Festschrift
zum Schul- und
Heimatfest Seyda 2019
Auf der
Umschlagseite: Leni Wieczorek, Hochzeitssuppe. Jolie Jennert, Schützenhaus.
Lara Heidemüller,
Winkel Nr. 11. Hanna
Lange, Wappen. Edith Halfas, Trinkspruch.
Vorwort
Ob Mai, ob Juni
oder Januar,
in unserem Städtchen lässt sich´s leben
-
das ganze Jahr!
Die Feste sind stets von Erfolg gekrönt,
denn hier in Seyda
werden die Leute
richtig verwöhnt.
Hanna Lange
Viele fleißige Hände waren und sind
tätig für uns – im Schützenhaus in Seyda, was nun dieses Jahr im September 100
Jahre im Besitz der Familie Arndt ist – wie auch für diese Festschrift, die das
Jubiläum eingehend würdigen will in Wort und Bild: Einen herzlichen Dank allen,
die dazu erzählt und berichtet haben, und den Schulkindern und ihren
Lehrerinnen, die sich wieder intensiv
mit Illustrationen beteiligt haben, dem Heimatverein für das
Zusammenheften und allen Verteilern.
Denkt man an das Schützenhaus, fallen einem viele kleine
und große Feste ein – und nicht wenige werden auch an Essen und Trinken denken:
So gibt es diesmal zwischendrin in der Festschrift auch Rezepte zu lesen, die
die Kinder gesammelt und aufgeschrieben haben.
Ein ganz altes Stück Seyda, der
Winkel, wird beschrieben, und manches über das Leben unserer Vorfahren kommt
damit neu ans Licht: Auch sie hatten durchaus internationale Kontakte, sind
schon Schlittschuh gefahren, und haben Freud und Leid getragen. Manches müssen
wir nicht nachmachen – zum Beispiel haben sie Cannabis geraucht – anderes
bleibt bemerkenswert: Der einzige originale Kirchenschlüssel wurde einmal im
Winkel bewahrt. Den meisten, die in Seyda geboren sind und heute leben, wurde
von einer Frau aus dem Winkel ins Leben geholfen.
Schneller zur Kirche kommen – darum
ging es den Seydaern, so dass sie extra dafür besondere Wege anlegten – wussten
Sie das schon? – auch davon kann man hier lesen.
Seyda war immer auch mit den
umliegenden Orten verbunden, und so gibt es diesmal einen Bericht über das
einmal kinderreichste Dorf der Gegend.
Lassen Sie sich überraschen, und
seien Sie herzlich bedankt für Ihre Spende zugunsten der Kinder: Auf dass alle
fröhlich mitfeiern können auch in diesem Jahr beim Schul- und Heimatfest 2019!
Herzlich grüßt Sie:
Jannik
Schreiber, Schützenhaus
Inhaltsverzeichnis
Seydaer Grundschüler haben gemalt! Im ganzen Heft.
100 Jahre
Schützenhaus im Besitz von Familie Arndt.
Zusammengetragen
und aufgeschrieben von Joachim, René und Andrea Arndt, Hans-Georg
Schulze und Thomas Meinhof.
Seite 6
Der Winkel in Seyda.
Beschrieben vom Gemeindenachmittag Seyda mit Beratung von
Meister Horst Hirsch und Frau Ursula Lehmann. Seite
16
Konfetti-Torte.
Ein Rezept von Anni Kaiser aus Seyda. Seite 32
Filetpfanne a la mir
Ein Rezept von Lilly Kaiser aus Seyda. Seite
34
Kleine und große
Zwerge in guter Obhut.
Ole Heinrich berichtet aus der Geschichte Mark
Friedersdorfs.
Seite 35
Mini-Muffin im
Eierlikörbecher.
Ein Rezept von Cedric Grempel aus Seyda. Seite 37
Speckkuchen.
Ein Rezept von Simon Elias Lehmann aus Naundorf. Seite 38
Schneller zur Kirche.
Über alte Abkürzungen, von Pfarrer Thomas Meinhof. Seite 41
100 Jahre
Schützenhaus im Besitz von Familie Arndt.
Zusammengetragen und aufgeschrieben von Joachim, René und Andrea
Arndt, Hans-Georg Schulze und Thomas Meinhof.
Eine Geschichte vom Schützenhaus kann wohl jeder
erzählen: Ist es doch der beliebte Ort
für Familienfeiern wie auch für große Feste des Jahres: Fastnachten, Schulfest,
Vereinsfest, Weihnachtsfeier. Und das nun schon 100 Jahre!
Am
21. September 1919 kauften Johannes Arndt und seine Frau Marie geb. Becker das
„Schützenhaus“ von Familie Hähner. 48.500 Mark mussten sie dafür bezahlen,
davon waren 30.000 Mark für Haus und Grundstück und 18.500 für das Inventar berechnet.
15.500 Mark wurden sofort bar bezahlt,
die restlichen 33.000 Mark dann mit Zinsen in den Jahren 1924 bis 1927. – Man
bedenke, was das Geld damals wert war: Von meinem Großvater weiß ich, dass ein
gutes Frühstück für eine Reichsmark zu haben war.
Hier steht es: 21.9.1919!
Am 28. Juli 1919 erhielten Arndts bereits die „Betriebserlaubnis“ für
die Gaststätte. Bemerkenswert ist dabei die Hausnummer! Nr. 29! Damals wurden
die Häuser nach ihrer Erbauung gezählt. Das bedeutet, dass nach 1708, als die
Stadt zu großen Teilen niederbrannte, ein Haus an dieser Stelle bereits
gestanden haben muss, denn 29 Häuser hat
das Städtchen dann gewiss wieder gehabt! Und tatsächlich findet man, dass hier
ein Webermeister wohnte. Eine „Alte Schäferei“ war in unmittelbarer Nähe: So
war der Rohstoff gleich dabei, und für feinste Stoffe gab es Maulbeerbäume.
Noch 1980 soll ein letzter Maulbeerbaum auf dem Grundstück gestanden haben.
Wird also in der Überlieferung als Erbauer des Schützenhauses Karl
Gottlieb Barnack genannt, so ist sehr wahrscheinlich, dass er auf die Stelle
eines alten Hauses baute. Er, geboren 1784, hatte privat nicht sehr viel Glück.
Er war „Gerichtsamtsbote des Königlichen Gerichtsamtes Seyda“, 1833 starb ihm
seine Frau, 10 Monate später heiratete er erneut eine „Knopfmacherstochter aus
Herzberg“, doch die Ehe wurde schon bald geschieden. Im August 1835 war erneut
Hochzeit mit Johanna Carolina Schulze,
31 Jahre alt und Weberstochter aus Seyda. Mag es heute öfter vorkommen,
in den Zeiten damals war solch ein Wechsel sehr ungewöhnlich. 1872 ist er,
„erblindet und taub“, mit 88 Jahren gestorben.
