Ein frohes und
gesegnetes Osterfest!
Hier kann man
das Naundorfer Osterspiel sehen:
Und 2021 ist
auch ein großes Osterrätsel geplant.
An den
Osterfeiertagen stehen die Kirchen in Zemnick, Gentha, Seyda, Morxdorf,
Mellnitz und die Kapelle in Mark Zwuschen offen, und es sind dort
Ostergeschichten zu entdecken. Es gibt also etwas zu suchen und zu finden und
für jeden, der mitmacht, etwas zu gewinnen.
Suchen und Finden.
Osterrätsel
2021
in Seyda und
Umgebung.
Nach einer
Idee
von
Gemeindepädagogin
Andrea
Fritzsche aus Seyda.
„Suchet, und ihr werdet
finden!“
Jesus, Mt 7,7
Es ist wegen Ostern. Deshalb stehen die
Kirchen mitten in unseren Orten. Und in ihnen und an ihnen kann man die
Osterfreude entdecken.
Egal, wo sie stehen: Immer sind sie nach Osten
ausgerichtet. Der Turm steht im Westen, der Altar im Osten. Setzt man sich in die Bank, schaut man in die
Richtung, wo die Sonne aufgeht. Wo die Finsternis aufhört. Das aufgehende Licht
setzt der Nacht ein Ende. Das geschieht jeden Morgen neu. Und das geschah
einmal, am Ostermorgen mit der Auferstehung Jesu von den Toten, ein für
allemal: Dass dem Tod und dem Bösen Schranken gesetzt sind. Dass sie überwunden
sind. „Ich lebe, und ihr sollt auch leben!“ sagt er. Von dieser großen Hoffnung
erzählen die Kirchen.
Auch in der kleinen, 850 Jahre alten Kirche
in Mellnitz ist das so. Das Fenster nach Osten ist dort sehr klein. So war das
im Ursprung. Die Kirchen waren Zufluchtsort, die ersten festen Gebäude, wo man
Schutz finden konnte vor bösem Unwetter, aber auch vor Raubrittern und anderen
Bösewichtern. Alle Fenster waren so, wie dieses in Mellnitz.
Das bunte Glas ist neu. Das tiefdunkle Rot
wird aufgerissen, blitzartig in hellem Gelb, in der Form des Kreuzes. Das
Zeichen des Siegers Jesus Christus, der die Dunkelheit aufreißt. Sie bleibt
noch da. Aber sie hat ihre entscheidende Macht verloren. Es gibt einen
Durchbruch.
Nein, wir haben hier nicht so eine
Besonderheit wie an dem Fenster in der Kathedrale von Washington D.C. Dort ist
ein Mondstein, von Astronauten mitgebracht, eingebaut, und erinnert daran:
Einer ist dort gewesen. Es ist möglich. Genau wie der eine, der die Macht des
Todes überwunden hat. Aber wir haben eine andere schöne Geschichte, die zu
diesem Fenster geführt hat. Von einer Veränderung, einer österlichen Bewegung
gewissermaßen.
„Kommen
Sie, Kinder schmeißen Steine auf die Kirche!“ so klang eine aufgeregte Stimme
am Telefon. Und tatsächlich war es so. Aber es waren Ferien, und miteinander
haben wir dann – mit den Kindern – die Fenster der Kirche bemalt – auf Folien,
mit Tesafilm befestigt: Den guten Hirten, das Gleichnis vom vierfachen Acker,
die 6 Werke der Barmherzigkeit. Und dann sind wir nach Blönsdorf gefahren, zu
den „Profis“, in eine Glaswerkstatt. Und sie hörten die Geschichte und sagten:
Ein Fenster machen wir. Das schenken wir Euch! So ist dieses Fenster nach
Mellnitz gekommen.
Nicht zu übersehen ist die Christusstatue auf
dem Altar. Mit geöffneten Armen kommt der Heiland (der, der Heil macht!) auf
uns zu mit dem „Heilandsruf“: „Kommt her zu mir alle, die ihr mühselig und
beladen seid: Ich will Euch froh machen!“ (Mt 11,28). Das ist dieser Herr, der
Ostern auferstanden ist, und der so auf uns zu kommt.
Ein Künstler aus Polen hat diese Statue 2016
für uns aus einem Stein, den er im Riesengebirge gesucht hat, angefertigt. Das
schöne Muster an der Wand, die Farbe der Balken und der Bänke wurden erst vor
kurzer Zeit angebracht. Menschen aus Seattle vom Pazifischen Ozean, also von
der anderen Seite der Welt, haben daran mitgewirkt – gemeinsam mit Mellnitzern.
