihm: „Tritt hin vor das Volk und nimm einige
von den Ältesten Israels mit Dir und nimm Deinen Stab in Deine Hand, mit dem Du
den Nil schlugst, und geh hin. Siehe, ich will dort vor Dir stehen auf dem Fels
am Horeb. Da sollst Du an den Fels schlagen, so wird Wasser herauslaufen, daß
das Volk trinke.“ Und Mose tat so vor den Ältesten von Israel. Da nannte er
den Ort Massa und Meriba, weil die Israeliten dort gehadert und den Herrn
versucht und gesagt hatten: „Ist der
HERR unter uns oder nicht?“
Allein mit
diesem Stab ist also eine ganze Glaubensgeschichte erzählt, die Juden und
Christen aller Generationen beschäftigt hat.
Mose bekam dann
den Auftrag, dem Volk die Zehn Gebote zu bringen. Das war neben der
Befreiungstat seine wichtigste Aufgabe, ja, sie gehört sogar dazu: Niemals
wieder soll das Volk unfrei werden, anderen Göttern und Mächten dienen. So trägt
Mose auch bei uns hier die beiden Gebotstafeln.
Wie in Luthers Einteilung stehen auf der ersten Tafel die Gebote der
Liebe zu Gott (eins bis drei) und auf der anderen Tafel die Gebote der Nächstenliebe
(vier bis zehn).
Auf
der gegenüberliegenden Seite des Altares steht Johannes, bartlos - das ist
eines seiner Erkennungszeichen -, und mit Feder und Buch. Es ist der Johannes
aus dem Neuen Testament, der in einem seiner Briefe schreibt: „Ihr
Lieben, laßt uns einander liebhaben; denn die Liebe ist von Gott, und wer
liebt, der ist von Gott geboren und kennt Gott. Wer nicht liebt, der kennt Gott
nicht; denn Gott ist die Liebe. Darin ist erschienen die Liebe Gottes unter uns,
daß Gott seinen eingebornen Sohn gesandt hat in die Welt, damit wir durch ihn
leben sollen. Darin besteht die Liebe: nicht, daß wir Gott geliebt haben,
sondern daß er uns geliebt hat und gesandt seinen Sohn zur Versöhnung für
unsre Sünden... Gott ist die Liebe, und wer in der Liebe bleibt, der bleibt
in Gott und Gott in ihm.“ (1
Joh 4,7-10.16b).
Mose
und Johannes weisen auf Jesus hin, der am Kreuz hängt und über allem steht:
Mose mit dem „Gesetz“, den Geboten, den Ordnungen für das Leben; und
Johannes mit dem „Evangelium“, mit der Botschaft von der Liebe Gottes.
Beides ist dort am Kreuz erfüllt: Jesus erfüllt das Gesetz, er stirbt für
unsere Schuld am Kreuz, aus Liebe; und wer sich an ihn hält, der wird leben in
Ewigkeit, weil Gott ihm alle Schuld vergibt.
So
kann man sich in unseren Altar recht vertiefen, und das haben Generationen vor
uns getan, die ihre Freude und ihr Leid hier vor Gott gebracht haben; die
versucht haben, das Wort Gottes für ihren Lebensweg zu hören. In der Mitte ist
es festgehalten: „Das Wort Gottes
bleibet in Ewigkeit.“
Die
beiden Türen rechts und links vom Altar hatten ihre ursprüngliche Funktion in
der Abendmahlsfeier: an der linken Seite des Altars empfing man das
Abendmahlsbrot, den Leib Christi, dann ging man durch die Tür, um den Altar
herum (gab eine Spende) und kam durch die andere Tür wieder heraus, wo der
Pfarrer den Kelch reichte. So war es nach den Berichten alter Leute noch bis
1920, wo zwei Pfarrer Dienst taten: einer links, einer rechts. Der „Zaun“
vorm Altar war damals behängt, schwarz und rot (je nach Kirchenjahreszeit), und
mit weißen Spitzendeckchen belegt.
Bis
in das Jahr 1708, dem Jahr des Brandes, reichen also die lückenlosen
Aufzeichnungen im Pfarrarchiv zurück. Alle Taufen, Trauungen und Beerdigungen
wurden dort verzeichnet, zusammen sind das über 30.000 Eintragungen, die jetzt
auch mittels Computer erfaßt sind. Die Kirchenbuch-Vorrede, die die Ereignisse
des Brandes und den Wiederaufbau beschreibt, schließt mit den Worten:
„Kurtz,
keiner müße in diesem buche eingeschrieben stehen, deßen Name nicht im Himmel
angeschrieben sey! Amen. Dieß wünscht von Hertzen der bei Seiner Seyd. und
Eingepfarrten Gemeine biß ins Grab getreue Seelsorger Andreas Gormann, Sup.
minist. (Dienstjahre) 49 aet.(Alter) 73.“
Neben
den vielen Namen und Daten sind auch manche geschichtlichen Ereignisse in diesen
Büchern festgehalten.
So schreibt der
Superintendent Gormann 1708 über die Preise der Naturalien und stellt die
kirchenpolitische Lage dar:
„In dem
Kirchenstaat steht es also: die drei Konsistoria zu Dreßden, Wittenberg,
Leipzig sind mit guten Männern versehen, mögen aber fast nicht verstehen, daß
der Pietismus, Rationalismus und in Sonderheit der grobe Papismus im Lande
einreißet. Gott erhalte das evangelische Häuflein.“
Tatsächlich
wirkten diese Zeitströmungen stark und bedrohten den Zusammenhalt der Kirche.
Der Pietismus wollte die „Frommen“ sammeln und war in der Gefahr, sich in
kleine Kreise auf den Boden der Innerlichkeit und der privaten Frömmigkeit zurückzuziehen;
der Rationalismus hielt die Vernunft des Menschen für das Größte („Warum
sollen wir in der Kirche Kerzen anmachen? Es ist doch hell genug!“). Mit dem
„Papismus“ war der Einfluß der römischen Kirche gemeint: Um die polnische
Krone zu erlangen, war der König von Sachsen katholisch geworden; darin sah man
damals nicht nur eine Bedrohung der Rechtgläubigkeit, sondern auch eine
politische Gefahr, daß andere Mächte über Sachsen Einfluß bekämen.
Der
Superintendent zählt alle Orte auf, für die er verantwortlich ist: Die Pfarre
in Gadegast mit Zemnick, in Seehausen, in Kurzlipsdorf mit Naundorf, in Öhna, Göhlsdorf
und Zellendorf, in Mügeln mit Lindwerder, in Niedergörsdorf. Er selbst hatte „Paul
Koch Past(or). Substit(us) bei mir in Seyda“ als Unterstützung im
pfarramtlichen Dienst. Auch die Kirchenvorsteher werden genannt:
Meister Michael Schlawig, Wilhelm Berlin, beide
Schneidermeister.