Auch
der nächste Besitzer, Wohlrath, hatte nicht viel Glück in der Ehe, denn 1861
heiratete seine Frau, eine Gastwirtstochter aus Reinsdorf, einen Fleischermeister
aus Zahna…
Sein
Nachfolger, Kaufmann Gustav Adolf Merten, erbaute den Saal, wohl in der Zeit
nach dem gewonnenen Deutsch-Französischen Krieg, wo viel Geld im Umlauf war und
zum Beispiel 1881 ein neues Schulgebäude und eine neue Orgel gebaut werden konnten.
Die Arbeiterkolonie wurde 1883 gegründet, die „Vorstadt“ entstand. Da war schon
Wirtschaftskrise – die „brotlosen Landarbeiter“ auf den Straßen zeigten es an,
und so wechselten in diesen Zeiten dann die Besitzer häufig: Rößler, Krahnest,
Lüdecke – letzterer führte den Lagerbierausschank ein, pflanzte auch schöne
schattige Akazien -, Schiepe und schließlich Hähner.
Johannes Arndt hatte die Welt schon gesehen, in Friedenszeiten wie auch
im Krieg. Er war als „Erster Diener“, auch „Haushofmeister“ bei einem
Rittmeister, Herrn von Jena auf Jahmen bei Klitten in der Oberlausitz (Provinz
Schlesien), angestellt, und begleitete ihn bei seinen Reisen nach Afrika, zum
Beispiel nach Deutsch-Ostafrika (Tansania), damals eine Kolonie, und nach
Ägypten. Außerdem absolvierte er eine militärische Ausbildung als Dragoner und
war so auch im Ersten Weltkrieg eingesetzt, ein alter Bierkrug mit den Namen
des Regiments erinnert noch heute daran. Seine Frau Marie geb. Becker stammte
aus Belzig und arbeitete zuerst in Berlin in der Villa Siemens im Haus des
Herrn Baron von Bülow, 1903 kam sie dann nach Jahmen und war für „Frau
Rittmeister“ tätig. So kann man sich gut vorstellen, wie die beiden mit viel
Fleiß und Mühe das Geld zusammengespart haben, um nun selbständig eine Gaststätte
zu betreiben. Welche Freude ist es doch, dass sie nun 100 Jahre im
Familienbesitz ist!
Mit vollem Einsatz begann man: Der Saal wurde 1921 bedeutend vergrößert
– gab es doch damals viele Gaststätten in Seyda, zeitweise wohl acht, und es
war schon Besonderes zu bieten, um ein volles Haus zu haben. Das Spitzdach
wurde verändert, das charakteristische „Bogendach“ entstand. Johannes Arndt
ließ eine neue Schießanlage bauen, mit drei Scheibenständen. 130 Meter lang war
der „Schießgraben“– die Anlagen mit einem Kugelfang kann man nördlich des
heutigen Schützenhauses noch heute erahnen, geschossen wurde praktisch in einer
langen Bahn zwischen zwei Erdwällen. Auch die Schießhalle wurde umgebaut. Sie
war dann das Vereinshaus des Schützenvereins, „Ladehaus“ genannt; dazu eine
kleine Hütte für Kleinkaliber und 2 bis 3 Kugelblenden, mit Schlacke gefüllt.
Im November 1924 wurde eine neue Bühne im Saal eingeweiht. Es fanden dort vor
dem Krieg regelmäßig Theateraufführungen und „Lichtspiele“, eine Vorform des
Kinos, statt. Die „Maiden“ des unmittelbar in der Nachbarschaft liegenden
Arbeitsdienstlagers standen auf der Bühne wie auch Künstler aus Nah und Fern,
so auch der noch bekannte „Puppen-Richter“, der später mit einer Tochter der
Familie Sackwitz aus Seyda in die weite Welt zog.
Lennox
Quaiser, Schützenhaus
Auch Pensionsbetrieb gab es vor dem Krieg. Über den Förstermord in der
Heide im Morgengrauen des 8. Mai 1921 ging Seyda in die Kriminalgeschichte ein.
Weil der Fall so schwer zu klären war, mietete sich inkognito ein
Kriminalbeamter im Schützenhaus ein, was natürlich bald auffiel und am Ende
nicht zum Erfolg führte: Das war kein geringerer als der Autor eines
deutschlandweit bekannten Standardwerkes „Wilddieberei und Förstermörder“, Otto
Busdorf. Er gab sich als Förster aus. Jedoch gab es amiliäre Kontakte der
Familie nach Berlin, die „zufällig“ mit Busdorf privat Karten spielten: So kam
es rasch heraus, wer er wirklich war. Es wurde so gemacht, dass „aus
Platzgründen“ ein junger Förster mit ihm auf einem Zimmer schlafen musste, der
wohl auch in den Fall verwickelt war. So hoffte Busdorf auf Informationen, wenn
dieser im Traum reden würde… Die ausführliche Geschichte, erzählt von Kurt
Arndt jun., kann man in der „Seydaer Heide“ lesen.
.
Marie
Lindemann, Festmahl
Johannes Arndt wurde 1880 in Görlsdorf bei Frankendorf im Kreis Luckau
geboren. 1901 bis 1903 war er Dragoner im Garderegiment, vorher „auf dem
Schlosse in Fürstlich Drehna bei Calau“ und danach dann in Jahmen. Seine Frau
Marie wurde in Belzig 1880 geboren. Viele schöne alte Ansichtskarten gibt es
noch, die davon erzählen, wie sie zueinander kamen und was sie erlebten.
Familie
Arndt kam mit den Eltern Hermann Arndt und Auguste geb. Guttke, die später auch
ihre Gräber auf dem Friedhof hatten, wie auch mit ihren Kindern nach Seyda.
1906 hatten sie in Berlin geheiratet. Von den Kindern ist uns die Älteste neben
dem späteren Schützenhauswirt besonders bekannt, Luise, sie heiratete später
den Drogisten Georg Schulze, und ist die Mutter von Hans-Georg Schulze, Großmutter von Martin
Schulze und Urgroßmutter von Fabian Schulze.