Sie stehen dort 9 Stunden später auf, weil die Sonne so lange braucht, bis sie
dort ist: Wenn sie frühstücken, können wir schon an das Abendbrot denken. Aber
wir sind verbunden! Die Osterbotschaft ist um die Welt gegangen, und sie setzt
auch heute Menschen in Bewegung. Hier ist es sichtbar.
Auch das andere: Dass die Kirche etliche
Jahre baupolizeilich gesperrt war, das gehört ebenso zur Kirchengeschichte. Und
dass diese Osterbotschaft aber die Kraft hat, wieder aufzustehen, anzupacken,
die alten Trümmer wegzuräumen. Manchmal kommt da auch Hilfe von ganz
unerwarteter Seite. So hat 1985, also noch mitten in der DDR, die LPG den
schönen Kronleuchter gestiftet und die
Sicherung des Turmes und des Daches unterstützt.
Vor 2000 Jahren ist es geschehen, das
entscheidende Datum der Weltgeschichte, und dafür wurden südlich der Kirche im
Jahr 2000 zwei Linden gesetzt: Für zwei Jahrtausende Christenheit und Leben mit
dieser Hoffnung.
Ein Spielplatz gehört in Mellnitz dazu – halb
auf Kirchenland, halb auf Stadtland: Jesus ist der, der sich der Kinder
angenommen hat – in Zeiten, als das völlig unüblich war. „Lasst die Kinder zu
mir kommen!“ hat er gesagt, und: „Wer das Reich Gottes nicht annimmt wie ein
Kind, der wird nicht hineinkommen.“
Ein großes buntes Osterfenster mit einer
Ostergeschichte darauf ist in Zemnick zu sehen. Die dunkle Grabeshöhle: Da
schien alles zu Ende zu sein. Jesus wurde hineingelegt, ein großer Stein davor
gewälzt. Die Frauen gingen hin, am ersten Tag der Woche, am Sonntagmorgen, um
ihm eine letzte Ehre zu erweisen. Mit kostbarem Salböl wollten sie ihn
einbalsamieren. „Wer wälzt uns den Stein von des Grabes Tür?“ So fragen sie
unterwegs. Aber sie kehren nicht resigniert um („Das schaffen wir sowieso
nicht!“). Sie gehen weiter – und schauen genau hin. Der Stein ist noch da! Aber
er ist verrückt. Er ist weggewälzt. Das Grab ist leer. Entsetzt sind sie.
Voller Furcht! Sie rennen weg. Nur eine bleibt stehen, Maria Magdalena. Sie
kann nicht weg. Sie muss da, am Grab, bleiben, wo sie Jesus zuletzt gesehen
hat. Sie weiß nicht, wohin sie sonst gehen soll. Es kommt einer vorbei, sie
denkt, es sei der Gärtner. Er fragt sie: „Warum bist Du so traurig?“ Und sie
antwortet: „Sie haben meinen Herrn weggenommen, und ich weiß nicht, wo sie ihn
hingelegt haben.“ Da spricht er sie mit Namen an: „Maria!“ Sie dreht sich um –
und sieht Jesus. Jesus, lebendig! Die Wundmale sind sichtbar, an den Händen, an
den Füßen: Wo er angenagelt war an das Kreuz. Er ist es. Maria Magdalena ist
die erste, die ihn so sieht. Er sagt diese Worte: „Ich lebe, und ihr sollt auch
leben!“ Auf dem Bild ist die Stelle dazu festgehalten, wo man es in der Bibel
finden kann. Und sie beauftragt ihn, diese Botschaft weiterzutragen: Dem Tod
ist die Macht genommen. Wer zu Jesus gehört, hat ein Leben, was nicht aufhört.
Liebevoll
ist das dargestellt und von einer Naumburger Künstlerfirma – das kann man auch
finden – ausgeführt. Mit vielen bunten Blumen: In einem Garten war es, was auch
an die Geschichten vom Anfang erinnert, an das Paradies. Es ist nicht mehr im
Lockdown. Es ist geöffnet.