Johann David Eichelbaum, Radmacher.
Christoph Eichelbaum, Abrichter und der geistlichen
Gebäude Bauherr.
„Dieses Wenige entwarf ich untenbenannt als Hl.
Johann Christoph Drebitz Amtmann war, den 13. September anno Christi 1712
Andreas Gormann Superintendent...
Der Herr erlöse die Seele seines Knechts von allem Übel.“
Im
Jahr 1712 gehörten zur Superintendentur Seyda folgende Orte:
Seyda,
Gadegast mit Zemnick, Seehausen,
Kurzlipsdorf, Mellnitz, Morxdorf, Lüttchenseyda, Schadewalde, Öhna, Gölsdorf,
Zellendorf, Niederseefeld, Mügeln, Seefeld, Labetz, Gentha. (Seydaer
Kirchenarchiv, Findbuch 165, 6).
Dieser
Superintendent, der Großes für unsere Stadt und unsere Kirchengemeinde getan
hat, starb am 12. Februar 1719 mit 80 Jahren.
Seine
Tüchtigkeit wird auch von Amts wegen bestätigt:
„Dieweilen
aber auch durch Übelgesinnete und Verführerische Leuthe
viel Verläumbdungen wegen Kirchlicher Administration und genossener
Kaplans-Besoldung über den Herrn Superintendenten sind ausgestoßen worden,
Welche Er zu vindiciren Fug und Macht gehabt hätte: Alß erklähren wir unß
dahin, daß wir solche Aufflage hierdurch wiederrufen haben wollen, von Grund
des Herzens und ohne Falschheit und Heucheley bekennende, daß offgemeldter Herr
Superintendens, alß lange Er dreyßig Jahr hier gestanden, Seinem Amte in der
Kirche, außer der Kirche und unter unß dermaßen traulich und fleißig
vorgestanden, daß wir Ihn Alß unsern Vater zu nennen, Ursache haben, auch vor
die Schuld-Erlaßung. Soferne aber die Kirchfarth nicht darbey acquieheiren;
sonder unnöthige Eurbas epcitiren wolte! Will ich den erwehnten Contract über
die Eranzigisty 200... hiermit auffgehoben, und meine ganze Schuldforderung á
168 ... bei ihnen cum Interesse rechtl. aufzusuchen wißen.“ (Seydaer
Kirchenarchiv, Findbuch 165, 29).
An seiner Seite
stand, wie er schreibt, der Pastor Substitut Peter Paul Koch. Aufgrund der
Stellensituation war es üblich, dass die Theologiestudenten lange Zeit warten
mußten, bis sie ins Amt kam. Paul Gerhardt, unser bekannter Liederdichter, mußte
sich beispielsweise bis zu seinem 44. Lebensjahr gedulden. Ältere Pfarrer wie
der Superintendent Gormann hielten sich deshalb einen „Substituten“, einen
„Ersatzmann“, den sie entlohnten und der ihnen einen Teil der Arbeit abnahm.
Ein solcher war jener Peter Paul Koch. Er heiratete, wie es auch üblich war,
die Tochter des Superintendenten Esther Adelgunde Gormann am 5. November 1709.
Die Trauung mußte in Ermangelung einer Kirche in Seyda in Jessen stattfinden.
Im April 1711 starb die Frau bei der Geburt der Tochter Erdmuth Elisabeth, und
der Substitut heiratete 1712 Johanne Salome Wichmann. Im Jahre 1715 verlieren
sich die Spuren dieser Familie Koch im Kirchenbuch.
Über
diesen großen Aufgabenbereich hinaus hatte der Superintendent zum Beispiel auch
manchen Streit zu schlichten, so wird von Gormanns Nachfolger unter „Actum
den 9. Dec. 1720“ von dem Streit zweier Eheleute und übler Nachrede
berichtet. Der Superintendent lädt die Parteien einige Male vor sich, zuletzt
wird der Streit geschlichtet und der Ehemann verspricht "nichts
als alles Gutes von seiner Frau zu reden, sie nach Gottes Wort als einen
Ehegatten allemal zu lieben und künfftig hin einträchtig mit ihr allemal zu
leben".
Auch
innerkirchlich gab es manche Ungereimtheit zu klären:
Schreiben
vom 23. May 1729 an Superintendent Hilliger, Absender: M. Schreiber
betrifft:
Beschwerde über den Diakon, der den Lehrer Schreiber nach dem Gottesdienst
beleidigte:
"...
mich auf eine injuriense art mit hefftigem Ungestüm bey seinem Ausgehen aus der
Kirchen ohne gegebene Ursache öffentl. auf dem Kirchhoffe angefallen alß
werden bey gleicher gelegenheit ... Hochehrwürden die hohe Mühwaltung über
sich gütigst nehmen, und Ihm den Diaconum zu einem beßere, stillere sittsamere
und bescheidenere Lebens art anzurathen, und von aller Zanksucht, die nur Ärgernis
bei der gemeine anrichtet, abzurathen geruhen.“
Schreiben
an Superintendenten vom 23. Mai 1729, Absender: M. Schreiber; betrifft:
Beschwerde über den Kaplan Christoph Scherer, der den Lehrer wohl mit Worten
beleidigte:
"...mit
seiner notorischen Schwachheit, absonderlich, da die hitzig ausgeworfenen
Unwahrheiten ..."
Der
Kaplan gehöre nicht in die Schule und solle sofort ausziehen.
Auch
aus diesen Gründen also wurde dann das Diakonat 1740 gebaut.
(Seydaer
Kirchenarchiv, Findbuch 165, 28;
inliegend bei 25).
Einen
weiteren Streit löste der Substitut des Schulmeisters von Gadegast, Balthasar
Christoph Meinhof, aus. Sein Vater war Schneider gewesen, und er versuchte nun,
sein kärgliches Gehalt etwas aufzubessern, um seine Familie zu ernähren. Dies
rief die Schneiderzunft von Seyda auf den Plan: Er verderbe die Preise! Eine
Beschwerde beim Superintendenten folgte. Balthasar Christoph Meinhof war von
1710 bis 1720 Subistitut in Gadegast, er änderte dort seinen Namen Meinhöfer
in Meinhof. Seine Aufgabe war es, den Kindern in der Kirche „Beten und
Singen“ beizubringen. Er war mein Ururururgroßvater.