1927
starb Johannes Arndt mit 46 Jahren. Er war laut Kirchenbuch „Landwirt und
Gastwirt“, ein Hinweis darauf, dass es – wie oftmals in Seyda, zusätzlich zu
einem Beruf als Handwerker oder hier als Gastwirt noch eine kleine
Landwirtschaft zu versorgen gab. Im alten Seyda sprach man von einer
„Kuhwirtschaft“, wo keine Pferde da waren – jedoch kamen hier, im Schützenhaus
zu den Kühen – der Kuhstall war rechts – bald Pferde dazu – mit dem Stall auf
der linken Seite. Vor dem Haus befanden
sich Futterkrippen für die Pferde – diese waren genauso nötig, wie heute die
Parkplätze. Gast- und Landwirtschaft führte während der Krankheit und dann nach
dem Tod von Johannes Arndt zunächst seine Frau Marie weiter, später der Sohn
Kurt (geb. 1907) mit seiner Frau Martha geb. Schröter aus Wölmsdorf. 1937 wurde
das Grundstück überschrieben. Am 8.
September 1933 ist Kurt Arndt geboren, der später als Ältester die Wirtschaft
übernahm, sein Bruder Joachim ging nach Elster, und ein anderer Bruder, Benno,
starb im Kindesalter. Der Vater Kurt Arndt sen. ließ noch im Krieg eine
Steinplatte „Kurt Arndt, Schützenhaus“ anfertigen, es lohnte sich ja, weil ein
„Stammhalter“ gleichen Namens da war. Diese Tafel konnte jedoch nicht gleich
angebracht werden, und nach dem Krieg musste der Name des Gasthauses geändert
werden: Dass Deutsche schießen war nun verboten und einfach nicht mehr denkbar,
so hieß das Haus fortan „Zur Linde“ – bis 1990. Doch zunächst musste 1945 Familie
Arndt das Haus verlassen und ein Jahr lang die alte Gaststätte Wucke im Westen
der Jüterboger Straße betreiben. Der Saal des alten „Schützenhauses“ blieb –
wie schon zu Kriegsende – ein Getreidelager. Das alte „Ladehaus“ wurde
vermietet, Familie Hornborstel und Familie Kretzschmar wohnten dort nach dem
Krieg, 1982 wurde es zum Wohnhaus für Uwe Arndt und seine Familie ausgebaut.
.
Cedric
Grempel, Postkarte um 1940
Familie Arndt erbaute schon 1952 auf dem Hof eine Kegelbahn, am 8.
April wurde sie in Betrieb genommen. Bis dahin gab es nur in der Gaststätte
Hecht südlich des Marktes etwas Vergleichbares – dort war es aber eigentlich
nur eine bestimmte Bohle im Fußboden, die das Kegeln ermöglichte und durchaus
auch mit Tischen besetzt werden konnte. Nun gab es hier bei Arndts zunächst
eine, 1956 durch ein Geschenk aus Halle dann zwei feste Bahnen, die beiden
Söhne des Hauses bauten daran mit, wie auch das Seydaer Sägewerk, das die
Bohlen anfertigte, und der Maurerbetrieb Herrler.
Am
2. April 1959 heiratete Kurt Arndt jun. die Gastwirtstochter aus Morxdorf,
Edelgard geb. Schulze. 1959 war Kurt Arndt bereits „Gastwirt“, aber auch Maurer
– die Tradition der zwei Berufe setzte sich fort.
Es
waren Zeiten großen Umbruches, die „Kollektivierung der Landwirtschaft“ hatte
ihre Folgen auch für das Schützenhaus: War doch hier genug Platz für die
„Vollversammlungen“ der LPG, die sich bisweilen über eine Woche hinzogen (jeden
Abend 300 Gäste), oder auch neue Feiern wie „Frauentagsfeiern“, die groß
begangen wurden, die Feiern zum 1. Mai, die Feuerwehrbälle (mit dem Saal voller
Birken), die Keglervergnügen – neben den traditionellen Festen.
1972
wurden die alten Bohlen durch neue aus Reinsdorf ersetzt, 1974 elektrische
Automaten zum Aufstellen der Kegel in der Kegelbahn eingeführt, der Vorraum
erweitert – Kegelerfolge seit 1974 machten Seyda im ganzen Land bekannt: Es
begann mit René Arndt, der bei den DDR-Kindermeisterschaften einen 4. Platz
belegte. Anschließend kamen dann mehrmals DDR-Meister aus unserem Städtchen, so
Martin Schulze und Jürgen und Gerald Frenzel, Fred Müller und Olaf Hempel. In
der letzten Festschrift war ausführlich davon zu lesen, auch von der Teilnahme
am Europacup und dem Aufstieg in die 2.
Bundesliga durch den Kegelclub Rot-Weiß Seyda e.V., der 2015 gegründet wurde.
Immer wieder wurde erneuert und gebaut: 1978 gab es den
Toiletteneinbau, der die Trockentoiletten ablöste. Eine Tanzfläche aus Terrazzo
wurde im Freien eingerichtet.
.
Milan
Becker, Schützenhaus
Nach der Wende fanden wieder zahlreiche Innovationen statt. Kurz zuvor
war das Wohnhaus ausgebaut worden, es wurde 1988 „aufgestockt“. 1997 übernahm
René Arndt mit seiner Frau die Leitung, also die 4. Generation der Familie. Der
Saal wurde grundlegend – auch mit Mitteln der Europäischen Union – saniert,
eine Trennwand eingebaut, so dass nun zwei Feiern gleichzeitig stattfinden
können. Die Decke wurde abgehangen, der Fußboden kam 20 Zentimeter höher. Bei
den Bauarbeiten fanden sich Verankerungen für Sportgeräte, die darauf schließen
lassen, dass der Saal vor dem Krieg auch für sportliche Aktivitäten genutzt
wurde.
Die
Kegelbahn wurde 2005 grundsaniert mit neuen Bohlen, Beton und modernsten
Automaten – was wiederum einen schon erwähnten großen Aufschwung beim
Kegelsport zur Folge hatte.
So gibt es bis heute viel zu erzählen rund um das „Schützenhaus“, und die lustigsten und unglaublichsten
erzählt man sich wohl auch heute noch am Tresen, etwa vom „Biersalamander“ der
Feuerwehr und anderen Spielen. Mancher hat hier auf dem Saal seine Liebe
gefunden… An dieser Stelle sei der Gastwirtsfamilie ein herzlicher Dank gesagt
für allen Einsatz um uns, die Gäste –
und das nun schon 100 Jahre lang.
Googelt man „Schützenhaus Seyda“, kommt man bei Instagram auf diesen
Satz:
,,Einige der besten
Momente im Leben sind die, von denen man niemandem erzählen kann." #girls #fastnachten2017
Milo Schwerdt, Schützenhaus
Tim
Dolgner, Spargelsuppe
Der Winkel in Seyda.