Ein großer Bogen ist über dem Altarraum zu
sehen, wie auch – noch ein bisschen größer – in der Gadegaster Kirche. Das ist
eine ganz alte Sache mit dem Bogen. Die alten Römer haben, wenn sie eine
Schlacht gewonnen hatten, Triumphbögen gebaut. Da sind sie dann hindurchgezogen
mit Jubel und mit all ihrer Beute. In Rom kann man das noch finden. Später
wurde das nachgemacht, zum Beispiel in Paris.
Die
Christen haben das auch nachgemacht. Sie wussten: Unser Herr ist der Sieger,
nicht ein Kriegsheld aus blutigen Schlachten, sondern der Sieger über den Tod
und das Böse. Nicht einer, der andere in den Tod geschickt hat, sondern der mit
sein eigenes Blut dahingegeben hat. Der gestorben ist – und auferstanden und
diesen ganz großen Sieg errungen hat, auch für uns.
So
haben die Christen in ihre Kirchen solche Triumphbögen eingebaut. Wir gehören
zu dem Sieger Jesus Christus! Es gehört zum „romanischen Baustil“, nachdem die
Kirche in Gadegast gebaut worden ist, auch vor 850 Jahren. In der Mitte war ein
Kreuz angebracht, auf einem Balken, und rechts und links Johannes und Maria. In
manchen alten Kirchen kann man das noch vollständig finden, zum Beispiel im
Doberaner Münster an der Ostsee.
„Bei uns ist
alle Tage Ostern, nur dass man einmal im Jahr Ostern feiert.“ – das hat Martin
Luther gesagt, dessen Bild in der Gadegaster Kirche an der Seite hängt. Mit
aller Kraft hält er das Bibelbuch fest, wo das aufgeschrieben ist, dass wir
alle Tage von dieser Hoffnung leben können.
In Gadegast wie in allen unseren Kirchen
stehen Kerzen auf dem Altar. Vor 250 Jahren, in der Zeit der „Aufklärung“, fing
man an zu fragen: „Warum denn? Ist es nicht hell genug?“ Die Kerzen gehören auf
den Altar, weil Jesus gesagt hat: „Ich bin das Licht der Welt. Wer zu mir
gehört, der wird nicht wandeln in der Finsternis, sondern der wird das Licht
des Lebens haben.“ (Joh 8,12)
In
unseren Kirchen findet sich auf den Altären immer auch eine Osterkerze. Sie
wird zu Ostern entzündet – da, wo das losgegangen ist mit diesem Licht.
Unsere
Osterkerzen werden seit vielen Jahren im Diest-Hof kunstvoll hergestellt. Der
Diest-Hof in Seyda, wo Menschen mit Behinderung ein Zuhause haben, ist ein
starkes sichtbares Zeichen für Menschlichkeit und Freude auch angesichts und
mitten im Leid: Von Ostern eben.
Friedrich von Bodelschwingh, ein Verwandter
Gustav von Diests, der eine ganze Stadt für Behinderte, Bethel, geleitet hat,
dichtete 1938 ein Lied zu Karfreitag, wo die Osterhoffnung schon aufblitzt:
„Nun gehören unsre Herzen ganz dem Mann von
Golgatha, der in bittern Todesschmerzen das Geheimnis Gottes sah, das Geheimnis
des Gerichtes über aller Menschen Schuld, das Geheimnis neuen Lichtes aus des
Vaters ewger Huld.
Nun in heilgem Stilleschweigen
stehen wir auf Golgatha. Tief und tiefer wir uns neigen vor dem Wunder, das
geschah: Als der Freie ward zum Knechte und der Größte ganz gering, als für
Sünder der Gerechte in des Todes Rachen ging.
Doch ob tausend Todesnächte
liegen über Golgatha, ob der Hölle Lügenmächte triumphieren fern und nah,
dennoch dringt als Überwinder Christus durch des Sterbens Tor; und die sonst
des Todes Kinder, führt zum Leben er empor.
Schweigen müssen nun die
Feinde vor dem Sieg von Golgatha. Die begnadigte Gemeinde sagt zu Christi
Wegen: Ja! Ja, wir danken deinen Schmerzen; ja, wir preisen deine Treu; ja, wir
dienen dir von Herzen; ja, du machst eins alles neu.“
(Evangelisches
Gesangbuch Nr. 93)
Auf dem Diest-Hof steht die jüngste Kapelle
in unserem Bereich, im Januar 2020 eingeweiht, die Kapelle „Zum Guten Hirten“.
