Festschrift zum
Schul- und
Heimatfest in Seyda 2021
Bilder auf der vorderen
Umschlagseite:
Tim, Kl. 1; Constantin, Kl.1; Kim, Kl. 1 ; Kasimir, Kl. 3
(Luthereiche); Ole, Kl. 4 (Spargel); Ramon, Kl. 4 (Schule).
Bilder auf der
hinteren Umschlagseite:
Lucy, Kl. 4 (Schule); Jolie, Kl. 4 (Spargel).
Edgar F., Kl. 4
Milan B., Kl. 4
Vorwort
Die Festschrift erscheint wieder! Hoffentlich zu Ihrer und
Eurer Freude! Sie will zeigen: Die Gemeinschaft ist da!
Gemeinsame Erinnerungen und Erfahrungen – auch einige der
letzten Zeit – können sie stärken. Dazu soll die Festschrift beitragen.
Dank sei allen gesagt, die daran mitgewirkt haben: Den
Grundschulkindern und ihren Lehrerinnen für die Bilder und das Interview, und
auch allen anderen, die geschrieben und gedichtet, beraten, herausgesucht, geheftet und verteilt
haben.
Freud und Leid ist dabei, beides kann uns neu
zusammenführen. Herzlich grüßt alle, in der Nähe und in der Ferne:
Erik, Kl. 1
Inhaltsverzeichnis
Seydaer Grundschüler haben gemalt! Im ganzen Heft.
40 Jahre neue
Schule!
Wissenswertes über den Einzug in das neue Schulgebäude.
Ein Interview der Klasse 4 mit einer Zeitzeugin. Seite 5
Lied von unserer Schule.
Gesungen
beim „Schulerhaltungsfest“, zuletzt
2015. Seite 9
Ein großer Dank!
Der Heimatvereinsgründer und langjährige Vorsitzender
Dr. Alexander Bauer ist verstorben. Seite 11
Faustball in Seyda.
Ein Plakat von 1928 ist aufgetaucht. Seite 13
Wie der Spargel zu uns kam.
Eine kleine Recherche des
Gemeindenachmittags Seyda. Seite 20
Spargelrezepte.
Von Grundschulkindern aufgeschrieben. Seite
24
Meine Heimat.
Von
Elfriede Schulze, Seyda. Seite
29
Die Schulzes in
Seyda.
Unter Mithilfe des Gemeindenachmittags, Ursula Lehmann,
Meister Horst Hirsch, Hans-Georg Schulze u.a. Seite
40
Corona und die
Heilige Schrift.
Von Pfarrer Thomas Meinhof. Seite
45
Besondere Bäume in
und um Seyda.
Ein Beitrag zu ihrer
Geschichte,
nach einer Idee von Förster
Hilse aus Seyda. Seite 52
Baumrätsel.
Von Anton, Kl. 4.
Seite 55
Impressum Seite 58, Mitwirkende Seite 60.
Jayden S., Kl. 4
40 Jahre neue
Schule!
Wissenswertes über den Einzug in das neue Schulgebäude.
Ein Interview der Klasse 4 mit einer Zeitzeugin.
Wir, die derzeitige Klasse 4 der Grundschule Seyda, lernen nun das
letzte Schuljahr in unserer Grundschule. Das Schulgelände und -gebäude haben
wir in vier Unterrichtsjahren genau kennengelernt. Unsere Klassenlehrerin Frau
Gräbitz, die beim Einzug in diese Schule vor 40 Jahren hier selbst Schülerin
war, hat uns viele Geschichten von damals erzählt. Trotzdem wollten wir noch
mehr darüber aus der Sicht eines Lehrers oder einer Lehrerin, der oder die
diese Zeit miterlebt haben, erfahren.
Deshalb nahmen wir unser diesjähriges Schuljubiläum zum Anlass, um uns
in einem telefonischen Interview mit Frau Treffkorn, die als Lehrerin unserer
Schule den Einzug in das heutige Schulgebäude miterlebt hat, über diesen Tag
vor 40 Jahren zu unterhalten.
Anton: Hallo Frau Treffkorn, wie lange haben Sie zu der Zeit des Umzugs
an der Schule in Seyda gearbeitet?
Frau Treffkorn: Damals war ich
zwei Jahre an der Schule in Seyda
Lehrerin.
Ferdinand: In welchem Gebäude haben Sie bis zum Umzug unterrichtet?
Frau Treffkorn: Bis vor einigen
Jahren gab es noch ein kleineres Schulgebäude auf unserem Schulgrundstück,
ungefähr dort, wo sich heute euer Spielplatz für die Pausen befindet. In diesem
Gebäude wurden damals die 1.Klassen unterrichtet und der Musikraum befand sich
darin. Im Erdgeschoss des Gebäudes waren die Schulküche und der Speiseraum
untergebracht. Täglich wurde frisch gekocht. Das Küchenpersonal war sehr freundlich.
In den Ferien wurde sogar manchmal ein Kuchen für die Kinder gebacken und sie konnten
sich auch einmal ein Essen wünschen.
Damals hatte ich eine 1.
Klasse, deshalb habe ich dort unterrichtet.
Jolie: Warum wurde eine neue Schule gebaut?
Frau Treffkorn: Die vorhandenen
Schulgebäude waren für die damaligen Schüler*innen nicht ausreichend. Zu dieser
Zeit wurden Schüler*innen bis zur Klasse 10 in Seyda unterrichtet. Einige Grundschüler
wurden, wie schon erwähnt, in dem kleinen Schulgebäude auf dem heutigen
Schulgrundstück untergebracht. Andere Grundschulklassen hatten Unterricht in
Gadegast oder in einem Klassenraum auf dem Amtshof in Seyda. Die Klassen 5 - 10
hatten im ehemaligen Gebäude der Kita „Spatzennest“ an der Kirche
Unterricht. Der Schulgarten und
die Sportanlage befanden sich ebenfalls schon auf dem heutigen Schulgrundstück.
Edgar: Wo befand sich der Schulgarten?
Frau Treffkorn: Er befand sich auf
dem jetzigen Lagerplatz des Bauhofes. Es war ein großer Schulgarten, denn
damals war Schulgarten in der Grundschule ein Unterrichtsfach.
Milan: Für welche Klassen wurde die neue Schule gebaut?
Frau Treffkorn: Für die Klassen
1 - 10 und den Hort, doch nicht alle Klassen waren von Anfang an in dem neuen
Gebäude untergebracht.
Tim: Wie lange dauerte der Schulneubau?
Frau Treffkorn: Im April 1980
wurde der Grundstein für das neue Gebäude gelegt. Alle Schüler*innen waren
dabei anwesend. Es wurde eine Schatulle eingemauert. Darin waren Informationen
über die Anzahl der Schüler*innen und Lehrer*innen zum damaligen Zeitpunkt und
eine aktuelle Tageszeitung befand sich ebenfalls darin. Am 26. Januar 1981 war
die Schule bezugsfertig.
Leo: Wer war Schulleiter während des Schulneubaus?
Frau Treffkorn: Der Schulleiter
war Karl-Heinz Benesch, der später auch einige Jahre Bürgermeister in Seyda
war.
Ole: Welche Erinnerungen haben Sie an den Tag des Einzugs?
Frau Treffkorn: Es war ein sehr
kalter Tag. Alle Schüler*innen und Lehrer*innen marschierten von der alten
Schule neben der Kirche durch den Ort zur neuen Schule. Dort standen auf der
Treppe vor der Eingangstür viele Persönlichkeiten, die in ihren Reden den
Schulneubau würdigten und das neue Schulgebäude schließlich an alle
Schüler*innen und Lehrer*innen übergaben. Es war so kalt, dass einige Musiker,
die diesen festlichen Anlass auf ihren Blasinstrumenten musikalisch begleiten
wollten, dies nicht konnten, da die Blasventile der Instrumente eingefroren
waren.
Lucy: Wie viele Klassen sind damals beim Umzug dabei gewesen?
Frau Treffkorn: Ich weiß es
nicht mehr ganz genau, es müssen 18 oder 19 Klassen gewesen sein.
Simon: Wie viele Schüler waren das?
Frau Treffkorn: Es waren
insgesamt 379 Schüler*innen, davon
lernten 122 in der Unterstufe
(Klassen 1 - 4) und 257 in der Oberstufe (Klassen 5 - 10).
Jayden: Da fehlen ja noch die Lehrer*innen. Wie viele gab es davon an
diesem Tag?
Frau Treffkorn: Es zogen mit
den Kindern 22 Lehrer*innen, 4 Horterzieherinnen und 1 Pionierleiterin in die
Schule ein.
Celine: Wurden von Anfang an alle Grundschüler im neuen Schulgebäude
unterrichtet?
