Die Russen kommen.
Begegnungen in
Seyda.
Zum 22. Juni 2021,
80 Jahre nach dem deutschen Überfall
auf die Sowjetunion.
„Die Russen kommen!“
Welcher Schrecken ging von diesen Worten aus – und ergreift Menschen bis heute
aufgrund der traumatischen Erlebnisse in Krieg und Nachrkriegszeit.
„Die
Russen kommen!“ – bekam aber nach und nach in Seyda auch einen freundlichen
Klang – durch Begegnungen mit dem Moskauer Männerchor, weißrussischen Musikern und anderen Menschen
aus jenem großen anderen Volk, mit dem wir in Geschichte und Gegenwart
verbunden sind.
Wunden
können heilen – nicht nur durch die Zeit. Auch durch wechselseitiges Verstehen
und Aufeinander-Zugehen.
Dass wir einander verstehen können – als Vorstufe
zum Frieden – dazu sind diese Geschichten wichtig – dort und hier.
„Seid barmherzig, wie auch
Euer Vater barmherzig ist.“ (Lk 6,36 – Jahreslosung 2021)
Liebe
Freunde in Moskau!
Liebe
Freundinnen und Freunde in Mogiljew!
Wir
vermissen die Begegnungen mit Ihnen sehr, die schönen Konzerte sind uns im Ohr,
und Sie sind in unseren Herzen.
Wir
grüßen Sie zum Christfest und zum Neuen Jahr und wünschen Ihnen Gottes Segen!
Gott
behüte Sie an Leib und Seele!
Auf
ein baldiges Wiedersehen!
Im
Namen der Kirchengemeinden von Seyda und Umgebung: Ihr Thomas Meinhof, Pfarrer.
Übersetzt
von Natalie Kofler, Riga, 2021.
„Vergib uns unsere Schuld,
wie
auch wir vergeben unseren Schuldigern.“
Jesus
Christus (Mt 6,12)
Der 22. Juni: Ein herrlicher, langer Sommertag. Das
Getreide ist fast zur Ernte reif. Der Sommer ist da mit Erdbeeren und Kirschen.
Es ist wunderbar warm und hell.
An
diesem Tag vor 80 Jahren – 1941 – überfiel die deutsche Wehrmacht die
Sowjetunion. Ein Überraschungsangriff – trotz Nichtangriffspakt, mit unerhörter
Brutalität. Die Rassenideologie der Nazis ließ die Juden ermorden und erklärte
die übrige Bevölkerung zu „Untermenschen“. Bei diesem Überfall dabei waren auch
junge Männer aus Seyda, durch die Wehrpflicht gebunden, manchmal begeistert. Am
22. Juni 1941 hat „die Radikalisierung eines Krieges bis hin zum Wahn totaler
Vernichtung“ begonnen. (Bundespräsident Steinmeier, 18.6.21)
Mein Großvater, damals 28, erzählte wenig davon.
Wenn, dann sprach er von „dem Iwan“. Zuerst wären die deutschen Truppen oft
begrüßt und willkommen geheißen worden. Später dann ging es nur noch, mit einer
Waffe in der Hand zu schlafen. Er erzählte, er hätte auf den Wasserwerken vor
Moskau gesessen und die Stadt gesehen. Auf dem Schrank stand eine Kiste, es
hieß, da seien Fotos vom Krieg darin. Gern hätte ich sie als Junge gesehen.
Aber als er starb, verbrannte sie meine Großmutter: „Ihr sollt Opa so in
Erinnerung behalten, wie ihr ihn gekannt habt.“ Es seien grausame Bilder
gewesen, mit Erhängten.
Manche
Kriegsgeschichte wurde mir in Seyda erzählt. So aus der Gegend von Kiew, wo ein
junger Soldat in einem Abfallbehälter eine menschliche Hand sah, die sich
bewegte. Ein Jude hatte sich dort versteckt. Solange er dort war, hat er ihn
heimlich verpflegt.
Ein
alter Mann aus Seyda schilderte mir genau, wie er als junger Scharfschütze an
der Front eingesetzt wurde. Drei waren vorher an diesem Posten schon tödlich
getroffen worden. Akribisch hub er den Boden neu aus – und überlebte – weil er
sein „Gegenüber“ tödlich traf. Das ist Krieg – da kann man nicht mehr weg – und
das vergisst man nie.
Von der Grausamkeit des Krieges durfte nicht zuhause
erzählt werden. Ein Junge hatte sich im Schlafzimmer versteckt, hinter der
Gardine, als sein großer Bruder, Soldat auf Fronturlaub, hereinkam mit der
Mutter, und er seinen Kopf in ihren Schoß legte und anfing, furchtbar zu
weinen. „Es ist so schrecklich. Ich werde nicht wieder kommen.“ So war es dann
auch.
Lang
ist die Liste derer, die nicht heimkamen: auf dem Seydaer Friedhof wurden 2002
ihre Namen festgehalten. Aber jeder, der dabei war, kam mit Verletzungen
zurück: körperlicher oder seelischer Art – trotzdem er auf der Seite der
Okkupatoren war. Und zu jedem Gefallenen gehören auch die Witwe und die Waisen,
die Mutter und der Vater, die Geschwister und Freunde.
Der
Vater meines Vaters fiel im August 1941 – sein Sohn war gerade 13 Monate alt,
sein anderer Sohn noch nicht geboren.
In
Naundorf gibt es ein kleines Buch in der Kirche, in dem das Schicksal jedes
einzelnen Gefallenen vermerkt ist. Jedes
Jahr zum Volkstrauertag werden die Namen der Gefallenen vorgelesen. Es sind in
dem kleinen Ort mit knapp 100 Einwohnern über 20 Namen!
Man
kann darin lesen: „vermisst seit dem 05.09.1942 in Russland“, „gefallen in
Russland bei Smolensk“, „gestorben in Perl im Ural in russischer
Kriegsgefangenschaft“, „gefallen in Russland“, „vermisst im Frühjahr in
Russland“, „gefallen in Russland“, „gestorben in russischer Gefangenschaft“, „gefallen
vor Leningrad in Russland“.
Werner
Krusche, Magdeburger Bischof in den 70iger und 80iger Jahren, hat eine
Autobiographie geschrieben mit dem Titel „Ich werde nie mehr Geige spielen
können“. Das bezieht sich auf seine Verwundung an der Ostfront, seine
verkrüppelten Hände waren allen sichtbar.
6
Millionen deutsche Soldaten fielen – und 27 Millionen Russen kamen um, davon
waren über die Hälfte Zivilpersonen. Man kann Schuld nicht aufrechnen. Aber man
muss sie wahrnehmen, um einander zu verstehen. Die Bitte des Vater Unsers,
beide Seiten verbindend, bietet die Chance zum Neuanfang: „Vergib uns unsere
Schuld, wie auch wir vergeben unsern Schuldigern.“
Dieser Krieg hat so viel Unheil angerichtet und
damit Generationen geprägt! Ein großes Wunder ist es, dass doch Annäherung und
Verständigung, ja Frieden möglich wurde.
Dass
wir einander verstehen können – als Vorstufe zum Frieden – dazu sind diese
Geschichten wichtig – dort und hier.
Auf
einer Fahrt in die Ukraine – weiter unten wird noch davon berichtet – nahm ich überall Spuren des Krieges wahr – und das
nach über einem hlaben Jahrhundert! In den Dörfern wurde mir sofort, als ich
als Deutscher erkannt war, das Haus der ehemaligen deutschen Kommandantur
gezeigt. Auf eine Frau weiter weg wurde gewiesen – eine Deutsche, sie wurde
damals „mitgebracht“. Schnell ging sie weg. Ein alter Priester in einer Kirche küsste
mich ab – rechte Backe, linke Backe – und sagte: „Ich war auch in Deutschland
damals, in Rostock!“ Gastfreundlich wurde ich in ein Bauernhaus gebeten, auf
die Ofenbank, bewirtet – und dann zeigte man mir das Fotoalbum: „Mein Sohn war
auch in Deutschland!“ – Bilder hinter Kasernenmauern, ich hatte davon gehört,
wie es den einfachen russischen Soldaten in der DDR gegangen war, mehrmals hatte ich mein Brot mit ihnen bei
Bahnfahrten geteilt und dann viele Abzeichen geschenkt bekommen.
Am
Anfang des neuen Jahrtausends noch konnten verschiedene Kriegsschicksale
aufgeklärt werden: Eine Frau aus Seyda, deren Verlobter im Krieg geblieben war
– und sie wusste nicht, wo. Die Stelle konnte ausfindig gemacht werden, in den
Sümpfen Südrusslands, und die Todesumstände. Gewissheit, nach 60 Jahren.
Ein
Junge, der in Ostpreußen seine Mutter verloren hatte – nach 60 Jahren sahen
sich beide wieder.
Von
einem ehemaligen russischen Kriegsgefangenen habe ich gehört, der in einem Ort
hier geblieben ist – unter anderer Identität. Immer wieder, bis fast zu seinem
Tode, war der sowjetische Geheimdienst auf der Suche nach ihm – aber hat ihn – gewiss eine große Ausnahme – nicht
gefunden.
„Die Russen kommen!“ –
diese Worte haben einen großen Schrecken gehabt, für viele bis heute. Sie kamen
bis in unsere Orte – nach all dem, was ihnen und ihrem Land angetan wurde, und
in ihnen brannte oft der Gedanke nach Vergeltung und Rache.
Zum
Kriegsende fuhr ein Trupp Sowjetsoldaten durch Lüttchenseyda, um in Gentha beim
Gut die russischen Gefangenen zu holen. Wir wissen heute, wie schlecht sie
behandelt worden sind – zuerst von den Deutschen, viele sind elendig
verhungert, und dann von den eigenen Landsleuten, als „Verräter“ gebranntmarkt.