Tatsächlich befinden wir uns hier in dem Gebiet mit der höchsten
Kapellenneubaudichte der Welt: 2012 Mark Zwuschen, 2016 Listerfehrda, 2020
Seyda. Leider ist der Diest-Hof zur Zeit durch die Pandemie öffentlich nicht
zugänglich: Aber die Zeiten kommen wieder, und dann kann man auch diese
Entdeckung machen!
1945 gab es in Elster eine mächtige Explosion.
Ein Munitionszug ging, am Ende des Krieges, in die Luft. Sogar die Fensterscheiben
der Kirche in Zemnick – so weit entfernt
– gingen zu Bruch. In der Elsteraner Kirche blieb nur ein Kirchenfenster
erhalten. Es stand genau im rechten Winkel zur Druckwelle. Es ist das Fenster
in der Mitte über dem Altar und zeigt Jesus am Kreuz, dazu seine Mutter Maria
und Johannes, einen Jünger. Und Jesus kümmert sich noch um sie – mitten in
seinem Leid - und sagt vom Kreuz: „Das ist jetzt Deine Mutter! Das ist jetzt
Dein Sohn!“ Füreinander sollen und dürfen sie da sein. Der Ursprung der
Gemeinde ist am Kreuz gesetzt.
Inzwischen sind – vor 20 Jahren durch einen
russischen Künstler – die Fenster daneben wieder farbig gestaltet worden, links
Weihnachten (mit dem astronomischen Lichtereignis, dass Jupiter und Saturn
gemeinsam leuchten) und rechts eine Ostergeschichte: Die Emmausjünger.
Sie
waren ganz traurig nach Hause unterwegs nach dem Karfreitag. Alles vorbei! Sie
hatten ihren Kopf gesenkt und gingen sehr langsam zurück in ihr Dorf, Emmaus.
Da kommt einer vorbei und geht mit ihnen. Es ist Jesus selbst. Aber in ihrer
Traurigkeit merken sie es nicht – und sie können es sich wohl auch überhaupt
nicht vorstellen. Er fragt sie: „Warum seid Ihr so traurig?“ Und sie erzählen
ihm alles. Er versucht, ihnen Gottes Plan zu erklären, der dahinter steht. Aber
das verstehen sie nicht. Als es Abend geworden ist, kommen sie in ihrem Dorf
an. Sie wollen den Fremden nicht einfach stehen lassen, in der Dunkelheit, und
bitten ihn in ihr Haus. Das haben sie von Jesus gelernt. Dann sitzen sie am
Tisch. Da nimmt Jesus das Brot, dankt Gott dafür und teilt es. Und an dieser
Stelle – da erst! – gehen ihnen die Augen auf. Sie erkennen ihn, den Herrn. Die
Frauen hatten ja doch recht, die vom Grab zurückkamen! Er lebt! Sie rennen zurück, durch die dunkle Nacht, bis nach
Jerusalem, es den anderen zu sagen. Die rufen ihnen es aber schon zu: „Der Herr
ist auferstanden!“ Und sie können nur noch antworten: „Er ist wahrhaftig
auferstanden!“
Das
ist der alte Ostergruß, bis heute.
Eine Ostergeschichte von heute ist für mich,
dass Elster seit einem Jahr wieder eine Pfarrerin hat. Bis dahin hat der Ort
mit Listerfehrda, Iserbegka, Meltendorf und Gielsdorf sieben Jahre lang zum
Pfarrbereich Seyda gehört – wie das ist in diesen Zeiten, dass Stellen
„zusammengelegt“ werden. Aber hier ist es einmal andersherum gegangen, wer
hätte das gedacht, und Elster hat nun wieder eine junge, fröhliche Pfarrerin.
Ein Grund dafür ist, dass Menschen dazugekommen sind zur Gemeinde – und das
Menschen treu dabeigeblieben sind bei Glauben, Liebe und Hoffnung.
Die Ostergeschichte gespielt wird Jahr für
Jahr in Naundorf, ganz im Norden des Pfarrbereiches Seyda. Da findet sich also
ein großer Stein, der dann zu Ostern in Bewegung kommt. 2020 konnten wir nicht
so wie sonst spielen, da haben wir es aufgenommen, und so kann man sich das
Spiel unter www.seyda.de/ostern.htm
anschauen.
