Festschrift
zum ausgefallenen Schul- und Heimatfest in Seyda 2020
Umschlagseite vorn: Bilder 1 und 2: Johanna, Kl. 1; Bild 3: Mia, Kl. 1, Bild 4: Emma, Kl. 2, Bild 5: Jolie Jennert, Kl. 3. Hinten: Bruno und Emily, Kl. 2.
Lilli Kämz Kl. 3
Milo Schwerdt, Kl. 4
Vorwort
In diesem Jahr ist nun alles ganz anders! Sogar das
Heimatfest muss ausfallen.
Aber die Festschrift kann trotzdem erscheinen! Die Kinder
der Grundschule haben fein gemalt: Tiere - von
denen wir in Seyda ja reichlich haben: Katzen und Hunde, Meerschweinchen und
Pferde, Kühe und Schweine; dazu die Zirkustiere, und natürlich die „wilden“
Tiere im Wald und auf der Heide. Schön, dass die Kinder bei uns so aufwachsen
können!
Dazu kommen Illustrationen zur Hausgeschichte der Zahnaer
Straße, die Meister Hirsch wieder meisterhaft erzählt hat.
Vielen Dank für die Bilder und alle Beiträge!
Die Recherche zu Dr. Weidauer erinnert uns an Zeiten, in
denen viel Schlimmes geschah und Kraft und Mut und Liebe gefunden wurde, sie zu
überwinden.
Heute sind wir neu herausgefordert, aber Glauben und Liebe
und Hoffnung gibt es auch bei und unter uns. Dankbar wollen wir sehen, dass bis
hierher niemand aus unserem Städtchen an dem neuen Virus erkrankt oder gar
gestorben ist.
Seyda steht mit seinem Wiederaufbau nach dem Stadtbrand,
mit der Arbeiterkolonie – dem Diest-Hof, der Geschichte von Dr. Weidauer, dem
17. Juni und vielen anderen Begebenheiten für die tätige Nächstenliebe, die
anpackt und verändert. In diese Richtung wollen wir auch heute gemeinsam
unterwegs sein: Die Sammlung zur Konfirmation am Pfingstsonntag für Menschen in
Simbabwe, die die Krise ungleich schwerer getroffen hat als uns, ist so eine
Wegmarke, die sich fortsetzen lässt.
Auch in die Ferne gehen herzliche Grüße mit dieser
Festschrift zu allen, die Seyda
verbunden sind. Dazu gehört Frau Elfriede Steckhan geb. Sommer; in Seyda ist
sie geboren, jetzt wohnt sie schon lange in Naumburg, und zu dieser Festschrift
hat sie zwei Anekdoten in der Erinnerung an ihre Heimat beigetragen.
Die Festschrift hatte neben der Freude, die sie bringen
soll, auch immer die Aufgabe, Veranstaltungen für Kinder zu finanzieren. Der
„Rummel“ zum Heimatfest war dann tatsächlich – wo gibt es das sonst auf der
Welt! – immer ein paar Stunden für alle kostenlos. Das nächste Heimatfest kommt
bestimmt: Und wenn Sie mögen und können,
dann geben Sie im nächsten Jahr einfach das Doppelte! Herzlich grüßt:
Lilly, Kl. 2 Lucas, Kl. 1
Nele Siegel, Kl. 1
Emily Kl. 2
Anni Kaiser, Kl. 4 Danielle, Kl. 2
Inhaltsverzeichnis
Seydaer Grundschüler haben gemalt! Im ganzen Heft.
Dr. Weidauer.
Arzt in Seyda 1945 – 1960. Eine Recherche anlässlich des
Besuches seiner Kinder im Februar 2020. Seite 6
…und Schwester
Margarete.
Eine Nothelferin in Seyda.
Seite 18
Die Zahnaer Straße
in Seyda.
Beschrieben vom Gemeindenachmittag Seyda mit maßgeblicher Beratung
von Meister Horst Hirsch. Seite 19
Das vergessene
Jubiläum:
Die erste Dauerwelle
in Seyda!
Ein Erlebnis, erzählt von Frau Ursula Lehmann 2020. Seite
45
Der siebente Himmel.
Eine Anekdote aus ihrer Kinderzeit von Elfriede Steckhan
geb. Sommer (geb. 1935 in Seyda). Seite 46
Die Pfarrersfrau.
Eine Begegnung im Jahr 2000, von Elfriede Steckhan geb.
Sommer.
Seite 47
Johannis.
Ein Gedicht von Superintendent i. R. Michael Sommer,
vormals Jessen, jetzt Düsedau, für den Freundesbrief des Diest-Hofes 2019.
Seite 48
Der Nachtwächterweg
um Gadegast.
Erzählt von Reinhold Geyer u.a. Seite 50
Ich habe einen
Traum.
Eine Brücke des Glaubens, der Liebe und der Hoffnung: Von
Seyda nach Simbabwe. Von Pfarrer Thomas Meinhof Seite
54
20 Jahre www.seyda.de
Ein Schaufenster für „Die bunte Stadt am Flämingrand“. Seite 70
Impressum Seite 71, Mitwirkende Seite 72
Dr. Weidauer
Ein Vortrag – leicht gekürzt und ergänzt
- anlässlich des Besuches seiner Kinder in Seyda: Frau Dr. Mirjam Seddig und
Jarno Weidauer am 29. Februar 2020 im Pfarrhaus Seyda.
Heiratsanzeige
„Herzlich
grüße ich alle und will jetzt eine Erinnerung an Dr. Weidauer, Ihren Vater,
versuchen. Wie ein großes Puzzle besteht sie aus ganz vielen einzelnen
Erinnerungsstücken, die wir hier miteinander betrachten wollen. Viele von uns
hier haben dazu beigetragen und werden vorkommen und sind dabei eingeladen,
sich einzubringen.
Dr.
Joachim Curt Weidauer wurde in Dresden am 28. Juli 1912 geboren. Sein Vater war
der Bankbeamte Armin Weidauer, er starb, als der Sohn 16 war. Seine Mutter war
Pianistin. In Dresden ist er aufgewachsen, in gutbürgerlichen Verhältnissen,
mit Tennisspiel und Semperopernbesuch, sein Elternhaus war nur wenige Meter vom
Großen Garten entfernt.
Seine
Mutter Elsa Petra Weidauer geb. Plonsker war Jüdin, geb. am 19.9.1883 als
Tochter von Lazarus Plonsker und Wanda geb. Rosenbaum in Myslowitz im
Dreikaisereck von Österreich, Russland und Deutschland. In diesem Gebiet,
früher deutsch, heute polnisch, hat die Familie über Jahrhunderte gelebt.
Einer
seiner Urgroßväter hieß Joachim und war Rabbi in Lissa (heute Lezno), einer
damals deutschen Stadt, in der fast die Hälfte der Einwohner Juden waren. - Dr.
Weidauer und seine Mutter sind in der Namensliste der Dresdener Juden
verzeichnet.
In
einem Film am Ende seines Lebens, 1991, erzählt Dr. Weidauer, dass seine
Mutter und er in der Nacht des 21. Januar 1942 bei minus 18 Grad in Dresden
aus ihrer Wohnung abgeholt und getrennt worden sind. Sie kam in einen
Transport von 773 Dresdener Juden, der am 24. Januar 1942 in Riga eintraf. |
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Die
letzte Spur der Mutter ist aus dem Ghetto in Riga. In der Gedenkstätte Yad
Vashem in Israel ist sie als Opfer der Schoa verzeichnet. Es ist dort
geschrieben, dass sie in Riga vergast wurde. Ihr zwei Jahre jüngerer Bruder
Kurt Plonsker, in Hamburg geboren, ist mit 88 Jahren am 5. Juli 1973 in
Kentfield in Kalifornien verstorben.
Zwei
Drittel der Dresdener Juden sind emigriert. Dr. Weidauer ging als
Medizinstudent 1934 aufgrund der politischen Verhältnisse nach Wien, wegen der
Diskriminierung und beginnenden Verfolgung der Juden in Nazideutschland.
Besonders interessiert war er an der Psychotherapie von Freud und Jung. Doch
die Nazis waren auch in Wien. Er berichtet, dass er von dort in die Schweiz
ging und 1938 bei C. G. Jung, dem berühmten Psychoanalytiker, gearbeitet hat.
Jungs
Institut wurde erst 1948 gegründet, aber Jung war Professor von 1935-1942. Dann
kam er – so sagt er es im Film - aus
Sorge um die Mutter zurück nach Deutschland.
Er
wurde verhaftet, aufgrund einer Denunziation, hat seine Tochter berichtet. In Schriftstücken
der Konzentrationslager ist zu lesen, dass er am 19. Juli 1944 in Dresden von
der GeStaPo verhaftet wurde. Die einweisende Dienststelle aber ist „Den Haag“.
Am 6. Oktober wurde er in Sachsenhausen registriert. Am 13. Dezember im
Konzentrationslager Buchenwald.
Der
Grund der Inhaftierung war: „Politischer Häftling“ – Nr. 14629 in Buchenwald –
und „Mischling I. Grades“ – dass also ein Elternteil jüdisch war, die
Rassenideologie der Nazis. „Dikal“ heißt es auf der Akte am 14.12. in
Buchenwald: „Darf in kein anderes Lager.“
Das
rote Dreieck musste er tragen, das
hatten die „Politischen“, und das gelbe, „jüdisch“ darunter: als Grund seiner
Inhaftierung wird „Übertretung polizeilicher Auflagen“ geschrieben.
Wir
werden nicht ins letzte ergründen können, was da wann geschehen ist. Ob er
mehrmals inhaftiert war. Wie er durch die furchtbare Zeit gekommen ist. Von Oktober bis April hat
er 35 kg abgenommen – hätte er das länger durchhalten können? Er selbst erzählt
in dem Film als Grund für eine Festnahme, dass er von einem Nazi aus München in
Wien als Jude beschimpft wurde, und er diesen zusammenschlug. Vielleicht wurde
er mehrmals eingesperrt. Der Umgang mit sogenannten „Halbjuden“ (das ist
Nazi-Sprache), die also ein deutsches und ein jüdisches Elternteil hatten, war
verschieden und wurde erst nach und nach verschärft.
Es
war furchtbar: Allein aufgrund seiner Herkunft wurde er an Leib und Leben
bedroht, galt er als wertlos, minderwertig. 6 Millionen Juden sind in diesen
Jahren umgebracht worden. Er hat es überlebt. Wie und an welchen Orten er sich
aufgehalten hat, lässt sich nur bruchstückhaft rekonstruieren.
In
Sachsenhausen bei Oranienbaum erhielt er im Oktober 1944 die Häftlingsnummer
107 305. Am 7. Dezember 1944 wurde er nach Buchenwald „überstellt“
(Häftlingsnummer 14629) und noch im Dezember 1944 in das Außenlager
Langenstein-Zwieberge.