Viele
solcher Lebensgeschichten lassen sich in dem alten Kirchenbuch finden.
Eine besonders
bemerkenswerte Geschichte ist der Tod des Theodorus Eberwein im Jahre 1728. Er
hatte 1708 den Schuß ausgelöst, der zur großen Brandkatastrophe führte. Sein
Sterben war tragisch, wie der Superintendent Hilliger berichtet, ist aber auch
ein Zeugnis für den christlichen Trost. „Den
... Januar 1728 hat gedachter Theodorus Eberwein, welcher bey Großenhayn Oberförster
worden, auf Befehl des Herrn Oberforstmeisters von Ende, der einen Hirsch
angeschossen, solchen noch stellen (?) wollen, fällt aber und da seine
Kugelbüchse loß gehet, gehet der Schuß in seine Hertz-Kammer, Er thut noch
viele Jägerzeichen mit seinem Horn und da etliche herzu kommen, spricht er, daß
sie mit ihm beten. (unleserliches
Wort) Jesus ich sterbe (unleserliche Worte) ¾ Stunde darrauf (unleserliche
Worte) seinen
Geist aufgegeben. So muß wie vorher in seiner Jugend ein unglücklicher Schuß
bey seinem angehenden Alter ihn selbst treffen, Gott aber wird seiner Seelen gnädig
gewesen seyn.“
Diese
Zeilen finden sich auf einem Blatt in der Mitte des ältesten Seydaer
Kirchenbuches von 1708, zwei sehr schwer zu lesende, augenscheinlich von der
Hand des Superintendenten Hilliger
herrührende Notizen. Die andere berichtet von dem Brand 1616.
(Vgl. HG 9/1926).
Im
18. Jahrhundert geschah es oft, dass Beerdigungen auch in und unter der Kirche
stattfanden. So wird 1723 die Stadtschreiberfrau Joß bei der Kirche beigesetzt.
Im Jahre 1737 stirbt eine Adlige, Maria Gertraud von Zerbst, die Witwe des Erb-,
Lehn- und Gerichtsamtsmannes von Seyda. Sie wird beim Altar der Kirche beerdigt.
Die Tochter des Superintendenten Hilliger Johanna Elisabeth wird 1751 mit 21
Jahren in der Kirche beerdigt, ebenso wie eine Pastorenfrau 1780.
Und auch eine
Kirchengruft gibt es in Seyda. Im Jahre 1771 verzeichnet das Kirchenbuch, dass
die Frau des Superintendenten Medicke, die zehn Kinder hatte, dort beerdigt
wird; und im Jahr 1785 wird der Hofjäger und Oberförster Carl Heinrich Müller
„in der Gruft der Kirche“
beigesetzt.
1997 riß zwei
Meter neben der Nordostecke der Kirche die Erdoberfläche auf, und es trat ein
Loch zutage. Etwa einen halben Meter unter der Erde erblickte man einen Türbogen,
hinter dem ein Raum sichtbar wurde. Leuchtete man mit Lampe und Spiegel hinein,
so konnte man erkennen, dass die Decke dieses Raumes kunstvoll gemalt war: Das
ist eine solche Gruft, von der hier die Rede ist, allerdings noch neben der
Kirche.
In dieselbe
Grabanlage sind auch Schüler um 1960 beim Graben unerwarteterweise
eingebrochen. Einer kroch hinein und brachte einen Schädel heraus, der lange in
der Schule aufbewahrt wurde.
1965 öffnete
sich ein Loch etwa 8 Meter vor dem Kirchenportal, auch dort holte man einen Schädel
heraus. Die Bestattung in großen Grabanlagen, die auch unter die Erde reichten,
war damals üblich. Genaue Pläne davon fehlen uns aber.
1993 wurde der nördliche
Anbau der Kirche entrümpelt. Er war kurze Zeit vor dem Krieg als Heizungsraum
genutzt worden. Nach dem Entfernen von etlichen Metern Unrat fand sich eine alte
Treppe, die ein paar Stufen hinabführt und vor einer zugemauerten Tür endet...
Natürlich
lag den Leuten damals auch an geschmückten Grabmalen über der Erde, die die
Bedeutung der Verstorbenen der Nachwelt zeigen sollten. Ein solches kunstvolles
Epitaph steht auf der Südempore. Das ist gewiß nicht sein ursprünglicher
Platz, denn der war gewiß am eigentlichen Grab.
Die Inschrift
des Grabes ist in lateinischer Sprache verfaßt:
„MONUMENTUM
MEMORIAE. S. PARENTUM. DESIDERATISS. VIRI NOBILISS. AC ICTISS. CHRISTIANI.
FRIDERICI. REINHARDTI SEREN. PR. ELECTORI SAXONIAE A CONSIL COMMISSION. ET
QUAESTURAE SEYDENS. PER LII. ANNOS PRAEFECTI. NAT. COLBERG. D. IV FEBR. MDCCIII.
DEN. SEYDAE D. V. OCTOBR. MDCCLXXVII
ET
MATRONAE.
NOBILISSIMAE. SOPHIAE. CONCORDIAE. LOECKELLIAE. NAT. BEROLIN. D. XXIIX. OCT.
MDCCX. DEN. SEYDAE D. XIV. IUL. MDCCLXXIIX.
HOC
EGO REINHARDTUS TUMULO CUM CONIUGE CARA LOECKELIA CONDOR: MORS, TUA PRAEDA
BREVIS. LONGA SATIS DOCUIT NOS EXPERIENTIA, QUAM SIT OPTIMA VITA NIHIL NI LABOR
ASSIDUUS. QUAM SIT CURA DOLOR LACHRYMAE MORS DENIQUE CERTA ADVERAM VITAM NIL
NISI CURTA VIA. VIVIMUS HIC VITAM, MINIMA QUASI PARTE BEATAM: MORTE TRIUMPHATA
VERA BEATA SUBIT. TENDIMUS HUC LAETI PER. TOT DISCRIMINA. SALVE EX OPERATA
QUIES: HOSPITA TERRA VALE! ET, CUI SEDULITAS IMITABILE NOSTRA PRAEIVIT LUSTRA
DECEM EXEMPLUM, TU QUOQUE SAYDA VALE
L.
L. POS. PIETAS
FILIAE.