Auf dem Rückweg erschoss Hitlerjugend aus dem Hinterhalt an der Kreuzung von
Lüttchenseyda einen sowjetischen Offizier.
Daraufhin
wurde eine Kanone auf das Dorf gerichtet, eine Scheune auf dem Grundstück Letz
ging in Flammen auf.
Die
Frau, die dort damals – und noch bis vor kurzem – wohnte, hat mir davon
erzählt. Und gleich dazu gesagt: „Wäre das in Rußland passiert, die Deutschen
hätten das ganze Dorf plattgemacht.“ „Allein in Weißrußland wurden von 9.200
Dörfern 4.885 während des Krieges verbrannt, 627 von ihnen mitsamt der Bevölkerung,
welche man vorher in einer Scheune, einer Kirche o. ä. zusammengetrieben
hatte.“ (Nolte,
Hans-Heinrich: Kleine Geschichte Rußlands, S. 256).
Es bleibt großes Unrecht, was auch hier geschah, in
Seyda: Viele Vergewaltigungen, Jagd auf Mädchen und Alkohol, willkürliche Morde
– wenn etwa einer sein Eigentum nicht sofort hergeben wollte. Wunden, die ein
Leben lang blieben. Es war die große Zeit der Rechtlosigkeit, die „Russenzeit“,
14 Tage lang, wo kein Recht und kein Leben galt – und das hat traumatisch
gewirkt und wurde nicht vergessen. Sogar die Zeit wurde auf Moskauer Zeit
gestellt – aber das Schlimme war die Gewalt. Wohl wird berichtet, diese sei
besonders durch die nachfolgenden Truppen ausgeübt worden. Der Gutsbesitzer
Hemeter in Gentha wurde erschossen, und mit ihm viele andere Männer. Die
Müllerfamilie Gresse vom Ortseingang von Seyda wurde erschossen, weil auf ihrem
Grundstück ein deutscher Soldat gefunden wurde. Andere wurden verschleppt. Eine
geringe Denunziation reichte. Das Lager Buchenwald, das Lager Mühlberg – und
andere Lager sind Orte, in denen Männer aus unseren Orten nach dem Krieg zu
Tode kamen.
Die
Angst vor den Russen war schon vorher da, bevor sie hier am 22. April 1945
einmarschierten. Sie war von der Nazi-Propaganda geschürt und von vielen
Flüchtlingen bestätigt worden. Etliche Frauen hatten sich mit ihren Kindern in
den „Hädecken“, in der Heide, versteckt. Andere suchten auf den Dörfern
Zuflucht, oder in Verstecken – die Frau des Flüchtlingspfarrers Lent etwa in
der Pfarrscheune. Pfarrer Lent brachte seiner Frau an diesem Sonntagmorgen die
Nachricht „Die Russen sind da.“ Und dann kamen sie und schlachteten das Vieh
und nahmen sich, was sie wollten.
Es
herrschte Chaos, wer konnte, versteckte sich.
Vorher
war der „Volkssturm“ mit alten Männern und Jungen, die noch Kinder waren,
einberufen worden, eine Kanone am Schützenhaus wurde in Stellung gebracht,
Panzersperren gebaut, so in der Jüterboger Straße an der Kreuzung zur Neuen
Straße. 2 oder 3 ältere Männer – junge waren nicht da – entschieden sich, den
Russen mit weißer Fahne entgegenzugehen: Der Kaufmann Kaatz, der Kutscher vom
Sägewerk Kunze, und wohl auch der Klempner Kässner, der schon im Spanienkrieg
auf der Seite der Internationalen Brigade gekämpft hatte. Sie verloren Uhr und
Stiefel, aber ihnen geschah nichts weiter, und Seyda wurde nicht beschossen.
Die Panzersperre an der Neuen Straße war allerdings verschlossen, so verteilten
sich die Russen in die umliegenden Häuser, und das Plündern und die Gewalt
begannen.
Die
erste Kommandantur wurde schließlich bei Nekwasils, im „Hochhaus“ auf dem
Markt, eingerichtet. Der junge Kommandant sprach fließend Deutsch. In der
Gastwirtschaft „Eule“ wurde Alkohol entdeckt – das enthemmte die Soldaten
vollends, die viele Monate und Jahre der Entbehrung hinter sich hatten, wo sie
immer nur Gewalt erlebt hatten. Bis ins hohe Alter hinein vergaßen die Frauen
nicht, was ihnen angetan wurde. Viele hatten den Gedanken, ihr Leben
wegzuwerfen – aber in Seyda ist das am Ende zum Glück weniger geschehen: In den
Kirchenbüchern ist es von einem jungen Mann , 17 Jahre alt, Anfang April
berichtet; und von einer Familie, einem Ehepaar mit zwei Kindern - sie wurden
beerdigt, als die Russen kamen. Viele aber starben in den folgenden Monaten –
70 in diesem ganzen Jahr, an Entkräftung, Krankheiten und seelischer Not.
Otto
Dalichow, nach dem Ersten Weltkrieg in russischer Gefangenschaft gewesen, sagte
schon 1941: „Der Hitler weiß nicht, wie groß Russland ist.“ Und dann, 1945, zu seinem
Sohn: „Der Soldat nimmt sich nur, was er braucht.“ um ihn zu beruhigen. Er
konnte fließend Russisch, das half manchmal, Missverständnisse aufzuklären.
Aber oft war nicht zu reden.
Der
Pfarrer Lent war mutig. Er ging zu den Gelagen der Russen hin und erbat sich
die Stücke, die sie nicht aßen – und verteilte sie dann in die Verstecke der
Frauen und Kinder. Er kam nach Zemnick zum Gottesdienst – da war das ganze Dorf
erstarrt: Die Rinder waren alle von den Russen weggetrieben worden, eine
kostbare Herdbuchtzucht. Der Pastor schloss die Kirche wieder zu und machte
sich auf den Weg zur Kommandantur. Lebensgefährlich war das! Aber er erreichte
etwas. Zunächst zwar wurden den
Zemnicker andere Kühe angeboten – was sie ablehnten – dann aber kamen am Nachmittag
die Kühe zurück. Es war wie ein Wunder, und die Zemnicker haben das nicht
vergessen.
Es
gab Menschlichkeit, auch mitten in diesem Chaos.
Die
Kommandantur zog dann um in die Stadtverwaltung – die Arztpraxis musste deshalb
einige Zeit ausweichen und in der Jüterboger Straße 60 betrieben werden. Die
russischen Machthaber ernannten Kaufmann Kaatz zum ersten Bürgermeister – der
ihnen mit der weißen Fahne entgegengelaufen war.
Die
Sowjetsoldaten, die bis hierher gekommen waren, hatten eine lange Strecke
hinter sich. Sie hatten überlebt – und immer wieder das Sterben gesehen. Es gab
kaum noch Hemmschwellen. So wurde auch Dr. Weidauer in Schadewalde, als
Häftling des Todesmarsches deutlich an seinem Anzug und der völligen
Unterernährung zu erkennen – er wog nur noch 35 kg – mit dem Gewehr bedroht,
und nur die Fürsprache eines jungen russischen Kriegsgefangenen rettete ihm das
Leben. In einer Eintragung in ein „Ehrenbuch“ für Menschen, die Häftlingen des
Todesmarsches geholfen haben, ist das festgehalten.
Auf das Kriegsende folgten die langen Jahre der
Besatzung. Das Bangen hatte nicht aufgehört: Immer wieder wurde jemand abgeholt
– und manchmal genügte es, aufgegriffen zu werden. Mehrfach wurde erzählt, es
käme den Russen bei ihren Gefangenenkolonnen auf die Anzahl an, und wenn einer
fehlte, weil er entlaufen war, wurde ein anderer am Weg einfach mitgenommen –
sonst hätten die Posten Schlimmes befürchten müssen. So soll es auch dem
Heimatforscher Brachwitz gegangen sein. Ein anderer berichtete aus dem Lager,
dass er nach 4 ½ Jahren einem russischen Offizier angebracht hätte, er sei doch
unschuldig hier, und daraufhin zusammengeschlagen wurde.
Etliche Männer waren „vermisst“, niemand wusste
etwas über ihren Verbleib. Oft kam erst nach Jahren ein Lebenszeichen, etwa aus
einem russischen Lager. Noch 50 Jahre später wurden „Suchmeldungen“ des Roten
Kreuzes im Radio gebracht.
Herr
Erhard Schlüter sen., geb. 1927, hat seine Erlebnisse von vier Jahren
russischer Kriegsgefangenschaft aufgeschrieben, oft zwischen Leben und Tod.
Besonders
eindrücklich war ein Weihnachtsabend. Einige Gefangenen hatten wegen des
Hungers Mohrrüben geklaut und sollten deshalb in eisiger Kälte in einer
Holzbaracke bleiben, was ihren sicheren Tod bedeutet hätte. Daraufhin gab es
eine Welle der Solidarität – alle Gefangenen kamen aus ihren Behausungen und
stellten sich um die Holzbaracke herum.
Der
Kommandant des Lagers sah darin Aufruhr, ließ die Posten Aufstellung nehmen und
anlegen. Den sicheren Tod vor Augen stimmte jemand an „Stille Nacht, heilige
Nacht!“ – denn es war ja der Weihnachtsabend, eine Tanne stand auch in der
Mitte des Platzes. Und da geschah das Wunder: Die Gewehre senkten sich. Der
Kommandant musste sich wegdrehen und befahl schließlich, dass alle wieder in
ihre alten Behausungen zurückkehren konnten. Am nächsten Tag gab es doppelte
Ration an Essen – und die ganz lange zurückgehaltene Post wurde ausgeteilt.
Es
gab sie, diese Zeichen der Menschlichkeit.