Beschrieben vom
Gemeindenachmittag Seyda mit Beratung von Meister Horst Hirsch und Frau Ursula
Lehmann.
Der Winkel ist einer der ältesten Siedlungsstätten unseres Städtchens.
Dr. Bodo Hildebrandt (1937–2016) ist hier geboren. Er hat als
Bodendenkmalpfleger und Archäologe bei zahlreichen Ausgrabungen, zum Beispiel
beim Neubau des Hauses der Familie Frenzel an der Ecke zur Zahnaer Straße wie
auch auf seinem eigenen Grundstück die Erweise dazu gebracht: Er konnte alte
Holzbohlen auf das Jahr 1214 datieren, also lange vor der urkundlichen Erwähnung des Städtchens. Sie
sind neben Cannabispflanzen und Schlittschuhen die ältesten Zeugnisse vom Leben
in Seyda.
.
Lucy Lindner, Nr. 1
Im
Haus Nr. 1 hat der Bürgermeister
Carl Hermann Ganzert gewohnt, der in der Kaiserzeit, am Ende des 19.
Jahrhunderts, Bürgermeister für Seyda war und das Aufblühen des Städtchens
erlebte. Zum Beispiel verdanken wir ihm das rote Fußwegsystem von 1896, das am
Kirchplatz noch im Original erhalten ist und einmal durch ganz Seyda führte.
Ein Bürgersteig, das war etwas! Im gleichen Jahr hat er das „Hochhaus“ am
südlichen Rand des Marktes gebaut, mit dem Balkon. 1902 starb er, mit 54
Jahren.
1864
kam Nordschleswig, also ein großer dänischer Landesteil, nach einem Krieg zu
Preußen; Seyda gehörte auch zu Preußen. Jens Jensen (1868 bis 1928), war als
„Wanderbursche“ nun von dort nach Seyda gekommen. Er war Tischler, dazu gehörte
die „Wanderschaft“, in der man manches neue lernte. Jens Jensen blieb hier, er
heiratete Wilhelmine geb. Freydank, die nicht aus Seyda, wohl aber aus der
Gegend stammte. Ihre Kinder hießen Oskar (geb. 1892, Tischler, heiratete 1921
in Seyda Bertha Emma Wöltchen), Artur (geb. 1894, Tischler, heiratete 1924 in Seyda
Anna Hedwig Frieda Richter, „Ferkel-Richters“) und Walli (1896-1921).
Sie sind alle nicht in Seyda getauft worden, denn Jensens zogen erst 1896 in
das alte Haus von Bürgermeister Ganzert ein, da waren die Kinder schon geboren.
Jens Jensen starb mit 60 Jahren 1928 als Tischler und Werkführer in 9Seyda,
seine Frau 1943. Die beiden Brüder arbeiteten als Tischler in Wittenberger
Tischlereien am Markt, sie fuhren immer mit dem Fahrrad dorthin! Sie hatten
auch Kinder: Helmar Waldemar Axel (geb. 1922, konfirmiert 1936), Rudi (geb.
1924, konfirmiert 1939) und Margot (geb. 1926, Freundin von Ursula Lehmann, kam
später noch oft nach Seyda) und Hanna (Johanne Frieda Tyra, geb. 1929, starb im
November 1945 in Seyda und wurde hier begraben), zwei Kinder waren schon vorher
gestorben.
Als
die Russen 1945 kamen, haben Jensens die dänische Fahne herausgehängt. Deshalb
verfügten die Russen, sie nach Dänemark auszuweisen. Dies dauerte jedoch eine
ganze Weile (Anfang Dezember wurde noch die Tochter – Hanna – in Seyda beerdigt).
Sie gingen nach Aahus. Der Sohn Rudi war schon vor dem Krieg nach Dänemark
gegangen. Nach der Konfirmation 1939 hatte er begonnen, Schmied zu lernen bei
Schmied-Schucks, bei einer Besuchsreise zur Verwandtschaft in Dänemark blieb er
dort und brauchte so nicht Soldat werden.
Otto
Herrler (geb. 1915) als Neffe von Frau Frieda Jensen übernahm also das Haus –
als er aus dem Krieg wiederkam, er war Soldat gewesen – und baute einen
Maurerbetrieb auf. Noch im Krieg hatte
er Bauwesen studiert. Er war im Nachbarhaus geboren, dort, wo heute das neue
Haus von Frenzels steht. Es war ein sehr altes Haus, eine Stufe musste man
heruntergehen. Meister Hirsch kann sich sogar noch erinnern, dass vor den
Eltern von Herrlers dort der Bruder von Bürgermeister Ganzert gewohnt hat, der
die Kämmereikasse führte. Maurermeister Otto Herrler hatte seinen Betrieb im
alten Sägewerk Götze in der Vorstadt eingerichtet. 1959 ging er zur PGH, wurde
dessen Vorsitzender in Jessen, um 1970 wurde dann der VEB Bau gegründet.
Das
Haus ist unten massiv, oben Fachwerk.
Im
Haus Nr. 3 wohnt schon seit
Generationen die Familie Kirsten. Vor 100 Jahren nannte man sie
„Butter-Kirsten“: Sie fuhren mit dem Pferdewagen auf den Markt nach Wittenberg
früh um 4 Uhr und verkauften Butter und Hühner, waren auch Hausschlächter im
Winter bei den Leuten, die sich ein Schwein hielten. Sie erledigten gleich in
Wittenberg auf Wunsch Uhrreparaturen oder Bandsägeblätter-Besorgungen (zum
Beispiel für die Tischlerei Hirsch). 1902 kauften sie ein Speisezelt auf dem Schützenplatz
und haben dort Selbstgeschlachtetes verkauft.
Familie
Kirsten ist eine der ältesten in Seyda. Ein Johann Gottlieb Heinrich Kirsten
aus Niemegk war in Seyda Glasmacher. Die Verbindung war hervorragend, wie man
noch an der alten Postsäule in Niemegk lesen kann, auf der auch Seyda vermerkt
ist. Er heiratet hier die Tochter eines Maurermeisters und führt das
Glaserhandwerk weiter. Die Familie Kirsten wuchs und wohnte in verschiedenen
Häusern der Stadt, es waren zahlreiche
Leinewebermeister, Kürschnermeister, Sattlermeister, Fleischermeister und
schließlich „Handelsmänner“ (wie oben beschrieben) darunter.
Jolie Jennert Nr. 5
Leopold Uwe Bockler, Nr. 5
Clara Meinhof, Nr. 5
Cedric Grempel, Nr. 5
In
der Nr. 5 wohnte bis 1906 ein
Maurermeister Wilhelm Hecht. Mit 24 Jahren hatte er 1896 geheiratet, und er
baute das große Haus hinterm Neubau in der Sydower Straße, was 1926 von
Wergeners gekauft wurde.