Frau Treffkorn: Nein, nur die
3. und 4. Klassen. Ich habe ja schon gesagt, dass es auch noch ein kleines
Schulgebäude gegenüber von dem heutigen gab. Dort wurde die 1. Klasse
unterrichtet. Wo die 2. Klasse damals lernte, daran kann ich mich nicht mehr
genau erinnern.
Lilli: Waren beim Einzug alle Räume fertig und wie sahen sie aus?
Frau Treffkorn: Ja, es waren
alle Räume fertig. Sie sahen ähnlich wie heute aus. Tische, Stühle und Schränke
waren nicht so farbig wie heute. Allerdings gab es einige Fachräume. Diese
waren für die Fächer Physik, Chemie und Biologie. Euer jetziger Klassenraum war
z.B. der Physikraum. In diesen Räumen gab es in der Mitte einen Wasser- und
Stromanschluss für jeden Arbeitsplatz. Der Lehrer hatte ein Podest vor der
Tafel mit einem großen Lehrertisch, so dass ihn alle gut sehen konnten. Auch an
seinem Tisch war ein Wasser -
und Stromanschluss für
Experimente verfügbar. Außerdem konnte man diese Fachräume elektrisch gesteuert
komplett verdunkeln. Zur besseren Belüftung gab es in jedem Klassenraum drei
große Löcher in der Wand über der Tür. Dadurch konnte man auf dem Flur genau
hören, was in der Klasse erzählt wurde.
Don: Hat sich am Schulgebäude von außen seit damals etwas verändert?
Frau Treffkorn: Ja, 1981 hatte
die Schule ein flaches, geteertes Dach. Da dieses mit der Zeit undicht wurde,
erneuerte man es 1991. Seitdem besitzt die Schule das rote „spitze“ Dach.
Cedric: Wie sah der Schulhof damals aus?
Frau Treffkorn: Auf dem
Schulhof war noch kein Beton, er war eine Sandfläche. Auch die Turnhalle stand
noch nicht dort, sie wurde erst im September 1982 eröffnet. Der Rasen wurde
nach dem Einzug angesät und auch die Bäume wurden danach gepflanzt. Die
Trauerweide auf dem Hochbeet ist vom Schulhof der alten Schule auf den neuen
Schulhof umgezogen.
Lucy: Was ist Ihnen vom Umzug 1981 besonders in Erinnerung geblieben?
Frau Treffkorn: Unsere große
Freude über die neue Schule mit den damals modernen Fachräumen und wie stolz
wir darauf waren. Wie
schön es war, dass jetzt alle
Klassen auf einem Schulgrundstück lernen konnten. Für alle Schüler*innen und
Lehrer*innen war es ein Tag, an den wir uns oft erinnerten, wenn wir die damals
neue Schule betraten.
Klasse 4: Wir danken Ihnen ganz herzlich, dass Sie uns unsere Fragen
beantwortet haben und wünschen Ihnen für Ihre Zukunft vor allem Gesundheit und alles Gute.
Lilli, Kl. 4
Lied von unserer Schule.
Gesungen
beim „Schulerhaltungsfest“, zuletzt
2015.
Schüler,
Lehrer, Elternrat:
Heut ist
ein besondrer Tag;
für unsre
Schule stehn wir hier:
Sie soll nicht weg, das sagen wir!
Gesetz
wurde neu aufgelegt,
deshalb
sind wir so aufgeregt.
Wir wär´n
so klein und sollen weg:
So wenig hier auf diesem Fleck!
Doch wir
können das nicht fassen,
wollen
das Haus leben lassen:
Darum
heute dieses Fest,
dass Ihr
nicht vergesst:
Refrain
Diese Schule ist für uns Heimat!
Nur durch ihre Kinder wird das
Leben bunt!
Und wenn früh die Glocke übern
Schulhof läutet
geht’s hier immer bis der Bus
fährt richtig rund.
Darum lasst diese Schule bleiben:
Sie empfängt uns freundlich jeden
neuen Tag.
Und wir wollen immer nur hier
lernen,
weil ´ne lange Busfahrt morgens
keiner mag.
Jawoll!
„Tag des
Singens“ und „Sport frei!“
Wir sind
erfolgreich mit dabei:
Die Leistungen lassen sich sehn:
Pokale in
Regalen stehn.
Für den
Ort sind wir bereit
gestalten
Feste jederzeit!
Ohne uns
wär es hier still
und das in
Seyda niemand will!
Deshalb
können wir´s nicht fassen:
Dies Haus muss man leben lassen:
Darum
heute dieses Fest,
dass Ihr
nicht vergesst:
Diese Schule ist für uns Heimat…
Cedric, 4. Kl.
Greta, Kl. 1
Ein großer Dank.
Der Heimatvereinsgründer und langjährige Vorsitzende Dr.
Alexander Bauer ist verstorben, am 21. Februar in Wittenberg.
1993 hat er den Seydaer Heimatverein neu mitbegründet und
war dessen Vorsitzender über fast zwei Jahrzehnte.
Er kam selbst aus der Ferne: In Aussig an der Elbe (heute
Usti, Tschechische Republik) wurde er 1939 geboren und erlebte als kleines Kind
die Vertreibung aus seiner Heimat. Besonders nach Ende seines Berufslebens –
der „Dr. der Landwirtschaft“ war zuletzt beim ALFF in Dessau tätig – erforschte
er akribisch die Seydaer Heimatgeschichte und brachte sie vielen nahe: „Kommen,
entdecken, anfassen, erleben!“ Das hat er im Seydaer Heimatverein mit großem
Engagement umgesetzt. In seine Amtszeit fiel die Gestaltung vieler Feste, neben
dem Heimatfest des Lindenfestes, auch das beliebte Vereinsfest im Herbst wurde
unter seiner Leitung schon 1994 initiiert. Den Aufbau einer Seydaer
Trachtengruppe von Jung und Alt hat er maßgeblich gefördert und damit nicht nur
in der Heimat, sondern bei Auftritten auch in der Ferne viel Freude gebracht.
Großen Zuspruch erfuhr er als Organisator von Busreisen, die den Zusammenhalt
des Vereins stärkten und von wo viele Ideen mitgebracht worden sind. Über eine
Spendensammlung wurde das Anbringen einer Namenstafel der Gefallenen 2002 an der
Seydaer Friedhofshalle erreicht.
Ein großes Werk war die Einweihung der Heimatstube zum
Reformationstag 1995 noch in einem alten Schulgebäude in der Triftstraße, ein
größeres noch, diese Räume immer wieder mit lebendigen, lebensnahen
Ausstellungen und Vorträgen zu füllen. Viele Themen, zu denen er gründlich in
Archiven in Dresden, Wernigerode und Weimar recherchierte, behandelte er, ob
zur Ritterzeit, zur LPG-Geschichte (2003),
zum „Waschtag in Seyda“ und zum Sport in der Stadt, zur Sparkassen- und
Eisenbahngeschichte und zu vielen anderen Themen. Ein Höhepunkt war der Nachbau
der Seydaer Postsäule.
Sein Verdienst ist der Aufbau der Partnerschaft mit Sayda
im Erzgebirge seit 2007, der Lebendige Adventskalender im Amtshaus seit 2008, die Museumsnacht seit 2005, die
regelmäßige Herausgabe von „Seydaer Blättern“ zur Heimatgeschichte.
Seine Beharrlichkeit ließ den Seydaer Heimatverein auf
über 100 Mitglieder anwachsen und ebnete
schließlich auch den Weg des Umzuges des Heimatmuseums in das Amtshaus.
Seyda hat Dr. Bauer viel zu verdanken! Jahr für Jahr hat
er auch in dieser Festschrift geschrieben und am Beginn dazu aufgefordert, das
Städtchen schön zu schmücken. So werden wir auch in diesem Jahr wenn die Fahnen
wehen und die Wimpelketten gezogen werden an ihn und sein Wirken denken.
Pia, Kl. 2 – Ulme Mellnitz,
Flämingrand
Faustball in Seyda.
Eine Urkunde von 1928 ist aufgetaucht.