GENERI. ET NEPOTUM.“
„Gedenkstein für
die Eltern, die sehr vermißt werden: Dem edelsten und trefflichsten Mann
Christian Friedrich Reinhardt, Durchlaucht Kurfürstlich-Sächsischer Rat und
Gesandter und Amtmann für Seyda, 52 Jahre hindurch im Amt gewesen. Er wurde in
Kolberg am 4. Februar 1703 geboren und starb in Seyda am 5. Oktober 1777
und
der
hochachtbaren Ehefrau Sophia Concordia geb. Loeckellius, geboren in Berlin am
28. Oktober 1710, gestorben in Seyda am 14. Juli 1778.
Dieses habe ich,
Reinhardt, mit meiner teuren Ehefrau Loeckelia für den Grabstein verfaßt:
„Tod, Deine
Beute ist gering. Lange Erfahrung hat uns ausreichend gelehrt, dass das beste
Leben nichts ist, wenn es nicht mit Arbeit/Leiden verbunden ist; daß der
vorherbestimmte Kummer - Betrübnis, Tränen, zuletzt der Tod - gegen das Leben
nichts als ein kurzer Weg ist. Wir leben hier ein Leben, weil es angeblich in
einem geringen Teil glücklich ist. Durch den Triumph des Todes geht das wahre
Glück unter. Wir wollen uns strecken nach der Freude nach so vielen Gefahren!
Gegrüßt seist Du, der Du wunschgemäß kommst! Gastliche Erde, mach´s gut!
Und wer sich vornimmt, unserer Geschäftigkeit nachzueifern, der hat fünf
Jahrzehnte als Beispiel! Auch Du, Seyda, mach´s auch gut!“
Dieses Grabmahl
ließ aufstellen die verehrende Liebe der Tochter, des Schwiegersohns und der
Enkel.“
Der
Grabstein für einen Superintendenten und seine Frau steht an der Nordostecke
der Kirche. Auf ihn soll später eingegangen werden, wenn auch das Leben dieses
Mannes näher Beleuchtung gefunden hat.
Doch
zum Leben der Kirche gehörten nicht nur die Bauarbeiten und das Beerdigen,
sondern natürlich die Gottesdienste und in dieser Zeit die Verantwortung für
das gesamte Schulwesen.
So kann man in
den Kirchenakten lesen, dass 1719 der erste Mädchenlehrer für Seyda berufen
wurde, der auch Küster war. Dem Superintendenten wird regelmäßig Bericht
erstattet, wie es um die Schule steht. So in einem Schreiben vom 8. September
1726 an Superintendent Hilliger (der auf einem großen Ölbild in der Kirche zu
sehen ist).
„Höchstehrwürdiger, hochstgelehrter Herr...
...gebe zur ergebensten Antwort, daß die Schularbeit hier, nach der mir übersendeten
neuen Schulverassung eingerichtet sey, außer daß ich wöchentlich 3 Stunden
auf orthographie, ebensoviel auf Rechnen wenden werde, auch am Morgen von 8 bis
9 wird der cathismo gelernt, um die Kinder, so wenige Zeit in die Schule hier
gehen in ihrem Geistertum firm zu setzen. Der Numerus beläuft sich auf 8 bis
10, wird auch nach gewöhnlicher hiesiger Art
vor May nicht viel förder werden. Schlechter kann es auch auf dem ...
Dorffe nicht seyn. Keine latinitael kann hier recht getrieben werden, weil
Subjecta mangeln, und wol sie es auf das gerichte hin sagen lassen: wer unter
denen bürgern seinen Kinde wollte laßen latein lernen, solte sich bey mir
melden, würde ichs mit Dank erkennen. Nur schade, daß hier ein Literatur leben
sol. Übrigens recomendiere ich dero ..., verharrend.
Euer hochehrwürdiger
.........
gehorsamst
M. Schreiber
GRAVAMINA
1. den Gottesdienst und Schule
betr.
1.) daß die Jugend auch Knechte
und Mägde, nicht fleißig bey denen Catechismus-Examinity sich einstellen,
dahero durch Bestrafung angehalten werden müßen, wie zu Seehausen und anderen
Kirchspielen desgl. geschehen und in die Kirch Rechnung eingeführet worden
2.) daß der Rector und
Collaborator, wie es ehemahls geschehen, ihr Schul Kinder des Freytags auß der
Schule in die Kirche, und nach der Predigt wieder in die Schule führen, und aus
der Predigt examiniziren, sich auch sonsten, nach
der ausgestellten Schul-Ordnung richten und Sonntags vor der
Mittagspredigt ein Paar Knaben oder Mägdlein, Wechsels weise, ein Stück auß
dem Catechismo mit denen darzu gehörigen Fragen, nebst einem Palm, clora noce A
tarde bethen lassen sollen. Der Rector alla Mittage von 12 biß 1 Uhr eine
Singe- und Schreibe Stunde halten, und einen Selectum pue rorum machen, auch die
Schrifften der Kinder fleißig corrigiren soll. Und werden die Eltern das Heyl
ihrer Kinder besorgen und fleißig zur Schule schicken.“
(Seydaer
Kirchenarchiv, Findbuch 165, 27 und
29.).
Aus
den alten Kirchenbüchern läßt sich auch ablesen, dass die Pastoren damals
Angestellte hatten. Im Jahre 1723 wird eine „Kinderfrau
beim Pastor“ erwähnt, auch ein „Dienstknecht“.
1778 hatte der
Superintendent einen eigenen Kutscher.
Als „Kirchenbauern“ (1717), „Kirchendotal“
(1836), „Pfarrbauer“ (1838 und
1839) bezeichnete man die, die auf dem Kirchenland arbeiteten. Oft waren die
Pfarrer - bis in die 50iger Jahre des 20. Jahrhunderts hinein, auch
Selbstversorger: sie bewirtschafteten in eigener Verantwortung das Kirchenland.
Die große alte Pfarrscheune (eine zweite wurde erst Mitte des 20. Jahrhunderts
abgerissen) und das reichliche Nebengelaß künden von jener Zeit.
Beachtenswert
sind auch die Malereien, die uns aus dem 18. Jahrhundert erhalten sind:
Von einem der
bedeutendsten Künstler dieser Zeit, dem Wittenberger Meister Michael Adolf
Siebenhaar, stammt die Ausmalung der kurfürstlichen Wappen auf der Empore wie
auch eine Kopie der Cranach-Porträts von Luther und Melanchthon (1740).
Siebenhaar war an der Universität in Wittenberg beschäftigt und war als Porträtmaler
weit bekannt, auch hat er die Ausmalungen der Kirchen in Rackitz, Bergwitz,
Globig und Seegrehna vorgenommen. Da unsere Kirche seit einigen Jahren tagsüber
geöffnet ist, haben wir dieses kleinere Ölbild an einem anderen Ort
sichergestellt.