Die
grausamen Verhältnisse in Zwieberge hat er nach dem Krieg auf Anfrage der
Gedenkstättenleitung ausführlich beschrieben: Von massenhaftem Sterben,
unmenschlicher Arbeit, Hunger. In den Berg wurde ein Stollen getrieben, der für
die Rüstungsproduktion genutzt werden sollte. Im Film erzählt er von dem
Aufbruch aus Langenstein-Zwieberge, dem Beginn des Todesmarsches:
„Und
nun wussten wir: Jetzt passiert irgend etwas. Das geschah auch. In der Nacht
danach rückten wir nicht mehr aus zum Dienst ins Lager, sondern es hieß:
Antreten, Formationen in der nun in der berühmten 5er Reihe, der KZ-Reihe, und
zwar immer in Blocks zu 500 Mann. Also 100 5er Reihen ein Block, und 3000 waren
wir, also rund 6 Blocks waren wir, das Lager wird verlassen. Wir marschierten
ab gegen morgen auf den sogenannten Todesmarsch, von dem wir natürlich noch
nicht wussten, dass es einer war oder werden sollte, und flankiert von SS –
Leuten mit Gewehr im Anschlag, etwa alle 3 Meter ging ein SS-Mann mit einem
Gewehr im Anschlag.“
„Wir
gingen durch ein Dorf bei Tag. Die Bauern hatten sich hinter ihren Gardinen und
Türen verborgen, sie wussten offenbar, was da vor sich ging. Nur eine alte Frau
trat aus einem Haus mit einer großen Blechkanne und einer Kelle und so ein paar
Töpfen und winkte ein paar Leute an sich heran. Wir konnten aber diese Reihen
nicht verlassen wegen der SS-Leute. Ein paar Mutige rannten doch die paar Meter
zu der Frau hin, um sich dort einen Pott Wasser oder Ersatzkaffee wegen des
wahnsinnigen Durstes zu ergattern. In dem Moment schossen drei SS-Leute auf
diese kleine Gruppe, schlugen die alte Frau mit dem Gewehrkolben, rissen das kleine
Tischchen um, und mit Genickschuss die zwei oder drei Häftlinge. Und der Zug
ging weiter… Eines dieser Erlebnisse. Dann fielen jeden Tag mehr um, die wurden
an die Seite geschoben von den Weitermarschierenden – Marschieren kann man
nicht (sagen), Weiterschleichenden. Und nach jedem 500er Block ging ja ein
sogenanntes „Aufräumkommando“, das waren 2, 3, 4 SS-Leute mit
Maschinenpistolen. Jeder, der am Rand lag, erhielt Genickschuss, damit er
nachher nicht etwa aufstand und die Freiheit fand.…Es lagen also täglich mehr
und mehr Tote am Wegesrand des Weges, den wir durchschlichen haben. Schließlich, nach 14 Tagen – 13
Tagen – kamen wir in die Gegend von der heutigen Kreisstadt Jessen, in die Nähe
des Marktfleckens Seyda. Ich marschierte noch mit dem kleinen Rest – nein,
marschieren kann ich nicht sagen, schlich noch mit dem kleinen Rest noch
Lebender auf dem vorgeschriebenen Weg, an dem SS Kommandanten, Lagerkommandant,
der in einem Mercedes aufrecht stand und den Rest sich anguckte, vorbei, auf einen
Wald zu. Und dort überholte mich mit dem Fahrrad, was er allerdings schob, es
war einer von der Wachmannschaft, ein Unbewaffneter allerdings, der sagte, ihm
sei alles egal, er habe Frau und zwei erwachsene Töchter bei einem Luftangriff
auf Essen verloren, und ihm sei alles wurst. Gut, er sagte mir, ich solle nicht
sehr weit mehr laufen, dort vorne sei ein Furage-Fahrzeug der SS
steckengeblieben, und da müsse er hin, ich solle mich dort am Waldesrand auf
das Gesicht werfen und liegen bleiben, was auch geschieht, bis alles außer
Reichweite sei. Ich dachte mir: Gut, das ist ein Vorschlag. Weit kommst du
sowieso nicht mehr, und ließ mich doch aufs Gesicht fallen und blieb liegen, in
der Annahme der anderen: Nun ist er tot. Es stolpern noch ein paar über mich
hinweg, und ein kleines, sehr verkürztes „Aufräumkommando“ auch an mir vorbei,
und es knallten zwei Schüsse. Ich war nicht getroffen. Ich weiß nicht, wer
geschossen hat und womit geschossen wurde, das weiß ich bis heute nicht, ob es
vielleicht der Bankbeamte aus Essen war, der nur mit Platzpatrone oder eben
daneben geschossen hatte; ob´s wirklich die SS war – weiß ich nicht. Ich war
noch am Leben.“
Wie
es weiterging, darüber gibt es unterschiedliche Schilderungen. Lange hielt sich
in Seyda die Erzählung zweier Jungen (Siegfried *1932 und Günther *1934
Dümichen), die ihm mit dem Hundewagen völlig entkräftet aus dem Wald geholt und
zu ihrer Mutter Meta Dümichen brachten.
In
seinem Lebensbericht, den er selbst im Gefängnis in Bautzen in den 60iger
Jahren schrieb, berichtet er von seiner Rettung, dass er zunächst auf das alte
Mühlengrundstück zwischen Schadewalde und Zemnick zuging. Zu einem Italiener
konnte er aufgrund seiner Sprachkenntnisse Vertrauen herstellen, dieser
informierte die Hausbewohnerin, und so bekam er zu essen. Als Arzt wusste er,
dass zu reichliches Essen nach der langen Entbehrung tödlich sein konnte, so aß
er nur einen Bissen Brot. Die Frau bat ihn, das Grundstück wieder zu verlassen,
aus Sorge um ihr Leben. Gleichzeitig hatte sie auch deutsche Soldaten
versteckt, und die Russen waren nahe, aber auch durch die SS war es allen
verboten, Häftlinge zu verstecken oder zu unterstützen. Der italienische
Kriegsgefangene empfahl Dr. Weidauer den Weg nach Schadewalde, wo es noch
weitere Italiener gab. Beim Gastwirt Kuhne konnte er sich in der Scheune
verstecken. Als die Russen kamen, setzte sich ein russischer Kriegsgefangener
für ihn ein, und so überlebte er das Kriegsende.
Frau
Meta Dümichen (ihr Bild ist auf dem Seyda-Kalender 2020) bot ihm an, in ihrem
Haus zu wohnen – gleich vorn beim Hauseingang richtete sie ihm eine Stube ein
-, und brachte ihn durch ihre Pflege wieder zu Kräften. Von daher gab es eine
lebenslang anhaltende freundschaftliche Verbindung. Ihre Enkeltochter, Frau
Angelika Wolter, ist heute da! Mitgeholfen hat auch Frau Lydia Hecht (die
Tochter ist da, Frau Scholz).
„Ich wog 36 Kilo, man stelle sich das bitte
vor, nicht, das war die Hälfte meines Normalgewichts, ich musste erstmal essen
und laufen lernen; das ging dann allerdings ganz gut, ich wurde eingekleidet,
die Ärmsten gaben mir was, die reichen Bauern nicht, und dann ging ich rüber,
gestützt auf ein Fahrrad, was mir auch jemand schenkte, und meldete mich dann
beim Bürgermeister in Seyda, der neue Bürgermeister, den die Kommandantur
eingesetzt hatte. Dieser Bürgermeister war dann mein späterer Schwiegervater.
So bin ich dann da gerettet worden. Es war vorbei!“
Der
Kaufmann Kaatz war gemeinsam mit zwei weiteren Männern mutig den Russen mit
einer weißen Fahne entgegengegangen, um eine Zerstörung Seydas zu verhindern.
Er wurde auch deshalb dann Bürgermeister.
Am
6. Mai 1950 fand die Trauung mit Ursula Kaatz, geboren am 19. April 1922, in
der Kirche statt durch Pfarrer Willy Hagendorf, der selbst unter den Nazis im
Gefängnis gesessen hatte und wie Weidauer später von den Kommunisten wieder
eingesperrt wurde. Eine Bekanntmachung mit dem Bild des jungen Paares gibt es.
Im Elternhaus der Braut wurde ausgiebig gefeiert: Alle Fenster waren
erleuchtet.
Am
2. August wurde der Sohn Jarno Claudius Weidauer geboren und am 17. November
1951 in der Seydaer Kirche getauft. Am 3. September 1953 kam die Tochter Mirjam
Judith Cornelia zur Welt, sie wurde am 24. Juli 1954 getauft – da war Pfarrer
Hagendorf schon im Gefängnis. Er hatte Streikführer vom 17. Juni 1953 aus
Bitterfeld im Seydaer Pfarrhaus versteckt und ihnen erfolgreich zur Flucht
verholfen. Im September 1953 wurde er abgeholt und eingesperrt. Die Taufe
vollzog deshalb Pfarrdiakon Fetzer aus Oehna. Ein Pate bei seinem Sohn war der
Tenor Ralf Schnabel aus Leipzig. Er sang: „In
diesen heilgen Hallen hat Rache keinen Raum“ (!!! - was das bedeutet, nach
dem, was er Schlimmes erlebt hat! - ).
Eine Patin war auch Monika Hagendorf, die Pfarrerstochter. Bei der Taufe
der Tochter stand auch die Tante, Lydia Plonsker aus Chicago, Frau des Bruders
der Mutter Kurt Plonsker, der fliehen konnte, Pate. Der Pate Walter Melchior
aus Rodleben bei Roßlau nahm sein Patenversprechen auch in sofern ernst, dass
er für die Kinder in den Ferien sorgte, als die Eltern inhaftiert waren.
Dr.
Weidauer stand Pate bei Friedemann
Ludwig Hermann Hagendorf, dem Sohn des Pfarrers, am 18. Januar 1951.
Offensichtlich gab es – bestimmt auch wegen der ähnlichen Geschichte,
freundschaftliche Beziehungen zu Pfarrer Hagendorf. Dr. Weidauer wurde auch in
den Gemeindekirchenrat gewählt. Er war bei den Entscheidungen dabei, als das
Pfarrhaus 1950 neue Türen, eine neue Fassade und Linoleumfußboden bekam; er war
dabei, als die Neugründung einer Kirchengemeinde für Mark Zwuschen mit Seydaer
Kirchenland unterstützt werden sollte am 3. Mai 1949 – diese Neugründung hat
dann nicht stattgefunden, die neue Staatsmacht hat es verhindert. Er war dabei,
als der Seydaer Kirchenrat zwei Älteste nach Magdeburg zum Bischof entsandte,
um eine Wiederbesetzung der Pfarrstelle nach der Festnahme von Pfarrer
Hagendorf zu bitten.
Praxisschild
Die
Stelle des praktischen Arztes in Seyda war 1945 unbesetzt. Die Menschen aus
Seyda und Umgebung – dazu kamen viele Hunderte Flüchtlinge – waren froh, in Dr.
Weidauer einen Arzt vor Ort zu haben. Er praktizierte zunächst in der
Jüterboger Straße Nr. 60 im Haus des Lehrers Zierke, der im Zweiten Weltkrieg
umkam.
Die
durch die Stadt Seyda 1937 geschaffene Arztpraxis in der Bergstraße wurde erst
nach einigen Monaten wieder frei, bis dahin war das Stadthaus durch Russen
besetzt.
Horst
Hirsch, damals 17 Jahre alt, und Walter Dalichow, damals 14, erinnern sich an
Behandlungen in der Jüterboger Straße.
In
der Arztpraxis arbeitete Dr. Weidauer eng mit der Hebamme, Frau Göricke, die
seit 1930 in Seyda tätig war, zusammen. Sie war selbständig, rief aber,
insbesondere bei Problemen, immer den Doktor hinzu. So half er zwischen 1945
bis 1960 ca. 500 Kindern auf die Welt, wie er sich selbst erinnert.
Vielfältig
waren seine Aufgaben: So wird erzählt, dass er einen Jugendlichen aus Gentha
nach einem Knochenbruch bei der Heimkehr von den Fastnachten im eigenen Auto
nach Seyda fuhr und eingipste. In Seyda und in Zemnick half er
Kriegsheimkehrern, durch maßvolle Ernährung zu überleben.
Der
Vater von Herrn Hans-Georg Schulze überlebte durch ihn!
In
Seyda überwies er einen Familienvater in die Charite, wodurch sein Leben
gerettet werden konnte. Überhaupt organisierte er viele Krankentransporte und
Überweisungen, im Russenjeep oder im Leiterwagen, manchmal mitten in der Nacht.
Ein kleiner Junge aus Morxdorf verdankt ihm so sein Leben.
Auch
psychotherapeutisch war er tätig, nicht erst in Rheinsberg: Es wird erzählt,
dass Dr. Weidauer auch die Kunst der Hypnose beherrschte (und so einen Jungen vom
Bettnässen heilte).
