Es lohnt sich, das
Altarbild eingehend zu betrachten. Fotografiert man es mit einer Digitalkamera,
wird man bei der Bearbeitung eine großartige Farbigkeit entdecken können. Jesus
sitzt mit seinen Jüngern beim Mahl in der Nacht, als er verraten wurde. Am
Tisch sitzt auch Judas, der Verräter, schon zum Gehen gewandt, mit seinem Lohn
im Geldbeutel: 30 Silberlinge (ca. 1000 Euro). Der Tisch ist gedeckt, Brot und
Wein stehen da. Es ist noch Platz: Wir sind auch eingeladen.
Das Besondere haben wir
erst vor kurzem, durch Frau Dr. Ute Essegern, eine Kunsthistorikerin, entdeckt.
Sie forschte zu Bildnissen der Hedwig und entdeckte mit Staunen, dass sie auf
dem Altarbild zu sehen ist: Die zweite von rechts. Eine Sensation! Eine Frau an
diesem Tisch – und dafür ein Apostel weniger. Vielleicht war dieses Zeichen der
Emanzipation nur abseits großer Straßen möglich. Jedenfalls passt es sehr zum
lutherischen Glaubensbekenntnis der Hedwig: „Ich habe einen Platz am Tisch
meines Herrn und Heilandes Jesus
Christus, in Zeit und Ewigkeit.“ Wir dürfen annehmen, dass die anderen Genthaer
sind, wo wir aber keine Vergleichsbilder haben.
Neben
dem Altar steht der Taufstein, aus der gleichen Zeit wie der Altar, also die
Grundausstattung der Kirche.
Es kann davon ausgegangen
werden, dass an dieser Stelle schon früher eine Kirche stand, vermutlich eine
Feldsteinkirche, wie die in Mellnitz, Morxdorf und Gadegast, die ca. 850 Jahre
alt sind. Gentha hat aber ein ganz besonderes Stück aus dieser alten Zeit: eine
Sandsteintaufe. Im Juni 2002 wurde sie durch 10 Feuerwehrmänner in die Kirche
gebracht und damit vor weiterer Zerstörung durch die Witterung bewahrt. Es ist
einer der ältesten Taufsteine der ganzen Umgebung, aus der Zeit der
Missionierung unseres Gebietes. An diesem Taufstein mögen die ersten Christen
hier getauft worden sein, die Wenden waren. Der Taufstein stand damals auch am
Eingang der Kirche, weil Heiden (Ungetaufte) eine Kirche nicht betreten
durften. In Gentha sind also schon über 30 Generationen der Einwohner getauft
worden, bis hin zu den Urururur (27mal Ur-) großeltern!
Die Orgel ist ein solides
Werk des Eilenburger Orgelbaumeisters Geissler, die kleine Schwester der
Seydaer Orgel aus dem Jahre 1899, also ein Spätwerk.
In dem oberen abgeteilten
Raum saßen früher die Herren des Gutes und ihre Gäste. Gefiel ihnen die Predigt
nicht, konnten sie die Fenster schließen. Vor Gott sind alle Menschen gleich:
hier in der Kirche trafen sich alle am Sonntag, die Landarbeiter und die
Gutsbesitzer, die Kinder und die Alten.
Heute findet im Anbau der
Kirche die Christenlehre statt.
Im hinteren Teil der
Kirche hängt ein Bild mit Fotos der Kirche, etwa 100 Jahre alt. Es ist wohl
einmal zur Goldenen Hochzeit oder einem anderen Jubiläum verschenkt worden. Man
kann darauf erkennen, dass die Kanzel früher im Altar war. Diese Anordnung, ein
„lutherischer Kanzelaltar“, ist typisch für diese Zeit (vgl. Seyda, Arnsdorf):
Das Wort Gottes (die Predigt) und die Sakramente (Abendmahl; der Taufstein
wurde vor den Altar gestellt) sind der Mittelpunkt des Gottesdienstes: Da will
Gott zu uns sprechen und uns nah sein. Martin Luther hatte vorgeschlagen,
Kirchen so zu bauen.
Manches große und kleine
Detail wird man noch in der Kirche entdecken: Da sind die großen bunten
Fenster, die aus Liebe und Dankbarkeit der Kirche gestiftet worden sind,
vermutlich von einem Ehepaar, deren Namen sich hinter den Anfangsbuchstaben
verbergen.
Links an der Wand
befindet sich die „Sakristei“; früher kam der Pastor aus Elster zu Fuß oder mit
der Kutsche, und dann zog er sich dort um; natürlich waren Gardinen vor den
Fenstern. Links neben der Sakristei sind Tafeln angebracht, die an die Männer
erinnern, die im 1. und 2. Weltkrieg als Soldaten ums Leben kamen. Sie haben
kein Grab in der Heimat, sondern liegen auf den Schlachtfeldern Europas. Die
Tafeln erinnern an ihre Namen und daran, wie schlimm Krieg ist.
Eine Besonderheit in
Gentha sind auch die Paramente: Das sind die bunten Tücher, die am Altar und am
Lesepult hängen. Sie wechseln ihre Farbe im Kirchenjahr. Im Gesangbuch kann man
das genau nachlesen unter den Nummern 953 und 954. Die Paramente hängen im
Schrank hinter dem Altar.
Um
die Kirche herum befindet sich der Kirchgarten. Früher war hier ein Friedhof,
wie es auch noch in vielen Orten üblich ist (Gadegast, Ruhlsdorf, Naundorf).
Lebende und Tote sind in Gottes Hand, das ist unsere christliche Hoffnung; und
wer zur Kirche ging, erinnerte sich beim Gang über den Friedhof daran, dass
unser Leben begrenzt ist – und dass wir diese Hoffnung haben.