„Faustball“ war der Vorläufer des Volleyball, auf dem Bild
kann man deutlich sehen, dass 2 gegen 2 über ein Netz spielen. Als Sieger auf
der Urkunde werden freilich 5 Personen genannt: J. Schulze, Jackenholz, Götze,
Möbius, Bergemann; anlässlich des 1. Stiftungsfestes der Deutschen
Jugendgemeinschaft „Am Pflug“; Seyda, den 15. Juli 1928.“ Freilich sind die
Nachrichten aus dieser Zeit rar – aber man kann etwas finden:
„Seyda. Wie uns mitgeteilt wird, findet am Sonntag, den
15.d.Mts. in der Landw. Lehranstalt ein Sportfest statt. Der in der Anstalt
bestehende Sportverein „Deutsche Jugendgemeinschaft am Pflug“ feiert sein
erstes Stiftungsfest. Am Vormittag sollen leichtathletische Kämpfe stattfinden,
während Faustball- und Fußballkampf
am Nachmittag ausgetragen werden. Besonders zu begrüßen ist die Teilnahme des
hiesigen Turnvereins „Frisch Auf“ an den Kämpfen, aus welchen beide Vereinigungen
weiteren Ansporn und neue Anregung empfangen werden. Abends sollen bei freiem
Eintritt Vorführungen im Schützenhaus stattfinden, wozu, wie bisher, Freunde
der Anstalt herzlich willkommen sind.“ (Seydaer Stadt- und Landbote, 12. Juli
1928). Die „Landwirtschaftliche Lehranstalt“ befand sich auf dem Gelände der
alten Arbeiterkolonie, dem heutigen Diest-Hof.
„Seyda, 16. Juli. (E.-B.) Zu dem am Sonntag, den 15. ds.
Mts. stattgefundenen Stiftungsfest der Jugendgemeinschaft „Am Pflug“ an der
hiesigen Landwirtschaftlichen Lehranstalt erhalten wir folgenden Bericht eines
Teilnehmers: Wer in den letzten Wochen seine Schritte zur Heide lenkte und
dabei am Sportplatze der Landwirtschaftlichen Lehranstalt vorüber schritt,
musste feststellen, dass hier in Kürze etwas Besonderes vor sich gehen werde.
Überall wurde geschaufelt und gehämmert; allerlei neue Spielgeräte aufgestellt
und eine Anzahl Sitzgelegenheiten geschaffen. – Nun war der große Tag gekommen.
Etwas zweifelnd schaute wohl manch einer in früher Morgenstunde zum Himmel und
bat den Wettergott, dass er auch diesen Sonntag zu einem Sonnentage werden
lasse. Gegen 10 Uhr wurden dann die sportlichen Wettkämpfe mit einer kurzen
Ansprache eingeleitet. Danach zogen etwa 80 Jungmannen, die bereits am
Frühgottesdienst in Morxdorf teilgenommen hatten, bei strahlendem Sonnenschein
zum Sportplatz. Es war eine Freude, auch für Unbeteiligte, dem fröhlichen
Treiben zuzusehen. Manch kräftig gebauter, gut durchgebildete Körper zeigte den
Erfolg einer dauernden Betätigung auf dem Gebiete der Leibesübungen. Das
sollten sich vor allen Dingen auch unsere Jüngsten merken, welche heute alles
hergaben, um ja den gestellten Anforderungen zu genügen. Sie waren voller
Begeisterung. Freude und Kampfeseifer strahlte aus allen Augen. Lasst es kein
Strohfeuer sein, ihr Jungen, sondern benutzt eure Freizeit zur regelmäßigen
Pflege der Leibesübungen. Sie sind für jeden und besonders für den in der
Entwicklung stehenden Menschen von größter Bedeutung. Eine besondere Note bekam
das Fest der Jugendgemeinschaft durch die Teilnahme des hiesigen Turnvereins
„Frisch Auf“. Mit Recht kann man sagen, dass beide Teile ihr Bestes hergaben.
Erinnern möchte ich nur an die 4mal 100 m Staffel, sowie an den 1000 m Lauf.
Mit nur ganz geringem Vorsprung gelang es der Jugendgemeinschaft, in beiden
Läufen den Sieg an ihre Fahne zu heften, sodass man wohl von gleichwertigen
Gegnern sprechen kann. Eine weitere Bereicherung fand das Stiftungsfest durch
die Zusage des Fußballvereins Wartenburg, welcher mit zwei Mannschaften
heranrückte, von welchen die 2. Mannschaft mit dem Kranze heimkehren konnte.
Der Kampf ist beendet. Tiefe Stille herrscht jetzt auf dem noch vor wenigen
Stunden so belebten Sportplatze. Der Tag geht zur Neige. Nochmals erlebe ich
die ganzen Wettkämpfe. Unsre Losung heißt nun: Weiter üben, nicht stehen
bleiben! Stillstand wäre Rückschritt. Nicht Höchstleistungen eines Einzelnen
wollen wir erzielen, sondern wir sind uns bewusst, dass es darauf ankommt,
durch die Pflege von Leibesübungen jedem Einzelnen und somit auch unserem Volke
zu dienen.“ (Seydaer Stadt- und Landbote 17.7.28).
Dass der Turnverein „Frisch Auf“ beim Faustball gewann,
kann man also aus der Urkunde herauslesen („T.-V. Seyda“), da die Namen alle in
Seyda bekannt sind. Es war ein recht reger Verein. In den Einladungen zu den Turnstunden heißt es „Das Erscheinen
aller Turner ist Pflicht.“ Im August 1928 wurde des Turnvaters Jahn gedacht,
der Lehrer Schmalz hielt dazu eine Rede und stimmte mehrere Lieder an. Im
September gab es Pokalspiele mit Mannschaften der umliegenden Orte und die
„Reichsjugendwettkämpfe“ mit den Schulkindern der umliegenden Dörfer. „Am
Vormittag werden Faustballwettkämpfe stattfinden.“ Beim „Vereinswettturnen“ gab
es folgende Disziplinen: Gerätesechskampf.
Schlagballweitwurf (da tauchen die Namen der Urkunde wieder auf:
„Vereinsmeister“ ist Erich Götze mit 60,30 m, 1. Sieger Erich Schulze mit 58 m,
2. Sieger Erich Bergemann mit 56 m.). 100 m Lauf („Vereinsmeister“ Erich
Schulze 12,1 Sek., 1. Sieger Otto Jackenholz 13 Sekunden, 2. Sieger: Gerhard
Schulze 14 Sek., Richard Möbius 14 Sek., Erich Bergemann 14 Sek.). Weitsprung
(„Vereinsmeister“ Erich Schulze 5,40 m, 1. Sieger Gerhard Schulze 5,10 m, 2.
Sieger Erich Bergemann 5 m, 3. Sieger Otto Jackenholz 4,90 m, 4. Sieger Richard
Möbius 4,70 m). Und so geht es weiter beim Hochsprung („Vereinsmeister“ Gerhard
Schulze und Otto Jackenholz 1,30, 1. Sieger Erich Schulze 1,25 und Erich
Bergemann 1,25); beim Kugelstoßen („Vereinsmeister“ Erich Schulze 9,20 m, 1.
Sieger Gerhard Schulze 9,20 m, 2. Sieger Otto Jackenholz 8,10, 3. Sieger
Richard Möbius 8 m); dem Gerätesechskampf der Jugend (1. Sieger Richard Möbius,
2. Sieger Erich Bergemann, 3. Sieger Otto Jackenholz, 6. Sieger Erich Götze)
sowie beim Volkstümlichen Dreikampf (bestehend aus Hochsprung, Kugelstoßen und
100 m Lauf („Vereinsmeister“ Erich Schulze, 2. Sieger Otto Jackenholz, 3.
Sieger Richard Möbius, 4. Sieger Erich Bergemann, 6. Sieger Erich Götze).
Auf der Urkunde sind also tatsächlich die größten
„Sportskanonen“ Seydas dieser Tage festgehalten.
„Nachmittags 2 Uhr fand dann der Auszug nach dem
Sportplatze statt, der gemeinsam mit dem Auszug der Schulkinder anläßlich der
diesjährigen Reichsjugendwettkämpfe durchgeführt wurde. Der Nachmittag war mit
Turnen und Spielen voll ausgefüllt, abends fand der gemeinsame Einzug gegen 6 ½
Uhr nach dem Marktplatz statt. Die Mitglieder des Turnvereins vereinigte abends
dann noch im Schützenhaussaale ein äußerst gemütlicher Vereinsball.“
1936 wurde auf Betreiben des Arztes Dr. Kaatz, von Erich
Schulze –Sportler und bei der Stadt tätig – und von Paul Lück, dem Kämmerer, ein
Volleyballfeld mit einer 2 bis 3 Meter hohen Umzäunung angelegt, auf dem alten
Sportplatz in der Jüterboger Straße. Nur ein einzeln stehender alter Baum auf
dem Feld erinnert noch an den Ort der alten Sportstätte.
Sport hat in Seyda also lange Tradition. Und in gleicher
Disziplin hat der CVJM Seyda 3 x hintereinander ein
Mitternachtsvolleyballturnier für Sachsen Anhalt gewonnen, 2014, 2015 und 2016.
Die Pokale stehen im Gemeinderaum.
Frau Gerlinde Möschl-Elster, deren Mutter Marianne eine
geb. Sauermann war, hat Seydaer Wurzeln und diese Urkunde dem Heimatverein
geschenkt.