Das
große Porträt in Öl auf der Südseite, was vor dem ehemaligen Seiteneingang
steht (der Zugang über eine Treppe von außen wurde in den 80iger Jahren
abgerissen), zeigt Johannes Zacharias Hilliger, der ab 1740 Superintendent und
Pastor in Seyda war, bis 1770. Die Bildunterschrift rechts unten gibt den Maler
an: Pinxit Lindner 1772.
„S.
P. M.
IOANNIS
ZACHARIAE HILLIGERI TH. DOCT. ET HUJ. AED. PASTORIS ...RORUMQ SEYD. ANTIST.
MERENT. N(ATUS) E(ST) CHEMNITII VII ID. IAN. A(NNO) MDCXCIII
PROTEST. P. MUNERE VITEBERG. EYDAM EVOC. A(NNO) MDCCXXV
MORTE PLACID DEF. XVI CAL. JUL. A(NNO) MDCCLXX
MARITO INCOMPAR. PATRI INDULGENT. CONIUX Q. VIX SINE QUARELA A(NNO) XLV
IBER. SUPERST. L.M.Q.A.P.P. S.E.T.L.“
„Dieses Bild
ist eine Erinnerung an Johannes Zacharias Hilliger, Doktor der Theologie und an
diesem Bauwerk Pastor wie auch verdienstvoller Vorgesetzter (Superintendent). Er
wurde geboren in Chemnitz am 7. Januar des Jahres 1693. Nach der Verpflichtung
zum protestantischen Pfarrer ist er hierher berufen worden im Jahre 1725, ist
friedrlich entschlafen am 16. Juli des Jahres 1770, seiner Ehefrau ein gütiger
Mann, ein unvergleichlicher Vater...“
Der
Superintendent hat hier schon wieder ein Doppelkinn, seine reiche Bibliothek im
Hintergrund und seine gute Bildung zeugen von einigem Wohlstand. In den Sprachen
der Bibel, hebräisch und griechisch, ist geschrieben: „Vertrau dem Herrn
Deine Wege an („Commenda Domino vias
tuas“), auch in der (Zwischen-)Zeit („interim“),
wenn es Dir schlecht geht („kakwpaqhson“): Der Herr sieht es („JHWH jirae“).“
Allerdings
wurden in der damaligen Zeit die Menschen immer dick dargestellt. Wer gut ernährt
war und also satt zu essen hatte, galt etwas.
Auch
aus dem 18. Jahrhundert wird uns von sehr harten Wintern und manchen Unbilden
der Natur berichtet, denen unsere Vorfahren viel schutzloser ausgesetzt waren
als wir:
„Besonders hart und lang war der Winter 1709,
welcher alle vorigen übertrag, so daß die Vögel tot zur Erde niederfielen und
viele Menschen erfroren. Jedoch folgte darauf ein fruchtbares Jahr.“
(Geschichte der
Kreisstadt Belzig von Dr. Brandt, Jüterbog 1837, in: HG 1/1920). Das war das
Jahr, nachdem in Seyda die Kirche und viele Gebäude abgebrannt waren: Schwer
wird es die getroffen haben, die in Notunterkünften hausen mußten.
„Aber bei weitem härter und länger andauernd war
der Winter 1740. Er fing schon zu Michaelis an und dauerte bis Pfingsten mit
gleicher Heftigkeit. Alle Brunnen, Bäche und Flüsse erstarrten, und viele
Menschen und Tiere kamen um. Im Juni fingen erst die Bäume an zu blühen und
die Ernte erfolgte erst Ende August. Die größte nur denkbare Kälte mit
schneidenden Nordostwinden verbunden war am 18. Januar. Infolge dieses heftigen
Winters galt ein Schock Stroh 15 Taler, 1 Fuder Heu 14 Taler, der Scheffel
Weizen 2 Taler 8 Groschen, Roggen 1 Taler 12 Groschen, Gerste 1 Taler, Hafer 20
Groschen...
Auf den äußerst harten Winter 1740 folgte ein Jahr
darauf ein sehr heißer Sommer, welchem mehrere in der Luft sich zeigende
Feuerkugeln (Kugelblitze) vorangingen. Die Hitze dauerte bis zum 20.
November.“
(HG 1/1920).
Neben
den Naturkatastrophen gab es auch immer wieder Kriege. Bemerkenswert ist im 18.
Jahrhundert der Siebenjährige Krieg: 1756 bis 1763 zwischen Preußen mit
Friedrich dem Großen und Sachsen, von dem Seyda als Grenzgebiet natürlich
betroffen war. Auch über diesen Krieg ließe sich noch viel berichten.
(Bild
im Heimatkalender: Belagerung von Wittenberg 1760; Artikel von Brachwitz im
Heimatboten am 25. Juni 1940: „Seyda gehörte
zur Zeit des Siebenjährigen Krieges zu Kursachsen, das an der Seite
Oesterreichs gegen Preußen kämpfte. In raschem Anlauf hatte Friedrich der Große
Sachsen besetzt. Aus einem Brief an seinen Bruder Ferdinand ersehen wird, welche
Ortschaften in den ersten Marschtagen erreicht werden müssen. In drei
Heeresgruppen sollte sich der Einmarsch vollziehen, alle sollten am dritten Tag
vor der Elster an der Elbe erscheinen, um die Schiffsbrücke zu benutzen. Der König
selbst wollte über Jüterbog marschieren. Zweilfellos ist bei diesem Vormarsch
der preußischen Truppen auch Seyda mit berührt worden, wenn auch keine
Nachrichten darüber erhalten sind. Es ist durchaus nicht unmöglich, daß
selbst Friedrich der Große auf dem Weg von Jüterbog nach Elster über Seyda
gekommen ist. Doch wissen wir auch darüber nichts Genaues. - Erst das Jahr 1760
brachte wieder Truppen in unsere Stadt. Eine preußische Truppe unter dem
General Hülsen war bei Wittenberg zurückgedrängt worden, und Oesterreicher
besetzten die Umgegend, so auch Seyda. Im Jahre 1760 stand hier in Seyda vorübergehend
ein kaiserliches Kommando, das von der Stadt 100 Haferrationen forderte. Da nun
die einzelnen Bürger solche nicht sogleich aufbringen konnten, so ging der
Amtsrichter Clauß zusammen mit dem Amtmann Johann Christoph Tänzer und dem österreichischen
Rittmeister zu dem Bürger Christoph Friedrich Bölcke. Sie baten Bölcke, doch
den Hafer vorzuschießen. Derselbe ließ sich auch dazu bewegen, das geforderte
Quantum in Höhe von 16 ½ Scheffeln Wittenbergisch Maß herzugeben. Doch soviel
Hafer hatte er auch nicht vorrätig, darum ließ er sich den Hafer von seinen
damaligen Pächtern holen, denen er aber nach dem Kriege für jeden Scheffel 15
Groschen bezahlen mußte. Doch nach Beendigung des Krieges konnte Bölcke seinen
Vorschuß von Seiten der Bürgerschaft nicht zurückerhalten. Er wurde von einer
Zeit zur andern getröstet, bis er endlich 20 Jahre später die Stadt verklagte.