Dann
wohnte hier Hermann Huckewitz, ein Schornsteinfegermeister, der 1920 starb.
Danach kaufte es der Zimmermann Richard Göricke, der 1923 Hedwig Brumme aus
Seyda (vom Amtshof Nr. 4) heiratete.
Im
März 1928 starb mit 58 Jahre Marie Mähne, die Frau des Nachtwächters, bis dahin
Hebamme in Seyda. Sie wohnte in dem Haus in der Zahnaer Straße, in dem heute
Kliems wohnen. Das Fehlen einer Hebamme wird der Grund gewesen sein, dass 1929
Frau Hedwig Göricke für 1 ½ Jahre zur Ausbildung als Hebamme nach Magdeburg ging. Das hat 1500
Reichsmark gekostet, die Stadt hat es finanziert, und sie hat es dann abgezahlt.
Sie war früher Dienstmädchen, z.B. bei Bäcker Röder in Stellung. 1 Entbindung
und 9 Tage Pflege kosteten zusammen 37 Reichsmark.
Hedwig
Göricke wurde „Hasche-Mutter“ genannt und hatte selbst keine Kinder. Von 1931
bis 1961 war sie als Hebamme in Seyda tätig. Ihre erste Geburt war Margot
Köppen aus der Neuen Straße (heute Krügers), am 7.1.1931. Margitta Lenz hat sie
1961 auch noch zur Welt gebracht. Sie war von Seehausen bis Gentha tätig, bei
Wind und Wetter, „eine gute Hebamme“ (Ursula Lehmann). Sie hat auch die Kinder
zur Taufe getragen, auf einem Taufkissen. Wie bei einer Hochzeit wurde die
Familie vor der Haustür abgeholt und sie trug das Kind bis zur Kirche an den
Taufstein, anschließend war die Tauffeier in der Familie. (Frau Ursula Lehmann
hatte 15 Paten!).
Clara
Meinhof, Hebamme bringt den Täufling zur Kirche
Der
Neffe Joachim Zimmermann verkaufte das Haus an Bäckermeister Otto Neumann, der
am Markt in Seyda geboren wurde und nun im Haus im Winkel mit seiner Frau
seinen Ruhestand verbringt. Ein ganz großes Fest war die Diamantene Hochzeit –
der ganze Winkel hat mit gefeiert!
Die
„Winkelfeste“ im August finden mitten auf der Straße statt und zeigen die gute
Gemeinschaft der Nachbarn im Winkel.
Patschuli
Prügel, Nr. 7
Jonas Samp Nr. 7
Reinhold
und Marie Hildebrandt wohnten in der Nr. 7.
Ganz typisch für Seyda arbeitete er als
Handwerker – er war Zimmermann bei Werners in Gadegast – und sie
kümmerte sich um die kleine „Kuhwirtschaft“, also eine kleine Landwirtschaft.
Der
Sohn Arthur (1906-1981) lernte Schlosser bei Janickes (später Nothnagel), durch
Post und Miliär wurde er Elektriker und später – nach seiner Hochzeit –
Postbote für Seyda und Umgebung: Er heiratete Anna geb Brieske, das
„Postfräulein“ vom Schalter (bei Krügers am Markt). Er hat nach dem Krieg bei
Deutsch Radios und Fernseher repariert. Es war eine kleine Kuhwirtschaft (2
Kühe, Schweine), Arthur Hildebrandt hat Licht gelegt und Fahrräder und Mopeds
repariert.
Die
Tochter Martha (1908-1994) heiratete Max Schütze. In diesem Haus sind die
Zwilling Erika und Edith Schütze geboren (später: Erika Dümichen, langjährige
Standesbeamtin), Arthur Hildebrandt war ihr Onkel. Frau Ursula Lehmann sieht
sie noch im Waschkorb hinter dem Ofen liegen, eine große und eine kleine, sie
brachte die Wöchnerinnensuppe.
Philipp Krümpel, Nr. 7
Nr.
9: Hermann Dominik war Korbmacher in
Seyda, er stellte Kiepen und Wäschekörbe her, seine Tochter Frieda heiratete
1935 Wilhelm Artur Schütze, Musiker, geboren in Leipa.
Und so war auch sein Sohn,
Heinz Schütze (1939-2011), durch seine Musik
vielen im ganzen Umkreis bekannt. In der Kapelle von Hans-Joachim Leber
und mit seiner Frau Marita hat er viele
Jahre Musik gemacht: Zu Fastnachten, Brigadefeiern, Hochzeiten, Familienfeiern,
Geburtstagen, Dorffesten, Winkelfesten…
Hans Meinhof, Korbmacher
Hanna
Lange Nr. 11
Durch
die Kirchenbücher lässt sich auch die Geschichte des Hauses Nr. 11 zurückverfolgen: Im Januar 1876
heiratete der Ackerbürger aus Listerfehrda Friedrich August Binderich (die
Wirtschaft Binderich war eine große, heute an der B 187 gelegen) Auguste Emilie
Brumme, Tochter des Ackerbürgers Brumme aus Seyda. Ihr gemeinsamer Sohn
Friedrich Richard, geb. 1880, erbte das Haus, hatte keine Kinder, als er starb
– 1934 – verkaufte seine Frau an Familie Arndt. Arnold Arndt, 1930 in Gentha
geboren, starb 1995. Das Haus stand nun lange her, bis seit kurzer Zeit neue
Mieter, die aus der Ferne gekommen sind, das Dach neu gedeckt und schon manches
andere saniert haben.
Lars
Seidel, Nr. 11
Paul
Kampfhenkel, Haus im Winkel
Familie
Kampfhenkel wohnte im Haus Nr. 10, ein ganz alter Seydaer Name, seit
1795 in den Kirchenbüchern erwähnt: Leinewebermeister waren die Vorfahren. So
war auch bei Reinhold Kampfhenkel (1903-1992) zu seiner Geburt der „Vater
Webermeister“. Der Vater wechselte aber offensichtlich den Beruf, beim
Taufeintrag des Bruders 1906 steht dann „Vater Zimmermann“. Er selbst wurde
Landwirt. Freilich, ein kleines Handwerk gehörte in Seyda immer dazu: Im Winter
wurden Reis-Besen gebunden. 2017 konnten Alfred und Brigitte Daumann geb.
Kampfhenkel ihre Diamantene Hochzeit
feiern.