Aus dem „Seydaer Stadt- und
Landbote“, Juli bis September 1928. Vielen Dank an Frau Birgit Weiß für das
Öffnen des Heimatmuseums für diese Recherche!
Samjel, Kl. 1
Constantin, Kl. 1
Nils, Kl. 1
Michel, Kl. 1 Louis, Kl. 1
Tim, Kl. 1
Lia, Kl. 1
Theodor, Kl. 1
Greta, Kl. 1
Michel, Kl. 1
Erik, Kl. 1
Erik, Kl. 1
Wie der Spargel zu uns kam.
Eine kleine Recherche des Gemeindenachmittags Seyda.
Für Kaiser Augustus gehörte der
Spargel so zum Leben, dass von ihm die Redewendung überliefert worden ist:
Seine Aufträge sollten bitteschön schneller ausführt werden, als Spargel kochen
kann, „citius quam asparagus coqunatur".
Also schon für die alten Römer
gehörte der Spargel zum Festmahl, Cato hat (175 v. Chr.) genau den Anbau
beschrieben – und sie verbreiteten die Delikatesse in ihrem Reich über halb
Europa. Seyda gehörte nicht dazu, und nach den Römern wurde die Sache mit dem
Spargel erstmal vergessen, nur in Klostergärten war er noch als Heilkraut zu
finden.
Vor 500 Jahren dann entdeckten die
Könige das edle Gemüse wieder, Ludwig XIV. zwang seine Gärtner, Spargel auch
während des Winters zu liefern. Im Stuttgarter Lustgarten wird seit 250 Jahren
Spargel als Nahrungsmittel angebaut, auch in anderen Gegenden Deutschland, etwa
um Berlin, kennt man seit ca. 300 Jahren den grünen Spargel – in Norddeutschland
mehr den weißen. Wohl eher zufällig ist durch Abdeckung entdeckt worden, dass
der „bleiche“ Spargel einen besonderen Geschmack hat, so dass man ihn dann
unter der Erde wachsen ließ. Eine große Popularisierung des Spargels brachte
aber erst die Möglichkeit der Konservierung in Dosen am Ende des 19.
Jahrhunderts.
Einer, der den Spargelanbau in
größerem Stil in unsere Gegend brachte, ist Alfred Nitsche. Er war aus
Felgentreu bei Jüterbog gekommen, 1937: Das Dorf wurde evakuiert, um einen
großen Truppenübungsplatz zu bauen. So kam er nach Zemnick und baute auf dem
„Hundeland“ – so nannte man ein Stück ödes Land im Wald, wo früher die Jäger
die Hunde sammelten – östlich von Zemnick Spargel an. Zimmermeister Otto Werner
wurde als Junge von seinem Vater von Gadegast nach Zemnick geschickt, um von
Nitsches Spargel zu holen.
Aus Gentha wird berichtet, dass
auch das Rittergut vor dem Krieg Spargel anbaute. Für das Festessen am Sonntag
konnte jeder dort einkaufen und bei Frau
Hemeter (der Frau des Gutsbesitzers) bezahlen; „das ganze Haus roch
danach“.
Alfred Nitsche hatte auch schon in
Felgentreu Spargelfelder, hier in Zemnick war es allerdings schwierig: Es gab
keine Beregnung, und wenig Wasser. Um mit dem „Soll“ in den 50iger Jahren nicht
in Schwierigkeiten zu kommen, wurde die Anbaufläche verkleinert, auf ca. 1 ½
Morgen.
Heinz Meyer, Gärtner aus Jessen,
heiratete nach Gadegast, und baute dort für die LPG zuerst grünen Spargel an
(westlich von Gadegast), dann weißen Spargel (auf dem „Magisteracker“ nördlich
von Seyda, wo auch heute – wieder – Spargel angebaut wird). So hatte die LPG
von Anfang an etwas Spargel im Anbau, in den 70er Jahren waren es etwa 2 Hektar
– eben auf dem Kirchenacker und hinter
dem Schützenhaus – und der Ertrag war nicht sehr groß.
Er hatte aber eine besondere
Bedeutung: Konnten doch mit diesem Spargel in der ganzen Republik Ersatzteile
eingetauscht werden! „Nach der Spargelernte waren alle Traktoren repariert“ –
sagte man scherzhaft. Erich Schwarzer aus Mark Zwuschen beispielsweise war viel
unterwegs, und er fragte auch schon einmal eine Frau aus Seyda, ob sie etwas
Spargel aus ihrem Garten abgeben könnte – er wolle noch ein paar Teile
tauschen…
Nach der Wende erlebte die
Spargelproduktion einen neuen Aufschwung. Gerhard Wolter von den Jessener
Bergen hatte bei Seydaland mit 40 Hektar Spargel angefangen. Er schaute sich in
ganz Deutschland um und besorgte aus Nordrhein-Westfalen Stecklinge. Zuerst
wurden sie im Raum Leipa-Arnsdorf in die Erde gebracht, mit Heinz Pötzsch, Rainer
Räbiger u.a.
Es gab nun keinen Mangel mehr an
Spargel. Viele Leute aus der Umgebung beteiligten sich zuerst am „Spargel
stechen“. Zur Aufbereitung wurden Kühlzellen eingerichtet, eine alte
Chicoree-Anlage dafür genutzt.
Um den Spargel noch besser zu
vermarkten, wurde der Begriff „Jessener Spargel“ geprägt, und es gibt viele
Verkaufsstände in der Nähe und in der Ferne. Das „Spargelfest“ am 1. Mai gehört
seit vielen Jahren zum Festkalender unseres Städtchens und der Region,
ausgerichtet vom großen Agrarbetrieb „Seydaland“. Auch eine „Spargelprinzessin“
gibt es – die 8. ist zur Zeit Vivien Grosser -, und regelmäßig einen lustigen
Wettbewerb, wer am besten Spargel schälen kann – in Erinnerung ist, dass Dr.
Bauer dort einmal mit großem Abstand gewann.
Auch jetzt sind fleißige
Erntehelfer unterwegs, von hier und aus anderen europäischen Ländern – und –
coronabedingt – von den Zirkus- und Schaustellerfamilien aus Seyda. Herzlichen
Dank allen, die sich um diese Köstlichkeit aus unserem Heimatboden bemühen – und guten Appetit!
Tommy, Kl. 1
Tim, Kl. 1
Constantin, Kl. 1
Clara, Kl. 1
Spargelrezepte.
Von Grundschulkindern gesammelt.
Von Lucas, Kl. 2:
Spargel-Lauch-Käse-Suppe.
Von Leonie, Klasse 2:
Gebratener Spargel.
Zubereitungszeiten ca. 25 Minuten,
Garzeiten ca. 15 Minuten.
Zutaten: Für 4 Portionen – 1,5 kg
weißer Spargel, 1 Bund Frühlingszwiebeln, 5 Eßlöffel Olivenöl, 2 Eßlöffel
Butter, 1 Prise Salz, 1 Prise bunter Pfeffer (aus der Mühle).
Zubereitung: 1. Spargel,
Frühlingszwiebeln waschen. Spargel schälen, holzige Enden entfernen, in ca. 5
cm lange Stücke schneiden. Frühlingszwiebeln putzen, in feine Ringe schneiden.
2. Spargel in Olivenöl anbraten,
Zucker darüber streuen, unter Wenden goldbraun braten.
3. Sobald der Spargel bissfest
ist, Frühlingszwiebeln beibringen, Butter zugeben, 4-5 Minuten weiterdünsten.
Mit Salz und Pfeffer würzen; sofort servieren.
Von Mia, Kl. 2
Spargel mal ganz anders.
Von Felix, Klasse 2:
Spargelsuppe mit Karotte.
500g Gemüsebrühe (Spargelwasser),
150g Spargel, weiß oder grün frisch, 30 g Karotten, 2 Eßlöffel Petersilie
(glatte, frisch oder tiefgekühlt), 1 Eßlöffel Salz.
Zubereitung: Spargel und Karotte
waschen und schälen; Spargel quer in ca.
1 cm breite Stücke und Karotte quer in dünne Scheiben schneiden; Spargelwasser
erhitzen; Karottenscheiben zugeben und eine Minute köcheln; Spargelstücke
zugeben und drei Minuten köcheln; Suppe mit Salz abschmecken und auf die
Schalen verteilen; mit klein gehackter Petersilie bestreuen und warm servieren.
Louis, Kl. 1
Alicia, Kl. 1
Von Bruno, Kl. 2:
Spargelsuppe nach Omas Art.
Von Pia, Kl. 2:
Spargel mit knuspriger Butter.
Meine Heimat.
Von
Elfriede Schulze, Seyda.