Nicht besser erging es dem Bürger Johann Adam Hecht. Ende 1762 und Anfang 1763
mußte die Stadt für die preußische Armee neun Rekruten und drei „Stück-Knechte“
(Fahrer für Geschütze) stellen. Dazu wurden 100 Taler benötigt, die Johann
Adam Hecht der Stadt vorschoß. Er zahlte das Geld in Leipziger Dritteltalern zu
je 8 Groschen. Nun sollte durch eine Umlage in der Stadt das Geld aufgebracht
werden und zwar von jedem Großerben 16 Groschen, von jedem Anspänner 12
Groschen und von einem Kleinerben 8 Groschen. Aber erst 1766 gelang es Adam
Hecht, durch eine Klage zu seinem Gelde zu kommen.“).
Nicht vergessen
werden soll aber, dass Friedrich der Große die Kartoffel in seinen Ländern
eingeführt hat, was dann auch bis zu uns Ausstrahlung gefunden hat. Doch der
Boden war nicht besonders gut hier, was immer wieder dazu nötigte, sein Brot
durch ein Handwerk zu verdienen.
“Im Jahre 1777 schrieb Kurfürst Friedrich August
III., daß sich Seyda unter allen Städten des Kurkreises in der Seidenkultur am
meisten hervorgetan und dadurch auch ihren ohnehin wegen der Unfruchtbarkeit des
dortigen Bodens sehr nahrlosen Ort ein ganz nützliches Gewerbe verschafft hat.
Um 1800 finden sich in Seyda blühender Flachsbau, Bierbrauerei,
Branntweinbrennerei und Leineweberei (20 Meister).“
(Heimatbuch 52).
Eine
wirtschaftliche Grundlage war die Viehzucht. Alles war geordnet, wie eine „Vieh-
und Hutungsordnung für Seyda“ aus dem Jahre 1787 zeigt:
„Capitel I. Von der Anzahl des jedem Einwohner zu
halten erlaubten Viehes... (siehe
oben, Band 2).
Capitel II. Von der in Ansehnung der Hut und Weide zu beobachtenden Ordnung...
Capitel III. Von den Hirten, ihren Knechten oder Jungen, auch Beiboten...“
Erstaunlich
bleibt, dass die alten Ordnungen, die mit der Einführung des Amtes Seyda am
Beginn des 16. Jahrhunderts eingerichtet worden sind, über Jahrhunderte hinweg
Bestand hatten. Das Leben lief ruhig dahin, und der Enkel tat die gleiche
Arbeit, wie sie schon der Großvater verrichtet hatte. Unterbrochen wurde dies
nur durch außergewöhnliche Ereignisse und Katastrophen.
Die
Rechtsordnung wurde auch durch harte Strafen durchgesetzt.
Im
Jahre 1795 fand die letzte Hinrichtung in Seyda statt.
„Der Schmied Weßlau in Seyda hatte in der Seydaer
Heide in der Nähe des Schweinitzer Dammes einen alten Mann erschlagen, beraubt
und dann den Leichnam verscharrt. Er wurde ergriffen, zum Tode verurteilt und
auf dem Weinberg gerädert. Die Herren Gerhardt-Seyda und Gülich-Zahna haben
auf Grund mündlicher Überlieferung den Vorgang nacherzählt und veröffentlichen
lassen. Es steht fest, dass das Aktenstück mit allen Einzelheiten des
Totschlags bei der Auflösung des Seydaer Amtsgerichts verloren gegangen ist.
Im Seydaer Pfarrarchiv befinden sich nun
zwei Schreiben, die Aufschluß geben über die Stellung des Geistlichen zu
dieser Hinrichtung und deshalb auch eines allgemeinen kulturgeschichtlichen
Interesses nicht entbehren...
Der Amtmann schreibt an den damaligen Superintendenten
Hilliger:
Hochehrwürdiger Herr, hochgeehrter Herr Superintendent! Da ich nunmehr
entschlossen bin, den wegen Menschenmordes zur Todesstrafe milles des Rades
verurteilten Johann Friedrich Weßlau den 14. August 1795 wirklich mit einer
solchen Strafe zu belegen und solche an ihm vollstrecken zu lassen, so ersuche
Ew. Hochwürden ich hierdurch ganz ergebenst, den Deliquenten Weßlau nunmehr täglich
zu seinem Tode vorzubereiten und mit Gründen aus dem Wort Gottes zur Reue und
aufrichtigen Buße zu bringen, auch ihn an seinem Sterbetage mit Ihrem Zuspruch
gegen das schuldige Honorarium zu unterstützen, demnächst aber auch dafür gefälligst
zu sorgen, daß an den drei letzten Lebenstagen der arme Sünder frühmorgens
von dem Herrn Kantor und der Schule besucht, mit zweckmäßigem Gesang erbaut
und zu dem vorhabenden wichtigen Schritt vorbereitet, endlich auch am
Exekutionstage früh Punkt 8 Uhr das hochnotpeinliche Halsgericht mit der
kleinen Glocke eingeläutet werde.
Der ich mit der vollkommensten Hochachtung verharre
Ew. Hochwürden ganz ergebenster Christian Andreas Panzer, Amt Seyda, am 20.
Juli 1795.
Dem Superintendenten Hilliger stiegen noch mancherlei
Zweifel auf über sein Verhalten bei der Hinrichtung. Er wandte sich deswegen
nach Wittenberg und erhielt von dort folgende Antwort:
Hochehrwürdiger, hochzuehrender Herr Superintendent!
Ich ermangele nicht, Ew. Hochehrwürden auf derogeehrteste Anfragen, die die am
14. August bevorstehende Hinrichtung eines Missetäters betreffen folgendes zu
erwidern. - Bei der Wahl der Gesänge, welche lediglich zu Erbauung des Missetäters
dienen sollen, kommt alles auf die Bedürfnisse desselben an. In dem gegenwärtigen
Falle glaube ich, daß Bußlieder zweckmäßiger sein dürften als Trostlieder.