Ich
habe einmal gelernt, dass die Seligpreisungen in der russisch-orthodoxen Kirche
eine besondere Rolle spielen. „Selig sind die Barmherzigen, denn sie werden
Barmherzigkeit erlangen.“
Tischlermeister
Otto Mechel war der letzte, der aus russischer Kriegsgefangenschaft heimkehren
konnte. Das war zehn Jahre nach Kriegsende, kaum jemand hatte es noch erwartet
– Bundeskanzler Adenauer war nach Moskau geflogen und hatte die Freilassung
erwirkt. Als Spezialist hatte er als Handwerker große Anlagen aufbauen helfen.
Für
die Sowjetunion war dies „Wiedergutmachung“, wie auch die zahlreichen
Reparationsleistungen. Schienen wurden abgebaut – zeitweise waren die
Bahnlinien nur eingleisig, manche Verbindungen – z.B. von Jessen nach Prettin -
wurden ganz demontiert. Lebensmittellieferungen gingen in die Sowjetunion, wo
die Wehrmacht „verbrannte Erde“ hinterlassen hatte.
Aber
dennoch war das Erstaunen oft groß, wenn später als „Auszeichnungsreisen“
einmal die Sowjetunion besucht werden konnte – wie abseits der großen Straßen
doch eine Armut herrschte, die in der DDR schlichtweg nicht mehr vorstellbar
war. Ein Wiederaufbauprogramm wie im Westen Deutschlands war in der
Sowjetischen Besatzungszone nicht möglich.
An den einfachen sowjetischen Soldaten, die hier
stationiert waren, konnte man es freilich sehen. Der blanke Hunger trieb sie
dazu, in Keller einzusteigen oder in die Gärten. Die alte Katechetin aus Gentha
schrieb mit zitternder Handschrift an ihren Pfarrer von einem Einbruch „der
Russen“ in die Genthaer Kirche, 1968. Aber tatsächlich hatten sie nur Decken
mitgenommen – und was heißt das anders, als dass sie froren. Sie mussten draußen
kampieren, machten sich ihre Feuerchen im Wald, um sich etwas selbst Erjagtes
zu kochen – was zu vielen Waldbränden führte. In den Orten mussten Soldaten oft
viele Stunden lang Posten schieben - und
nicht selten erbarmten sich die Anwohner, sie zu verpflegen, was natürlich
verboten war. Ein solches Wachhäuschen befand sich an der Kreuzung
Jüterboger/Glücksburger Straße in Seyda.
Manche
Hauswand machte „aus Versehen“ Bekanntschaft mit einem Kanonenrohr eines
Panzers – so in Naundorf oder an der Kreuzung der Neuen Straße mit der
Jüterboger Straße, denn die Sehschlitze der Panzer waren klein. Auch manche
Mülltonne wurde platt wie eine Briefmarke, weil ein Panzer darüber fuhr – wie
auch viele Straßen fast unpassierbar wurden. Besonders ärgerlich war es, wenn
gerade eine Straße instand gesetzt worden war – und dann eine Panzerkolonne
kam.
Pfarrer
Schlauraff – 1963 bis 1975 in Seyda – erinnert sich an Leichenzüge, an dem
deutsche Militärangehörige vorbeibrausten, die Russen aber hielten an und
nahmen die Mützen ab.
Von
der Verzweiflung der Rekruten, die 3 Jahre lang getrennt von zuhause und Gewalt
wie auch Hunger ausgesetzt waren, künden auch Amokläufe – so in Seehausen und
in anderen Orten.
1968 ist auch das Jahr, wo die letzten Kampftruppen zum
Einsatz durch Seyda zogen. Es soll die gleiche Einheit gewesen sein, die damals
in die Jüterboger Straße einmarschiert war, und die gleichen Soldaten, die „in
die Häuser geschaut haben“ – so berichtete es ein alter Mann. Die Truppen der
Sowjetarmee zog in die Tschechoslowakei, um den „Prager Frühling“
niederzuschlagen. Die Jugendlichen aus Melnik, mit denen wir über die
Kirchengemeinde nun Kontakt haben, besuchen die Schule von Jan Palach, der sich
aus Protest gegen die sowjetischen Panzer auf dem Wenzelsplatz in Prag selbst
verbrannte.
Als
Junge war es für mich eine schockierende Erkenntnis, durch die Tschechoslowakei
zu fahren – und dort ebenso wie bei uns sowjetische Kasernen vorzufinden. Lange
weiße Mauern waren ihr Kennzeichen, am Ortseingang in Jessen ist heute noch
etwas davon zu sehen. Das Bahnhofsviertel (eine Villa neben Edeka ist noch
ruinös) gehörte „den Russen“.
In der Heide sind bis heute Schnitzereien mit
russischen Buchstaben zu finden, auch russische Kreuze – charakteristisch mit
den drei Balken, dem oberen für die Inschrift „INRI – Jesus Christus, König der
Juden“, der untere für die geöffnete Grabplatte, die Hoffnung der Auferstehung ist
also gleich mit dargestellt.
Die
gefährlichen Raketen – sie standen ganz nahe bei uns, das stellte sich nach der
Wende heraus. Oft krachte es in Seyda durch die Schießübungen in der Heide, und
der Wald brannte. Der Seydaer Pfarrer Schaeper schrieb eine Beschwerde wegen
des Fluglärms an den Rat des Kreises. Er bekam auch Antwort: Er solle doch die
Nummern der Flugzeuge aufschreiben, damit dem nachgegangen werden könne.
Aber
allen war klar, gegen den „großen Bruder“ ließ sich nichts machen. Da war die
Macht.
Sie
hatte zum 17. Juni 1953 geholfen, die sozialistische Staatsmacht zu erhalten,
und erst, als sie nicht mehr eingriff – mit Gorbatschow – war das Tor zu
Freiheit und Einheit offen.
Auch
in Seyda wurde infolge des 17. Juni geschossen – der Leiter der Arbeiterkolonie
und seine Frau waren zu einer Geburtstagsfeier bei den Nachbarn, Förster
Richter, und sie hatten bei ihrer
Rückkehr die Ausgangssperrenzeit überschritten.
Eine
Episode ist, dass ein russischer Offizier nach dem Kriegsende dem Leiter der
Arbeiterkolonie ein Bündel Tabakpflanzen hinhielt und ihn aufforderte, Tabak
anzubauen – und mit dem Erlös die Versorgung der Bewohner gesichert werden
konnte.
„Die Freunde“ sagte man
auch, in Anspielung an die Propaganda. Schließlich hatten alle ab der 5. Klasse
Russisch zu lernen, und es gab Begegnungen, wenn auch meist inszenierte – echte
Freundschaften etwa über Kasernenmauern hinweg waren sehr selten.
„Freunde
kann man sich aussuchen, Brüder nicht.“ – das spielte dann schon mehr auf die
„Bruderstaaten“ an, und mancher sah in den Zeichen der Sowjetarmee C A die
Abkürzung für „Camping im Ausland“ oder später „Camping Afghanistan“ in den
80iger Jahren. Ein reges Tauschgeschäft entwickelte sich mit Benzin und Kohle,
was „die Russen“ günstig beschaffen konnten, und „Wodka“ und „Schnaps“ waren
beliebte Gegenmittel.
Kontakte
gab es, weil sowjetische Soldaten als Erntehelfer eingesetzt wurden – froh
waren sie darüber, denn da gab es ordentliche LPG-Verpflegung.
Mancher
hatte auch Zugang zum „Russenmagazin“ in Jüterbog, wo es manches zu kaufen gab,
was man sonst nicht einfach haben konnte. Kaviar etwa – oder Teppiche aus dem
Orient. Einer freute sich, ein großes Exemplar besonders billig erstanden zu
haben – und rollte ihn zu Hause im Wohnzimmer auf – da war ein Leninbild in der
Mitte…
Das russische Wirtschaftssystem wurde als großes
Vorbild dargestellt, etwa die Vergesellschaftung in „Kolchosen“ – die LPG´s
entstanden. „Von der Sowjetunion lernen heißt siegen lernen“ – das Wort wurde
dann Ende der 80iger Jahre, als die DDR-Führung nicht viel von den Reformen in
der Sowjetunion wissen wollte, mit neuem Klang zitiert.
Viele
Organisationsformen folgten sowjetischen Vorbild, so in den Schulen die
Pionier- und Jugendorganisationen, und natürlich das Überwachungssystem.
Die
Jugendweihe aber, die gab es in der großen Sowjetunion nicht – sie war eine
Reaktion auf die Konfirmation und darauf gerichtet, die Jugendlichen vom
Einfluss der Kirche zu lösen. Das fiel auf im russischen Wörterbuch, denn da
hieß die Übersetzung „graschdanskaja konfirmazija“, „bürgerliche Konfirmation“.
Bei
meinem ersten Besuch in der Schule 1993 begrüßte mich die Direktorin – und Russischlehrerin – Frau Nink sehr freundlich
und begründete ihren Wunsch nach Religionsunterricht damit, dass sie in der
Eremitage in Leningrad neu gemerkt hätte, dass es biblisches Hintergrundwissen
brauche, um die Gemälde zu verstehen.
Die
Seydaer Schule bekam den Namen „Juri Gagarin“, ein Gedenkstein auf dem Friedhof
erinnert noch heute daran. Superintendentin Dr. Metzner hat in diesem Jahr bei
ihrer Himmelfahrtsandacht an der Heimateiche neu an ihn erinnert, wie er als
Junge erlebte, dass ein Militärflugzeug in der Nähe seines Dorfes kurz
notlandete, um einen Sowjetsoldaten vor der deutschen Gefangenschaft zu retten
– und das das Erlebnis war, was ihn auf seine berufliche Laufbahn bis ins
Weltall führte.
Bei
diesem Gedenken an der Heimateiche in einem anderen Jahr brachte Propst
Kasparick ein Bild mit von einem ebenso zerschossenen Baum im ehemaligen
Stalingrad.