Aus einem Brief nach
ihrem Geburtstag 2020:
„Anbei ein paar
Zeilen, die mir vor einigen Jahren einfielen, als ich aus gesundheitlichen
Gründen nicht mehr an den Busfahrten teilnehmen konnte. Ich finde, sie haben
heute, in der Corona-Zeit, eine ganz andere Bedeutung. Freundliche Grüße: E.
Schulze.“
Ich liebe
die Flüsse und auch das Meer.
Ich stand
schon auf Bergen und Höhen.
Doch eine
liebe ich noch viel mehr,
das ist
meine Heimat, denn sie ist auch schön.
Es ist
das Land, in dem wir leben.
Bei uns
in der Gegend ist alles eben.
Unsere
Blicke können wandern
von dem
einen Ort zum andern.
Nur ein
Wald nimmt uns die Sicht manchmal fort,
dahinter
liegt aber schon der nächste Ort.
Eine
Straße, ein Weg, ein verschlungener Pfad –
und schon
grüßt ein Kirchturm und sagt: „Guten Tag!“
Rechts
und links stehen Häuser schmuck und heiter;
doch
unsere Reise führt immer weiter.
Wir fahren
und wandern bis zum Horizont,
und
wissen, dass auch dort ein lieber Mensch wohnt.
Wo bei
uns im Land der Himmel die Erde berührt
und eine
Straße bis in die Unendlichkeit führt,
nur da
kenne ich mich aus, denn: Da bin ich zu Haus!
Lia, Kl. 1
Kim, Kl. 1
Theodor, Kl. 1
Fynn, Kl. 1
Kim-Finja, Kl. 1
Greta, Kl. 1
Tommy, Kl. 1
Clara, Kl. 1
Louis, Kl. 1
Emily, Kl. 1
Alicia, Kl. 1
Fynn, Kl. 1
Erik, Kl. 1
Tim, Kl. 1
Constantin, Kl. 1
Lia, Kl. 1
Nils, Kl. 1
Theodor, Kl. 1
Tim, Kl. 1
Fynn, Kl. 1
Clara, Kl. 1
Alicia, Kl. 1
Constantin, Kl. 1
Tim, Kl. 1
Erik, Kl. 1
Michel, Kl. 1
Louis, Kl.1
Tim, Kl. 1
Die Schulzes in
Seyda.
Unter Mithilfe des
Gemeindenachmittags, Ursula Lehmann, Meister Horst Hirsch, Hans-Georg Schulze
u.a.
Ungefähr bis zu Luthers Zeiten brauchte man in Deutschland
noch keine Nachnamen. Es war klar, wer Andreas oder Marie war – denn es gab
noch nicht so viele Menschen. Es ist ja auch heute wieder so, dass es viele
Namen von Kindern in unseren Orten nur einmal gibt – und es deshalb reicht,
wenn man nur ihren Vornamen nennt – sofort weiß man, aus welchem Dorf sie sind
und zu welcher Familie sie gehören.
Notfalls sagt man den Namen des Vaters oder der Mutter
oder der Familie dazu, oder deren Herkunftsort oder Beruf – oder Amt. So ist es
auch einmal zu dem Nachnamen „Schulze“ gekommen, der so zahlreich ist, weil es
in jedem Dorf das Amt eines „Schulzen“ gab. Das war der Bürgermeister, und
gerade die Flämingdörfer waren stolz über ihre Selbstbestimmung, die den Orten
schon bei der Besiedlung zuerkannt wurde.
„Schulze“ entstand aus "Schulte“ oder
„Schultheiß": "Schuld" und "heißen"
(mittelhochdeutsch: „Schultheize“), der also sagt, was ich zu tun schuldig bin
– eben, der das Sagen hat. Das Amt wurde vererbt, es gehörte meist zu dem
größten Grundstück, und als es Hausnummern gab, war es die Nr. 1.
Im Pfarrarchiv Seyda kann man im „Amtsblatt der Königlich Preußischen
Regierung 1854“ (S. 382) lesen: „§21 - Der Schulze wird von der Gutsherrschaft
(gutsherrliche Ortsobrigkeit) ernannt, die aber dazu ein angesessenes Mitglied
aus der Gemeinde, so lange es darunter an einer mit den erforderlichen
Eigenschaften ersehenen Person nicht ermangelt, bestellen muss (§47 Tit. 7 Th.
II des Allg. Landr.). - § 23 -Wer zum Schulzenamte bestellt werden soll, muss
des Lesens und Schreibens kundig und von untadelhaften Sitten sein (§51
ebendaselbst.) - § 24 - Die Unstatthaftigkeit der Conzessionirung von
Ortsschulzen zum Betriebe der Schankwirtschaft ist als Regel festzuhalten.“
So gab es also viele „Schulzes“, zumal sie aus „guten
Verhältnissen“ kamen und deshalb ihre Söhne gut verheiraten konnten – da wurden
es immer mehr. Und in Seyda waren es wohl besonders viele. Um sie zu
unterscheiden, gab man ihnen verschiedene Namen.
Da wohnte „Appel-Schulze“
in der Kuhgasse, die heute Triftstraße heißt – von dem man offenbar schöne
Äpfel bekommen konnte. Wilhelm Schulze war das, und seinen Sohn Paul (geb.
1908) nannte man gleich „Alli“. Dessen Sohn hat das Grundstück an die junge
Familie Arndt verkauft, die dort heute lebt.
Der Bruder von Wilhelm war Otto – gemeinsam hatten sie
einmal das Haus erworben – und er wurde „Tauben-Schulze“
gerufen. Er war Geflügelspezialist und hatte schon ein Brutgerät.
„DDR-Schulze“
wurde eine Familie genannt, die in der „Villa“ wohnte, Jüterboger Straße 32.
Herr Schulze stammte aus Oehna, seine Mutter starb 1963 in Westdeutschland, und
er bekam keine Erlaubnis, bei der Beerdigung dabei zu sein. Seinen Unmut
darüber konnte er nicht verbergen: In der Gaststätte schlug er wie Chrustschow
mit dem Schuh auf den Tisch. Sofort wurde er deshalb abgeholt und nach einem
„kurzen Prozess“ eingesperrt. Die Strafe war „8 Monate Bautzen“. Nach 7 Monaten
kam er frei. So wußte jeder in Seyda und Umgebung was passiert, wenn man etwas
Staatskritisches sagt. Ein Zeitgenosse sagte, damals wären viele abgeholt
worden, „LKW-weise“.
„Ich gehe zu „Drogen-Schulze“,
einkaufen!“ – das wurde wohl vieltausendmal in Seyda gesagt, und es ging dabei
um die Drogerie, die 100 Jahre lang von der Familie Schulze betrieben worden
ist, zuletzt von Hans-Georg Schulze und
seiner Frau. Noch heute ist es am Haus in der Burgstraße zu lesen: „Drogen – Farben
– Lacke“ – das gab es hier, und nichts davon war verboten, denn „Drogen“ meinte
damals „Trockenwaren“, also Apothekerwaren, die tierischen, pflanzlichen und
mineralischen Rohstoffe der Heilmittel (so der „Kleine Brockhaus“ 1927), und
erst später dann umgangssprachlich auch rauscherzeugende Substanzen.
Martin Schulze, der Begründer der Drogerie, war einer von
vier Söhnen von Julius Schulze, der „Musiker-Schulze“
genannt wurde. „Musikdirektor Julius Schulze“ ist auch in der Kirche als Retter
des Taufsteins an demselben erwähnt – er brachte mit seinen anderen Söhnen Paul
(in der Neuen Straße, „Trompeter-Schulze“,
im Ersten Weltkrieg gefallen) und Richard „Schulze-Weißkopp“
über die Militärmusik die Blasmusik nach Seyda. Hier sind die Wurzeln der
„Seydaer Blasmusikanten“ zu finden. Der vierte Bruder, Erich, hatte ein
Textilgeschäft auf dem Markt und hieß deshalb bei vielen „Lappen-Schulze“.
„Schreiber-Schulze“ nannte man wohl den
Vater von Frau Renate Freydank geb. Schulze, er war bei der Stadt angestellt
und später auch Bürgermeister – in dieser Festschrift kommt er auch als
Initiator des Volleyballfeldes 1936 vor. Blättert man in alten Zeitungen aus
den 50er und 60er Jahren, findet man, dass er als „Volkskorrespondent aus
Seyda“ darin viel Lokales geschrieben hat. Seine Mutter war „Klebitzsche Schulze“, weil sie aus
Klebitz stammte.
Wegen Einheirat 1898 in eine Familie Rettig hieß Robert
Schulze aus der Brauhausgasse „Rettig-Schulze“,
da gab es tatsächlich noch ein Brauhaus dort, und er war von Beruf „Bierfahrer“;
später dann musste er sich umstellen, wurde Zimmermann und behandelte Fußböden,
die schwammbefallen waren.