In
der Praxis half ihm seine Frau, sie hatte wohl auch eine
Krankenschwesterausbildung. Dazu kamen Gisela Bernholz aus Gadegast (geb. 1937,
heiratete 1963 Helmut Kuhl aus
Schlieben), Elli Bajerke aus Schadewalde (geb. 1937, Schwägerin von Günter
Dümichen) und Inge Rietdorf (geb. 1940, später verheiratete Fietzek). Als
Kindermädchen half zwei Jahre lang Christel Schröder (geb. 1937, später
verheiratete Jahn) in den Jahren 1954 bis 1956. Von ihr gibt es ein Bild von
den Seydaer Fastnachten mit der Tochter Mirjam auf dem Schoß: Der Doktor hatte
erlaubt, dass Christel zur „Modenschau“ (so hieß die Fastnachtsveranstaltung am
Montag) gehen konnte, wenn sie Mirjam mitnehmen würde – und das tat sie.
(Mirjam Weidauer links unten auf dem Schoß)
Bei
Weidauers „in Stellung“ als Haushaltshilfe tätig war auch Frau Dora Schulze
(später verheiratete Kantelberg, geb. 1937, gest. 2019). Zusammengearbeitet hat
er mit der Gemeindeschwester, Schwester Margarete.
Die
Praxis befand sich in der Bergstraße 1, Eingang von der Brauhausgasse her. Vorn
war das Wartezimmer, links davon das Schwesternzimmer und dann das
Behandlungszimmer, woran sich die Wohnräume anschlossen.
Dr.
Weidauer war ein Landarzt alter Schule: Er kam sofort, wenn jemand in Not war,
am Tag oder in der Nacht. Das wird oft berichtet.
Bei
Versammlungen in der Stadt trat er in Erscheinung, wie er auch im Film erzählt.
Da bekannt war, dass er im KZ gewesen war, hatte er größere Freiheiten als
andere, seine Meinung zu sagen.
Jedoch
trat er nicht nur als Widerständler gegen die Staatsmacht in Erscheinung. In
der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes VVN arbeitete er aktiv mit und
hielt im Kreis Jessen Vorträge, um über die Konzentrationslager aufzuklären,
auch gemeinsam mit alten Kommunisten.
Im
Rückblick auf sein Leben, wie wir ihn in dem Filmdokument finden, das kurz nach
der Wende aufgezeichnet wurde, stellt er seine oppositionelle Haltung der DDR
gegenüber heraus. Etwa mit jener Begebenheit: Ein Funktionär versucht einem
älteren Mann, Otto, zu erklären, warum dieser keine Erlaubnis bekommt, seine
Tochter im Westen zu besuchen, und fragt ihn dann: „Verstehst Du das jetzt?“ –
Als dieser verneint, springt Weidauer auf und erklärt: „Das liegt daran, dass
es denen im Westen gerade besser geht als uns hier.“ Darauf tobt der Saal und
die Funktionäre müssen ihn durch die Hintertür verlassen – so beschreibt er es
selbst. Zweifellos besaß er als Arzt und auch als ehemaliger KZ-Häftling große
Autorität und konnte sich mehr erlauben, als andere.
Dass
er ein Jude war, sei damals kaum einem bewusst gewesen, hieß es einhellig beim
Seydaer Gemeindenachmittag 70 Jahre danach. Er selbst berichtet davon, dass
sich ihm einige von den russischen Soldaten als Juden zu erkennen gaben und sie
sich Jiddisch verständigen konnten – dass sie das aber heimlich taten, denn
auch in der Sowjetunion waren Juden immer wieder Verfolgungen ausgesetzt. Wie
in ganz Deutschland gab es auch in Seyda intensive Indoktrinationen der Nazis
über „den Juden“, in der Schule aber auch in Schulungen. Diese Saat wirkt
bisweilen bis heute fort. In Seyda kannte man persönlich Juden nur als fahrende
Händler, die sich – traurig – nach der Machtergreifung Hitlers bei ihren Kunden
verabschiedeten. Oder es gab eine Tante, die in Berlin „bei Juden in Stellung“
war, sie berichtete, dass sie sie gut behandelt hätten und bei der
„Kristallnacht“ (9. November 1938) alles zerschlagen wurde. Von einem
Lüttchenseydaer Bauern wurde noch 200 Jahre später erzählt, dass er nach
Verwundung in den Napoleonischen Kriegen von Juden aus Polen bis nach Hause
transportiert wurde und so am Leben blieb. Pastor Hagendorf musste wie alle
Pfarrer Ahnenanfragen aus den Kirchenbüchern beantworten, ob es jüdische
Vorfahren gab. Er legte in die Antwortbriefe Spendenbitten für Judenchristen
bei – also für Menschen, bei denen diese Suche so ausfiel, dass ihnen jüdische
Ahnen bestätigt werden mussten und sie nun erhebliche Nachteile hatten. Durch
diese mutige Aktion geriet er zuerst in das Visier der Gestapo. Später wollte
Hitlerjugend – seine Konfirmanden – den Davidsstern über der Kirchtür
herausschlagen, aber er schickte sie nach Hause mit den Worten: „Der ist älter
als Ihr!“ – und der Stern ist heute noch unversehrt. Später kam der Pfarrer
wegen des Hörens von ausländischen Sendern ins Gefängnis und kehrte erst nach
Kriegsende zurück. Die Frau des Kaufmannes Martin Gerhardt, den Dr. Weidauer
einmal rettete und wo er in seinen Schriften darüber nachdenkt, dass dieser ja
auch ein Nazi gewesen war – dessen Frau soll jüdischer Herkunft gewesen sein,
was aber durch die Familie und die Nachbarn gedeckt wurde; auch die
Parteiabzeichen, die sie und er auf der Brust trugen, sollten dazu helfen.
Die
jüdische Herkunft von Dr. Weidauer war also in der Zeit von 1945 bis 1960 in Seyda kein Thema, natürlich
auch deshalb, weil Antisemitismus als Sympathie mit dem Nationalsozialismus
verstanden werden konnte, was hart verfolgt wurde. Dr. Kratz, der vorher in
Seyda praktizierte und nun wiederkam – er war wohl Soldat gewesen, Dr. Kratz
fragte Bürgermeister Dalichow, ob er die Stelle wieder antreten könne, und
dieser antwortete, dass er in diesen Zeiten „gegen einen Juden keine Chance“
hätte.
In
Westdeutschland waren nach einer Studie 1949 ein Viertel der Bevölkerung
antisemitisch eingestellt – das wird in Seyda nicht viel anders gewesen sein.
So halten sich auch bis heute vereinzelt Gerüchte, die antijüdische Vorurteile
transportierten. – Auf der anderen Seite stehen die Menschen, deren Angehörige
von Dr. Weidauer gerettet worden sind. Auch wurde darauf verwiesen, dass sein
Cousin Walter Weidauer Oberbürgermeister von Dresden sei (den Kindern war das
nicht bekannt) – (1946 bis 1958, dann bis 1961 Vorsitzender des Rats des
Bezirkes Dresden, SED-Mitglied. Er prägte den Satz: „Das sozialistische Dresden
braucht weder Kirchen noch Barockfassaden.“)
Es
wird überliefert, Dr. Weidauer sei Zigarren-Liebhaber gewesen – der Sohn sagt
aber, er habe nie geraucht.
Er
liebte alte Möbel. So brachte er Mitte der 50iger Jahre einen Kronleuchter mit,
einen „Fläming-Lyster“. Beim Putzen musste er dabei sein. Auch Möbel wurden
einmal angeliefert. Es hieß, ein Sekretär wäre auch darunter. Eine junge Hausbedienstete
hatte das falsch verstanden und fragte die Möbelpacker: „Und wo ist jetzt
der junge Mann, der Sekretär?“ Die Familie
hatte zwei Autos und auch schon einen Fernseher. Dr. Weidauer hatte seine
Vorlieben beim Essen. Er trank keinen Kaffee, sondern Tee, und keine
Kartoffeln, sondern Reis. In regelmäßigen Abständen kamen die Kollegen aus der
Umgebung, so Dr. Charlet aus Elster. Dann mussten auch Kartoffeln gekocht
werden.
Im
Oktober 1960 kam es zur Verhaftung Dr. Weidauers
bei Mellnitz. Er war mit seiner Frau unterwegs Richtung Potsdam oder Berlin.
Die Staatssicherheit fing ihn ab. Versuchte Republikflucht wurde ihm vorgeworfen.
Der Pfarrer Fetzer aus Oehna (der Mirjam getauft hatte) kaufte ihm vorher ein
Auto ab und wurde deshalb der Fluchthilfe verdächtigt. Er entzog sich der
Verhaftung durch die Flucht gen Westen. Die Nachricht von der Festnahme des
Doktors in Seyda ging herum wie ein Lauffeuer. In dieser Zeit verließen viele
Menschen unsere Orte. Das Fehlen eines Landarztes war ein großer Verlust.
Die
Kinder kamen von der Schule nach Hause, der Vater war nicht mehr da, die Mutter
saß im Sessel, viele Staasi-Leute waren in der Wohnung. Jarno wollte allen
artig die Hand reichen, die Mutter rief ihn zu sich und sagte: „Diesen Herren
brauchst Du nicht die Hand geben.“ Alle Wertgegenstände wurden beschlagnahmt.
Sie
wurden beide eingesperrt, in Bautzen. Dr. Weidauer hat seine Frau manchmal von
ferne sehen können, auf dem Hof, und
schrieb ihr Briefe – die sie aber nie erhalten hat.
Der
Lehrer Rülicke fuhr mit seinem Auto die Kinder zu Besuchen nach Bautzen! -
Weidauers Kinder wurden in der Schule gehänselt, weil ihre Eltern „im Knast“
waren. Der Direktor Stassen ging dazwischen und versuchte, das zu unterbinden.
Das
Ehepaar Weidauer wurde zu 6 ½ und zu 4 Jahren Haft verurteilt. Frau Ursula
Weidauer geb. Kaatz wurde „Mitwisserschaft“ vorgeworfen. Sie kam früher als ihr
Mann zurück, nach zwei Jahren, im Rollstuhl und schwer krank. Der Lehrer Höhne,
der zum üblichen Hausbesuch kam, hatte keine Ahnung, dass der Vater der Kinder
eingesperrt war, und erfuhr es auch erst viel später. Es wurde nicht darüber
gesprochen.
Nach
4 ½ Jahren kam Dr. Weidauer zurück – , aus Bautzen. Der Grund für seine
Inhaftierung hieß „Behinderung des sozialistischen Aufbaus“. Im Film beschreibt
er das Prozessende, wo die Ausführung der Staatsanwaltschaft dahin gipfelte, er
hätte – schlimmer als ein Mörder – durch sein Handeln die Gefahr eines 3.
Weltkrieges heraufbeschworen.
„Behinderung
des sozialistischen Aufbaus“ – gerade der Doktor hat Tag und Nacht für die
Gesellschaft gearbeitet. Unter heutigen Umständen wäre er einfach ein
anerkannter Arzt gewesen – doch so
musste er grausam leiden, immer wieder zu unrecht. Das ist die Folge von
Ideologien, die Menschen in Gruppen einteilen und abwerten. Es gibt sie zum
Teil heute noch oder wieder!
Bei
seiner Entlassung aus dem Zuchthaus Bautzen konnte Dr. Weidauer zwischen drei
Orten wählen. D.h. er musste sich als straffällig gewordener Mediziner
bewerben, tat das in vielfacher Weise – und bekam drei Antworten. Er entschied
sich für Rheinsberg – wohl wegen Tucholsky und Fontane: Er hatte schließlich
dann wieder eine Bibliothek von 6000 Bänden. Auch von Seyda aus fuhr er
regelmäßig zu „Wünschmann“ nach Wittenberg in den Buchladen. Er las bis ins
hohe Alter hinein.
Das
Ehepaar zog zusammen mit den Kindern nach Rheinsberg, wo seine Frau starb. Er
praktizierte dort wieder, 25 Jahre lang. In den ersten Jahren durfte er seinen
Wohnort nicht verlassen – so wird es erzählt. Es gab so etwas in der DDR, man
hatte dann einen „PM 12“, einen besonderen Personalausweis. Viele Seydaer
besuchten ihn in Rheinsberg. Er war ein geschätzter Arzt und Psychotherapeut.