Die
Welt ändert sich. In Naundorf hat ein Engländer eingeheiratet und war zum
ersten Mal in der Kirche. Und „zufällig“ hatten wir wieder Besuch aus Seattle,
der natürlich gleich beim Osterspiel mitmachte. Es gehörte ja schon die Szene
mit dem ungläubigen Thomas dazu. Der Jünger Thomas, der nicht dabei war, als
Jesus sich zeigte, und der sagte: „Ich kann das nicht glauben. Erst, wenn ich
Jesus sehen und anfassen kann! Sonst geht das nicht.“ Er kam trotzdem „am
ersten Tag der Woche“, wo sich die Jünger und Jüngerinnen trafen, also am
Sonntag zum Gottesdienst – schon aus alter Verbundenheit, der Gemeinschaft
wegen. Und da geschah ist – das ist eine weitere Ostergeschichte – dass Jesus plötzlich mitten
unter ihnen war. Und er ging auch noch auf Thomas zu und sagte: „Fass an!
Reiche deinen Finger her und sieh meine Hände,
und reiche deine Hand her und lege sie in meine Seite, und sei nicht
ungläubig, sondern gläubig!“ Thomas sagt dann: „Mein Herr und mein Gott!“ und
Jesus sagt die Worte: „Selig sind, die nicht sehen und doch glauben.“
Das
ist die alte Ostergeschichte. Aber sie ging natürlich noch weiter. Die Legende
berichtet, dass Thomas dann besonders eifrig war. Er ging gen Osten, Richtung
Indien. Er war wohl auch Zimmermann und Baumeister und hatte einem Fürsten
versprochen, ihm in dessen Abwesenheit einen Palast zu bauen – und als der
wieder kam, war da kein neues Gebäude, sondern eine lebendige Christenschar,
und Thomas erklärte ihm das Bild von „Gottes Bau“, der Gemeinde.
Jedenfalls
kamen dann viele Jahrhunderte später, als das keiner in Europa mehr wusste, die
Engländer nach Indien, und sie wollten auch die christliche Botschaft dorthin
tragen.
Das
haben wir also gespielt: Die „wilden Inder“ waren die Kinder, mit Turban und
so, und der Engländer mit einer alten englischen Bibel unter dem Arm war Ben
aus Seattle. Er rief ihnen zu: „Christ is risen!“ (Der Herr ist auferstanden!)
– und plötzlich schrien die überraschenderweise zurück: „He is risen indeed!“
(Er ist wahrhaftig auferstanden!). Da war der Engländer aber verdutzt. Er hatte
nicht gedacht, dass es in Indien schon Christen gab – die auf den Apostel
Thomas zurückgehen. „Thomas-Christen“ nennt man sie heute noch.
In der Naundorfer Kirche sind auch noch
andere Osterspuren zu entdecken. Auf dem Altar steht ein Osterei! Es kommt aus
Moskau. Der Moskauer Männerchor singt regelmäßig in unseren Kirchen, und Dr.
Wehmeyer von der Deutsch-Russländischen Gesellschaft hat uns dieses Osterei
mitgebracht. In der russisch-orthodoxen Kirche ist das üblich – und es erinnert
uns an die Gemeinschaft der Christen auf der ganzen Welt.
Ebenso
kann man in Naundorf ein kleines Bleiglas-Kreuz aus Baltimore finden, auch von
dort hatten wir schon Besuch, Pastor Hardy predigte von den „lebendigen
Steinen“, aus der die Gemeinde gebaut ist – die Kirche war fast so voll wie
Weihnachten.
Vorn am Altar steht Petrus mit dem Schlüssel.
Auch dahinter verbirgt sich eine Ostergeschichte.
Petrus
– das war ja eigentlich nicht sein Name, sondern so nannte ihn Jesus, „der
Fels“, auf den man sich verlassen kann – Petrus, also eigentlich Simon, der
hatte Jesus versprochen: „Ich stehe zu Dir, egal, was kommt.“ Aber Jesus hatte
ihm schon am Gründonnerstag gesagt: „In dieser Nacht wirst Du mich, ehe der
Hahn kräht, dreimal verleugnen.“ Und tatsächlich ist es so gewesen. Petrus
hatte zwar noch das Schwert herausgeholt bei der Gefangennahme und dem
Hohenpriesters Knecht ein Ohr abgeschlagen – aber Jesus war dem
entgegengetreten und hatte das Ohr wieder angeheilt, und dann war Petrus wie
die anderen Jünger weggelaufen, aus Angst und Furcht. Einen hatten sie noch am
Gewand gegriffen, der hat lieber seine Jacke fahren lassen und ist so weitergerannt,
solche Angst hatten sie. Petrus war schon einer von den Mutigeren, er schlich
sich noch heran an das Gebäude, wo Jesus verhört wurde, aber da wurde er
erkannt: Zuerst von einem Mädchen, einer Magd. Und er traute sich nicht, zu
bekennen, dass er zu diesem Jesus gehörte. Und das geschah dann noch mal und
noch mal beim Hinausgehen, und dann krähte der Hahn, und Petrus, der starke
Mann, weinte bitterlich.