„Funken-Schulze“ lebte auch in der Brauhausgasse,
wo heute Herr Wieczorek wohnt, ein Schulze aus Schadewalde hatte – 1906! - ein
Mädchen der Familie Funke, die dort wohnte, geheiratet. Beide sind im 1.
Weltkrieg verstorben, er an der Front und sie (mit 36) daheim.
„Dahlem-Schulze“ nannte man Otto und
Martha Schulze vom Markt Nr. 9, wegen der Herkunft aus Berlin. Die Großeltern
von Martha Schulze waren einmal von dort gekommen, das liegt also schon mehr
als 150 Jahre zurück!
Otto Schulze, ein Großvater von Schuddes in der Jüterboger
Straße stammte aus Grüna bei Jüterbog, das waren dann kurzerhand „Grüne Schulzes“.
„Verwalter-Schulze“
wurde Heinz Schulze genannt, der in der Glücksburger Straße tätig war und auch
bei der Stadt arbeitete. Sein Großvater, geboren 1872, war Verwalter auf dem
Gut Mark Friedersdorf, das damals einem Magdeburger Nudelfabrikanten gehörte. Heinz
Schulze pflegte mit großer Hingabe den Seydaer Tierpark, wegen der Kaninchen riefen
ihn manche scherzhaft „Schulze-Hoppel“… Pfauen hatte er auch,
aber nicht aus allem wurde ein Spitzname.
„Leineweber-Schulze“ war einmal auf dem „Berg“
zuhause, er war der „Obermeister“ für 43 Leineweber – ein einstmals in Seyda
sehr verbreitetes Handwerk. Selbst hatte er drei Webstühle. Aus Flachs wurden
Faserleinen gefertigt – erst um 1900 machte der Import von Baumwolle
dieses Handwerk kaputt, denn Leinenzeug
hörte erst auf zu „krabbeln“, wenn man es sehr oft gewascheh hatte; außerdem
gab es längst Textilfabriken, die viel schneller als ein einzelner Webstuhl
produzieren konnten. Nur einer der 43 Leineweber in Seyda stellte „Leinöl“ her,
noch mit der Hand wurden die Früchte „gestaukt“ und Öl herausgepresst – Götzes
aus der Kuhgasse hatten diesen Erwerb, ein Sohn hatte später das Sägewerk, das
Grundstück ging an „Appel“- und „Tauben-Schulze“, die wir schon kennen. -
Übrigens nannten die Leineweber ihre Töchter sehr oft „Emilia“ (der Name ist in
diesem Jahr wieder auf Platz 1 in Sachsen-Anhalt).
„Mützen-Schulze“ wurde schon in der
letzten Festschrift ausführlich bedacht, aus der Zahnaer Straße – zurückgehend
auf den Mützenfabrikant aus der Mitte des 19. Jahrhunderts, der auch „Schulze-Kowak“ gerufen wurde, zuerst
von seiner Frau, die aus dem Elsaß stammte, offenbar ein Kosename.
„Pelz-Schulze“
mit ähnlichem Gewerbe gab es auf dem Markt einmal, aber eigentlich hieß er
meist „Schimmel-Schulze“. Er hatte
nämlich ein weißes Pferd und einen Wagen dazu und fungierte als „Taxi-Fahrer“.
Er war dort zuhause, wo jetzt Familie Wahle wohnt. - Die Gemeindeschwester
Schulze nannte man natürlich einfach „Schwester Elfriede“ – ihre
Schwiegereltern waren „Zicken-Schulzes“,
- obwohl sie später nur mehr Kaninchen hatten - sie wohnten in der Jüterboger
Straße Nr. 3.
„Bock-Schulzes“ hatten drei Ziegenböcke, die zur
Zucht ausgeliehen wurden, sie wohnten im damals letzten Haus in der
Triftstraße, der früheren Kuhgasse – das war eine Erwerbsquelle der Großmutter
von Frau Ingeborg Arndt, Berta Schulze, die früh Witwe geworden war. In den
Kriegs- und Nachkriegszeiten waren Schwein- und Schafsfleisch rationiert, es
gab Bezugsscheine und man musste es anmelden, wenn man solche Tiere selbst
schlachtete – das wurde einem dann „abgezogen“. Aber bei Ziegen war das anders,
deshalb „boomte“ die Ziegenzucht.
Auch im Haak gab es „Schulzes“, ganz einfach: „Haak-Schulzes“, drei Töchter wohnen
noch heute in Seyda, aber sie tragen andere Namen.
Viele kennen noch „Schulze
Leppo“ vom Busch, der Vorfahr hatte den schönen Namen „Gottlieb“, und der Name wurde weiter überliefert. Manche,
die nicht so sagen wollten, sagten später: „Bahner-Schulze“, wegen des Berufs.
Haben Sie mitgezählt?
26 sind es – und bestimmt fällt Ihnen noch einer ein!
Wenn man will, kann man natürlich noch „Gastwirt Schulze“ aus Morxdorf
dazuzählen, den wohl jeder kennt, und die Gadegaster: Da gab es „Kuh-Schulze“ (heute Krügers), „Müller-Schulze“
(von der Mühle, jetzt der Bürgermeister), und „Ulan-Schulze“ („Ulanen“ sind einmal eine ursprünglich
mit Lanzen bewaffnete Gattung der Reiterei gewesen, „Ulan“ war wohl der
Großvater von Wilfried Schulze, er kam aus Dennewitz und hat 1921 bei
„Matthieß“ eingeheiratet – deshalb auch „Matthieß-Schulze“;
seine Frau ist in Seyda Frau „Landhandel-Schulze“,
die mit ihrem Laden das ganze Städtchen belebt).
Corona und die
Heilige Schrift.
Von Pfarrer Thomas
Meinhof.
Mancher wird diesen Artikel nicht lesen – wer will schon
noch etwas über „Corona“ hören – und andere fragen sich, was ihnen die „Heilige
Schrift“ denn bedeuten solle, denn sie ist ja noch deutlich älter als alle
geschichtlichen Abhandlungen sonst in diesem Heft.
Denoch steht in unserer Seydaer Kirche in Goldschrift
„Gottes Wort bleibet in Ewigkeit.“, und
Menschen haben alle Zeit in diesem Wort Orientierung, Kraft, Mut und Trost
gefunden.
Wie ist das nun bei uns in Seyda gewesen in dieser
Pandemie, die ja gewiss ein geschichtliches Ereignis ist, - die erste globale
Pandemie!
Der erste Lockdown war schon eine krasse Erfahrung, angstbesetzt
– und alle waren „gehorsam“ und haben
mitgemacht. Die alte Geschichte von der Arche Noah ist uns da begegnet: Alle
zusammen auf engem Raum, und – stillehalten, warten müssen, bis die Flut
vorüber geht. Die Kinder haben Regenbögen gemalt, das Bild einer Friedenstaube
hatten wir vor Augen: Aus dieser alten Geschichte vom Anfang der Bibel, wo Noah
die Taube ausschickt und am Ende der Bogen in den Wolken steht, als die Sonne
wieder scheint und die Flut zu Ende ist.
In unserer Kirche ist der Gute Hirte zu sehen, auf dem
Buntglasfenster: Ein tröstliches Bild durch alle Zeiten. Was uns hier nun
besonders aufgefallen ist? Es heißt dort: „Und ob ich schon wanderte im
finstern Tal, fürchte ich kein Unglück – denn Du bist bei mir.“ Da steht nichts
von Liegenbleiben, sondern von Wandern – Weitergehen eben, auch im finstern Tal
wissen: Gott ist doch da.
„Der Herr ist mein Hirte. Mir wird nichts mangeln.“ – das
ist die Überschrift des Psalms, und meist können wir es erst hinterher so
sagen. Auch dieses Mal jedenfalls haben wir als Gemeinde viel unerwartet
geschenkt bekommen: zweimal einen großen Schwung Masken, so dass es bis heute
reicht, allen Mangel zu stillen. Und zum Beispiel vom Pazifischen Ozean eine
unerwartete Spende, womit wir in einer Dorfkirche die kalte Jahreszeit für
Gottesdienst und Christenlehre überbrücken konnten – durch den Einbau einer
Bankheizung. Wir waren gezwungen, aus den kleinen Räumen auszuziehen – manchmal
auch hinaus auf die Straßen und Plätze, wo das Gotteslob – unterstützt durch
Saxophon, Gitarre und Trompeten - erklang: „Marmor, Stein und Eisen bricht,
aber Gottes Liebe nicht! Alles, alles geht vorbei – doch er ist uns treu.“
„By the rivers of Babylon“ – diese Töne erklangen über
Orgel und Saxophon zur Untermalung eines Predigttextes aus einer besonderen
Zeit: Das Volk Gottes wurde herausgerissen aus vertrauter Umgebung und aus der
Heimat verschleppt in das babylonische Exil. Gefangen waren sie, und konnten
nichts machen – und konnten nichts an der Situation ändern. Da besinnen sie sich,
worauf es ankommt. Sie sehen auch bei dem erzwungenen Stillehalten, was falsch
war – Ursachen für die entstandene Situation. Texten aus dieser Epoche der
Geschichte des Gottesvolkes haben in diesem Monaten besonders zu uns
gesprochen. Zuletzt am letzten Sonntag, wo ein Gebet des Daniel – der, in
Babylonien, sowohl Feuerofen als auch Löwengrube überstand – zu hören war, und
er erinnert Gott und sich selbst daran, dass ihn Gott doch beim Namen gerufen
hat. Das ist das, was ihm geblieben ist – und darin steckt die Hoffnung: Gott
sieht mich und lässt mich nicht im Stich. Die Taufe ist der Punkt, an dem Gott
uns mit Namen gerufen hat: Und er hält seinen Bund, egal, was kommt.