Am 13. Dezember 1991 starb er im Alter von 79 Jahren, im Jahr der
Filmaufnahmen, für die er sich sehr engagierte und auch noch einmal nach
Langenstein-Zwieberge fuhr.
Er
konnte sich in Rheinsberg ein neues Leben aufbauen – wieder fing er nur mit dem
Anzug an, den er anhatte. Später war es möglich, die Praxis von einem
bisherigen Arzt übernehmen. Er war nicht reich, als er starb. Er hatte einen
sehr strengen Tagesablauf im Alter: Frühstück / Lesen / 1 Stunde ruhen /
Klassische Musik hören / Lesen /Mittag … Tagesschau. Seine Freundlichkeit und
seinen Humor hat er sich trotz all´ der schlimmen Erfahrungen bewahrt, bis zum
Schluss. Er wusste als Mediziner von seinem baldigen Ende.
Die
Kinder Jarno und Mirjam blieben zur Zeit der Inhaftierung in Seyda bei den
Großeltern. Sonst wären sie ins Heim gekommen. Viele Kindheitserlebnisse gibt
es bis heute. So der Besuch in der alten Molkerei, wo es den Vater von
Schulfreunden gab, der eine Modelleisenbahn hatte. Der Zeitpunkt, wo er zuhause
sein sollte, wurde oft überschritten. Einmal wurde ihm deshalb auf den
Nachhauseweg mitgegeben, er solle seinen Vater, den Doktor, doch an Makarenko,
den großen Menschenfreund und Pädagogen erinnern. Das soll gut genützt haben.
Die
Tochter Mirjam konnte in der DDR Zahnmedizin studieren und praktizierte zuletzt
im Rheinland. Jetzt ist sie im Ruhestand.
Der
Sohn Jarno war Gaststätteninhaber in Rheinsberg („Zum Alten Fritz“), im letzten
Jahr hat er sie an seinen Sohn übergeben. Dort kann man ihn treffen!
Der
Heimatforscher Kummer aus Annaburg nahm noch vor der Wende, 1989, Kontakt mit
Dr. Weidauer auf und erforschte seine Geschichte. 1993 beriet der Seydaer
Stadtrat über eine Anfrage, den Stadtpark nach Dr. Weidauer zu benennen. Grund
für die Nichtrealisierung des Vorschlags wird sein, dass es in Seyda weder in
der Nazizeit noch danach Straßen und Plätze mit Personennamen gab. Dem Zwang,
eine Adolf-Hitler-Straße zu benennen, wurde schlau begegnet, indem man die
„Kuhgasse“ vorschlug (was abgelehnt wurde), und es gab auch danach weder einen
Karl-Marx-Platz noch eine Ernst-Thälmann-Straße.
Hans
Richter aus Wernigerode mit der Interessengemeinschaft Todesmarsch untersuchte
den Weg der Häftlinge aus dem Konzentrationslager Langenstein-Zwieberge unter
der Fragestellung, wer ihnen geholfen hat und sich die Menschlichkeit bewahrte.
So kamen etliche bisher verborgene Geschichten auch aus unseren Orten ans
Tageslicht, und das Interesse an Dr. Weidauer wurde neu geweckt.
Dr.
Weidauer ist den alten Seydaern noch lebendig in Erinnerung als Doktor, der
vielen half, und als aufrechter Bürger, der wegen seiner Herkunft und seiner
Überzeugung Gefängnis- und Lagerhaft in zwei Gesellschaftssystemen erleiden
musste.“ -
Im
Anschluss an den Vortrag folgte ein Klavierstück und eine Rede von Frau Dr.
Seddig geb. Weidauer mit Dank und Freude über die Ehrung ihres Vaters – und die
Wichtigkeit der Erinnerung an die geschehenen Grausamkeiten in zwei Diktaturen
aufgrund aktueller besorgniserregender Ereignisse in Deutschland. Es erfolgte
eine Eintragung ins Ehrenbuch der Interessengemeinschaft Todesmarsch zu Meta
Dümichen, die Dr. Weidauer geholfen hat.
Frau
Angelika Wolter, Enkeltochter von Meta Dümichen, überreichte Frau Dr. Seddig
ihr Taufkleid von 1954. Es wurde von Olga Schulze aus Seyda genäht, später auch
in der Familie von deren Tochter Renate Freydank geb. Schulze für Taufen
genutzt – und aufgehoben. Das war ein ganz besonderes Geschenk!
…und Schwester
Margarete.
Eine Nothelferin in
Seyda.
In
der katholischen Kirche kennt man 14 Nothelfer – für besondere Nöte jeweils
einen, Blasius etwa gegen Halsschmerzen,
oder, mehr bekannt, Florian gegen Feuer. Die Lehre ist so, dass man sich nicht
recht traut, Gott selbst anzurufen, und deshalb auf diese Heiligen zurückgreift, von denen man sicher annimmt,
dass sie schon im Himmel sind, diese spezielle Not kennen und dann für einen
ein gutes Wort einlegen. Wir kennen diese Tradition hier in unserer lutherisch
geprägten Gegend nicht so, denn die Reformation hat gelehrt, dass wir mit
unseren Bitten durch Jesus direkt zu Gott kommen können („Vater Unser…“). Aber
Nothelfer kennen wir natürlich auch im täglichen Leben, und eine davon war
gewiss Schwester Margarete. Sie hat selbst geholfen – oder sie hat Hilfe
vermittelt. Bei der Suche nach Spuren von Dr. Weidauer wurde ich gefragt, doch
auch etwas zu ihr aufzuschreiben. Für viele hat sie Entscheidendes getan. In
den 50er und 60er Jahren, also auch in der Zeit von Dr. Weidauer, war sie in
Seyda tätig. Ihr Nachname ist für die meisten unbekannt – sie hieß einfach
„Schwester Margarete“, wie man die Gemeindeschwestern allgemein anredete. Die
Bezeichnung geht übrigens auf die ersten Christen zurück, die sich als große
Familie begriffen und auch die Krankenpflege selbstverständlich betrieben. Wie
alle wissen, hat Luther bei seiner Visitation in Seyda 1528 ja nicht nur den
Bau einer Schule, sondern auch eines Hospitals angemahnt. Sorge um die Kranken
gehörte und gehört einfach dazu bei uns.
Von
Schwester Margarete kann einem also kaum jemand den Nachnamen sagen, und auch
ein Hobby oder sonst eine Aktivität außerhalb ihres Berufes ist nicht bekannt:
Sie ist ganz aufgegangen in ihrer Tätigkeit.
Davon
nun können viele erzählen. Robust und stabil sei sie gewesen, kaum mit einem
Lächeln, aber es gab von ihr handfeste Hilfe, mit Herz ist sie dabeigewesen. So
hat sie sich um Kinder gekümmert, die plötzlich ohne Mutter dastanden oder die
so schlimm krank waren, dass ihnen zu Hause schwer zu helfen war. Sie nahm sie
mit nach Hause und behandelte sie in dieser Zeit wie ihre eigenen, manchmal ein
paar Tage, ein paar Wochen – manchmal auch über längere Zeit.
Sie
ist „rundum“ gefahren, also auch durch die Dörfer, von Haus zu Haus, wo Hilfe Not tat, verbinden,
die alten Leute versorgen, die Mütter mit ihren Babies begleiten. Dafür gab es
in der Jüterboger Straße extra einen Raum, für die Mütterbetreuung.
Ein
Schild an ihrer Haustür war auch nicht nötig: Es wussten alle, wo sie wohnte,
im Haus von Alickes, zur Miete.
Ende
der 60iger Jahre, wohl schon im fortgeschritteneren Alter, war sie dann in der
Kinderkrippe tätig. Zuletzt zog sie an
die Küste in die Nähe von einem der Kinder, dem sie auf die Beine und ins Leben
geholfen hatte.
Die Zahnaer Straße.
Das meiste wurde von Meister Horst
Hirsch erzählt! Danke!
Sie
ist – früher jedenfalls – der Weg nach Zahna gewesen, das westliche Ende der
Stadt, 1928 mit Kopfsteinpflaster belegt, was fast 70 Jahre lang seinen Dienst
getan hat und noch in Resten am Friedhof zu sehen ist.
Elias, Kl. 6., und Leonie Schulze, sie wohnen im Haus Nr. 22
Lilli Kämz, Kl. 3
Das
erste Haus nach der Fließ-Brücke am Ortseingang – der Fließ wurde von
Kriegsgefangenen im Zweiten Weltkrieg gebaut – das erste Haus ist die Nr. 22, ein stattlicher Bau,
Familie Schulze wohnt dort bis heute und
schon über vier Generationen, und da es viele „Schulzes“ gab (weil in jedem
Dorf ein „Schulte“, also ein Bürgermeister nötig war, gibt es den Namen so
häufig) – weil es viele „Schulzes“ in Seyda gab, hatten sie Zusatz-Namen, um
sie zu unterscheiden. In diesem Haus wohnte „Mützen-Schulze“, und der Name kam
schlicht daher, weil er einmal Hüte und Mützen in Handarbeit herstellte. Der
Vorfahr, geb. 1874, war verheiratet mit einer Frau von „Butter-Zimmermann“ aus
der Neuen Straße – so sprach man in Seyda, und alle wussten Bescheid.
Durch
die Industrialisierung gab es eine zu starke Konkurrenz bei den
Kopfbedeckungen, deshalb stieg er in das Geschäft seines Schwiegervaters ein,
der mit Eiern, Butter und Vieh handelte. Er wurde Viehhändler, verkaufte in den
90iger Jahren des 19. Jahrhunderts sein Haus, was zwischen der Nummer 17 und
der Nummer 19 in der gleichen Straße war, an seinen Nachbarn und kaufte das
letzte Haus an der Straße Richtung Gadegast von „Flied-Krüger“. Franz Krüger
war alleinstehend gewesen und heiratete in die Nr. 9 ein. 1907 baute
„Mützen-Schulze“ (den Namen behielt er, trotzdem er jetzt Viehhändler war) ein
neues Haus dorthin, der feine Klinkerbau, den wir heute vor Augen haben.
Und
was er auch mitnahm bei dem Umzug, war der Beiname „Schulze-Kowak“. Wie es dazu
kam? Das ist eine große Liebesgeschichte! Ein junger, hübscher Mann aus Seyda
musste zu den Soldaten gehen und wurde im Elsass eingesetzt. Und da hat er ein
junges Mädchen kennen- und lieben gelernt – und dann geheiratet. Das war etwas
Besonderes – eine Braut von so weit her! Sie brachte diesen Ausdruck mit, der
wohl so viel wie „Liebling“ heißt. So haben es ganz alte Leute erzählt, die
schon längst gestorben sind.
Das
Kirchenbuch berichtet, dass tatsächlich 1837 Carl August Schulze eine Maria
Catharina Rebert aus Ostheim im Elsass heiratete; und ein kleiner Carl August wurde 1838
geboren, sein Vater war „Mützenfabrikant“. 1870 ist Hochzeit mit Johanne
Christiane Krüger, da ist er selbst „32 Jahre, Kürschner und Mützenfabrikant“.
Leo Siegel, Kl. 3 (2 Bilder)
Leo Siegel, Kl. 3
Clara Meinhof, Kl. 4
Nr. 21:
Das
letzte Haus auf der linken Seite der Straße nach Gadegast wurde im letzten Jahr
abgerissen. Es gehörte früher Louis Kirsten, einem Arbeiter und Spross der großen
Familie Kirsten, die in der Festschrift des letzten Jahres ausführlich
beschrieben wurde. Er verkaufte das Haus 1910 an „Besen-Müller“, Otto Müller.