Aber nun, Ostern: Jesus war auferstanden. Alles
ist so ganz anders gekommen! Die Frauen erzählten vom leeren Grab. Und dass sie
nach Galiläa, in ihre alte Heimat, gehen sollten. Das taten sie. Petrus fing
wieder an zu fischen, das war sein Beruf. Und wieder, wie schon öfter vorher,
hatten sie eine ganze Nacht umsonst gefischt: Immer wieder das schwere Netz ins
Wasser, und dann vollgesogen wieder heraus: Aber eben kein Fisch! Müde und
traurig ruderten sie ans Ufer. Da stand einer und rief: „Fahrt noch einmal
hinaus! Versucht es noch einmal!“ Und sie taten es – und fingen unheimlich
viele Fische. Und da merken sie: Das war doch ein Besonderer, da am Ufer. Das
ist uns doch schon mal so passiert! Das
ist doch – der Herr! Petrus will der erste sein und stürzt sich ins Wasser, er
läuft auf Jesus zu. Aber dann werden seine Schritte langsamer. „Ich, ich habe
ihn ja verleugnet. Ich habe in der entscheidenden Stunde nicht zu ihm
gestanden… Was passiert jetzt?“
Jesus
fragt ihn: „Petrus, hast Du mich lieb?“ Jetzt? „Ja!“ Natürlich, Jesus. Und
Jesus fragt wieder: „Petrus, hast Du
mich lieb?“ – und schließlich noch einmal, so dass Petrus schon gar nicht mehr
weiß, was er sagen soll. Es stößt ihm schwer auf, was er getan hat. Jesus fragt ihn mit Absicht drei Mal!
Und er gibt ihm dann den großen Auftrag, den Schlüssel zum Himmelreich!
Das
ist in Naundorf zu sehen: Petrus mit dem Schlüssel. Er soll losgehen und den
Leuten von Jesus und von Ostern erzählen und damit den Himmel aufschließen. Den
Ort, wo es ganz schön ist. Dass jeder, der zu Jesus gehört, diesen Himmel haben
kann. Dafür hat er den Schlüssel, es ist dieses Wort, was er weiterträgt und
was wir glauben dürfen.
Petrus
war dann der erste Gemeindeleiter.
Einen schönen Taufstein hat Naundorf auch. In
ein paar Tagen wird es hier Taufen geben: Ein kleines Kind, eine junge Frau:
Sie kommen dazu. Im Vertrauen auf das Jesuswort, was auch am Taufstein zu
finden ist: „Wer da glaubt und getauft wird, der wird selig werden.“
Als Gruß von den Christen der Ostkirche hat
uns Dr. Wehmeyer von der Deutsch-Russländischen Gesellschaft, der den Moskauer
Männerchor begleitet, in Seyda auch zum Weihnachtsfest ein Geschenk gemacht:
Ein Osterei!
Ein
Osterei? Ja, es ist auch in diesen Tagen auf dem Altar in Seyda zu finden. Es ist in Russland so üblich,
schon zum Christfest ein Osterei zu verschenken. Zu Weihnachten kommen ja die
drei „Könige“, die Weisen aus dem Morgenland, um große Gaben bringen: Gold,
Weihrauch und Myrrhe. Myrrhe – das ist Salböl, praktisch für kleine Babies,
natürlich – aber für die orthodoxen Christen schon der große Hinweis auf
Ostern: Die Frauen, die mit Salböl zum Grab gehen – und diese große Entdeckung
machen.
„Christus“
heißt auf Griechisch „der Gesalbte“. Die griechischen Buchstaben X und P findet
man in der Seydaer Kirche am Eingang – manchem ist es aus dem Russischen
bekannt, X = Ch und P = R, also „Chr.“ – „Christus“. Daneben steht ein Alpha
und ein Omega, der erste und der letzte Buchstabe des griechischen Alphabets.
Jesus Christus sagt: „Ich bin das A und
das O, der Anfang und das Ende.“ Jesus hat das erste und das letzte Wort über
unser Leben. Das ist Ostern festgemacht.
