Predigt zur Einweihung der Kapelle zum Guten Hirten auf dem Diest-Hof, 31. Januar 2020

 

Liebe Festgemeinde aus Nah und Fern!

„Der Herr ist mein Hirte. Mir wird nichts mangeln.“

Wir werden das haben, was wir brauchen. Und dazu noch mehr, mehr, als wir zu träumen gewagt haben: Das ist heute so ein Tag hier auf dem Diest-Hof, da kann man das sagen und sehen: Viele schöne neue Räume sind entstanden, ein ganzes Haus ist umgebaut, und sogar eine Kapelle hat der Diest-Hof jetzt.

Das ist schon ein Jahrtausendereignis! Eine Kapelle wird in einem Ort doch nur alle 1000 Jahre mal geweiht! Wenn wir auch hier ein wenig verwöhnt sind, befinden wir uns doch in dem Gebiet mit der höchsten Kapellenneubaudichte der Welt.

 

Eine kleine Begebenheit vom Bau will ich erzählen:

Ein junger Bauarbeiter, viel größer und stärker als ich, kam früh auf die Baustelle – und begegnete einem Heimbewohner. Der sprach ihn kurzerhand an: „Kannst Du mir mal die Schuhe zu binden?“

Die waren tatsächlich offen.

Und der große junge Mann, der bückte sich herunter und nahm sich Zeit, ihm die Schuhe zu zu machen.

 

Das ist der Diest-Hof, ein kleines Stück davon: Wo wir herausgefordert werden zur Nächstenliebe, zur Menschlichkeit. Und hier entscheidet es sich an der Tat, was die großen Ideen und Reden bringen. So ist der Diest-Hof ein Leuchtturm für Menschlichkeit in unserer Stadt und für die ganze Gegend, der das ganz deutlich macht:

Jeder Mensch ist wertvoll.

Die Würde des Menschen ist unantastbar.

 

Und mittendrin weihen wir nun heute diese Kapelle,

die wie ein Herzstück oder ein Motor wirken will: Genau das anzuregen und festzuhalten.

 

„Kapelle zum Guten Hirten“ soll sie heißen.

 

Wir werden hier dieses Wort hören können,

was uns behütet und getröstet sein lässt,

was uns stark machen will, voller Liebe und Hoffnung anzupacken

und auch auszuhalten und zu tragen und dranzubleiben.

 

Auf dem Diest-Hof passiert vieles gemeinsam, auch heute ist es schön, so eine große Gemeinschaft zu erleben: Wie viele zum Diest-Hof stehen und auch heute wieder hergekommen sind: Das ist ein ganz ermutigendes, großes Zeichen: Wir sind hier nicht allein, im letzten Zipfel von Sachsen-Anhalt. Schön, dass Sie gekommen sind, hier aus Seyda, aus  Mark Zwuschen, aus Listerfehrda, aus Jessen, aber auch aus Halle und Magdeburg und von weiter her.

Es ist doch ein tolles Ding, dass hier an dieser Kapelle und an diesem ganzen Bau Menschen aus ganz Europa ihren Anteil haben. Mit dem Leaderprogramm: Da haben Menschen aus Estland, aus Spanien, aus Finnland und Italien mitgeholfen, dass wir das hier haben können.

Auch die Briten, das sei an diesem Tag besonders erwähnt, haben dazu beigetragen: Es ist ein großes europäisches Gemeinschaftswerk -  und  ist das nicht großartig, dass wir hier so ein Haus haben können, wo Menschen aus ganz Europa Anteil daran haben.

Was ist das für ein Geschenk! Dass wir in Frieden und auch in Freiheit – das zeigt der heutige Tag ja auch, dass es eine freiwillige Gemeinschaft ist – in Frieden und in Freiheit verbunden sind.

 

Die Kapelle wird immer offen sein, für alle hier, aber auch für alle, die vorbei kommen.

Da kann man auch mal für sich sein. Auch mal allein sein. Jeder braucht das. Das ist hier ein geschützter Ort. Da kann ich hingehen, mich hinsetzen, zur Ruhe kommen.

Und dann schaue ich eben nicht nur eine weiße Wand an, sondern sehe diesen guten Hirten und das Kreuz und die Kerzen und kann es hören und sehen:
Der Herr ist mein Hirte. Mir wird nichts mangeln.

Er kennt meinen Weg.

Und er führt mich auf rechter Straße, das hat er versprochen.

Auch im finsteren Tal ist er da.

Und er setzt alles für mich ein.

Seine Liebe ist unendlich groß. Das zeigt das Kreuz.

 

Und dann kann die Tür aufgehen, und es setzt sich einer zu mir, und wir können in die gleiche Richtung schauen.

Das große Geschenk für unser Leben dürfen wir hier betrachten – und auch mitnehmen:
Jesus, der unser Guter Hirte sein will,

alle Tage.

Der uns verbindet und neu Glauben, Liebe und Hoffnung schenkt. Auch heute.

Amen.