Sein Vater war „Fisch-Müller“, Carl Müller, weil er Elbefische verkaufte, er
wohnte in der oberen Bergstraße (südlich des heutigen Hauses Bockler) in einem
kleinen Haus und war auch Heizer für die Dampfmaschine, die die Bauern beim
Dreschen einsetzten. „Besen-Müller“ band im Winter Besen aus Birkenzweigen, der
Ring war aus Weide, man sprach von „Reiß-Besen“, eben aus Reisig. Das war die
Winterarbeit, im Sommer ging er arbeiten – wie es bis zum 1. Weltkrieg überall
üblich war: Bis zum 1.7. war man in
verschiedenen Gewerken tätig, etwa im Sägewerk, aber dann wurde jede Hand in
der Ernte gebraucht, wurde doch das Getreide mit der Sense „geschnitten“. Herr
Müller wohnte in dem Haus bis zum Ende der 60iger Jahre, sein Sohn war im Krieg
geblieben, dann gab es noch andere Bewohner, bis es zum Schluss leer stand.
Lucy Lindner, Kl. 3
Marie Lindemann, Kl. 4
Clara Meinhof, Kl. 4
Julia Neumann, Kl. 4
Simon Elias Lehmann, Kl. 3
Lilly Scharschmidt, Kl. 4
Kiara Bischoff, Kl. 4
Patschuli Prügel, Kl. 4
Leni Wieczorek, Kl. 4
Simon Elias Lehmann, Kl. 3
Meggi Knohl, Kl. 4
Patschuli Prügel, Kl. 4
Nr. 19: In diesem Haus
wohnte lange die Familie Köhler, und
Frau Köhler war eine geb. Danneberg. Erich Danneberg war Arbeiter, zugleich
besaß die Familie eine Kuh: So war es üblich in Seyda. Jetzt ist eine
Schaustellerfamilie eingezogen - das ist ein Segen für Seyda, sonst würde
manches Haus leer stehen.
Lilli Kämz, Kl. 3
Ferdinand Uwe Bockler
Nr. 17: Ein tüchtiger Maurer wohnte hier einst, Hermann
Walter, der das Haus seines Nachbarn
„Mützen-Schulze“ kaufen konnte, es abriss und als Garten nutzte.
Sein
Sohn hatte auch Maurer gelernt, war aber dann bei der Post Briefträger und ist
im Krieg gefallen. Das Haus wechselte die Besitzer.
Nr. 15: Franz Lehmann wohnte hier mit seiner Familie, er war vor
dem Krieg Zimmermann bei Götze im Sägewerk am Rande der Heide und hat dort die
Kreissäge bedient. Sein Sohn Richard hat als Landwirt den Flugplatz Mark
Zwuschen mit angelegt.
Nr. 13: Bauer Zäper kam 1890 aus Wolfswinkel, heiratete die
Tochter des Hauses und fing die Landwirtschaft an. Sein Schwiegervater war
Wilhelm Mechel, einer der vier Tischlereibesitzer Mechel, die es in Seyda gab:
Noch Otto in der Neuen Straße, Gottlieb in der Zahnaer Str. 9 und Julius Mechel
in der Jüterboger Straße 31. Die Tischlereien waren nicht spezialisiert sondern
bauten das, was anfiel: Stühle, Betten, Tische, Fenster… Dazu hatten sie eine
Kuh, „schon, um die Gewerbesteuer zu sparen“, sagt Meister Hirsch, ein
Verwandter.
Bauer
Zäper hatte ab 1902 noch ein besonderes Amt: Er fuhr den Leichenwagen mit
seinen Pferden. Bis dahin wurden die Särge getragen. Nun hatte Hermann
Eichelbaum aus der Wittenberger Straße, Spezialist für Kutschwagen, einen Wagen
gebaut, der von der Stadt gekauft wurde. Eine Fahrt kostete 14 Mark. Vom
Trauerhaus wurde zum Friedhof gefahren. Neben die Haustür wurde das große
schwarze Kreuz gestellt, und der Kantor (seit 1919 Kantor Schmalz) sang mit den
Schuljungen (etwa 5 bis 7) „Christus, der ist mein Leben“. Der Pastor hat dann
noch im Haus gepredigt, wenn ein Angehöriger krank war und nicht mit zum
Friedhof kommen konnte, ansonsten tat er das dann auf dem Friedhof. Auf dem Weg
wurde ein Lied mit – je nach der Länge des Weges – bis zu 7 Strophen gesungen.
Kam ein Trauerzug aus Schadewalde oder Lüttchenseyda, so wurde er am
Ortseingang empfangen, etwa auf der Höhe der Sydower Str. 21. Nach der Predigt
auf dem Friedhof sang der Chor: „Paradies, Paradies, wie ist deine Frucht so
süß“. 25 Pfennige gab es für das Singen für jeden Sänger – Tischler Redlich aus
der Neuen Straße hat auch einmal je 1 Mark gegeben – und das gleiche Honorar
galt, wenn der Chor in der Kirche bei einer Trauung von der Empore sang: „So
nimm denn meine Hände“.
Ein
Sohn ging nach Cottbus, eine Tochter des Hauses war Hedwig Stuchlik – in Seyda
besonders bekannt, weil sie über viele Jahre die Kinder in Kinderkrippe und
Kindergarten betreute. Die Eltern Zäper sind 1953 „abgehauen“, das heißt, sie
haben die DDR und damit auch Seyda, ihr Haus und ihre Heimat verlassen – sicher
nicht freiwillig, denn wer tut das schon?
Der
Bauer Zäper hatte auch zwei Zuchtbullen, die in ganz Seyda eingesetzt worden
sind. Nachdem Zäpers weg waren, bekam die LPG das Grundstück, sie war im Aufbau
und hatte dort ein Büro, hinten eine Werkstatt und auch einen Stall für
Milchvieh.
Nun
ist es schon längere Zeit wieder Wohnhaus.
Justin Lange, Kl. 4
Celine Demel, Kl. 3
Milo Schwerdt, Kl. 4
Nr. 11: Hier war eine Schmiede, der Besitzer hieß allgemein
„Schmied-Schuck“, und über vier Generationen oder länger wurden hier
Pflugschare, Reifen für Wagen und Hufeisen
für Pferde gefertigt.
Bemerkenswert
ist, dass sowohl Willi Schucks Vater um 1890 zeitig an Gelbsucht starb, ebenso
der Bruder Erich, ein Friseur, und der Bruder Kurt auch, der der letzte Schmied
war. Er starb mit 42 Jahren, da gehörte die Schmiede schon 2 Jahre zur „PGH“,
war also im Sozialismus vergesellschaftet worden.
Als
Willi Schucks Vater um 1890 starb, übernahm ein Geselle aus Külso die Leitung
der Schmiede. Jeden Sonntag um 10 Uhr machte sich nun die Familie zu Fuß nach
Külso auf, wo der Geselle die Wäsche wechselte. Willi Schuck erzählte immer von
den köstlichen „Honigsemmeln“, die er dort bekam, zum Kaffee um 16 Uhr. Dann
gings zu Fuß zurück! Fahrräder kamen
erst um die Jahrhundertwende auf.
Kurt
Schuck, der letzte Schmied, spielte auch Klavier und war dazu Leiter des
Männerchores und stand einer Theatergruppe vor. Er löste wohl dabei Lehrer
Schmalz ab, der – seit 1919 in Seyda tätig – es aus Altersgründen abgab. Jedoch
war dies nur kurze Zeit: Von staatlicher Seite wurde das Aufführen von Balladen
und das Singen der alten Volkslieder in den 50iger Jahren eingeschränkt oder
auch untersagt, damit gab es dann diese Gruppen nicht mehr in der alten Form.
Als er gestorben war, ging die Schmiede weg zum „Stützpunkt“ am Ortsausgang von Seyda Richtung Jessen, und seine Frau hat das Haus verkauft. Auf dem Grundstück wurde eine Hängerwerkstatt der LPG eingerichtet. Heute ist es wieder ein Wohnhaus.
Simon Elias Lehmann, Kl. 3
Marie Lindemann, Kl. 4
Philip Kelting
Nr. 9: Gottlieb Mechel betrieb eine der vier
Mechel-Tischlereien in Seyda. Er hatte vier Söhne. Dem Ältesten, Franz, hat er
1870 das Haus Amtshof 1 gekauft, wo dann lange eine Tischlerei zu Hause war –
noch in den 90iger Jahren des 20. Jahrhunderts ging Meister Willy Hirsch hochbetagt in seine Werkstatt. Der
zweite Sohn, Carl, sollte die Tischlerei im Elternhaus erben, doch er ging nach
Berlin und machte sich selbständig, seine Brüder Louis und Wilhelm zogen ihm nach, so waren die alten Leute in Seyda
allein. Das Haus wurde an Wilhelm Wucke verkauft, der eine Gaststätte in der
Bergstraße hatte. Diese war aber baufällig geworden (an der Stelle, wo jetzt
Martin Schulze wohnt), deshalb brauchte er ein neues Domizil. Doch nach sechs
Jahren kaufte er ein Haus in der Jüterboger Straße, wo er wieder eine
Gaststätte betrieb (später „HO-Gaststätte“), dahinter stand sein altes
Wirtschaftsgebäude von dem Grundstück in der Bergstraße aus. Er kaufte von
„Gnaden-Richter“, einem Kaufmann, der nach Wittenberg zog, er hieß eigentlich
Richter, aber sein Vorbesitzer war ein Herr Gnade, so sagten die Seydaer:
„Gnaden-Richter“.
Das
Haus in der Zahnaer Straße wechselte dann immer mal den Besitzer – eine
interessante Entwicklung: Von der Tischlerwerkstatt zur Computerfirma!
Simon Elias Lehmann, Kl. 3
Marie Lindemann, Kl. 4
Nr. 7: Schneider Hennig war hier einmal zu Hause, zeitig ist
er gestorben, sein Sohn war Lehrer bei Frankfurt/Oder, und seine Witwe
heiratete zu Hintzsches auf den Markt. Zunächst wurde das Haus vermietet, und
nach dem Krieg zog eine Bauernfamilie, die aus ihrem heimatlichen Landkreis „verwiesen“ worden
waren, weil sie über 100 Hektar Land besaßen. Es waren keine „Gutsbesitzer“,
sondern einfach fleißige Leute gewesen, etlichen ging es so: Die Kehrseite der
„Bodenreform“ von 1946.
Heute
wohnt hier jedoch eine andere Familie.
Ole Heinrich, Kl. 3
Nr. 5: Der Bruder von Bürgermeister Ganzert, der später das
„Hochhaus“ auf dem Markt baute und dem wir zum Beispiel die schicken roten
Fußwege verdanken (1896), der Bruder war Kämmerer, also für die Finanzen der
Stadt zuständig, und wohnte in einem kleinen Haus, was an dieser Stelle stand.
Es ging eine Stufe hinunter, wenn man hineinging, was für das Alter des Hauses
spricht.
Der
Maurer Otto Herrler sen. aus der Nachbarschaft im Winkel kaufte das Haus und
wohnte dort, er starb 1949. Erst in diesem Jahrhundert hat es dann einer der
Zimmermeister Frenzel erworben und das neue Haus gebaut. Bemerkenswert war der
mehrmonatige Baustopp, der manches von dem ganz alten Seyda zutage förderte –
davon war in der letzten Festschrift zu lesen.
Nr. 3: Das alte Feuerwehrhaus – bevor das Quartier der
Feuerwehr auf den Markt und nun 2019 in die Nähe der Schule gelegt wurde –
stand hier. So hatte es Werner Bernholz, der lange Zeit Feuerwehrhauptmann war,
nicht weit, er wohnte gegenüber (Nr. 8). Die Familie erwarb das Grundstück und
nutzte es als PKW-Stellplatz.
Bis
1932 hatte die Feuerwehr nur eine Handdruckspritze, sie wurde mit 4 + 4 Leuten
zum Drücken bedient, dazu gab es einen Wagen mit Leitern. 1932 wurde eine Motorpumpe
gekauft.