Anton
Stolp, Nr. 10
Tim Grafe,
Nr. 8
In
der Nr. 8 ist Familie Gresse zu
Hause. Richard Gresse, geb. 1907 in Gadegast,
heiratete 1932 Else Große, geb. 1910. Ihr Vater August Franz war aus
Seehausen gekommen und hatte die Tochter des Hauses geheiratet, Marie Anna
Zimmermann. Der (erste) Richard Gresse war bei der Bahn in Zahna beschäftigt,
zur Arbeit fuhr er mit dem Rad – das ist sicher belegt, denn er hat Ursula Lehmann
auf der Lenkstange mitgenommen, als sie von dort vom Baden kam…
Ole
Heinrich, Nr. 8
Tim Dolgner, Nr. 8
.
Kiara
Bischoff, Haus im Winkel
Nr.
6: „Otten Ernst“ wohnte hier einmal,
das ist die älteste Erinnerung, ein Ehepaar, kinderlos. Er war Tischler, hat
bei Freiwalds gearbeitet.
Marie
Lehmann und ihr Mann Richard lebten dann dort eine zeitlang zur Miete, sie
hatten 7 Kinder, die waren da schon aus dem Haus.
Frau
Lehmann kam als junge Frau aus dem Huldschiner Ländchen nach Seyda – das ist
ein Gebiet, was Deutschland nach dem 1. Weltkrieg abtreten musste, hinter
Katowice in der Slowakei gelegen. Wie vielen anderen wurde ihr Arbeit in einer
„Schokoladenfabrik“ angeboten; es war dann die Munitionsfabrik in
Treuenbrietzen.
Milo
Schwerdt, Nr. 4
Max
und Marie Pesch waren einmal in der Nr. 4 zu Hause, „Pesch´s Vater“ war
Schuster, er hat sowohl alte Schule repariert
und neu besohlt, als auch neue angefertigt. Sein Großvater, Carl Pesch,
war schon Schuhmacher und hatte 1837, aus Kloster Zinna kommend, in Seyda
eingeheiratet. Das Haus hat Max Pesch 1934 gebaut, für den Sohn, Erich, der
allerdings zog später mit seiner Frau nach Berlin. Mit 69 Jahren sind Max und
Marie Pesch 1946 und 1947 gestorben. Eine Zeitlang wohnten dann dort Mieter,
„Flüchtlinge“, so Stuchliks und Frau Erbert mit ihren Eltern, Frau Kosa. Sie
waren katholisch und hielten sich auch sehr zu ihrer Kirche. Die Messe wurde
auch in unserer Kirche gefeiert. 1994 kam Frau Kosa ins Pfarrhaus („Ihnen kann
ich ihn geben!“) und brachte den alten
Seydaer Kirchenschlüssel, den nach dem Krieg die katholische Gemeinde bekommen
hatte. Es ist heute der einzige, der original erhalten ist.
Das
Haus gehört heute der Familie Gresse.
Meggie
Knohl, Nr. 4
.
Marie
Lindemann Nr. 4
Leni Wieczorek, Nr. 4
Auch
das Haus Nr. 2 hat eine bewegte
Geschichte, die sich nicht mehr vollständig rekonstruieren lässt. Das Haus
gehörte wohl einmal Familie Hirseland. Die Vorfahren trifft man in den
Kirchenbüchern oft an, aber sie sind schwer zuzuordnen, sie waren „Hirten“, und
wie die Pastoren (Pastor heißt auf lateinisch Hirte) haben sie öfter als andere
ihren Wohnort gewechselt. Wobei sich das im 19. Jahrhundert mit dem Aufkommen
neuer Berufe änderte, der Vater des letzten Bewohners dieses Namens, Ernst
Hirseland, war Maurer, und er selbst wohl auch. Ältere Seydaer berichten, er
habe viel „auf der Straße“ gelebt, er war „Landstreicher“. Und so sei er – auch
das wird berichtet, aber ich habe keinen Beleg dafür – ins KZ gekommen: So
haben das die Nazis mit Andersdenkenden und allen, die „anders“ waren, grausam
gemacht. Sein Haus wurde verkauft.
Der
Tischlermeister Mechel erwarb das Grundstück für seine Tochter Herta, die –
1924 – Friedrich Richard Schuck geheiratet hatte, und die gemeinsam ein neues
Haus bauten. Horst Schuck war ihr Sohn. Er hat erzählt, wie er als einer der
ersten Heimkehrer am 2. Pfingstfeiertag 1945 nach Hause kam, hinten durch die
Gärten in sein Elternhaus: Ein großes Glück!
Richard
Schuck war Maurer, und seine Frau Herta hat alle Tage in Naundorf beim Bauern
gearbeitet. Sie hatten 5 Kinder!
Das
nächste Haus hat auch eine spannende Geschichte – aber das gehört schon zur
Zahnaer Straße!
Anni
Kaiser, Haus im Winkel
.
Lukas
Heer, Gut gekocht!
Konfetti-Torte
Ein Rezept von Anni
Kaiser aus Seyda.
Götterspeise:
Je 1 Beutel aus 1 Päckchen Dr. Oetker Himbeer, Waldmeister und Zitronen Geschmack, 750 ml Apfelsaft, 6
Eßlöffel Zucker.
Biskuitteig:
2 Eier, 100 g Zucker, 75 g Mehl, 1 P. Vanillinzucker, 25 g Speisestärke, ½
gestrichenen Teelöffel Backpulver
Belag:
9 Blatt Gelatine weiß, 300 g Joghurt, 250 g Speisequark, 50 g Zucker, 1 P.
Zitronenschale, 400-500 g Schlagsahne.
Zubereitung:
-
Götterspeise nach Packungsanleitung jede Sorte einzeln mit jeweils ¼ l
Apfelsaft und 2 Eßlöffeln Zucker zubereiten
-
Flüssigkeit in drei flache, kalt ausgespülte Gefäße geben, kalt stellen, fest
werden lassen
-
Biskuitteig aus den Zutaten zubereiten, Springform mit Durchmesser 28 cm Boden
fetten
-
mit Backpapier belegt füllen, sofort backen; Ober- Unterhitze 170 bis 200 Grad
Celsius (vorgeheizt) 20 min. (Gas Stufe 3-4 nicht vorgeheizt)
Abkühlen
lassen, Backpapier entfernen, Boden mit Tortenring auf Tortenplatte.
Belag:
Götterspeise in Würfel schneiden, Gelatine nach Anleitung einweichen, Joghurt,
Quark, Zucker, feine Zitronenschale verrühren. Aufgelöste Gelatine unterrühren. Steif geschlagene Sahne
unterrühren. Götterspeise-Würfel (einige zum garnieren lassen) unter die Creme
heben, in den Tortenring füllen. Restliche Götterspeisewürfel auf die
Oberfläche verteilen. Torte 3 Stunden kalt stellen. Tortenring entfernen.