Wie in Westdeutschland Anglizismen Einzug hielten,
so war es in der DDR mit Worten wie „Soljanka“ und „Datsche“. Das größte Auto,
bei Hochzeiten genutzt, war der „Wolga“, in einem „Lada“ – das beste, was es
damals gab – machte ich Fahrschule.
Erst
1993 erfolgte der Abzug der letzten sowjetischen Soldaten auch aus unserem
Gebiet – in Jüterbog waren sie stationiert. Aber noch Jahre später durchfuhr
uns der Schreck: „Die Russen kommen!“ – denn wir hatten ein Babyfon im
Kinderzimmer, und früh um 7 Uhr plötzlich meldete es sich mit Babygeschrei und
russischen Stimmen. Wir standen im Bett! Sascha und Mascha unterhielten sich,
deutlich vernehmbar. Es waren Überreichweiten aus Jüterbog von Frequenzen, auf
die das Babyfon ansprach. Noch heute gibt es im Alten Lager viele Menschen, die
aus Rußland stammen – zum Teil sind sie auch nach der Wende als
„Rußlanddeutsche“ zu uns gekommen.
Auch in Seyda
wurden Rußlanddeutsche untergebracht. Der Stadtrat entschied sich sehr weise
dafür, nicht ein zentrales Heim zu betreiben – obwohl es dafür gutes Geld
gegeben hätte – sondern sie in Wohnungen zu verteilen. So war die Integration
viel besser möglich, und Leerstände (durch die Abwanderung nach Westen) wurden
aufgefangen. Jedoch war die Bleibepflicht für die Rußlanddeutschen nur zwei
Jahre – und dann sind sie meist weitergezogen, denn die Verdienstmöglichkeiten
waren im Westen doch deutlich besser. Manche sind in Seyda getauft und
konfirmiert worden und kommen sogar jetzt noch gern zurück.
Die
Rußlanddeutschen hatten ein schweres Schicksal zu tragen. Einstmals angeworben
– wie manche nach Amerika gingen, gingen sie gen Osten, „Katharina die Große“ ,
die das begann, kam ja selbst aus Zerbst in Anhalt. Durch Umsiedlung und durch
den Krieg mussten sie ihre Heimat oft mehrmals verlassen. Es gab Zeiten, da wurde ihnen bei Strafe verboten,
Deutsch zu sprechen. Aus ihren Siedlungsgebieten wurden sie nach Sibirien
verbannt. Und dann, zehn Jahre später, nach Kirgisien oder Kasachstan. Und dort
waren und blieben sie Fremde, besonders auch, nachdem diese Staaten ihre
Unabhängigkeit erhielten.
Aber
auch in Deutschland hatten sie es oft schwer – wegen mangelnder
Sprachkenntnisse und anderer Traditionen.
Familie
Biber ist die Integration in Seyda gut gelungen. Christian und Emma Biber
hatten einen großen Freundeskreis. „Plov“ und „Pelmeni“ hielten in Seyda
Einzug. Und den Improvisationskünsten von Herrn Biber haben wir es schließlich
zu verdanken, dass die Kirchendecke wieder zum Halten kam. Das Gerüst war
gestellt – aber die Baufirmen lehnten das ab: „So etwas können wir nicht mehr.“
In einem heißen August schraubte Herr Biber, auf dem Rücken liegend, kleine Netze
an die Decke – und brachte sie zum Halten, bis heute!
Jeden
Sonntag kamen sie beide in die Kirche – und an der Kirchtür erkundigte ich mich
nach Sohn, Schwiegertochter und Enkeln, die noch immer nicht gekommen waren.
„Keine Verbindung, kein Brief, kein Telefon!“ – so hörte ich es immer wieder.
Bis ich dann kurzerhand zwei Touristenvisa beantragte und wir – Herr Biber und
ich – morgens um 7 Uhr mit dem Skoda losfuhren. Um Mitternacht waren wir an der
Grenze der alten Sowjetunion, ein mächtiges Stahltor öffnete sich – und früh um
6 Uhr nach einer abenteuerlichen Fahrt in „Welikoje Jablonez“, „Schöner Apfel“,
dem Dorf, wo die Familie wohnte. Ausführlich festgehalten sind die Erlebnisse
in einem Heftchen: „Die Geschichte der Familie Biber in Seyda“.
„Die Russen kommen!“ –
einen anderen, neuen Klang bekamen diese Worte mit Dr. Wehmeier von der
Deutsch-Russländischen Gesellschaft. 1993 kam er durch das Gartentor auf das
Pfarrhaus zu und fragte, ob wir Interesse an einem Chor aus Moskau hätten. Wohl
hatte er schon an etlichen Stellen Absagen erhalten, denn „davon“ hatten jetzt
viele „genug“. Aber ich lud ihn freundlich ein. Das war doch etwas! Ein Chor
aus Moskau! Der Stern von Bethlehem, er leuchtet dort und hier. So kamen sie
zum 1. Advent. Und weil wir eine der
ersten Aufführungsorte waren, haben wir diesen besonderen Tag behalten – nun
über so viele Jahre hinweg. Eine gute Tradition ist es geworden – fast braucht
man nicht mehr einzuladen, es kommen viele ganz von allein, denn es ist sehr
beeindruckend: Die tiefen, beruhigenden Stimmen – und dazu die sehr erhellenden
Kommentare von Dr. Wehmeier, der ein Leben lang Brücken zwischen den Völkern
gebaut hat. Wie eine Reise ist so ein Konzert jedesmal, in die Geschichte und
in dieses große Land hinein. Viele schon durch die Schule vertrauten Worte
wurden uns neu klar: „Spasi-Bo“ heißt „Danke!“ und wörtlich „Gott rette dich!“
Oder das bekannte „Alles wird gut!“ was heute modern in „Alles gut.“ verkürzt
wird – es hat christliche Wurzeln, dahinter steht ein großes Gottvertrauen –
denn ohne ihn wird eben nicht einfach alles gut. Glaube, Liebe, Hoffnung – in
Mädchennamen kommen diese christlichen Elemente wieder vor: Vera, Ljuba, Nadja!
Und „Woskresenie“, der „Sonntag“, kommt von „Woskresie“, „Auferstehung“: Der
erste Tag der Woche, wo Jesus auferstanden ist.
Zu
dem bewegenden Konzert gehört jedesmal eine Begegnung im Anschluss im
Gemeinderaum – an einer festlichen Tafel, mit Gespräch und Gesang. Nach so viel
Jahren kennt man die Musiker, zum Teil auch ihre Familien – herzliche
Begegnungen sind es.
Und
mittlerweile reist der Moskauer Männerchor des Heiligen Wladimir auch nach
Norddeutschland, nach Thüringen, nach Rheinland-Pfalz und nach Hessen – aber
eben am 1. Advent zu uns.
Oft
kommt er auch in der Osterzeit noch einmal, dann in eine Dorfkirche, und im
Sommer hatten wir schon manche gute Begegnung in Morxdorf und Mellnitz, die mit
Moskau unter anderem das Jahr der ersten Erwähnung gemeinsam haben. Lange
Kuchentafeln gab es auch dort, unter freiem Himmel oder im Festzelt des
Dorffestes. Ein besonderes Erlebnis war, dass der Morxdorfer Dorfchor den
Moskauer Männerchor mit Gesang begrüßte.
Dr. Heinz Wehmeier, Slawistiker, hat selbst in der
Sowjetunion studiert, seine Frau stammt von dort, und mit vielen Reisen knüpfte
er die Kontakte. Über den Moskauer Männerchor hinaus, der auch ein Kinderkrankenhaus
in Moskau unterstützt, kam er mit Künstlern aus Weißrußland zu uns.
Das
Gemälde im Gemeinderaum ist von Wladimir Jeremejew 1997 gemalt worden, die
„Hochzeit zu Kana“ – jedes Jahr im Januar wird die Geschichte bedacht, in
Gottesdienst, Christenlehre und Gemeindenachmittag – mit Hilfe des Bildes.
Ein
weißrussischer Mädchenchor kommt nun schon lange am Tag der Deutschen Einheit
nach Ruhlsdorf – inzwischen auch durch Männer verstärkt. Sehr eindrücklich ist
die musikalische Bildung der Pädagogen aus Mogiljow, und ihre Herzlichkeit, die
auch in dem anschließenden Treffen im Dorfgemeinschaftshaus spürbar wird.
Manchmal waren wir über 80 Personen – gut bewirtet mit feinem Ruhlsdorfer Kuchen
und leckeren Schnitten. Das ist ein rechter Tag der Deutschen Einheit, der auch
über den Tellerrand schaut zu den Nachbarn hin, mit denen uns so viel
verbindet. Das sächsisch-polnische Allianzwappen in der Seydaer Kirche zeigt
den litauischen Reiter aus dem Wappen Weißrusslands – die Länder haben einmal
direkt aneinander gelegen.
Beim Gemeindecafé und jetzt auch – wegen der
Pandemie - bei Gemeindenachmittag und Jugendkreis sitzen wir unter einer
kaukasischen Linde, dem ältesten Baum der ganzen Gegend. Er erinnert an die
Waffenbrüderschaft 1813 von Russen und Preußen, die gegen Sachsen und Franzosen
kämpften. Unser Gebiet hier kam daraufhin zu Preußen, und diese
„Befreiungslinde“ wurde gepflanzt. Schon damals waren also Russen hier,
russische Soldaten. Viele Nachrichten davon gibt es allerdings nicht, im
Gadegaster Kirchenbuch ist nur ein Kind vermerkt, dessen Vater ein russischer
Soldat war, im September 1814 geboren.
Wo Menschen zusammen kommen, entwickeln sich
Freundschaften. Eine Brieffreundschaft nach Russland über viele Jahrzehnte,
fast ein ganzes Leben lang, hat Familie Neumann aus Seyda gepflegt. Auch
wechselseitige Besuche gab es.
Nach
der Wende waren nun viel mehr echte Begegnungen möglich.