Und das war ja tatsächlich unsere Erfahrung: Dass ganz
viel Vertrautes, sonst Unumstößliches, wegfiel: Selbst innerhalb der Familie
durfte man sich lange nicht begegnen, bei vielen ruhte die Arbeit – und der
Verdienst - , das Reisen, das Einkaufen, das Feiern, Konzerte und Parties,
Vereinsleben: All das war plötzlich nicht mehr da. Und was bin ich eigentlich:
Ohne das alles, und wenn ich dann noch Angst habe um meine Gesundheit und die
meiner Lieben?
„Jesus steht ganz oben, seine Liebe.“ – das war die
Botschaft zu Himmelfahrt, sich daran festhalten zu können, ist besonders in
Krisenzeiten wichtig. Anker, Herz, und Kreuz – für Glauben, Liebe, Hoffnung –
das ist das, was immer bleibt. So steht es in der Heiligen Schrift, im 1.
Korintherbrief des Paulus im 13. Kapitel. Die Liebe bleibt, und wir dürfen ein
Herz haben und behalten – auch in diesen Zeiten.
Gottes Wort hat uns tatsächlich als Gemeinden und darüber
hinaus angestoßen, über den Tellerrand
zu schauen. Wie geht es denen in der Ferne – zum Beispiel in Simbabwe,
wo 2020 der Weltgebetstag herkam und wo
wir einmal Besuch hatten, schon 2013, von einem Pastor dort. Er berichtete
schlimme Dinge: Von Hunger, hervorgerufen durch den harten Lockdown, der die
Verdienstmöglichkeiten abschnitt, denn die meisten dort (80%) sind
„Tagelöhner“, die also darauf angewiesen sind, hinauszugehen; und auch die
Lehrer:innen bekamen in der langen Zeit der Schulschließung kein Gehalt. Das
ist auch sonst nicht hoch: 25 Dollar im Monat. In der Festschrift 2020 war dann
ein Aufruf zum Helfen zu lesen, und viele halfen, so dass wir der kleinen
Gemeinde in Zverenje mit 31 Familien über dieses Jahr helfen konnten – nun war
mit unseren Mitteln sogar zu erreichen, dass alle, die das dort wollten (90
Menschen, ab 16 Jahren) geimpft wurden. Die erste globale Pandemie – aber
Christen waren und sind die ersten „global player“, und sind verbunden. Ein
fröhlicher Tanz vom Kindergottesdienst in Simbabwe brachte uns viel Freude –
auf der Startseite von www.seyda.de ist er
noch zu sehen.
Die Christvesper kam diesmal über das Netz und wurde real
an ganz verschiedenen Stellen gehalten – auf dem Markt, in der Neuen Straße,
vor dem Schützenhaus, in Schadewalde und auf anderen zentralen Orten in den
Dörfern, mit Krippenspiel - und der
Weihnachtspredigt über das „exponentielle Wachstum“, was wir nun ja alle
kennengelernt hatten, was aber eben nicht nur für ein Virus, sondern noch viel
mehr für die Freude und die Liebe gilt, die sich von der Christgeburt her
ausbreitet, und wo wir selbst ein Teil davon sein können.
Zu Ostern war der vorgeschriebene Predigttext auch recht
passend: Der Durchzug durch das Schilfmeer – das entscheidene Ereignis in der
Geschichte des alten Gottesvolkes: Sie waren der Sklaverei in Ägypten
entkommen, aber der Pharao hatte es sich anders überlegt und stürmte mit seinen
Soldaten hinter ihnen her: Sie sahen sie kommen, aber sie konnten nicht weiter:
Vor ihnen das Wasser, kein Weg. Sie knöpften sich den Mose vor („Gab es nicht
genug Friedhöfe in Ägypten?“). Genau diese „Vorknöpfen“ der Verantwortlichen,
Schuldzuweisungen geschah in diesen Tagen ganz zahlreich – und das brachte doch
nicht viel. Schließlich betet Mose und hält seinen Stab (in der Seydaer Kirche
ist das zu sehen!) über das Wasser, und es teilt sich – wunderbarerweise. Sie
haben keine große Zeit zu überlegen, warum und wieso oder wie das geht: Sie
ziehen einfach los, hindurch! Rechts und links das Wasser: Nur hindurch! In
dieser Situation waren wir.
Und dann, auf der anderen Seite angekommen, holt Mirijam,
die Schwester des Mose, die Pauke heraus, und es wird gefeiert:
Hindurchgekommen! Das Wasser ging wieder zusammen, die Ägypter waren keine
Bedrohung mehr: Sie waren frei! Dieser Jubel – bei manchen ist er jetzt schon
da - „zweimal geimpft“.
An den Sonntagen nach Ostern kam diese Geschichte dann
immer wieder vor – das war neu zu entdecken! – und zwar in den Psalmen.
Da hieß es am Sonntag Jubilate: „Er verwandelte das Meer
in trockenes Land, sie gingen zu Fuß durch den Strom; dort wollen wir uns
seiner freuen.“ – Ja! Dort! Also schon mitten im Strom, wo man noch die Füße im
Wasser hat, beim Hindurch-Kommen und Weiter-Gehen: Weil wir gewiss wissen
können: Gott fängt uns auf auf der anderen Seite. Jesus ist selbst stärker als
der Tod – auch hier wird er uns helfen. Da
wollen wir uns seiner freuen! Schon da! Wo wir auf dem Weg sind.
Und am letzten Sonntag – Rogate -, da stand im Psalm:
„Sein ist das Meer, und er hat´s gemacht,
und seine Hände haben das Trockene bereitet.“ (Ps 95)
Solche Katastrophen haben in der Geschichte immer zwei
große Fragen hervorgebracht. Die eine „Warum kann Gott das zulassen?“ habe ich
diesmal kaum gehört – jedenfalls hat uns die Pandemie „auf den Boden“ geholt,
dass wir verletzlich sind und nicht allmächtig, und schon so ein kleines Virus,
was wir gar nicht sehen können, all unsere Pläne durchkreuzt.
Das andere ist die große Dankbarkeit, eben
hindurchgekommen zu sein. Viele Stiftungen selbst in unseren Kirchen erinnern
daran. Wird die Dankbarkeit schnell zugedeckt von unserem ständigen Klagen und
Noch-Mehr-Haben-Wollen? Die ersten, die ich als Geimpfte traf, waren nicht
fröhlich, sondern eher skeptisch und unzufrieden. Das neu geschenkte Leben,
Heilung und Gemeinschaft sind keine Selbstverständlichkeit.
Auf der Osterkarte 2021 stand ein Liedvers, nach dem Wort
des Paulus: „Ich bin gewiss, dass weder Tod noch Leben, weder Engel noch Mächte
noch Gewalten, weder Gegenwärtiges noch Zukünftiges, weder Hohes noch Tiefes
noch irgend ein anderes Geschöpf uns scheiden kann von der Liebe Gottes, die in
Christus Jesus ist, unserm Herrn.“ (Röm
8,38f).
Lucas,
Kl. 2, Heimateiche Seyda
Mia, Mark Zwuschen: Eichelbaum Felix, Kl. 2
Willy, Birke am Seydaer Fließ Tom Kl. 2, Eiche am Teich in
Gadegast
Nele S., Kl. 2
Besondere Bäume in
und um Seyda.
Ein Beitrag zu ihrer Geschichte, auf Anregung von Förster Hilse aus
Seyda aufgeschrieben von Thomas Meinhof.
Bäume sind etwas Wunderbares:
Sie spenden im Sommer eine angenehme Kühle, bieten vielen Tieren Lebensraum,
erfreuen die Augen mit ihrem Grün. In der letzten Zeit sind sie ein wenig mehr
in den Fokus gerückt, weil die Trockenheit auch an ihnen nicht spurlos
vorübergeht – und sie sogar manchmal unsere Hilfe brauchen, um zu überleben.