So sind wir mit unseren Oster-Entdeckungen in
der Kirche in Seyda angekommen. Auch hier findet man Petrus, der ein Namensgeber der Kirche ist,
mit dem großen Schlüssel. Und hier findet man eine feine Darstellung des
Gründonnerstages: Jesus mit seinen Jüngern am Tisch, ein geschnitztes Bild.
Wunderbar, das Brot ist schon hingelegt für die, die noch kommen: Eine offene
Einladung!
Einer
von den Jüngern hat keinen Bart – wer findet ihn? Es ist Johannes, der jüngste
– eben noch ohne Bart. Am Altar ist er noch einmal zu finden, mit der Feder in
der Hand (da kommt der „Füllfederhalter“ her). Im Johannesbrief steht: „Gott
ist die Liebe, und wer in der Liebe bleibt, der bleibt in Gott.“ (1 Joh 4,16)
„So sehr hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen eingebornen Sohn gab, damit
alle, die an ihn glauben, nicht verloren werden, sondern das ewige Leben
haben.“ (Joh 3,16)
Übrigens:
Ganz nahe am Altar stehen zwei Leute, die ganz viel auf dem Kerbholz hatten.
Der eine hat, wie wir schon gehört haben, sein Treueversprechen in
entscheidender Stunde nicht gehalten, und der andere hat die Anhänger Jesu
sogar verfolgt und mit dem Tod bedroht…
Petrus und Paulus. Dahinter steht Ostern: Die große Botschaft der
Vergebung, des neuen Lebens, des Neuanfangs.
Dass wir selbst einen Platz am Tisch Jesu
haben können, ist auch sehr schön und eindrücklich in der Genthaer Kirche
dargestellt. Allerdings schwer zu finden! Ich habe über zehn Jahre davor
gestanden und es nicht gesehen! Aber dann ist eine Frau gekommen, Frau Dr. Ute
Essegern aus Dresden, und hat es uns gezeigt.
Die
Kurfüstin Hedwig, ursprünglich eine dänische Prinzessin, ist da zu sehen auf
dem Abendmahlsbild. Die zweite von rechts. Wenn man es weiß, ist es ganz
einfach. Wie das so ist! Es muss einem einer zeigen.
Das
ganz Besondere ist hier, dass eigentlich ja an den Tisch Jesu Jesus mit
seinen zwölf Jüngern gehört. So ist es die
übliche Darstellung, überall auf der Welt. Aber die Hedwig, die hat gesagt: Ich
habe da auch einen Platz, an diesem Tisch. Das ist das Entscheidende! Und das
will ich zeigen! Und deshalb wurde also ein Apostel (man bedenke, ein Apostel,
einer der ersten Jünger Jesu, die er selbst los-geschickt – das heißt Apostel –
hat), ein Apostel wurde weggelassen, für die Hedwig.
Und
ich bin mir ziemlich sicher, dass die anderen Jünger am Tisch Gesichter von
Gentheranern haben. Nur, von der Hedwig, da haben wir Vergleichsbilder, denn
sie war ja eine Kurfürstin.
Es
ist ganz typisch lutherisch, was hier geschehen ist: In der Stadtkirche in
Wittenberg hat Lukas Cranach ein Abendmahlsbild gemalt, wo die Wittenberger
sich wiederfanden. Das Entscheidende ist, dass wir hier und heute diese
Hoffnung haben und an diesem Tisch sitzen dürfen. Alles andere aus der
Geschichte ist auch spannend und kann uns darauf hinweisen. Aber entscheidend
ist: Was ist mit mir, mit meinem Leben und Sterben?
Von der Hedwig kann man dann noch mehr
entdecken, C und H für „Churfürstin Hedwig“, drei dänische Löwen, denn sie kam
aus Haderslev in Dänemark – wo wir nun regelmäßig Besuch von Bischöfin Marianne
Christiansen von dort bekommen, am 9.9.21 wieder! Die 3 und die 8 – da ist auch
ein Rätsel, wie sie mit der Hedwig zusammenhängen – aber eigentlich gar nicht
so schwierig: C und H, 3 und 8…
1624
hat Hedwig die Kirche gestiftet, im Dreißigjährigen Krieg, und eine Legende
sagt, dass Gentha da nur noch zwei Witwen und zwei Witwer (durch den Krieg) hatte.