Dazu
gibt es eine abgründige Geschichte! Der Bürgermeister Wienicke (SPD) und der
Stadtrat Schlawig hatten Auseinandersetzungen im Stadtrat gehabt. Hinterher
ging man zu „Letz“, der Gaststätte an der Ecke Jüterboger Straße/Alte Schulstraße
(damals Kirchstraße). Ein Sympathisant des Bürgermeisters, selbst Feuerwehrmann
und Bediener der neuen Motorpumpe, soll sich weggeschlichen haben, zündete die
Scheune von Schlawigs auf dem Berg an, rannte dann zur Feuerwehr, schraubte den
Pumpenring heraus und war auch als einer der ersten dann zur Stelle, als der
Feueralarm kam. Die Pumpe wurde in Stellung gebracht, aber sie funktionierte
nicht: So brannte die Scheune ab. - Der Brandstifter wurde doch ermittelt, er war
schon vorher stadtbekannt: Unmittelbar nach seiner Trauung im Januar 1921 im
Trauzimmer des Bürgermeisters (anstelle der heutigen Sparkasse auf dem Markt)
wurde er von der Polizei verhaftet und
eingesperrt, die Braut musste mit den Trauzeugen allein nach Hause gehen.
Nr. 1: Der Nagelschmied Carl Voigt sen. wohnte einmal hier,
er vertrieb Kleineisenwaren, also Schmiedenägel und Krampen. Sonntagmorgen fuhr
er damit über die Dörfer, mit Handwagen und Hund, um sie zu verkaufen. Das war
vor über 120 Jahren! Es ist erstaunlich, wie lang doch die Erinnerung
zurückreicht: Bis zu dem, was die Großeltern einmal erzählt haben.
Ferdinand Uwe Bockler, Kl. 3
Nr. 2: Dieses Haus
steht nicht mehr. Hier wohnte einmal Familie Ziehe. Otto Ziehe, geb. 1872,
hatte zwei Töchter, die noch frisch und gesund bei Fastnachten tanzten und
wenige Monate später tot waren, „blühende Schwindsucht“ sagte man. Danach ging
der Vater nach Berlin.
Otto
Schlawig, geb. 1874, kaufte das Haus. Er stammte aus Seyda und hatte sich für
10 Jahre beim Militär dienstverpflichtet. In Burg war er stationiert. Von dort
brachte er seine Frau mit – und den Titel „Polizeiassistent“. Das war um das
Jahr 1900, und dann war er viele Jahre als Polizist tätig. Beim Tanz schmiss er
zu gegebener Zeit die unter 16jährigen heraus. Die Jungs von „Drogen-Schulze“,
Zwillinge, erwischte er, wie sie in die Pumpe am Amtshof „Waschblau“ füllten,
und sperrte sie kurz zur Abschreckung in die „Finke“ ein (ein rotes
Backsteingebäude, das Gefängnis, in der oberen Bergstraße). Polizeiassistent
Schlawig war für die ganze Gegend zuständig. In Schadewalde hatte er einen
Garten, neben Kynasts. Von Gestalt her
war er klein und dick – sehr dick. Deshalb kam es 1926 beim Saalbau zu einer
Wette mit dem Gastwirt Schulze aus der Wittenberger Straße, der sehr lang und
groß war: Wer schwerer sei? Otto Schlawig brachte 2 54 auf die Waage, also zwei
Zentner und 54 Pfund (127 kg). Der Gastwirt dagegen nur 2 34, also 117 kg. Der
Verlierer musste 20 Zigarren geben, für jedes Pfund mehr eine Zigarre.
Das
Haus Nr. 2 hat 1950 den Besitzer gewechselt, nach der Wende (1990) wurde es
abgerissen.
Jolie Jennert, Kl. 3
Tim Grafe, Kl. 3
Meggi Knohl, Kl. 4
Nr. 4: Max Bergholz war hier Schuhmacher, bis 1937, und hatte auch einen Laden: Mit Schaufenster. In den 20iger Jahren war seine Frau verstorben, dann heiratete er eine Frau aus Arnstadt und zog dann dorthin, als er Rentner wurde.
Er verkaufte an einen seiner Lieferanten, einen Lederhändler aus Berlin. Dieser vermietete das Haus an Seltmanns, die aus Berlin hierher kamen und das Schuhmachergeschäft (mit Laden) übernahmen: Zwei Brüder, Ernst und Horst. Beide fielen sie im Zweiten Weltkrieg. Ernst Doll, Bruder von der Witwe Seltmann, kam aus Schlesien und hat den Betrieb nach dem Krieg weitergeführt. Er heiratete Waltraud Schulze (geb. 1926) und ist „hinter Berlin“ gezogen. Der Maurer Horst Schuck (1927-2016) kaufte das Haus.
Anni Kaiser, Kl. 4
Anton Stolp, Kl. 3
Nr. 6: Die Hebamme Mähne lebte in diesem Haus, vor Frau Göricke war sie für die ganze
Gegend zuständig, bis sie 1928 mit 58 Jahren starb. Vor der Jahrhundertwende
war sie nach Seyda gekommen, ihre Eltern stammten aus Martinskirchen. Bis zu
ihrem Lebensende hat sie Kinder zur Welt gebracht: So auch Meister Hirsch im
Januar 1928!
Ihr
Sohn, Max Uschner, war Schneider und besonders für die Arbeiterkolonie (den
heutigen Diest-Hof) tätig: Er nähte den Kolonisten ihre Anzüge. Seine Tochter
Marie Gertrud Lucie, geb. 1922, war die einzige, die in Seyda in einer
„Ferntrauung“ geheiratet hat. So etwas gab es im 2. Weltkrieg: Der Bräutigam
war an der Front. Sie hatte Glück: Ihr Mann kam wieder nach Hause, er soll sehr
geschickt gewesen sein „aus einem 5-Mark-Stück machte er ein silbernes Armband“
– im Kirchenbuch steht „Modelleur“ - , sie sind dann verzogen, in die
Uckermark, und das Haus hat noch zweimal
den Besitzer gewechselt.
Nr. 8: Der alte Schneider Richard Bernholz wurde 90 Jahre
alt (1888-1978). Er war Herrenschneider. 1902 wurde das Haus neu gebaut. Sein
Sohn Werner Bernholz, geb, 1924, wurde 88. Er war auch Herrenschneider, ist in
Seyda aber besonders als Feuerwehrhauptmann bekannt. So ist auch eine Linde
nach ihm benannt, in der Obstallee.
Das
Feuerwehrhaus befand sich bis ca. 1970 gegenüber (Nr. 3), und schon der Vater
Richard Bernholz hatte den Schlüssel dafür. An seinem Haus stand „Feuermelder“.
Man musste dort klopfen, wenn es brannte,
und dann wurde das Signalhorn herausgeholt und geblasen. Solche
„Feuermelder“ gab es noch bei Meskes in der Kirch- (heute Schul-)straße und
auch in der Triftstraße.
Aus
diesem Haus habe ich ein kleines altes Andachtsbuch, was in eine Jackentasche
passt. Nun, davon gab es natürlich früher viele. Aber dieses ist sehr benutzt.
Offensichtlich wurde es oft gelesen – auf dem Kutschbock oder am Feldrand, bei
Tisch, am Abend oder in der Schneiderstube.
Eine
Liedstrophe, die auch heute noch in unserem Gesangbuch steht: „Ohne dich, wo käme Kraft und Mut mir her?
Ohne dich: Wer nähme meine Bürde, wer? Ohne dich zerstieben würden mir im Nu:
Glauben, Hoffen, Lieben: Alles, Herr
bist du.“
Nr. 10: Der Vorbesitzer des Hauses war Karl Bergholz, Musiker
und Maurer. Er starb 1919 mit 47 Jahren. Mit seiner Trompete begleitete er –
gemeinsam mit anderen Musikern die fröhlichen Feiern (z.B. die Tanzmusik auf
dem Saal) wie auch die traurigen – bei Beerdigungen.
Seine
Frau war Damen-Schneiderin, und sie hat dann nach dem Tod des Mannes die drei
Kinder „mit der Nähnadel ernähert“: Lina, Lani und Erna. Lina heiratete den
Lokführer Seiler aus Seyda und zog nach Wittenberg. Lani heiratete einen Herrn
Müller, der eine Gaststätte in Berlin betrieb, sie wohnte auch zuletzt dort,
ihr Sohn Wolfgang Müller zog nach Elster, und das Haus wurde verkauft. Erna
heiratete den Musiker Richard Rettich aus Berlin, zum Kriegsende kamen sie
wieder nach Seyda zur Gaststätte auf dem Markt Bergholz (alte Post), die sie
später an Pätz aus Leipzig verkauften
und wieder nach Berlin gingen.
Die
Witwe Bergholz heiratete den Briefträger August Weidemann, der in Seyda in der
Kirchstraße (heute Schulstraße) aufgewachsen
ist, in einem kleinen Haus, was zwischen dem Neubau und Meskes
stand. Seine Schwestern lebten weiter dort, eine war Kochfrau, und die andere
war taubstumm und blieb zu Hause.
August
Weidemann war gelernter Stellmacher, und wenn er mit dem Briefe-Austeilen
fertig war, ging er oft nachmittags in die Tischlerei Freiwald und baute dort
Stühle.
Familie
Frenzel hat das Haus schon vor vielen Jahren gekauft, so sind die beiden
Zimmermeister-Brüder aus Seyda hier aufgewachsen, und viele kennen auch den
leckeren Kuchen, der hier gebacken wird.
Simon Elias Lehmann, Kl. 3
Edgar Freydank, Kl. 3
Nr. 12: Das Grundstück des „LPG-Neubaus“ gehörte einmal dem
Unternehmer Hanisch, der erfolgreich vor und auch nach dem Krieg einen Obst-
und Gemüsehandel betrieb und übrigens auch „Deutscher Meister“ im Ringen war.
Er kam wegen sogenannter „staatsfeindlicher Äußerungen“ mit der DDR-Staatsmacht
in Konflikt, wurde inhaftiert und enteignet.
Nr. 14: An dieser Stelle befand sich die alte Schlosserei
Janicke. Es wurden Schlösser, Bänder, Bleche und vieles andere hergestellt,
auch für „Laden“ (Truhen). Später dann auch Pumpen: Sie wurden mit Sauger in
den Boden gerammt. Schließlich wurden auch Landmaschinen vertrieben und
repariert, zum Beispiel Häcksler, Göpel, Binder. 1911 war ein sehr trockenes
Jahr, ab1912 wieder ein gutes: Da wurden noch viele Göpel verkauft. Mit Pferden
oder Kühen trieb man damit Maschinen an, bevor 1913 die Elektrizität nach Seyda
kam.
Im
Schaufenster konnte man Lampen, Fahrräder, Motorräder, Elektrogeräte, Radios
bestaunen. Der Laden lebte vom Verkauf und der Reparatur. Meister Janicke baute
auch die Elektrik in die Häuser, ab 1913. Da gab es gedrehte Elektroleitungen
(wie geflochten sahen sie aus), und Metallröhren, die mit Stoff überzogen
waren.
In
der Gadegaster Kirche kann man noch alte Porzellanschalter zum Drehen sehen,
ich musste extra dafür unterschreiben, dass wir sie noch behalten konnten. 1937
wurde die Hauswasserversorgung mit Elektrik im Amtshaus installiert, durch
diese Firma.
Janickes
hatten keine Kinder – so wurde der Neffe „hergeholt“, Julius Hermann Janicke
aus Halle. Er war nach Hamburg gegangen, um nach Amerika auszuwandern, aber
dort hatte er eine Frau kennengelernt
und blieb deshalb, mit ihr kam er nach Seyda. 3 Kinder hatten sie:
Hermann, Minna und Martha, und in Seyda kamen dann noch Carl (geb. 1894; auch
Schlosser und Elekriker), Walter (geb.
1902, Finanzer in Herzberg) und Berthold (geb. 1908) dazu.
Der
Sohn Carl, der das Geschäft übernommen hatte, starb 1945 mit 51 Jahren an „Gesichtsrose“.
