Früher
waren in unseren Orten gereimte „Erntepredigten“ Brauch. Sie spiegeln immer
auch die Zeit wieder!
Erntepredigten:
Von
Fritz Wagner, Lehrer in Ruhlsdorf
Nach
schwerer Arbeit, sauren Tagen
kann
auch der Mensch mal fröhlich sein.
Drum
Jugend komm, vergiss[!Duden1]
die Klagen,
Stimmt
in den Erntejubel ein.
Freut
euch[!Duden2]
des reichen Ernteglückes;
Schaut
stolz auf Euren Erntekranz.
Doch
eh’zum Tanz die Weisen klingen,
Lasst[!Duden3]
uns nach alter frommer Art
dem
Herrgott unsern Dank erst bringen,
der
uns die Früchte hat bewahrt.
Der
da mit Tau und mildem Regen
die
Fluren manchmal hat bedacht.
Ihm
danken wir den Erntesegen,
der
nun von uns ist eingebracht.
Drum
faltet still mit mir die Hände
und
sprechet mit mir im Gebet;
Die
Ernte liegt ja doch am Ende
bei
Gott, des Liebe nie vergeht.
Sei
du mit uns auf allen Wegen
und
segne unsrer Hände Tun;
dann
wird des Himmels reicher Segen
auf
uns und unsrer Arbeit ruhn.
Dann
können wir beim Erntetanze
vergessen
alle Müh und Not.
Und
singen froh beim Erntekranze
das
Lied: "Nun danket alle Gott".
Erntepredigt
aus Zemnick 1936
Von
Lehrer Lommatzsch, Zemnick
Die
Ernt´ ist nun zuende,
der
Segen eingebracht
woraus
Gott alle Stände
satt,
reich und fröhlich macht.
Der
alte Gott lebt noch,
man
kann es deutlich merken
an
soviel Liebeswerken!
Drum
preisen wir ihn hoch!
Ein
Jahr harte Arbeit ist wieder vorbei,
wir
waren ja alle feste dabei.
Und
heut - nach alter Väter Brauch -
feiern
wir ein Tag der Freude auch.
Ich
begrüße all´ die Freunde und Gäste
zum
heutigen Zemnicker Erntefeste!
In
Berlin zur Olympiade freilich
herrscht
mehr Leben
-
aber was wir hier in Zemnick geben
an
Gastfreundschaft, Liebe und Treu
soll
ein Zeichen sein auf´s Neu,
daß wir auch gern Opfer bringen
und
für Deutschlands Zukunft ringen.
Wir
haben gearbeitet so fleißig
und mußten Enttäuschungen erleben im Jahre fünfundreißig.
Wohl gab es Stroh,
aber die Körner gaben uns Ursach
zum Klagen, der
Regen: ach,
er fehlte so sehr,
und machte uns unsere Arbeit so schwer.
Gehofft haben wir
auf eine gute Ernte
im nächsten Jahr.
Das haben wir alle,
das ist wahr!
Und unsere Hoffnung
war nicht vergebens:
Gott schickte uns in diesem Jahr mehr Regen,
er segnete unsere
Arbeit, unsere Fluren und das Land.
Die Felder sind nun
wieder abgeräumt,
die Arbeit ist zu
Ende,
wir haben dabei
nicht gesäumt,
voll Fleiß geregt
die Hände.
Die
Scheune birgt, was jedem frommt,
sobald
der harte Winter kommt.
Ja,
die Schnitter, sie hatten tüchtig zu tun
bei
der Ernte, Tag um Tag, ohne zu ruhn.
Und wir
Schnitterinnen waren wie die Bienen so fleißig
- das taten wir
gern, denn die Ernte war besser im Jahr sechsunddreißig.
Aber all unser
Fleiß, er wäre vergebens gewesen,
wenn
Gottes starke Hand nicht hätt´ gewehrt
Unwetter
und sonstiges Verderben,
was
unsere Felder oft verheert.
Drum
bitten wir Dich, Gott im Himmel,
für
unser fernes Wohlergehn,
damit
wir auch im nächsten Jahr
hier
wieder dankbar vor Dir stehn.
(Anschließend wurde
gemeinsam das Lied
„Nun danket alle Gott“ gesungen.)