So
gibt es in Seyda etliche Ehefrauen, die aus Russland oder Weißrussland stammen.
Oft
pflegen sie den Kontakt zur russisch-orthodoxen Kirche in Potsdam. Dort, in
Alexandrowka, gibt es schon über Jahrhunderte ein russisches Viertel. Wie oft
ist mir, wenn ich früh vom Gottesdienst in Naundorf kam, ein Auto begegnet –
unterwegs nach Potsdam zur Kirche – und wenn ich dann am Nachmittag von der
Kirche in Gadegast nach Mellnitz fuhr, so gegen 13.45 Uhr – kam das Auto von
dort zurück.
Eine russische Zahnärztin hatte einmal ein Haus in
Seyda gekauft, und ihr Sohn Nikola war im Konfirmandenalter. In diesem einen
Jahr gab es nur einen Konfirmanden, und das war sein Freund, und so kam er mit
zur Konfirmandenstunde. Es war recht interessant, denn ihm war der christliche
Glaube wichtig, und er brachte seine Traditionen ein. Ein Höhepunkt war, dass
wir mit einem ganzen Bus voller Konfirmanden – die Vorkonfirmanden und die aus
der Partnergemeinde in Hessen, die zu Besuch waren, kamen dazu – nach Potsdam
zur orthodoxen Kirche fuhren. Nikola hatte uns angemeldet. Wie erstaunt waren
wir, dass er, der Jugendliche – sonst wie jeder andere – in Sichtweite der
Kirche plötzlich aufstand und sich bekreuzigte. Der Priester – mit langem Bart,
wie es Vorschrift ist – umarmte ihn herzlich und hielt extra für uns eine
kleine, sehr kurze Andacht – mit den Kerzen und Gesängen, wie es in der
orthodoxen Kirche üblich ist.
Herr
Dr. Wehmeier hat uns immer wieder zu den Konzerten nicht nur mit Musik und
Information, sondern auch mit kleinen Gaben beschenkt. Ikonen sind den
russisch-orthodoxen Christen besonders wichtig: Sie sagen, dass da jemand Jesus
oder Maria oder einen bestimmten Heiligen einmal richtig abgemalt hat, und dann
von diesem Bild unter Gebet und Gesang wieder abgemalt wurde – so dass uns von
einer Ikone aus tatsächlich der Herr oder eine heilige Person anblickt. Das ist
das Besondere der Ikonen. Ein orthodoxer Priester erklärte es mir so, als ich
noch ein Junge war: „Bestimmt hast Du ein Bild von Deiner Mutter oder Deiner
Freundin in der Brieftasche. Wenn Du es anschaust, denkst Du an sie. Das Bild
ist Dir wichtig. So geht es uns auch mit den Ikonen.“
Auf
diese Weise lassen sich in vielen Kirchen kleine Gaben auf den Altären finden:
Etwa ein „Osterei“ des Moskauer Männerchores in Naundorf oder eine aufklappbare
Ikone mit Jesus und Maria und der Aufschrift „Liebet einander, wie ich Euch
geliebt habe!“ in der Kapelle in Mark Zwuschen, oder ein Salbgefäß als Gabe der
Heiligen Drei Könige, was schon an die Auferstehung erinnert, in Seyda. Sie
bleiben dort stehen und erinnern an die Begegnungen und die Verbindungen, die
wir haben können – aber sie sind auch für manchen ein Stück Heimat, der aus der
Fremde kommt – etwa die Frauen aus Rußland oder ein katholisches Mädchen aus
Polen, was hier arbeitet, oder die rumänischen – orthodoxen – Arbeiter auf den
Spargelfeldern von Seydaland.
Schließlich soll noch Alina Erwähnung finden – eines
von sieben Mädchen aus Tscherepowez in Sibirien, die jeweils für mehrere Monate
im Haus der Familie Schiepel in Seyda ein Zuhause fanden und in Jessen die
Schule besuchen konnten. Alina ging mit meiner Tochter Friederike in eine
Klasse, und so lernten wir sie näher kennen, fuhren mit ihr zum Beispiel nach
Dresden. Sie sagte: „So nahe ist das, und Ihr fahrt so selten hin! Wir fahren
10 Stunden bis Sankt Petersburg, nur, um dort im Park spazieren zu gehen.“
Tatsächlich sah sie sich ganz akribisch über 4 Stunden lang die Gemäldegalerie
in Dresden an, etwas, was ich nie wieder von einem Schüler oder einer Schülerin
erlebt habe. Immer wieder kommt sie nun zu Besuch, kann inzwischen perfekt
Deutsch – und hat uns auch das kleine
Heft „Wir sind Lutheraner“ zu Spuren der Reformationsgeschichte in
unseren Orten auf Russisch übersetzt.
So gab es viele Begegnungen, wechselnde Zeiten haben
wir schon miteinander erlebt. So sang der Moskauer Männerchor auch zum
300jährigen Jubiläum unserer Kirche „Peter und Paul“ 2011. Am 1. Advent 1711
konnte die Kirche wieder eingeweiht werden. Im August 1708 hatte ein großer
Brand die halbe Stadt und auch die Kirche vernichtet. Eine „Liebessteuer“ und
ein „Liebesopfer“ sächsischer Städte machte den Wiederaufbau möglich. Das
sollte also würdig gefeiert werden, und ich hatte den Ehrgeiz, dazu 300 Kerzen
in der Kirche aufzustellen, für jedes Jahr des 300jährigen Bestehens. Die
Kirche war voll besetzt und sehr schön mit vielen grünen Zweigen zum Advent geschmückt, ich saß im
hinteren Teil des Kirchenschiffs, der Männerchor sang wunderbar. Plötzlich
entwickelte sich am Altar aus den nebeneinander stehenden Kerzen eine große
blaue Stichflamme. Die Sänger merkten es nicht, die Zuhörerschaft saß wie
erstarrt. Ich rannte durch die Kirche zum Altar – und versuchte, die Flamme
„auszublasen“. Die Sauerstoffzufuhr war nun gerade das Falsche. Die Flamme
schlug zurück und ich verbrannte mir ordentlich den Mund (buchstäblich!), was
ich noch Wochen später merkte. Was sollte geschehen? Der Altar ist aus Holz
geschnitzt, die Zweige standen gleich daneben… 300 Jahre – sollte die Kirche
wieder abbrennen?
Da
kam ein großer stattlicher Moskauer Chorsänger – er war nur dieses Mal mit –
wie ein großer rettender Engel mit seinem großen Liederbuch und schlug die
Flammen nieder.
Es
gelang. Noch sehr erschrocken, aber mit doppelt dankbarem Herzen ging die Feier
weiter…
„Die Russen kommen!“ –
wollen wir doch dazu beitragen, dass diese Worte neu und mit Freude und auch
Dankbarkeit gehört werden können. Einen großen Dank zum Schluss an Herrn Dr. Heinz
Wehmeier, der uns die Tür dazu weit aufgeschlagen hat.
Русские
идут
Встречи
в Зайде
22 июня 2021
года
---
80 лет
с момента вторжения
Германии
в
Советский
Союз
Дорогие
друзья в
Москве!
Дорогие
друзья в
Могилеве!
Нам
очень не
хватает наших
встреч. Ваши
прекрасные
концерты до
сих пор отдаются
в наших
душах, а вы
навсегда
заключены в
наши сердца.
Поздравляем
вас с
Рождеством и
Новым годом и
желаем вам
Божьего
благословения!
Храни
вас Господь!
До
скорой
встречи!
От имени общины
г. Зайда и
окрестных
приходов
Ваш Томас
Майнхоф (пастор)
Перевод
Наталии
Кофлер (Рига), 2021
“Русские
идут!” Какой
ужас исходил
от этих слов.
Он до сих пор
овладевает
людьми.
Полученные во
время войны и
в
послевоенное
время травмы
не отпускают
их.
“Русские
идут!” -
благодаря
встречам с Московским
мужским
хором,
музыкантами
из Беларуси и
другими
людьми,
принадлежащими
к этому
великому
народу, с
которыми мы
связаны в
прошлом и в настоящем,
это
выражение
обрело в
Зайде
дружеское
звучание.
Раны
заживают, их
лечит не
только время.
Их заживляет взаимопонимание
и сближение
друг с другом.
Эти истории важны.
Они - как
предварительный
шаг к миру, чтобы
мы и там, и
здесь могли
понять друг
друга.
“Итак,
будьте
милосерды,
как и Отец
ваш милосерд.”
(Лука 6,36 - лозунг
2021 года)
“И
прости
нам долги
наши, как и мы
прощаем должникам
нашим.”
Иисус
Христос (Матфей
6,12)
22 июня -
чудесный
длинный
летний день. Пшеница
уже почти созрела.
На дворе лето
с запахом
клубники и
вишни. Стоят
замечательные
тёплые и
светлые дни.
80 лет
назад в 1941 году
в этот день вермахт
напал на Советский
Союз. Внезапное
вторжение,
несмотря на
пакт о
ненападении, произошло
с невиданной
жестокостью.
Расовая
идеология
нацистов уничтожала
евреев, а
прочее население
объявила “недочеловеками”.
В этом
нападении участвовали
и молодые
люди из Зайды:
одних
вынудили,
призвав в
армию, другие
- проявляли
энтузиазм. 22
июня 1941 года
началась
“радикализация
войны вплоть
до мании
полного
уничтожения”.
(Федеральный президент
Штайнмайер,
18.06.2021)
Мой дед, тогда
ему было 28 лет,
мало
рассказывал
о войне. А
если и
рассказывал,
то говорил всегда
про “Ивана”. Поначалу
немецким
войскам
часто
радовались,
их приветствовали.
Позже они спали,
не выпуская
винтовку из
рук. Он рассказывал,
что был на
насосной
станции под Москвой
и видел оттуда
город. На шкафу
стояла коробка.