Robert Heinemann, Flüchtling aus Ostpreußen, kam als Meister. 1948 heiratete
Helga geb. Janicke Richard Nothnagel aus Meiningen, er war auch Elektromeister
und machte nun auch den Blitzschutz. 1958 ist er vor Erfurt tödlich verunglückt.
Danach war Frau Nothnagel dann Lehrerin.
Sie
hatten zwei Töchter, geb. 1949 und 1951, sie sind weggezogen.
Sie
hatten auch einen Esel, als Transportmittel für Pumpenzeug.
Ungefähr
1980 wurde das Grundstück verkauft.
Nr. 16: Hier wohnte einmal – vor 1890! – die Familie Leopold.
Eine Tochter übrigens kaufte einmal mit ihrem Mann ein Haus in der Bergstraße,
was dort zur Bezeichnung „Leopold-Richter“ führte.
Der
Schneider Eule kaufte das Haus von Leopolds um 1890. Der Schneider Eule saß im
Schneidersitz auf seinem Tisch…
Seine
Tochter Martha heiratete Otto Naugk, der aus der Bergsraße stammte (heutige
Arztpraxis). Er hatte Ofensetzer gelernt und – wie schon in den 90 Jahren des
19. Jahrhunderts viele aus Seyda – in Berlin gearbeitet, auf „Montage“
gewissermaßen.
Das
Haus war sehr klein, mit der Haustür trat man in die Stube. Es wurde
abgerissen!
Nr. 18: Hier wohnte einmal Emilie Freyer, der Ursprung der
Familie Freyer, die die Gärtnerei und den Blumenladen in der Jüterboger Straße
viele Jahre führte. Frau Freyer hatte einen Sohn, Reinhold, geb. 1896,
gestorben mit 53 Jahren 1949. Freyers waren
Handelsleute. So kauften sie Pilze und Kaninchenfelle auf und verkauften
sie nach Leipzig. In Seyda konnte man bei ihnen Bratheringe und Konserven
kaufen. Als der alte Herr Freyer starb, übernahm diesen Handel Herr Kirsten.
In
der Jüterboger Straße wurde eine Garage für Busse gebaut. Dort hatten Freyers
dann später ihre Gärtnerei und ihr Geschäft. Hans Freyer, der Sohn von
Reinhold, hatte Gärtner gelernt. Bäcker Knape hatte 1934 auf dem Markt begonnen,
Speiseeis zu verkaufen. Als 1940 beide Söhne als Soldaten eingezogen waren,
musste er es aufgeben, und Freyers fing damit an, in der Jüterboger Straße. Das
Haus in der Zahnaer Straße wurde 1934 an Familie Gresse verkauft.
Anni Kaiser, Kl. 4
Cedric Joel Koch, Kl. 3
Ole Heinrich, Kl. 3
Nr. 20: Das Haus ist nach dem 2. Weltkrieg abgebrannt, ein
Hausbrand. Hier wohnte früher „Böttcher-Müller“, er war also Böttcher und
stellte Fässer und Wannen her, wie auch der Böttcher Gallin auf dem Amtshof und
der Böttcher Schulze an der Ecke Neue Straße/Jüterboger Straße. Vor Gebrauch
musste man meist Wasser hineintun, damit das Holz quillt und sich die Lücken
schließen, dann war es „pine“, das heißt „zu“, und nicht mehr „spock“, also mit
Ritzen. Oft waren auch die Ringe wieder festzuklopfen. All diese Mühe und damit
das Böttcherhandwerk verschwand mit dem Aufkommen von Emaille- und Zinkgefäßen. - Für das alte wurde ein neues
Haus gebaut.
Kiara Bischoff, Kl. 4
Das vergessene
Jubiläum:
Die erste Dauerwelle
in Seyda!
Ein Erlebnisbericht, erzählt von Frau
Ursula Lehmann 2020.
Heute
noch trägt sie diese schmucke Frisur, mit ihren – am 24. Juni 2020 – 96 Jahren.
Sie ist es, an der am 2. September 1939, einem Sonnabend, Friseur Ernst Kiel in der Zahnaer Straße in
Seyda zum ersten Mal sein neues Gerät für Dauerwellen ausprobierte. Sie wurde,
frisch konfirmiert, dafür ausgewählt. Damals hieß sie „Fräulein Ursula Knape“,
Tochter des gleichnamigen Bäckers vom Markt neben der heutigen Sparkasse, 15
Jahre alt und gerade mit der Schule fertig. Noch heute kann sie sich gut an
diesen besonderen Tag erinnern. Acht Stunden hat es gedauert! Sehr heiß wurde
es! 8 Mark hat es gekostet, das war damals ein kleines Vermögen. Aber: Es
sollte ein Jahr halten. Dann waren die Haare wieder schulterlang.
Noch
heute ist das Gerät im Seydaer Heimatmuseum im Amtshaus zu bewundern. Es war
auf dem Kopf immerhin 3 kg schwer, und
es heißt, die Haare seien oft verbrannt. Es gab wohl auch die Methode, eine
Dauerwelle auf chemischem Wege herzustellen: Hier aber wurde die Elektrizität
genutzt!
Es
war alles noch ein wenig anders im Friseursalon. „Frau Bäcker Lehmann“ - unter diesem Namen kennen sie heute die
meisten in Seyda – kann sich erinnern, dass der Friseurmeister die Wassereimer
persönlich holen und wieder heraustragen musste, und dass er die Messer selbst
geschärft hat, mit Stein und Leder. Es war der 2. September 1939 – am 1.
September hatte der Zweite Weltkrieg begonnen mit dem Überfall auf Polen, auch
aus Seyda waren viele Männer „eingezogen“; am 3. September erklärten daraufhin
Frankreich und England Deutschland den Krieg. Eine schlimme Zeit begann. Frau
Lehmann hat all das erlebt: Sie hat das alte Seyda noch kennengelernt, mit Frau
Bürgermeisterin Andrae in ihrer Nachbarschaft, bei der sie oft zu Besuch sein
konnte – und sie hat all die Umwälzungen und Veränderungen erlebt, bis heute,
und mit vielen anderen aus ihrer Generation mit viel Fleiß und Mühe den
Wohlstand aufgebaut, in dem wir heute leben.
Marie Lindemann, Kl. 4
Der siebente Himmel.
Eine Anekdote aus ihrer Kinderzeit von Elfriede Steckhan geb. Sommer
(geb. 1935 in Seyda). Erlebt ca. 1940, aufgeschrieben 2020.
In
meinem kleinen Heimatstädtchen Seyda fand sonntags der Kindergottesdienst
statt, den wir Kinder gern besuchten, denn wir liebten unseren Pfarrer sehr.
Einmal
fragte er, wer singt uns ein Lied? Alle schwiegen. Ein älteres Mädchen rief:
„Die Elfriede kann singen!“
Ich
war ungefähr 5 Jahre alt, aber ich kannte viele Lieder aus Filmen und
Operetten, die wir mit Mutter oft sagen.
Der
Pfarrer ermunterte mich, ich überlegte kurz: Was singt man wohl in der Kirche?
Ich stand auf und sang mit heller Stimme: „Ich tanze mit Dir in den Himmel
hinein, in den siebenten Himmel der Liebe.“
Alle
lachten, auch Herr Pfarrer, und er fragte, ob ich noch ein anderes Lied singen
möchte. Stolz sang ich: „Onkel Doktor hat gesagt, ich darf nicht küssen, dazu
hab ich ja ein viel zu schwaches Herz.“
Auch
dieses Liedchen ist gut angekommen.
Lucy Lindner, Kl. 3
Die Pfarrersfrau.
Eine Begegnung im
Jahr 2000, von Elfriede Steckhan geb. Sommer. Erlebt im Jahre 2000,
aufgeschrieben 2020.
Beim
sonntäglichen Kirchgang in Naumburg fiel mir eine ältere Dame auf. Sie war ganz
in Schwarz gekleidet, nahm stets denselben Platz ein und ich schätzte, sie
könne etwa 90 Jahre alt sein.
Eines
sonntags kamen wir ins Gespräch, währenddessen fragte sie, wo ich wohne, woher
ich komme. Ich sagte ihr, dass meine Heimat das kleine Städtchen Seyda bei
Wittenberg sei und dass sie es nicht kennen würde.
Auf
ihrem Gesicht zeigte sich ein Lächeln. „Seyda“, meinte sie, „das kenne ich
wohl. Dort erhielt mein Mann in den 30erJahren seine erste Pfarrstelle. Wir
waren jung, unsere Kinder sind dort geboren und herangewachsen. Es waren sehr
einfache Wohnverhältnisse. Aber ich erinnere mich gern an die kleine Stadt und
an Einwohner, die mir damals zur Seite standen und halfen.“ Nun allein
verbringt sie ihren Lebensabend in Naumburg.
Ich
war verwundert über diesen Zufall. Zu Hause suchte ich meinen Taufschein hervor
und stellte fest: Tatsächlich war es ihr Ehemann, Herr Pfarrer Ostermann, der
mich im Jahre 1935 getauft hatte, so stand es schwarz auf weiß.
Jolie Jennert, Kl. 3
Johannis.
Ein Gedicht von
Superintendent i. R. Michael Sommer, vormals Jessen, jetzt Düsedau, für den Freundesbrief
des Diest-Hofes 2019; zum 24. Juni, dem Johannistag.
Johannistag, bald ist´s gewesen, der Spargel wächst
zur grünen Hecke,
die Sonne lässt das Herz genesen und nachts reicht
eine dünne Decke.
Das Jahr ist halb und warm und duftet, die Sträucher
steh´n voll Beerensegen
Und allerorten blüht´s und fruchtet. Die Menschen sind
auf Urlaubswegen.
Doch ob zu Hause dieser Tage oder an ferner Küsten
Strand:
Die Sommer meiner Lebensjahre sind hohe Zeit mir: Gott
sei Dank!
In hellen Nächten, langen Tagen durch Licht in Fülle,
Wärme auch,
vergehen viele alte Plagen. Ich freu´mich immer wieder
drauf.
Johannis geht, es kommt der Sommer. Es reift die Ernte
auf dem Halm.
Auf, Herz, gib Abschied allem Kummer und reife auch,
du wirst Gott schau´n.
Wie Sommer auf Johannis folgt, so folge Christus,
Deinem Herrn.
Der ihn getauft und auf ihn weist, will uns auch heute
zu ihm führ´n.
Regiert Johann auch das Halbjahr, in dem die Sonne
abwärts geht,
hat er doch Kraft und Würde klar, Christus ihm
gegenüber steht.
Johannis und der Christfesttag teilen sich unsern
Jahreskreis.
Worauf man sich verlassen mag, ein jeder damit sieht
und weiß.
Ob schön der Tag, ob schwer die Nacht, ob dunkel mehr,
ob hell, ob kalt: Christus im hohen Himmel wacht.
Er ist das Licht und gibt uns Halt.
In IHM
zeigt sich un´s neu Gestalt.
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Wenn Sie den Freundesbrief
des Diest-Hofes regelmäßig lesen möchten, melden Sie sich unter 035387 70112
oder schreiben Sie eine Email an: info@diest-hof.de
Marie Lindemann, Kl. 4
Tim Grafe, Kl. 3
Der alte Nachtwächterweg in Gadegast.
Vielen Dank Herrn Reinhold Geyer und dem Gemeindenachmittag Gadegast
für das Erzählen!
Der
Weg ist noch zu finden. Er geht rings um Gadegast, und man kann gut darauf spazieren
gehen. „Alle Jahre sind wir einmal rum“, sagt eine alte Gadegasterin. Es sind
zwei Meter Gemeindeland, und die Grundstücke und Gärten erscheinen aus einer
anderen Perspektive. Manchmal ist er heute unterbrochen.