Von Lieselotte Hintersdorf geb. Jackisch, Ruhlsdorf
Lasst euch begrüßen
von Nah und Fern
zum Fest, das
endlich wieder da!
Das euch hierher in
den Saal geführt -
wir wollen´s begehn, wie´s sich gebührt.
Das Fest, das immer
in alter Pracht
gefeiert muss
werden bis spät in die Nacht
soll sein uns ein
Lohn für Mühe und Fleiß –
nicht weniger auch
ein Gottespreis!
Wir haben ein
schönes Werk vollendet,
da nun die Ernte
ist geborgen.
Ein jeder half,
dass abgewendet
für lange Zeit die
Nahrungssorgen.
Bescheiden dürfen
wir uns sagen:
Es schaffte jeder
mit Bemühn!
In kalten und in
Regentagen,
in Sturm und heißem
Sonnenglühn.
Frühlingsanfang
ließ sich gut an,
die erste Saat
schon in den Boden kam.
Doch April und Mai
hat es uns angetan
und manche Hoffnung
bald zerrann.
Von der Saat bis
hin zur Ernte
ist ein langer Weg
– fürwahr.
Nicht jeder aus dem
Ablauf lernte,
dass es schon jedes
Jahr so war.
Die Sonne ließ das
Korn schnell reifen,
die MTS griff
tüchtig zu.
Doch schwarze
Wolken ließen oft den Blick zum Himmel schweifen,
und so verrann die
Zeit im Nu!
Bei schönem Wetter
wurde viel geschafft,
die Traktoren
summten Tag und Nacht!
Viele Pläne wurden
aufgestellt -
und warteten doch
auf den Herrn der Welt,
der uns das
unbeständige Wetter schaffte
und alle Pläne
zunichte machte.
Ein fester Wille
lässt uns hoffen,
wir werden immer
mehr erringen,
dem Tüchtigen steht
alles offen,
er kann das höchste
Ziel bezwingen.
Mag Blitz und
Donner toben,
wir trauen doch dem
oben,
der uns beschützt
und unsre grüne Saat!
Die beste Stütze
sind wir für den Staat.
Dann können wir
beim Erntetanze
vergessen alle Müh
und Not,
drum singet froh
beim Erntekranze
das Lied: „Nun
danket alle Gott!“
(MTS –
Maschinen-Traktoren-Station)
mit Herzen, Mund und Händen!
Der große Dinge tut
an uns und allen Enden.
Der uns von Mutterleib
und Kindesbeinen an
unzählig viel zu gut
bis hierher hat getan.
Der ewigreiche Gott
woll uns bei unserm Leben
ein immer fröhlich Herz
und edlen Frieden geben.
Und uns in seiner Gnad
erhalten fort und fort
und uns aus aller Not
erlösen hier und dort.
Lob, Ehr und Preis sei Gott
dem Vater und dem Sohne!
Und dem, der beiden gleich
im höchsten Himmelsthrone.
Ihm, dem dreieingen Gott
wie es im Anfang war
und ist und bleiben wird
so jetzt und immerdar.
Gedichtet von Martin Rinckart, Eilenburg, um 1630;
zunächst als Tischlied; später wurde es zum großen Danklied nach dem Ende des Dreißigjährigen Krieges; heute: Gesangbuch Nr. 321
Erntegedicht 2004
Der Herbst ist da, kühl werden nun die Tage
Zu Ende geht manch Ding, des Gartens Plage.
Doch hat es sich gelohnt: denn reichlich Frucht und Blüte
Schenkt Gott uns auch in diesem Jahr durch seine Güte.
Schnell ging das Jahr vorbei, im Sauseschritt
Vergeht die Zeit, und wir, wir gehen mit.
Doch nun, halt an, und freue dich doch auch:
Gefüllt sind Stall und Kammer und dein Bauch.
Oft haben wir gefragt: Kann das der Sommer sein?
Die Zahl der Regentage war nicht klein.
Doch gut war´s für das Wachsen auf dem Feld:
Viel schlimmer war das Klagen um das Geld.
Manch einen hat es hart getroffen dieses Jahr:
Nichts ist mehr, wie es früher einmal war!
Die Arbeit, die ist knapp in unserm Land,
und Geld, das fehlt der öffentlichen Hand.