Про нее
говорили, что
в ней
хранятся фотографии
с войны. Мальчишкой
я очень хотел
их
посмотреть. Но
когда дедушка
умер, бабушка
сожгла эту
коробку: “Запомните
дедушку таким,
каким вы его
знали”. Там
были
страшные
фотографии...
с повешанными.
В Зайде
мне ни раз
рассказывали
истории, связанные
с войной.
Например, под
Киевом один молодой
солдат
увидел
человеческую
руку, двигающуюся
в мусорном
баке. Там
прятался
еврей. Все
время, пока
солдат там
находился, он
тайком
кормил еврея.
Пожилой
человек из
Зайды
рассказал
мне, как его
использовали
в качестве
молодого снайпера
на передовой.
До него на
этом посту уже
убило троих
солдат. Он
кропотливо
рыл землю и
выжил, потому
что ему
удалось
убить
“противника”.
Это война, от
нее не
уйдешь, ее
просто так не
забудешь.
Дома
запрещалось
говорить о
жестокостях
войны. Один
мальчик
спрятался за
занавеской,
когда в
спальню
вместе с
мамой вошел
его старший
брат - солдат,
приехавший с
фронта в
увольнение.
Он положил
голову маме
на колени и
страшно
расплакался.
“Это так
ужасно. Я не
вернусь”. Так
и случилось.
Велик список
тех, кто не
вернулся
домой. В 2002 году
их имена были
увековечены на
кладбище
Зайды. Все,
кто побывали
на войне,
вернулись с
физическими
или психическими
увечьями, хоть
и находились
на стороне
оккупантов. А
у каждого
погибшего
есть своя
вдова, осиротевшие
дети, мать и
отец, братья,
сестры и друзья.
Отец
моего отца
пал в августе
1941 года. Его
сыну было
всего 13 месяцев,
а второй сын
еще не успел
родиться.
В
церкви
Наундорфа
находится
небольшая книга,
в которой
отражена
судьба
каждого погибшего
солдата.
Ежегодно в
День памяти и
скорби
зачитываются
имена павших.
В этой маленькой
деревушке с
населением
чуть менее 100 человек
произносят
более 20 имен!
В этой
книге можно
прочесть:
“Пропал без
вести 05.09.1942 в
России”, “Пал в
России под
Смоленском», “Умер
в русском
плену в Перми
(Урал)”, “Пал в
России”,
“Пропал без
вести в
России
весной...”, “Пал в
России”, “умер
в русском
плену”, “пал в
России под
Ленинградом”.
Вернер
Круше - магдебургский
епископ в 1970-х и
1980-х годах -
написал
автобиографию
под
названием “Я
никогда
больше не
смогу играть
на скрипке”. Он
имел в виду
свое ранение,
которое
получил на
Восточном
фронте. Его
искалеченные
руки были
видны всем.
В этой
войне пали
шесть
миллионов
немецких
солдат и
погибли 27
миллионов
русских,
более
половины из
которых были
мирными
жителями. Вину
не загладить.
Но ее нужно
ощущать,
чтобы суметь понять
друг друга.
Прошение из
молитвы “Отче
наш”
выступает
связующим
звеном,
объединяющим
обе стороны.
Оно дает шанс
и новое начало:
“Прости нам
долги наши,
как и мы
прощаем
должникам
нашим”.
Эта война
принесла
столько бед!
Она повлияла
на целые
поколения!
Просто чудо,
что сближение,
понимание и
мир стали
возможны.
Эти
истории
важны, чтобы
мы смогли
понять друг
друга. Они
важны как
предварительный
шаг к миру - там
и здесь.
Путешествуя
по Украине (я
об этом еще
расскажу), я
везде
замечал
следы войны.
И это по прошествии
более
полувека! Как
только люди
замечали, что
я немец, в
каждом селе
мне тут же
показывали
дом, в
котором
раньше
располагалась
немецкая
комендатура.
Вдали мне
указали на
женщину -
немку, которую
тогда
“привезли” с
собой. Она
быстро ушла.
В одном из
храмов
пожилой
священник
расцеловал
меня в обе
щеки,
приговаривая:
“Я тоже был в
Германии, в
Ростоке!”
Меня радушно
пригласили в
один из
крестьянских
домов,
предложили
передохнуть
на лежанке и
угостили, а
потом
показали
альбом с
фотографиями:
“Мой сын тоже
был в
Германии!” -
Фотографии
за стенами
казарм. Я
слышал о том,
как простые
русские
солдаты жили
в ГДР. Несколько
раз делился с
ними хлебом в
поездах и получал
взамен
разные
значки.
Даже в
начале
нового
тысячелетия
все еще прояснялись
военные
судьбы.
Например,
одна женщина
из Зайды,
жених
которой не
вернулся с
войны. Она не
знала, где он
погиб. Но
место было
найдено. В
болотах на
юге России.
Узнали и
обстоятельства
его смерти.
Так через 60
лет в жизни женщины
появилась
определенность.
Или
мальчик,
потерявший в
Восточной
Пруссии свою
мать. Через 60
лет они вновь
встретились.
Я
слышал и о
бывшем
русском
военнопленном,
который
остался
здесь жить
под другим
именем. Почти
до самой
смерти его
разыскивали советские
спецслужбы,
но так и не
нашли. Безусловно,
это
исключение
из правил.
“Русские
идут!” - у
многих эти
слова
вызывали ужас,
у некоторых
они вызывают
ужас до сих
пор. Они
дошли до нас
после всех
бед, причиненных
им и их
стране.
Зачастую их
душу жгли мысли
о возмездии и
мести.
Ближе к
концу войны
через
Лютхензайду
прошел отряд
советских
солдат. Они
направлялись
в Генту,
чтобы
забрать из
поместья
русских
военнопленных.
Мы до сих пор
помним, как
плохо с ними
обращались:
сначала
немцы, когда
многие
умерли от
голода, а
потом и их
собственные
соотечественники
заклеймили
их в “предатели”.
На обратном
пути на
перекрестке
в Лютхензайде
кто-то из
гитлерюгенд
застрелил из
засады
советского
офицера. В
ответ на это на
деревню
направили
пушку, и у
Летца сгорел
сарай.
Об этом
мне рассказа
женщина,
которая вплоть
до недавнего
времени
постоянно
проживала
там. А потом
она добавила:
“Если бы это
произошло в
России, немцы
бы всю деревню
сровняли с
землей.” “В
одной только
Беларуси во
время войны
из 9200 деревень
было сожжено
4885, 627 из них
вместе с
населением,
которое ранее
было согнано
в сарай, церковь
и т.п.”
(Ганс-Генрих
Нольте: Kleine Geschichte Russlands,
стр. 256).
То, что
произошло
здесь, в
Зайде, тоже
сложно назвать
справедливым:
изнасилования,
охота за
девушками и
алкоголь,
беспредел и
убийства,
если кто-то
не желал
расставаться
со своим имуществом.
Раны, которые
не заживают
всю жизнь.
Это было
великое
время
беззакония,
“эра русских” - 14
дней, когда
ни закон, ни
человеческая
жизнь ни во
что не
ставились.
Людям была
нанесена
травма,
которую
сложно
забыть. Даже
время было
переведено
на московское.
Но самым
страшным
было насилие.
К нему
прибегали в
первую
очередь
проходящие войска.
В Генте был
расстрелян
землевладелец
Хеметер, а
вместе с ним
и многие
другие мужчины.
При въезде в
Зайду
расстреляли
семью
мельника
Грессе,
потому что на
их участке
был
обнаружен
немецкий
солдат.
Кого-то увозили.
Порой
хватало
мелкого
доноса. Бухенвальд,
Мюльберг и
другие
лагеря стали
местом, где
после войны
погибали
мужчины из
наших мест.
Но
страх перед
русскими
появился еще
того, как они
пришли сюда 22
апреля 1945 года.
Его
подпитывала
нацистская
пропаганда и
подтверждали
многочисленные
беженцы.
Какие-то
женщины
прятались со
своими детьми
в вересковой
пустоши. Другие
же искали
убежища в
деревнях или
в иных
укрытиях. Например,
жена пастора
Лента,
занимавшегося
беженцами, пряталась
в приходском
сарае. В то
воскресное
утро пастор
Лент принес
своей жене
весть:
“Русские
пришли”. А
потом они пришли,
забили скот и
забрали все,
что хотели.
Кругом
царил хаос,
кто мог - прятался.
Накануне
собрали
отряд
народного
оплчения - “фольксштурм”,
состоящий из
стариков и
мальчишек,
которые были
по сути еще
детьми. У тира
установили
пушку, на
пересечении
Ютербогер
штрассе с Нойе
штрассе
построили
противотанковые
заграждения.
Двое или трое
человек
постарше -
молодых не
было - решили с
белым флагом
выйти
навстречу
русским: торговец
Каатц, кучер
лесопилки
Кунце, и,
вероятно,
сантехник
Кесснер,
который уже
воевал на
стороне
Интернациональной
бригады во время
войны в
Испании. Они
лишились
часов и сапог.
Больше с ними
ничего не
случилось. По
Зайде не
стреляли.
Однако
противотанковый
барьер на
Нойе штрассе
был
заблокирован.
Русские
рассредоточились
по окрестным
домам, и
сразу же
начались
грабежи и
насилие.
Первую
комендатуру
устроили у
Неквазилса, в
“высотке” на
рынке.
Молодой
комендант
бегло
говорил
по-немецки. В
трактире “Eule”
(“Сова”)
обнаружили
алкоголь. Это
полностью расковало
солдат,
прошедших
через месяцы и
годы лишений,
где они
видели
только насилие.
Женщины до
старости не
могли забыть,
что с ними
делали.
Многие
хотели
покончить
жизнь
самоубийством.