In einer sonst so schwarzen und verwöhnten Seele dürfte die Ehrfurcht vor Gott
und seinem heiligen Willen noch wenig Wurzel gefaßt haben. Sie zu erwecken und
zu befestigen, ist daher die Hauptfrage. Doch sind solche Sterbelieder, welche
diesem Zweck nicht hinderlich sind, ebenfalls mitzunehmen. Bei der öffentlichen
Begleitung zum Halsgericht ist nicht sowohl auf den Missetäter als Erbauung der
Zuschauer Rücksicht zu nehmen. Auf diese soll die Feierlichkeit warnende Eindrücke
machen, daher ich ein Warnungslied, z.B. „Mache dich, mein Geist, bereit“
und andere ähnliche für schicklicher halte als die gewöhnlichen Sterbelieder
und als manche Bußlieder. Vor der Hinrichtung pflegt überall geläutet zu
werden und immer mit einer kleinen oder kleinsten Glocke. Dies hat also keine
Bedenken.
Ob der Missetäter allein oder in Gegenwart anderer
beichten solle, das kommt auf die Umstände und sein Bedürfnis an. Sollte das
erstere von ihm gewünscht werden oder sonst ratsam sein, so wird ihm
gewillfahrt. Gewöhnlich geschieht es in Gegenwart des Kantors und der Schüler.
Da der Missetäter zum Gerichtsplatz auf einer
Schleife (zum
Verständnis sei noch hinzugefügt, daß Weßlau auf einer Kuhhaut aus der Stadt
hinausgeschleift worden sein soll. Die Erinnerung an den Totschlag hat sich tief
dem Gedächtnis des Volkes eingeprägt, so daß noch heute viel davon erzählt
wird.) abgeführt
wird, so halte ich es für unschicklich, wenn die Herren Geistlichen ihn da
begleiten. Dies wäre dem Zweck einer solchen Hinführung, welche Abscheu
erregen soll, geradezu entgegen. Es ist also genug, wenn Ew. Hochehrwürden
absonderlich hinfahren und ihm noch vor der Hinrichtung durch einen kurzen
Zuspruch die christliche Gemütsfassung zu erleichtern suchen, mit welcher er
sich seiner Strafe unterwerfen soll. - Über die Vorbitte habe ich einige
Gedanken in der Beilage eröffnet und hinzugesetzt, der ich mit vorzüglichster
Hochachtung unausgesetzt bin Ew. Hochehrwürden ganz ergebenster Diener D. Karl
Ludwig Nitzsch, Wittenberg, 6. August 1795.“
(Otto
Brachwitz: Von der letzten Hinrichtung in Seyda 1795, HG 10/1929).
Tatsächlich
ist durch mündliche Überlieferung bekannt, dass der Hingerichtete in einer
Ecke des Friedhofs von Seyda begraben wurde. Der Friedhof befand sich damals in
der Triftstraße, auf dem heutigen Grundstück Hellner. Voraussetzung für die
Beerdigung auf dem Friedhof soll gewesen sein, dass ein Angehöriger den
Leichnam berührte.
Die
schon genannte Erzählung berichtet aus zeitlichem Abstand, ist aber in ihrer
Schilderung recht spannend und soll deshalb hier abgedruckt werden:
„Der Raubmord in der Seydaer Heide.
Eine wahre Begebenheit.
Erzählung von Hermann Gülicher aus Zahna.
Ein eisiger Schneesturm tobte. Die Schneeflocken
fielen dicht zur Erde nieder. Obgleich am Morgen schöner heller Sonnenschein
war, so hatte sich das Wetter nachmittags ins Gegenteil verändert, als ein
Greis mit weißen Haaren gegen Abend in einem Gasthof in Seyda einkehrte. Das
schöne Wetter am Morgen hatte ihn dazu verlockt eine Reise zu unternehmen, die
er innerhalb acht Tagen antreten mußte. Er selbst, ein alter Invalide aus dem
siebenjährigen Kriege, in dem er in mancher Schlacht unter den Fahnen
Friedrichs des Großen mitgekämpft hatte, war einst in der Schlacht bei Prag
verwundet worden. Sein Weib ruhte bereits seit Jahren unter dem grünen Rasen.
Nachkommen hatte er nicht. Zu wiederholten Malen hatte er bei den Militärbehörden
um eine Unterstützung auf Grund seiner im Feldzuge erhaltenen Verwundung
angehalten, auch zugleich auf seine Bedürftigkeit hingewiesen. Jedoch ohne
Erfolg. Groß war nun seine Freude, als er den Bescheid erhielt, daß ihm nach
langen Jahren eine einmalige Unterstützung von 250 Thalern zuerkannt wäre und
er diese persönlich gegen Ausweis seiner Militärpapiere auf dem Landratsamt in
Wittenberg in Empfang nehmen könne. Dieses müßte aber noch vor dem
Weihnachtsfeste geschehen, was bereits in acht Tagen fällig war.
Die Dämmerung war bereits eingetreten, als er in
Seyda eintraf. Den Abend über hatte sich in dem Gasthof, in den er eingekehrt
war, weiter kein Gast eingefunden als ein in der Nähe wohnender Schmied.
Freudig erzählte er diesem und auch zugleich dem Gastwirt den Grund seiner
Reise, betonte auch noch, daß er, wenn es sich tun ließe, morgen Abend wieder
hier einkehren würde.
Des nächsten Tages, am Abend, war er dann auch wieder
zur Stelle. Auch an diesem Abend war der Schmied wieder anwesend, und fragte den
Alten, ob er das Geld erhalten hätte, was dieser vertrauensvoll bejahte. Am
andern Morgen trat er die Heimreise wieder durch die Heide an. Kaum war er eine
Stunde einsam dahin gewandert, als ihm ein donnerndes Halt! zugerufen wurde.
Aber zugleich sauste auch ein schwerer Schmiedehammer auf seinen Kopf nieder,
weitere Schläge folgten, und entseelt sank der Greis zur Erde nieder! Dann
raubte sein Mörder ihm alle Taschen aus, zuerst das viele Geld, nahm aber auch
sämtliche Papiere an sich, die zu einem Ausweis seines Opfers führen konnten,
schleifte den Leichnam dann zu einem in der Nähe befindlichen Reisighaufen und
bedeckte ihn mit diesem, so daß nichts von ihm zu sehen war.
Der Winter war vergangen; es ist wieder Frühling. Der
Schäfer vom Rittergut Gentha hütet am Rande der Seydaer Heide seine Herde.
Bald wurde er durch das eigentümliche Benehmen seines alten Hundes aufmerksam.
Dieser streckte die Nase in die Höhe und lief dann schnell in den Wald hinein.