Gut ist deshalb zu feiern solch ein Fest
Das uns die Dorfgemeinschaft spüren lässt:
Nicht allein sind wir, in gut´ und bösen Tagen
Und wollen immer auch nach unserm Nachbarn fragen.
Wir wollen uns erinnern, was wir wirklich haben:
Und da sind viele, viele Gottesgaben.
Die Früchte nannt ich schon, jedoch, es ist viel mehr:
Familie, Freunde, Land und weites Meer!
Die Tier im Stall und auf der grünen Heide,
vor allem aber: Lieb, Hoffnung auch und Freude.
Sorgt euch nicht um das Morgen, lässt der Herr uns sagen:
Ihr müsst genug euch schon mit Heute plagen.
Das freilich ist wirklich das, was zählt:
Vergesst die Liebe nicht, bei euch und in der Welt.
So viele andere große, mächtige Sachen,
die könnt ihr sowieso allein nicht machen,
dafür verlasst euch ganz auf Gottes Hand,
der immer wieder alle Not gewandt.
Drum können wir trotz allem heute fröhlich sein,
ich ladt Euch ein, kommt, stimmt doch mit mir ein
ins alte Lied, das schon die Väter sangen,
es will euch nehmen Angst und Frust und Bangen.
„Nun danket alle Gott“ wolln wir jetzt singen
durch unser ganzes Dörflein soll es klingen.
Der Tisch ist reich gedeckt,
drum lasst uns nun Dank sagen,
wie´s üblich ist im ganzen Land in diesen Tagen,
wie´s auch seit langem ist in Seyda Sitte,
deshalb ja steht die Kirch´ ins Städtchens Mitte.
Die vielen wolln´ wir heute nicht vergessen,
die sorgten, dass wir haben satt zu essen:
im Stall, im Feld und auch in manchem Garten,
in Laden, Handel und auf großen Fahrten.
Dem Herrn sei Dank, der gab dazu die Kraft;
Zeit, Möglichkeit und reichlich Lebenssaft;
der wirkt` hindurch durch Sonnenschein und Regen
und auch in diesem Jahr uns gab den Segen.
Zwar mag es da manch Tag, manch Stunde geben,
da dachten wir: Wir lenken selbst das Leben!
Doch dann – ich hoff`, nicht erst in großer Not
besannen wir uns doch auf sein Gebot.
Nicht alles liegt in unsrer Hand allein,
für etlich´ Ding ist unser Kopf zu klein,
die wollen wir getrost Gott überlassen,
denn sie sind für uns heute nicht zu fassen.
Wir haben diesen Draht zum Geber aller Gaben,
von ihm ist alles, was wir sind und haben:
wer sein Wort hört, der hört: Er meint es gut!
Das gibt uns Kraft und Freude und auch Mut.
Die Liebe, die er gab, die woll´n wir nicht vergessen,
die soll dabei sein, auch bei unserm Essen.
Die Liebe könn´ wir sehn in all den Gaben,
an denen wir uns nun woll´n alle laben.
Die Liebe, dahin will er uns doch lenken:
Dass immer neu wir sie einander schenken.
So reichlich, wie die Frucht an manchem Baum,
so soll sie haben bei uns großen Raum.
Die Lieb´, aus der wir leben seit der Mutter Schoß,
um die es geht, in Hütte und in Schloss.
Die Lieb´, durch die das Leben sich erfüllt,
die mehr ist als das Geld der ganzen Welt.
Wir brauchen sie, die Liebe, die uns trägt,
dass über uns nicht schnell der Wind hin fegt:
Die Lieb` von Gott ist immer, alle Morgen:
Sind wir bei ihm, so sind wir wohl geborgen.
Drum lasst uns danken ihm in Freud und Schmerzen:
Sein Lob erschalle tief aus unsern Herzen.
Er meint es gut mit uns, das künden uns die Gaben,
die wir so reichlich heut auf unserm Tische haben.
So stimmt nun ein – das sei das letzte Wort:
So woll´n wir sing´n:: „Nun danket alle Gott!“
Erntegedicht
2006
Ein jedes Jahr
erinnert uns aufs neue
das Erntefest an
Gottes große Treue.