Но в Зайде, к
счастью,
такое случалось
не часто. В
церковных
книгах сохранилась
запись о
молодом
человеке (17
лет) и о
молодой паре
с двумя
детьми,
которые были похоронены
в начале
апреля, когда
пришли русские.
Но многие
умерли в
последующие
месяцы - 70
человек за
весь этот год
- от истощения,
болезней и
эмоциональных
потрясений.
Отто
Далихов, побывавший
в русском
плену после
Первой
мировой
войны, еще в 1941
году сказал: “Гитлер
не знает,
насколько
велика
Россия”. А потом,
в 1945 году, чтобы
утешить сына,
он сказал: “Солдат
берет только
то, что ему
нужно." Он свободно
говорил
по-русски,
что иногда
помогало улаживать
недоразумения.
Но зачастую было
не до
разговоров.
Пастор
Лент был
храбрым
человеком. Он
отправлялся
на позиции
русских,
просил то,
что они не
съедали, и
раздавал
остатки прячущимся
женщинам и
детям. Он
приехал на церковную
службу в
Цемник. Вся
деревня была в
шоке: русские
угнали весь
скот, все
племенное
стадо. Тогда
пастор запер
церковь и отправился
в
комендатуру.
Это было
опасно! Но
ему удалось
добиться
результата.
Сначала
жителям
деревни
предложили
других коров,
от которых
они
отказались.
Но затем, во второй
половине дня,
коровы были
возвращены.
Это было
похоже на
чудо, и
жители
Цемника не
забыли это.
Но даже
среди этого
хаоса виднелись
проблески
человечности.
Комендатура
переехала в
здание
городской
администрации.
Поэтому
врачебную
практику
пришлось на
время
перенести на
Ютербогер
штрасе, 60.
Русские
власти
назначили
торговца Кааца
первым мэром.
Когда-то он
вышел им
навстречу с белым
флагом.
Советские
солдаты
преодолели
долгий путь.
Им удалось
выжить, они
постоянно
видели смерть.
Никаких
барьеров уже
не
оставалось. Так
д-р Вайдауэру
угрожали в
Шадевальде
оружием, хотя
по его одежде
и внешнему
виду (он
весил всего 35
кг) в нем легко
можно было
узнать
узника марша
смерти. И только
заступничество
молодого
русского военнопленного
спасло ему
жизнь. Об
этом сделана
запись в
“Книге
почета”
людей, которые
помогали
заключенным
во время
марша смерти.
По окончании
войны
последовали
долгие годы
оккупации.
Страх не
проходил:
время от времени
кого-то
арестовывали.
Иногда
хватало простого
задержания.
Частенько
рассказывали,
что русским
важно
набрать
нужное число
арестованных.
А если кто-то
убегал, его заменяли
первым
попавшимся, в
противном случае
охранникам
не
поздоровилось
бы. Подобное случилось
с краеведом
Брахвицем.
Еще один человек
поделился,
как через
четыре с половиной
года
лагерного
заключения
сказал русскому
офицеру, что
он невиновен.
В ответ на
это
заключенный
был избит.
Многие
мужчины считались
“пропавшими
без вести”.
Никто не знал,
где они
находятся.
Часто
случалось,
что признаки
жизни
приходили
лишь спустя
годы... из
русского
лагеря. По
прошествии 50
лет Красный
Крест все еще
передавал по
радио “объявления
о розыске”.
Эрхард
Шлютер старший
(род. 1927 г.),
находясь
между жизнью
и смертью,
отразил свой
четырехлетний
опыт пребывания
в русском
военном
плену на
бумаге.
Особенно
примечателен
был Сочельник,
когда несколько
голодных заключенных
украли морковь.
За этот
проступок из
заперли в деревянном
бараке на
морозе, что
означало неминуемую
смерть. Но
среди
заключенных
поднялась волна
солидарности:
они вышли на
улицу и
встали
вокруг
бараков.
Комендант
лагеря расценил
это как бунт,
приказал охране
построиться
и
приготовится
к стрельбе.
Перед лицом верной
смерти кто-то
запел “Stille Nacht, heilige Nacht!” (“Тихая
ночь, святая
ночь!”). Был
Сочельник,
посреди
площади
стояла ель. И
тут
случилось
чудо: охрана
опустила
оружие.
Коменданту
пришлось
отвернуться.
Наконец он
приказал
всем
вернуться в жилые
помещения. На
следующий
день арестованным
дали двойной
паек и
раздали письма,
которые
долго лежали
у коменданта лагеря.
Они были,
эти проявления
человечности.
Я как-то узнал,
что в Русской
Православной
Церкви
Заповеди блаженства
играют
особую роль. “Блаженны
милостивые,
ибо они
помилованы
будут”.
Плотник
Отто Мехель
последним
вернулся
домой из
русского плена.
Это случилось
через десять
лет после
окончания
войны. Вряд ли
кто-то мог ожидать
подобного. Канцлер
Аденауэр
прилетел в
Москву и
добился его освобождения.
Будучи специалистом
в своей
области, он
помогал
строить
большие объекты.
Советский
Союз
рассматривал
это как “репарацию”,
как и многие репарационные
выплаты. Были
демонтированы
рельсы.
Временами ж/д
пути были
одноколейными,
а некоторые направления
(например,
Йессен-
Преттин) были
полностью разобраны.
Продовольствие
отправлялось
в Советский
Союз, где вермахт
оставил после
себя “выжженную
землю”.
Но тем
не менее,
когда потом в
качестве “поощрительной
поездки” можно
было посетить
Советский
Союз, люди сильно
изумлялись,
какая бедность
царила поодаль
от больших
дорог. В ГДР
это было просто
невообразимо.
Такую
программу восстановления,
которой
придерживалась
Западная
Германия,
нельзя было
представить
себе в
советской оккупационной
зоне.
Дислоцированные
здесь
простые
советские
солдаты
служили лучшим
тому
примером.
Сильный
голод
заставлял их
забираться в
подвалы или в
сады. В 1968 году пожилая
женщина
(катехет из
Генты) писала
дрожащей
рукой своему
пастору о
проникновении
“русских” в
церковь. Они
забрали
одеяла. А это
значит, что
солдаты
мерзли. Они
под открытым
небом
разбивали
лагерь,
разводили в
лесу костры и
готовили на
них добытое,
что
приводило к
многочисленным
лесным пожарам.
Солдатам
приходилось
часами
находится на
посту, и
жители
нередко
жалели и кормили
их, что,
разумеется,
было
запрещено.
Один из караульных
домиков находился
в Зайде на
пересечении
улиц
Ютербогер и
Глюксбургер штрассе.
Стены
некоторых
домов “случайно”
знакомились
со стволом
танка -
например, в
Наундорфе
или на
пересечении улиц
Нойе штрассе и
Ютербогер
штрассе,
потому что
смотровые
щели танков
были маленькими.
Да и мусорные
баки меняли
свою форму на
плоскую,
потому что по
ним проезжал
танк. Многие
дороги
становились
непроходимыми.
Особенно
досадно было,
когда по
новой,
отремонтированной
дороге
проходила
танковая
колонна.
Пастор
Шлаурафф (с 1963
по 1975 год служил
в Зайде)
вспоминает
похоронные процессии,
мимо которых
проносились
немецкие
военные, а
русские
останавливались
и снимали
головные
уборы.
Об отчаянии
новобранцев,
которые в
течение трех
лет были
разлучены с
домом и
подвергались
насилию и
голоду, свидетельствуют
бойни в
Зеехаузене и
других
местах.
1968 стал годом,
когда для
развертывания
через Зайду
прошли
последние
боевые части.
Один пожилой
человек говорил,
что это было
то же подразделение,
которое в свое
время зашло
на Ютербогер штрассе,
и те же
солдаты,
которые “заглядывали
в дома”.
Войска
Советской
Армии
двинулись в
Чехословакию,
чтобы
подавить
“Пражскую
весну”. Молодежь
из Мельника,
с которой мы
сейчас общаемся
по церковной
линии,
посещает
школу им. Яна
Палаха. В
знак протеста
против
советских
танков он
поджег себя
на
Вацлавской
площади в
Праге.
Когда я
был
мальчиком, я
был
шокирован
открытием:
проезжая
через
Чехословакию,
я увидел там
такие же
советские
казармы, как
и у нас. Их
визитной
карточкой
были длинные
белые стены.
При въезде в
Йессен еще
остались
кое-какие
следы.
Квартал
рядом с
вокзалом
(вилла возле
магазина Edeka до сих
пор
находится в
руинах)
принадлежал „русским“.
В вересковой
пустоши до
сих пор можно
найти вырезанные
русские
слова, в том
числе
русские
кресты с
характерными
для них тремя
перекладинами:
верхняя
символизирует
надпись “INRI -
Иисус
Христос Царь
Иудейский”, а
нижняя -
открытую
могильную
плиту,
олицетворяющую
надежду на
воскресение.
После
падения
Стены выяснилось,
что опасные
ракеты
располагались
очень близко
от нас. Часто
в Зайде
слышались
выстрелы. Они
доносились с
полигона в пустоши.
Часто горел
лес. Пастор
Шепер (Зайда)
обратился с
жалобой в
районный
совет, в которой
говорил о
шуме от
самолетов. В
ответ он
получил
письмо, в
котором его
просят
записать
номера
самолетов,
чтобы рассмотреть
его вопрос.
Но всем
было понятно,
что с
“большим
братом” не
поспоришь. За
ним сила.
Эта
сила помогла
сохранить
социалистическую
власть 17 июня 1953
года, и только
когда с
приходом
Горбачева она
перестала вмешиваться,
ворота к
свободе и
единству
были открыты.
17 июня не
прошло и мимо
Зайде: в
городе произошла
перестрелка.
В этот день глава
рабочего
поселка был с
женой на дне
рождения соседа,
лесника Рихтера.
На обратном
пути они
нарушили
комендантский
час.