Also auch eine Ostergeschichte: Wir haben eine Hoffnung und eine Liebe, und die
halten wir fest, und sie sind genauso wichtig wie Ackergerät und Vieh, die
Hedwig den Leuten zum Neuanfang gab.
Auch die kleine Morxdorfer Kirche ist eine
Osterkirche. Am Altar ist in der Mitte ein Osterbild. Christus hat die
Dunkelheit aufgerissen. Die Grabeskiste ist aufgebrochen. Er tritt auf die
Schlange – Symbol für das Böse, was sich immer wieder an uns heranschleichen will, es hat eine Frucht
im Maul, Jesus Christus hat das Böse besiegt und befreit uns aus seinen Fängen,
indem er uns vergibt, uns also von den Folgen befreit. Wir können Frieden mit
Gott haben – und miteinander. Ein Backstein ist
auf dem Bild zu finden, nach dem Osterpsalmwort: „Der Stein, den die Bauleute
verworfen haben, ist zum Eckstein geworden. Das ist vom Herrn geschehen und ein Wunder vor unseren
Augen.“ (Ps 118,22)
Jesus grüßt mit dem jüdischen Priestersegen!
Es ist gar nicht so einfach, die Finger so zu spreizen. So ging es auch „Spock“
vom „Raumschiff Enterprise“. So ist sein Weltraum-Gruß entstanden, später bei
Star-Trek fortgeführt. Seinen Ursprung hat er hier! „Live in peace and
prosper“, die Mitteldeutsche Zeitung hat gestern neu daran erinnert, vgl. 5. Buch Mose
Vers 33. (Siehe auch bei youtube: „The birth of live long and prosper“)
Zu den Ostergeschichten gehört auch ein
Wettlauf! An ihn wird an der Kapelle in Mark Zwuschen erinnert. Petrus und
Johannes hören von den Frauen, dass das Grab leer sei. Sie können es nicht
fassen, sie müssen es sehen. Und sie rennen los. (Joh 20,3ff) Johannes ist
zuerst da. Aber Petrus traut sich hinein in die Grabshöhle. Und was findet er?
Die Grabestücher. Ordentlich zusammengelegt.
Das
leere Grab – es steht am Anfang von Ostern. Es gibt dann Gerüchte: Sie haben
ihn weggenommen, versteckt. Aber: Hätten die Jünger dann selbst unter Todesgefahr an diesem Glauben der
Auferstehung festhalten können? – Oder dass die Feinde der Christen ihn
entfernt haben, um eine Verehrung zu vermeiden. Aber hätten sie ihn nicht
spätestens dann hervorgeholt, um ihn zu zeigen, als die Jesus-Bewegung immer
größer wurde?
Das
leere Grab! Es steht am Anfang von Ostern. Der schwere Stein ist weggewälzt.
Das Grabestuch noch da.
Wo
ist es nun zu finden, an der Kapelle? Ganz oben! In der Wetterfahne. Das
flatternde Tuch! Die Reformatoren haben es auch immer wieder malen lassen:
Christus am Kreuz, aber das Tuch, das flattert und deutet schon Ostern an: Er
lebt! Und auf dem Tuch an der Wetterfahne steht es auch: „Vivit!“ „Er lebt!“
Ostern – ganz kurz zusammengefasst.
Er ist wahrhaftig auferstanden – auf einem
Schnitzbild an der dritten Tür („Hoffung“) kann man es noch einmal lesen, unter
einem Osterbild.
Und nun kann man fröhlich mitsingen:
„Wir wollen alle fröhlich sein
in dieser österlichen Zeit, denn unser Heil hat Gott bereit! Halleluja,
Halleluja, Halleluja, Halleluja! Gelobt sei Christus, Marien Sohn.
Es ist erstanden Jesus Christ,
der an dem Kreuz gestorben ist, dem sei Lob, Ehr zu aller Frist. Halleluja…
Er hat zerstört der Höllen
Pfort, die Seinen all herausgeführt und uns erlöst vom ewgen Tod. Halleluja…
Es singt der ganze Erdenkreis
dem Gottessohne Lob und Preis, der uns erkauft das Paradeis. Halleluja…
Des freu sich alle
Christenheit und lobe die Dreifaltigkeit von nun an bis in Ewigkeit.
Halleluja…“
Elster Seite 9
Gadegast Seite 6
Gentha Seite 17
Mark
Zwuschen Seite 20
Mellnitz Seite 2
Morxdorf Seite 19
Naundorf Seite 11
Seyda Seite 16
Zemnick Seite 5