Erst vor kurzer Zeit hat die
Stadt Jessen ein ausführliches Baumkataster erstellt, und tatsächlich beläuft
sich die Zahl der „relevanten“ Bäume in der Stadt auf fast 40.000 Stück. Im
Rahmen einer Erstaufnahme wurden die Koordinaten zum Standort erfasst, der
Zustand beurteilt, das Alter bestimmt – und so ein „Pflegeplan“ erstellt. Viel
Arbeit!
Es ist dabei sicher eine gute
Sache, die Schönheit der Bäume und ihre Bedeutung mehr in das allgemeine
Bewusstsein zu holen – auch um zu erreichen, dass achtsam mit ihnen umgegangen
wird.
„Alt wie ein Baum möchte ich
werden…“ haben die Puhdys einst gesungen – der älteste Baum in Seyda ist nach
Auskunft unseres alten Bürgermeisters Emil Motl, der ein fachkundiger
Naturkundler und Jäger ist, die Befreiungslinde
auf dem Kirchplatz.
Ein Werbeangebot einer
Baumpflegefirma haben wir ergriffen: Sie versprachen, das exakte Alter der
Bäume zu ermitteln – stellten dann fest, dass Seyda viel zu weit weg für sie
wäre, aber hielten doch Wort: Mit einem ganz kleinen Spezialbohrer drangen sie
fachmännisch in den Baum ein, und wie bei einem Seismographen wurden die
unterschiedlichen Rindendichten angezeigt: Im Frühjahr und Sommer die „weiche“
Rinde, im Herbst und Winter die „harte“ – das, was man sonst als Jahresringe
sieht, aber bei einem stehenden Baum natürlich nicht. Und tatsächlich wurde auf
diese Weise bestätigt, dass der Baum über 200 Jahre alt ist: Nämlich nach den
Befreiungskriegen gegen Napoleon (1812-1815) gepflanzt wurde. Vor meiner
Hochzeit wartete ich etwas aufgeregt auf dem Kirchplatz auf die Braut… und ein
entfernt verwandter Onkel, der im Botanischen Garten arbeitete, versuchte mich
abzulenken und erklärte mir die Besonderheit der Linde: Sie hat „schiefe“
Blätter, ja, sie ist keine deutsche, sondern eine „kaukasische“ Linde. Das
sieht man ganz schnell, wenn man ein Blatt in die Hand nimmt – und tatsächlich lässt es sich leicht
erklären, denn damals gab es eine Waffenbruderschaft von Russen und Preußen,
die die Franzosen besiegten. Sachsen war aber mit den Franzosen verbündet – und
das hatte zur Folge, dass sie ein große Stück Land abtreten mussten – unsere
Gegend nämlich, und die Sieger pflanzten die „Befreiungslinde“ – die Bewohner
fühlten sich wohl nicht „befreit“. Aber der Baum ist auch heute ein Erlebnis,
besonders, wenn es dann ein Bienenkonzert gibt oder große Vogelschwärme dort rasten,
oder einfach, wenn in seinem Schatten das Gemeindecafe stattfindet oder
ein Hochzeitsfoto geschossen wird.
Ein weiterer „bedeutender“ Baum
auf dem Kirchplatz, der auf städtischem Grund steht und deshalb durch die
Erfassung auch eine Nummer trägt, ist die Luthereiche.
Der alte Tischlermeister Willy Hirsch erzählte mir, dass sein Vater 6 Jahre alt
war, als sie gepflanzt wurde – das war nicht schwer, herauszufinden, dass das im
Jahr 1883 war, und das wiederum ist das 400. Geburtsjahr Martin Luthers – also:
Eine Luthereiche, die an das Wirken Martin Luthers in unserem Städtchen
erinnert: Nicht nur bei der Visitation 1528, wo ein Schul- und Hospitalbau angeregt wurde, sondern auch
in der lutherischen Ausprägung des Christseins bei uns.
Alte Leute haben erzählt, sie
sei von einer Eichel aus der Luthereiche am Elstertor in Wittenberg gezogen, wo
Luther am 10. Dezember 1520 die Bannandrohungsbulle des Papstes verbrannte. Wer
dazu entsprechende Analysemöglichkeiten hat, kann sich ja einmal melden.
1883 wurde auch die Arbeiterkolonie, der heutige „Diest-Hof“, begründet, und auch
dort stehen schöne alte Bäume,
die zum Teil aus diesem Jahr stammen. Sie erzeugen – wie auch auf dem Kirchplatz
– eine stimmungsvolle Atmosphäre.
Allein steht die „Centurien-Linde“
am Triebweg, also an der Fortsetzung der Triftstraße. Ihre Geschichte dürfte
selbst den Älteren verborgen sein, reicht doch die Erinnerung meist nur 120
Jahre zurück – bis zu dem, was die Großeltern erzählten. Die Linde aber ist von
1897. Wilhelm I. hätte am 22. März 1897 seinen 100. Geburtstag gefeiert. Aus
diesem Anlass gab es „Centurien-Feiern“ („100er-Feiern“), Gedenkmünzen und
Linden wurden gepflanzt. Ein Ministerialerlass vom 3. März 1897 ordnete Feierlichkeiten vom 21.
bis 23. März an, zur „Feier des
hundertsten Geburtstages Seiner Majestät des hochseeligen Kaisers Wilhelms des
Großen“.
Ebenso wurden 1913 überall in Deutschland „Luisenlinden“ gepflanzt, zur
Erinnerung an Königin Luise, die 100 Jahre vorher im Befreiungskrieg gegen
Napoleon eine besondere Rolle gespielt hatte. Das war natürlich schon –
kritisch betrachtet – ein Stück Kriegsvorbereitung. Wo die Luisenlinde für
Seyda stand, konnte noch nicht ermittelt werden.
Am alten Sportplatz
an der Jüterboger Straße steht jedenfalls eine Eiche, wohl auch aus dieser
Zeit. Offensichtlich ist sie gerade erkrankt!
1994 wurde in Seyda ein „Lindenfest“ initiiert, und zu diesem Anlass wurde Jahr für
Jahr eine Linde gepflanzt, so auch am Markt an der Ecke
Burgstraße/Brauhausgasse, auf Initiative von Bürgermeister Benesch, angegossen
von Johannes Kleine. Dr. Bauer setzte sich für das Pflanzen einer „Schullinde“ ein, in der Alten
Schulstraße zu Beginn des neuen Jahrtausends.
Schließlich gibt es in Seyda noch die „Bernholz-Linde“ am Sportplatz,
sie erinnert - neben den Bäumen für die Partnerschaft nach Sayda im Erzgebirge -
an den verdienten Feuerwehrhauptmann Werner Bernholz.
„Am Brunnen vor dem Tore, da steht ein Lindenbaum…“ All das
ist beisammen am Kirchbogen vor dem
CVJM-Haus. Diese Linde wurde durch Bürgermeister Motl mit Anwendung
entsprechenden Fachwissens gerettet, sie stand (eigentlich) im Wege bei der
Gebäudesanierung des Nebengelasses durch die Öko-Tour-Sanierungsgesellschaft.
Man kann etwas tun für die Bäume! Und es lohnt sich.
Ramon, Kl. 4
Don, Kl. 4 Ferdinand B., Kl. 4
Tim G., KI. 4
Wesley W., Kl. 4
Baumrätsel.
Von Anton, Kl. 4.
(„Wer dieses Blatt findet, hat das Rätsel gelöst.“)
Simon
Elias, Kl. 4
Ole, Kl. 4
Celine, Kl. 4
Lucy, Kl. 4
Leo und Lucy, Kl. 4
Impressum:
Verantwortlich im Sinne des Presserechts: Thomas Meinhof,
Kirchbogen 1, 06917 Jessen OT Seyda. Auflage: 600 Stück.
Lilli, Kl. 4
An dieser
Festschrift haben mitgewirkt:
Alicia, Anton, Bruno, Cedric, Celine, Clara, Constantin, Don,
Edgar, Emily, Erik, Felix, Ferdinand, Anke Fritzsche, Fynn, Gemeindenachmittag
Seyda, Silke Gräbitz, Greta, Harald Hilse, Meister Horst Hirsch, Jayden, Jolie,
Kasimir, Kim, Kim-Finja, Ursula Lehmann, Leo, Lia, Lilli, Louis, Lucas, Lucy,
Thomas Meinhof, Mia, Michel, Milan, Nele, Nils, Ole, Andrea Otto, Pia, Ramon, Samjel,
Hans-Georg Schulze, Elfriede Schulze, Simon Elias, Theodor, Tim, Tim, Tom, Tommy,
Birgit Weiß, Wesley, Willy.