Die Pflaumen,
Birnen, Gurken und Tomaten,
und alles,
was da wieder kam
aus unsern Saaten,
die roten Äpfel
und die Kürbis lecker,
Getreidekörner für
den Zuckerbäcker:
all´ dieses lässt
das Staunen werden groß:
ist es nicht
wirklich fein und ganz famos:
Dass
da aus einem Samenkorn ganz klein
Geworfen in die
tiefe Erd´ hinein,
ganz segensreich herauskomm´n solche Gaben,
an denen sich dann
unser Herz kann laben.
Bedenkt doch
wieder, wie ein Apfelkern
- nicht mal ein
Zentimeter gut und gern -
dann gibt den
Grund für einen großen Baum,
bei dem zu zählen
sind die Äpfel kaum.
Bedenkt doch, wie
das alles vor sich geht,
am Sternenzelt und
selbst im kleinsten Beet:
und wir, wir sind
doch mittenrein gestellt,
und Teil des
Ganzen, wunderbar erwählt,
auch mit zu tun,
zu schaffen, zu bewahr´n:
damit wir wieder
gute Ernt` einfahr´n.
Bedenkt: allein
könnt ihr nur durch die Gaben
doch auch noch
nicht das wahre Leben haben.
An jedem
Erntedankfest wird er neu genannt:
Der reiche Bauer, der sich hat verkannt,
und dacht, die vollenScheunen wärn
das Heil derSeel
und mußt´ sie doch darauf abgeben schnell.
Drum ist es gut,
dem Geber Dank zu sagen,
und fest mit ihm
im Bund zu sein
an allen Tagen.
Die Freud´ ist
groß, die wollen wir ausdrücken,
und fester auch
dabei zusammenrücken.
Das Erntefest, das
will uns Gutes zeigen,
doch wolln wir auch das Schwere nicht verschweigen.
Für viele hier und
in der weiten Welt,
da fehlt´s an Arbeit, Frieden und an Geld.
Gott schenkt uns
Gaben reichlich und auch viel
und hat mit seinem
Wirken auch das Ziel,
dass wir ganz treu
das uns´re tun und machen
und teilen, geben
ab von diesen Sachen.
Der Sommer, der
war heiß und wunderschön
- zunächst, und es
gab Spannendes zu sehn:
Der Fußball rollte
quer durch unser Land,
und knüpfte da ein
riesengroßes Band.
Ist das nicht auch
ein großer Grund
zum Danken,
so viele Mauern,
die zu Boden sanken:
Da war bei uns zu
Gast die Welt, die ganze,
zum Spielen,
Jubeln, Feiern und zum Tanze.
Im Juli – wisst
Ihr noch, wie schön das war –
gefeiert haben wir
da fünf mal hundert Jahr
Mark
Friedersdorf lud dazu ein -
erinnern tut daran
ein Stein.
Nun also wollen
wir Gott Danke sagen
für seine Hilf´in allen Lebenslagen.
Und wie es Brauch
ist, lasst uns dazu singen,
wie es auch schon
die Väter einst anfingen:
das große Danklied
jetzt auf unsern Gott,
der Kraft uns gab
und gibt, auch fort und fort.
Nun danket alle
Gott
mit Herzen, Mund
und Händen,
der
große Dinge tut
an uns und allen
Enden,
der uns von
Mutterleib
und Kindesbeinen
an
unzählig viel zu
gut
bis hierher hat
getan.
Der ewigreiche
Gott
woll
uns bei unserm Leben
ein immer fröhlich Herz
und edlen Frieden
geben
und uns in seiner
Gnad
erhalten fort und
fort
und uns aus aller
Not
erlösen hier und
dort.
Lob, Ehr und Preis
sei Gott,
dem Vater und dem
Sohne
und Gott dem Heil´gen Geist
im höchsten
Himmelsthrone,
ihm, dem dreiein´gen Gott,
wie es im Anfang
war
und ist und
bleiben wird
so jetzt und
immerdar.
[!Duden1]Originalwort: vergiß, Neues Wort: vergiss;
weitere Möglichkeiten: keine;
angewandte Regeln: Doppel-s-Schreibung nach kurzem Vokal
[!Duden2]Originalwort: Euch, Neues Wort: euch;
weitere Möglichkeiten: keine;
angewandte Regeln: Kleinschreibung für Anredepronomen du usw. in Briefen
[!Duden3]Originalwort: Laßt, Neues Wort: Lasst;
weitere Möglichkeiten: keine;
angewandte Regeln: Doppel-s-Schreibung nach kurzem Vokal