Lara
Heidemüller, Hefeplinse
Filetpfanne a la mir.
Ein Rezept von Lilly
Kaiser aus Seyda.
Zutaten:
Schweinefilet (1 kg), Sahne 200 ml, Zwiebeln nach Belieben, Pfifferlinge 300 –
500 g, Pflanzenfett, Salz, Pfeffer, Brühe (500 ml).
Schweinefilet
in Scheiben schneiden und mit einem Klopfer flach klopfen. Filet mit Salz und
Pfeffer würzen. Filetscheiben in Pflanzenfett braten und anschließend auf
Küchenkrepp abtropfen lassen. Scheiben in eine Auflaufform schichten. Danach
Zwiebeln in Streifen schneiden und in dem Bratenfond zusammen mit den
Pfifferlingen anbraten. 500 ml Brühe hinzufügen und kurz köcheln lassen. Etwas
mit Mehlschwitze andicken und etwas Sahne dazu geben. Mit Salz und Pfeffer
abschmecken. Bei 150 Grad Celsius ca. 1 Stunde abgedeckt mit Alufolie o.ä.
garen. Umso zarter ist es anschließend.
Viel
Spaß beim Kochen und: Gutes Gelingen!
Kleine und große
Zwerge in guter Obhut.
Ole Heinrich
berichtet aus der Geschichte Mark Friedersdorfs.
Mark Friedersdorf liegt östlich von Naundorf, nördlich von Mellnitz und
am Rande des Fläming. Zum Dorfleben in Mark Friedersdorf gehörte das Lachen und
Spielen der Kinder. Es gab eine Zeit, da war der Ort, im Vergleich zur
Einwohnerzahl, das kinderreichste Dorf im Kreis Jessen. Um die Kinder in ihrer
Entwicklung zu fördern und die Mütter zu entlasten, entstand auch in unserem
Dorf 1958 mit Unterstützung der LPG eine moderne, großzügig gebaute „Kombi“
(Krippen- und Kindertagesstätte), die zu den schönsten im Kreis zählte.
Auch die Kinder aus den Nachbarorten wurden mit einem sogenannten
„Babybus“ (betriebseigener Bus der LPG) morgens abgeholt und nachmittags wieder
nach Hause gebracht. Die liebevolle Betreuung der Kinder übernahmen zum größten
Teil Frauen aus unserem Dorf. Und mit
der Köchin „Tante Henze“ oder „Henzens Mutti“ aus Naundorf waren die kleinen
und großen Zwerge immer bestens versorgt. So z.B. die Erinnerung an „Henzens
Mutti“, dass sie Dauerwurst mitbrachte, daraus wurden kleine Klopse gemacht,
dazu Kartoffeln und Gemüse. Die Kinder bekamen auch Eintöpfe, Kartoffelsuppe
oder Nudeln zu essen. Kompott fehlte auch nicht, entweder Pudding oder
geschnittene Äpfel.
Ole
Heinrich, „Kombi“ Mark Friedersdorf
Gerne gegessen haben die Kinder auch Eierplinsen, Kirschsuppe im Sommer
oder Grießbrei für die „Kleinen“. Selbstgekochtes Essen war eben damals schon
gesünder! Das gemeinsame Essen in der Gruppe ist wichtig: Etwa, dass die Kinder
auf ihrem angestammten Platz sitzen dürfen oder dass beim Essen eine angenehme
und fröhliche Atmosphäre herrscht, z.B.
wenn alle Kinder sich an den Händen fassen und einen lustigen Tischspruch
aufsagen, den a uch die Kleinsten bald beherrschen: „Mein, dein, sein / der
Tisch ist noch rein / der Magen noch leer / und brummt wie ein Bär. Guten
Appetit! – Danke.“
Auch wurden alljährlich Kinderfeste (am 1. Juni) gefeiert. Da wurden
Bockwürste warm gemacht, dazu gab es
Brötchen oder Brause. Oder es wurde der traditionelle Klemmkuchen („ein
ganzer Eimer voll“) mit dem elektrischen Eisen gebacken.
Lecker Klemmkuchenrezept: 1 kg Mehl, 500 g Margarine, 500 g Zucker, 2
Flaschen Malzbier, 4 Eier, 2 Vanillezucker. Beim Gedanken an den Klemmkuchen
läuft heute noch manch „Einer“ das Wasser im Mund zusammen. Zu Kinder- oder
auch Erntefesten gehörten auch immer Tanz und Musik. Ob Jungen oder Mädchen,
sie tanzten gerne zu: „Das Wandern ist des Müllers Lust…“ den typischen
Bänderreigen.
Simon
Elias Lehmann, Hähnekrähen in Naundorf am 1. Mai
Mini-Muffin im
Eierlikörbecher.
Ein Rezept von
Cedric Grempel aus Seyda.
Zutaten:
150g Butter in Stücken, 100g dunkle Schokolade, 2 Eier, 200g Zucker, 300g Mehl,
1 Prise Salz, 300ml Milch, 2 TL Backpulver.
Muffinform:
Innenboden einfetten. Backofen: 180 Grad vorheizen. Backzeit: Ca. 25 min.
Zubereitung:
Schokolade zerkleinern oder grob raspeln; restliche Zutaten in eine
Rührschüssel geben und auf hoher Stufe mixen, Schokolade hinzugeben und noch
mal mixen. Masse in die Muffinform geben und abkühlen lassen, in die
Eierlikörbecher stecken und mit verschiedener Glasur bestreichen, dann mit
bunten Streuseln, Nüssen oder anderer Leckerei verzieren.
Für
jeden Kindergeburtstag eine tolle Sache!
Und
so sehen sie aus:
Speckkuchen.
Ein Rezept von Simon
Elias Lehmann aus Naundorf.
Hefeteig.
300g Bauernspeck in Würfel etwas auslassen. 2 Zwiebeln würfeln, etwas
andunsten. 1 Eßl. Kümmel. 2 Eier. ½ Liter saure Sahne. Salz, Pfeffer, Dill.
Paul
Kampfhenkel, Arme Ritter
Maja
Heidemüller, unser alter Kindergarten
Samy
Gräbitz, Wiesengrund Gadegast
.
Lucy
Lindner, Grundschule
Edgar
Freydank, Seydaer Kirche
Schneller zur Kirche.
Über alte
Abkürzungen, von Pfarrer Thomas Meinhof.