Zu
Beginn der 50iger Jahre schritt diesen Weg der letzte Gadegaster Nachtwächter,
Hermann Göritz, ein großer Mann und damals schon fast 70 Jahre alt, Nacht für
Nacht ab. Das Kirchenbuch gibt Auskunft, dass er am 2. Januar 1883 in
Schadewalde geboren wurde und 1910 in Gadegast einheiratete. 1959 ist er dort
gestorben.
Er
war schon älter, deshalb musste auf dem nächtlichen Gang immer jemand mitgehen.
Um 9 Uhr abends wurde die erste Runde gelaufen, 1 ½ Stunden. Reinhold Geyer,
damals ein junger Mann, kann sich nicht erinnern, dass jemals etwas vorgefallen
wäre. Aber es hätte ja sein können: Die Zeiten waren unsicher, nach dem Krieg,
es herrschte – besonders in den Städten – große Not.
Um
3 Uhr dann in der Nacht war die zweite Runde angesagt. Zwischendurch wurde am
Kaminofen geschlafen.
Das
Amt des Nachtwächters bekam neu Bedeutung in den zwanziger Jahren – auch eine Nachkriegszeit, und zwar waren
die Auslöser
große
Scheunenbrände bei Clemens und Schlüter, die offensichtlich gelegt worden waren.
Weitere konnten dann verhindert werden. Etwa bei Bürgermeister Wegener (Nr. 2):
Da kehrte der Vater von Herrn Geyer halb eins von der Verwandtschaft (Wegeners)
„hinten rum“ heim und sah Talglicht und
Papier in einem kleinen Fenster glimmen – so konnte es gelöscht werden,
ohne großen Schaden anzurichten. Der Verlust einer Ernte und einer Scheune
konnte den Ruin einer Bauernwirtschaft bedeuten, es ging um die Existenz. In ähnlicher Weise wurde bei
Gustav Schlüter (rechts neben dem Pfarrhaus) eine Schüssel mit Kerze und Stroh
entdeckt. Wer es war, kam nie richtig heraus. Später wurde jemand wegen eines
anderen Deliktes überführt, der schon vorher geäußert hatte „Gadegast wird
brennen“.
Der
Nachtwächter Göritz jedenfalls versah noch 30 Jahre später diesen Dienst. Er
wohnte in der Nr. 37, und seine Aufgabe
als „Gemeindediener“ war es auch, „auszuklingeln“, das heißt, er zog mit Fahrrad und Glocke durch das Dorf, um
Bekanntmachungen zu verkünden. Später ging dann einfach ein Zettel von Haus zu
Haus.
Jedes
Jahr beim Martinsspiel erleben wir einen Nachtwächter: „Hört, ihr Leut, und
lasst Euch sagen: Unsre Glock hat eins
geschlagen. Eins ist nur der ewge Gott, der uns hilft aus aller Not…“
So
ein Amt gab es also auch einmal bei uns, in allen unseren Orten.
Leni Wieczorek, K. 4
Lilly Scharschmidt, Kl. 4
Edgar Freydank, Kl. 3
Emma Meise, Kl. 2
Annika, Kl. 2
Emily, Kl. 2
Mia, Kl. 2
Leni Louisa, Kl. 2
Jasmin, Kl. 2
Jasmin, Kl. 2
Ich habe einen Traum.
Eine Brücke des Glaubens, der Liebe und der Hoffnung: Von Seyda nach
Simbabwe. Von Pfarrer Thomas Meinhof.
Vor
ein paar Jahren hatten wir mal wieder Gäste aus aller Welt im Pfarrhaus, über
den Lutherischen Weltbund; sie besuchten Wittenberg und kamen auch zu uns: Wie
bei einer Olympiade war es, aus allen Erdteilen. Ein Pastor mit tiefschwarzer Hautfarbe
war dabei, und er blieb besonders in Erinnerung, denn er legte einen „10
Billionen-Dollar-Schein“ auf den Tisch und sagte: „Den schenke ich Euch!“ Und
er ergänzte: „Da kann man bei uns nicht mal ein Brötchen davon kaufen.“ Schon
damals war die Lage in Simbabwe, wo er herkam, kritisch.
Nun
habe ich in diesen Wochen seine Adresse herausgesucht und einfach mal
nachgefragt, wie es ihm so geht, in diesen Zeiten. Und es kam eine
erschütternde Antwort zurück: Durch einen strengen Lockdown sind schon lange
keine Gottesdienste möglich – das bedeutet, er hat keine Einnahmemöglichkeit
mehr - , und betroffen sind natürlich die allermeisten Gemeindeglieder, die von
Tag zu Tag leben und nun ihre Arbeit
nicht ausführen können. Er schrieb, dass er Not hat, seine eigene Familie (drei
Söhne haben er und seine Frau) satt zu bekommen, und dass dazu immer wieder
Leute an die Tür klopfen: „Pastor, wir haben Hunger, wir haben schon 3 oder 4
Tage nichts gegessen.“
Ich
habe es nicht für mich behalten, sondern in der Gemeinde erzählt. Die
Konfirmandeneltern in Seyda haben spontan gesammelt und gegeben. Wir haben
einen Weg der Unterstützung gefunden – es war nicht einfach, denn man kann zur
Zeit nicht einfach Pakete schicken, der Verkehr liegt brach. Aber es geht, er konnte
schließlich da zu einem Bankschalter gehen und Lebensmittel kaufen für viele.
Auch dort gab es zwei Jahre schon kaum Regen, so dass die Eigenversorgung stark
gefährdet ist. Der Viehbestand schmilzt dahin, weil kein Futter da ist. Im Dorf
bauen sie jetzt einen Damm, um von einem entfernten See Wasser für ihre Gärten
hinzuleiten. Mit unserer Pfingstspende konnten wir für die nötige technische Ausrüstung
sorgen. 9 Dörfer werden damit versorgt.
Das Klima ist prächtig – wenn Wasser da ist, wächst und blüht alles.
Es
sind 31 Familien dort in der kleinen Landgemeinde. Die Familien sind oft größer
als hier, mit vielen Kindern – und manchmal fehlen die Mütter oder die Väter,
durch Krankheit oder weil sie im Ausland arbeiten. Da müssen die Großeltern
sehen, wie sie die Enkel versorgen und groß bekommen. In dem Dorf sprechen nur
ganz wenige Englisch, meist haben sie nur ein Jahr darin Unterricht gehabt. Der
Pastor hat Glück, dass er ein Handy hat – so können wir kommunizieren.
Ich
habe einen Traum: Dass sich bei uns 31 Familien finden, die eine Brücke bauen
dorthin, eine Brücke des Glaubens, der Liebe, der Hoffnung. In einem Land, wo
man im Monat 25 Euro verdient – oder jetzt eben auch das nicht verdienen kann –
da kann man mit kleinen Beträgen schon leben und überleben. Es ist vielleicht
nur so viel, wie wir für Eis ausgeben würden – und macht dort eine Familie
viele Tage lang satt. - Ist das nicht das, was jetzt dran ist?
Lucy Lindner, Kl. 3
Danielle, Kl. 2 (2 Bilder)
Emma, Kl. 2 (2 Bilder)
Leni Louisa, Kl. 2
Leni Louisa, Kl. 2 (5 Bilder)
Leni Louisa, Kl. 2
Mia, Kl. 2
Jolina Kl. 2 (2 Bilder)
Ole Heinrich, Kl. 3
Lilli Kämz, Kl. 3
Patschuli Prügel, Kl. 4
Tim Grafe, Kl. 3
Emily. Kl. 2 Emma, Kl. 2
Danny, Kl. 2 Emily, Kl. 2
Jasmin, Kl. 2
Mia, Kl. 2 Danny, Kl. 2
Annika, Kl. 2 Danny, Kl. 2
Jolina, Kl. 2 (2 Bilder)
Lilly, Kl. 2 (2 Bilder)
Danny, Kl. 2 Emily, Kl. 2
Diego, Kl. 2 (2 Bilder)
Jolina, Kl. 2 (3 Bilder)
Pia Müller, Kl. 1
Leni Wieczorek, Kl. 4
Meggi Knohl. Kl. 4
Anton Stolp, Kl. 3
Lucy Lindner, Kl. 3
Simon Elias Lehmann, Kl. 3
Lucy Lindner, Kl. 3
20 Jahre www.seyda.de
Ein Schaufenster für „Die bunte Stadt am Flämingrand“.
Nach 20 Jahren ging die Seite am 10. Juni 2020 vom Netz. Sie hat Kontakte geknüpft – über die ganze Welt, die Verbindung gehalten zu denen, die in die Ferne zogen, und gab so ein Stück Heimat. Sie hat eingeladen nach Seyda, und viele sind gekommen.
Vielen Dank allen, die das über die Zeiten möglich gemacht haben! Wie ein großer, knorriger Baum hat die Website viele Hunderte Blätter, Äste und Verzweigungen. Generationen haben daran gearbeitet, beginnend in der Denkfabrik im CVJM-Haus im Jahr 2000: Und so vereint die Seite verschiedene Stile und Zeiten. Ein besonderer Schatz ist das „Tagebuch“, was Ereignisse in und um unser Städtchen nun seit zwei Jahrzehnten festhält. Krisenzeiten werden abgebildet wie die Flut oder Corona – ebenso wie die Schönheiten unserer Gegend und der Reichtum unserer Geschichte, in der sich die Geschichte des ganzen Landes widerspiegelt und oft wie in einem Brennpunkt bündelt: Von der Besiedlung aus der Ferne durch die Flamen, das Zusammenleben verschiedener Volksgruppen schon damals, im Mittelalter; die Reformationsgeschichte mit dem persönlichen Einsatz Luthers für Schule und Hospital; die Höhen und Niederungen der sächsische Geschichte bis hin zu den Befreiungskriegen; die Reaktion auf die sozialen Folgen der Industrialisierung mit der Gründung einer Arbeiterkolonie durch den Schwager Bodelschwinghs; die Verwerfungen durch Weltkriege und Nationalsozialismus, die Aufarbeitung der jüngeren Geschichte: All dies wurde in den letzten 20 Jahren bedacht und aufgeschrieben und durch die Webseite in die Welt getragen. Die bunte Stadt am Flämingrand: Dazu gehören auch die Schausteller und Zirkusleute unter uns, dazu gehört das Netz der Nächstenliebe, was durch die Zeiten bis heute immer neu getragen hat, dazu gehören Projekte, die vorgedacht und angegangen wurden und die noch längst nicht alle zum Ziel gekommen sind.
Es hat nun – in der letzten Woche - einen Neustart gegeben: Auf altem Grund, aber unter Beachtung der neueren gesetzlichen Vorgaben des Datenschutzes. Wie schon von Beginn an sind alle eingeladen, mitzuwirken, ihre Ideen und ihre Kreativität einzubringen: Es ist viel Platz dafür!
Pia Müller, Kl. 2
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Impressum: V.i.S.d.P.: Thomas Meinhof,
Kirchbogen 1, 06917 Jessen OT Seyda. Auflage 600 Stück.
24.6.2020
An dieser Festschrift haben mitgewirkt:
Annika,
Kiara Bischoff, Ferdinand Uwe Bockler, Bruno, Celine Demel, Danielle, Danny,
Diego, Emma, Emily, Edgar Freydank, Anke Fritzsche, Reinhold Geyer, Tim Grafe,
Ole Heinrich, Meister Horst Hirsch, Jasmin, Johanna, Jolie Jennert, Jolina,
Lilli Kämz, Anni und Lilly Kaiser, Philip Kelting, Meggi Knohl, Cedric Joel
Koch, Justin Lange, Simon Elias Lehmann, Ursula Lehmann, Leni Louisa, Marie
Lindemann, Lucas, Lucy Lindner, Mia, Clara und Thomas Meinhof, Pia Müller,
Julia Neumann, Andrea Otto, Patschuli Prügel, Lilly Scharschmidt, Elias und
Leonie Schulze, Milo Schwerdt, Leo und Nele Siegel, Elfriede Steckhan geb.
Sommer, Michael Sommer, Anton Stolp, Leni Wieczorek.