Bald hörte er, daß dieser kläglich heulte. Gleich darauf kam derselbe zurückgesprungen,
und stellte sich laut bellend vor dem Schäfer hin, als wollte er sagen: komm
mit, ich habe was gefunden! Dieses war schon einmal der Fall gewesen, als er
einmal ein Stück erlegtes Hochwild gefunden hatte. Nun glaubte der Schäfer, daß
dieses wieder der Fall wäre, und folgte seinem Hunde, welcher laut bellend vor
ihm hersprang. In einiger Entfernung erblickte er nun einen Reisighaufen, vor
welchem der Hund stehen blieb, erst die Nase darunter hielt, dann diese in die Höhe
streckte und wieder ein klägliches Geheul anstimmte. Als der Hirte in die Nähe
des Haufens kam, wurde er starken Leichengeruch gewahr. Er warf schnell die
Zacken auseinander und erblickte dann einen alten Mann mit weißen Haaren, die
aber größtenteils mit Blut durchtränkt waren. Der Schädel war zertrümmert,
auch das Gesicht war mit Blut übergossen. Entsetzt über den grausigen Fund
ging er mit seinem Hunde zur Herde zurück, denn es war ihm klar, daß der Alte
das Opfer eines Mörders geworden war. Als das Mittagessen ihm von seinem Sohn
gebracht wurde, setzte er diesen von seinem Erlebnis in Kenntnis. Die Neugierde
trieb diesen auch hin; aber dann eilte er, so schnell er konnte, dem Gutshofe zu
und meldete es dem Amtmann von Gentha. Dieser ließ sofort sein Reitpferd
satteln und sprengte hinaus zu dem Schäfer, und ging mit diesem zur Mordstelle.
Als er den Leichnam eingehend besichtigt hatte, ritt er sofort nach Seyda und
meldete die Tat bei dem damals in Seyda befindlichen Amtsgericht an, desgleichen
bei dem Magistrat. Bald darauf gingen die Gerichtsbeamten sowie der Magistrat
und Stadtverordnetenkollegium, zu denen auch der Gastwirt und jener Schmied gehörten,
nach der Heide hinaus, geführt von dem Genthaer Amtmann. Als nun der Gastwirt
den Leichnam erblickte, rief er sofort entsetzt aus: „Das ist ja der alte
Invalide, der kurz vor Weihnachten zweimal bei mir übernachtet hat!“ Dann
trat er aber gleich an den Schmied heran und rief mit bebender Stimme, indem er
sich vor die Brust schlug: Mensch! entweder ich oder du, einer von uns beiden
hat den alten Mann totgeschlagen, keiner weiter als wir beide wußten es, daß
er so viel Geld bei sich hatte. Du hast am andern Morgen aufgepaßt, wie der von
uns abreiste, und bist dann hintenrum über die Wiesen ihm nachgelaufen!
Obgleich das Kainszeichen des schuldbelandenen
Gewissens sich in dem Gesicht des Schmiedes abspiegelte über die so unerwartete
Herausforderung, so hatte er dennoch die Frechheit, dem Gastwirt Beleidigungen
ins Gesicht zu werfen, daß dieser den Mord begangen hätte während der Nacht,
wo der Alte wieder auf der Rückreise war. Darüber geriet der Gastwirt so in
Wut, daß er sich gleich auf den Verleumder stürzen wollte. Aber dieser kam ihm
zuvor und lief so schnell er konnte davon. Gleich an Ort und Stelle wurde nun über
die Sache beraten und der Beschluß gefaßt, den Schmied zu verhaften. Als aber
die Polizeibeamten in dessen Behausung kamen, war dieser nicht mehr zu finden,
er hatte den Vorsprung zur Flucht benutzt. Ausgesandte Boten konnten nichts über
ihn ermitteln, Eisenbahnen, Telegraphen und Fernrufleitungen gab es damals noch
nicht. Es war mithin sehr schwer, einen Verbrecher ausfindig zu machen und zu
ergreifen. Eine ganze Anzahl von Jahren war bereits verflossen. Die Macht des
großen Korsen Napoleon wurde in der großen Völkerschlacht bei Leipzig
gebrochen. Auch die Sachsen, welche mit Napoleon gekämpft hatten, traten zu den
verbündeten Preußen, Russen und Oesterreichern bei Leipzig über, und zogen
mit allen diesen über den Rhein nach Elsaß-Lothringen hinein. Ein sächsisches
Dragoner-Regiment kam in Schlettstatt ins Quartier. Bei diesem dienten auch
mehrere, die aus Seyda und den nahe leigenden Ortschaften stammten. Einer von
denen mußte sein Pferd neu beschlagen lassen. In der Schmiede traf er einen
alten Schmiedegesellen an, in welchem er den Flüchtling aus Seyda zu erkennen
glaubte. Vorsichtig ließ er sich mit diesem in ein Gespräch ein. Nach
Beendigung desselben hatte er die volle Gewißheit, daß dieser Geselle der
steckbrieflich gesuchte Schmied aus Seyda war. Er meldete die Sache ganz ausführlich
seinem Vorgesetzten. Dieser wieder meldete es dem Rittmeister. Der Dragoner
wurde dann noch einmal ganz ausführlich verhört. Die Folge davon war, daß der
Schmiedegeselle ebenfalls verhört wurde. Nach anfänglichem Leugnen mußte er eingestehen, daß er der Gesuchte
sei. Darauf wurde er gleich festgenommen und von zwei Dragonern nach der Heimat
zurücktransportiert.
In Seyda angelangt wurde dem Mörder der Prozeß
gemacht und zum Tode durch den Strang verurteilt. Am Tage seiner Hinrichtung
wurde er von den Gehilfen des Scharfrichters aus Schweinitz als Zeichen des
Abscheus auf einer Ochsenhaut über das Pflaster von Seyda geschleift. Vor
seinem Hause angelangt wurde es ihm gestattet, sich zu erheben und noch einmal
hinein zu gehen, um Abschied zu nehmen. Aber die Türen waren verschlossen, die
Fenster dicht verhängt. Unversöhnt ist er von den Seinen geschieden. Als das
Pflaster aufhörte, ließ man ihn aufstehen und den Weg bis zur Richtstätte zu
Fuß zurücklegen. Nach der Hinrichtung hat sein Leichnam noch acht Tage zur
Schau am Galgen gehangen. Dies
ist die letzte Hinrichtung in Seyda gewesen.“
(HG
7/1920).
Ein ausführliches Quellen- und Literaturverzeichnis findet sich am Ende des letzten Bandes. Abkürzungen: G - Geschichte Sachsen-Anhalts; HG - Heimatgrüße; HK - Heimatkurier; SSLB - Seydaer Stadt- und Landbote.