Wer aus Seyda kommt, kennt die „Lücke“! Ein schöner praktischer
Durchgang zwischen Triftstraße und Jüterboger Straße, und man kann dabei Seyda
von einer ganz anderen, im Frühling besonders schönen Seite sehen: Von hinten
gewissermaßen, die Gartengrundstücke, jetzt oft in voller Blüte. Ich habe
gehört – Conny Sackwitz hat es mir erzählt, und sie hat es von ihrem Nachbarn –
dass die „Lücke“ einmal angelegt worden ist, um einen schnelleren Weg zur
Kirche zu bahnen. Früher waren da nur Gärten, und jeder Anwohner hat einen
halben Meter abgegeben. Tatsächlich ist es ein ganz schöner Umweg, wollte man
erst über den Markt laufen!
Die Stadt war gewachsen – ursprünglich ging sie nur bis dahin, der
Schuss des Jägerburschen auf ein Strohdach, der im August 1708 die Stadt in
Brand setzte, geschah an der Stelle, wo die Lücke an der Jüterboger Straße
beginnt. Der Friedhof wurde, weil der Platz um die Kirche nicht mehr
ausreichte, in den Süden verlegt, da, wo Hellners jetzt ihren Garten haben –
bevor er dann an der Straße nach Gadegast neu angelegt wurde. Es ist freilich
schon eine ganze Zeit her! Die Neue Straße ist ja älter als die USA: Ihr Name
steht für das Wachsen der Stadt im 18. Jahrhundert. In der Kuhgasse siedelten
sich fleißige Leute an, die nun eine eigene kleine Landwirtschaft betreiben und
damit eine Familie gründen konnten – vorher war das Heiraten nur wenigen
vorbehalten, nämlich denen, die es sich auch leisten konnten! In der Neuen
Straße – wir haben es schon in einer Festschrift beschrieben – haben das die
Handwerker getan, die sich selbständig machten und ein eigenes Haus bauen
konnten.
Dass nun früher immer alle in die Kirche gegangen sind, ist eine
Legende – zu den großen Festen freilich, da gehörte es dazu, und dass möglichst
aus jedem Haus jemand kam, das wurde – insbesondere auf den Dörfern – so
praktiziert. Aber für das Jahr 1896 etwa kann man an einem „normalen“ Sonntag
von 30 Teilnehmern beim Abendmahl lesen – so viel waren es letzten Sonntag
auch. Es ist wohl immer eine kleine Schar gewesen, die Glaube, Liebe und
Hoffnung bewahrt haben durch die Zeiten. Und es war immer wichtig, dass alle
die Möglichkeit haben: Dazu diente auch die Maßnahme, die „Lücke“ zu schaffen.
In gleicher Weise findet sich das im Westen von Seyda: An der ersten
Kurve der Brauhausgasse zwischen den Häusern von Hannemanns und Wieczoreks ist
eine Tür zu sehen, die früher offen war und wo jedermann auf geradem Wege über
den Amtshof zur Kirche kommen konnte.
Und eine ähnliche Verbindung gab es von der Neuen Straße her, eine
Abkürzung schnurstracks zur Kirche.
Freilich
war die Schule daneben, und so war es zugleich für die Schulkinder praktisch.
Aber die Erinnerung auch des oben genannten Nachbarn geht zuerst von der
Notwendigkeit aus, schnell zur Kirche kommen zu können!
Linolschnitt von Diakon Solbrig, ca. 1975
Nebenbei bemerkt: Ist Ihnen aufgefallen, dass die Straße, von Mellnitz
kommend, zuerst auf den Kirchturm zuführt, und erst dann abbiegt zur Neuen
Straße hin? Ganz sicher ging der alte Weg von Norden her nach Seyda direkt über
den Haak hin zum Ortsmittelpunkt.
Auch in Morxdorf gibt es einen „Kirchweg“ – ich wurde einmal gefragt,
was es koste, ihn zu nutzen: Aber er hat nur den Namen und ist nicht Eigentum
der Kirchengemeinde. Es ist der Weg, der von Seyda aus genau zur Kirche führt –
der Pfarrer musste von Seyda aus laufen, da musste man sich jeden Umweg
ersparen.
Die
(Alte) Schulstraße in Seyda hieß übrigens einmal „Kirchstraße“, die Schule gibt
es nun dort nicht mehr, die Kirche schon.
Nele Pflug, Grundschule
Wilhelm Bernhardt,
Klemmkuchen
.
Unbekannter
Meister: Zucchinikuchen
.
Diego Traber, Spruch
Danielle Traber, Prost!
.
Pia
Hagi, Gut gekocht!
Jasmin
Krümpel, Tischspruch
.
Leo
Siegel, Marmorkuchen
.
Philipp
Krümpel, Schokomuffin
.
Jan
G. Kelting, Altes Feuerwehrhaus am Markt
Leopold
Uwe Bockler, Der Bierwagen in Seyda
.
Ferdinand
Uwe Bockler, Hirschhornkuchen
.
Anton Stolp, Wappen
Lennox
Quaiser, Rezept
.
Lennox
Quaiser, Festmahl
Impressum:
V.i.S.d.P.:
Thomas Meinhof, Kirchbogen 1, 06917 Jessen OT Seyda. Auflage 600 Stück. 20. Mai
2019.
An dieser Festschrift haben mitgewirkt:
Andrea
Arndt, Joachim Arndt, René Arndt, Milan Becker, Wilhelm Bernhardt, Kiara
Bischoff, Ferdinand Uwe Bockler, Leopold Uwe Bockler, Tim Dolgner, Edgar
Freydank, Anke Fritzsche, Samy Gräbitz, Tim Grafe, Cedric Grempel, Pia Hagi,
Edith Halfas, Lukas Heer, Lara Heidemüller, Maja Heidemüller, Ole Heinrich, Horst
Hirsch, Jolie Jennert, Anni Kaiser, Lilly Kaiser, Paul Kampfhenkel, Jan G.
Kelting, Meggie Knohl, Jasmin Krümpel, Philipp Krümpel, Hanna Lange, Simon
Elias Lehmann, Ursula Lehmann, Marie Lindemann,
Lucy Lindner, Clara Meinhof, Hans Meinhof, Thomas Meinhof, Andrea Otto, Nele
Pflug, Patschuli Prügel, Lennox Quaiser, Conny Sackwitz, Jonas Samp, Jannik
Schreiber, Hans-Georg Schulze, Milo Schwerdt, Lars Seidel, Leo Siegel, Anton
Stolp, Danielle Traber, Diego Traber, Annekathrin Treffkorn, Leni Wieczorek, der
Gemeindenachmittag der Kirchengemeinde Seyda und der Heimatverein Seyda.
Kiara
Bischoff, Brauereivertrieb