Вспоминается
эпизод, когда
после
окончания
войны
российский
офицер протянул
главе рабочего
поселка пучок
саженцев табака
и предложил
ему выращивать
табак, чтобы
вырученные
средства
можно было
использовать
для снабжения
жителей.
Их еще
называли “друзьями”,
намекая на пропаганду.
Ведь, начиная
с 5-го класса, все
должны были
учить
русский язык.
Проводились
встречи, в
основном инсценированные.
Настоящая
дружба, выходящая
за пределы
казармы, встречалась
очень редко.
Говоря:
“Друзей можно
выбрать, братьев
- не выбирают!” - делали
упор на “братские
государства”.
А аббревиатуру
Советской
Армии “СА” некоторые
расшифровывали
как “Camping im Ausland” (“кемпинг
за границей”)
или позже, в 80-е
годы, “кемпинг
в
Афганистане”.
Развился
оживленный
обменный
бизнес: бензин
и уголь,
которые “русские”
довольно
просто могли получить,
часто
обменивался
на “водку” и “шнапс”.
Контакты
случались,
ведь
советских
солдат использовали
на уборке урожая.
Солдаты были
этому очень
рады, потому
что им
отводилось
довольствие,
принятое в сельскохозяйственных
производственных
кооперативах.
Кое-кто
имел доступ к
“русскому
магазину” в
Ютербоге, где
продавалось
то, что
просто так не
купишь. Икра
или,
например, восточные
ковры. Один человек
был
несказанно рад.
Он довольно дешево
смог
приобрести
ковер. Когда
он развернул покупку
у себя в
гостиной, в
центре ковра
красовался
портрет Ленина...
Российская
экономическая
система
представлялась
как отличная
модель: например,
национализация
в “колхозы”.
Так были созданы
сельскохозяйственные
производственные
кооперативы (LPG).
“Учиться
у Советского
Союза -
значит
научиться
побеждать”. В
конце 1980-х
годов, когда
руководство
ГДР уже не
особо хотело
прислушиваться
к реформам в
Советском
Союзе, эта
фраза обрела
новое звучание.
Многие
организационные
формы повторяли
советскую
модель:
пионерские и
молодежные
организации
в школах и,
конечно же, система
контроля.
Однако гражданской
конфирмации (праздник
вступления
молодёжи в
жизнь Прим.
пер.) в великом
Советском
Союзе не существовало.
Это
торжество
было ответом
государства
на церковную конфирмацию
и направлялось
на освобождение
молодежи от
влияния
церкви. Лучшим
подтверждением
тому служит словарь
русского
языка. Он
переводит
название
торжества
как “гражданская
конфирмация”.
Во
время моего
первого
визита в
школу в 1993 году
директор и
учитель
русского
языка г-жа
Нинк очень тепло
поприветствовала
меня и обосновала
свое желание в
получении религиозного
образования,
сказав, что, посещая
в Ленинграде Эрмитаж,
она заметила,
что для
понимания
картин
необходимо
знание библейских
основ.
Школа в
Зайде носила
имя Юрия
Гагарина, о чем
до сих пор свидетельствует
памятный
камень на
кладбище. На
Вознесение
суперинтендент
д-р Метцнер провела
в этом году
возде дуба
службу. Во время
проповеди она
еще раз
вспомнила,
как Гагарин
мальчиком
видел, что
военный
самолет
совершил вынужденную
посадку
возле его
деревни,
чтобы спасти
советского
солдата из
немецкого плена,
и что именно
этот опыт
помог ему
найти себя в
профессиональном
плане и
добраться до космоса.
В
другой год на
памятном
мероприятии
возле дуба
пробст
Каспарик
показал фото
с таким же
истерзанным
войной
деревом из
бывшего
Сталинграда.
Если в
Западной
Германии в
язык
проникали
англицизмы , то
в ГДР это
были слова “солянка”
и “дача”. Самой
большой
машиной была “Волга”.
Ее часто
использовали
для свадеб. На
“Ладе” - лучшем
на то время автомобиле
- я учился
водить и
получал
права.
Лишь в 1993
году
последние
советские
солдаты покинули
наш район. Они
дислоцировались
в Ютербоге.
Но спустя
годы мы все
еще были в
шоке от
мысли, что
“русские
идут!”. У нас в
детской
стояла
радионяня. И
вдруг в 7 часов
утра мы
услышали
детский крик
и русские
голоса. Мы
подпрыгнули
в кровати. Мы
четко
слышали, как
разговаривали
Саша и Маша.
Это были
частоты
Ютербога.
Наша радионяня
отреагировала
на них. Даже
сегодня в
Старом
Лагере все
еще много
выходцев из
России.
Некоторые из
них -
“российские
немцы” -
приехали к
нам после
падения
Стены.
Российские
немцы живут и
в самой
Зайде. Городской
совет принял
мудрое
решение. Он
отказался от
общего
приюта, хотя
на это были
бы выделены
хорошие
деньги, и
распределил
людей по
квартирам.
Такой подход
значительно
упростил
интеграцию, а
пустующее
жилье (из-за
миграции на
запад) было
заполнено.
Российским
немцам
предписывалось
оставаться
здесь два
года, потом
они
переезжали.
На Западе
можно было
больше
заработать.
Некоторые из
них были
крещены и
конфирмированы
в Зайде.
Время от
времени они
нас навещают.
У
российских
немцев
тяжелая
судьба. Давным-давно,
как когда-то
люди ехали
покорять Америку,
немцы по
приглашению
отправились
на восток.
Все началось
во времена
“Екатерины
Великой”. Она
сама была
родом из
Цербста в
Ангальте.
Переселения
и войны -
российским
немцам много
раз
приходилось
оставлять
свою родину.
Было время,
когда им под
страхом наказания
запрещалось
говорить
по-немецки. Их
ссылали в
Сибирь. А
потом, десять
лет спустя, в
Киргизию или
Казахстан. И
там они были и
оставались
чужаками,
особенно
после обретения
этими
государствами
независимости.
Но и в
Германии
из-за
отсутствия
языковых навыков
и других
традиций им
часто
приходилось
нелегко.
Семья
Бибер
успешно
интегрировалась
в Зайде. У
Кристиана и
Эммы Бибер
был большой
круг друзей.
Так в Зайду
пришли “плов”
и “пельмени”.
Благодаря
неординарным
способностям
г-на Бибера, потолок
в церкви может
снова крепко
держаться. В
церкви были
установлены
строительные
леса, но
фирмы
отказывались
от заказа:
“Такое мы
больше не
делаем.” И вот
в августе,
когда на
улице стояла
невыносимая
жара, г-н
Бибер, лежа
на спине,
укрепил потолок
сеткой.
Потолок держится
до сих пор!
Каждое
воскресенье
они
приходили на
службу. При
входе в церковь
я расспрашивал
их о сыне,
невестке и
внуках,
которые пока еще
не переехали
в Германию. В
ответ я
слышал: “Нет
связи. Нет
писем. Нет
телефона!” Это
продолжалось
до тех пор, пока
я в один
прекрасный
день не
оформил две туристические
визы и мы, г-н
Бибер и я, ни
отправились
в 7 часов утра
на шкоде в
путь. В полночь
мы достигли
границы
бывшего
Советского
Союза. Перед
нами
отворились
могучие стальные
ворота, и в 6
часов утра
наша полная
приключений
поездка
завершилась
в поселке
Великий
Яблонец, где
жила его семья.
Все
воспоминая я
подробно
записал в
тетрадку под
названием
“История
семьи Бибер в
Зайде”.
“Русские
идут!” - совершенно
новое
звучание эти слова
обрели
благодаря
д-ру Вемейеру
из Германо-Российского
общества. В 1993
году он
отворил
калитку и
подошел к
дому пастора.
Он спросил,
интересует
ли нас хор из Москвы.
Он уже
спрашивал во
многих
местах и получал
отказ. Люди
были “сыты”. Но
я любезно пригласил
его. Это было
нечто! Хор из
Москвы!
Вифлеемская
звезда
светит везде.
Так они приехали
на Первое
воскресение
Адвента. И поскольку
мы были одной
из первых
площадок, мы
на долгие
годы
сохранили
память об
этом особенном
дне.
Выступление
хора стало
хорошей
традицией.
Нам больше не
нужно никого
приглашать,
люди
приходят сами,
потому что
происходящее
просто
впечатляет:
глубокие,
успокаивающие
голоса сопровождаются
разъясняющими
комментариями
д-ра
Вемейера,
который всю
свою жизнь
наводил
мосты между
народами.
Такой
концерт - словно
путешествие
в историю, в
эту великую
страну. Многие
слова,
знакомые нам
со школы,
обрели для
нас новый
смысл:
“Спаси-Бо”
значит
буквально
“Спаси, Боже!”
Или расхожее
выражение:
“Все будет
хорошо!”,
которое
теперь
сократилось
до: “Все
хорошо”. Оно
имеет
христианские
корни, за ним
кроится
великое
упование на
Бога, потому
что без Него
далеко не все
будет хорошо.
Вера,
надежда,
любовь - эти
христианские
элементы
проявляются
в женских
именах: Вера,
Надя и Люба! А
день недели
“воскресенье”
происходит
от
“воскресения”,
первого дня
недели, когда
Иисус
воскрес из
мертвых.
Трогающий
до глубины
души концерт
всегда заканчивается
встречей в помещениях
общины, где
все
собираются за
праздничным
столом, ведутся
беседы и
звучат песни.
По
прошествии
стольких лет мы
знаем не
только музыкантов,
но и их семьи.
Эти встречи
всегда очень
теплые и
сердечные.
Между
тем
Московский
мужской хор
Св. Владимира
гастролирует
уже по Северной
Германии,
Тюрингии,
Рейнланд-Пфальцу
и Гессену. Но в
Первое
воскресенье
Адвента они
неизменно
приезжают к нам.
Часто хор
приезжает и на
Пасху, но
тогда он
выступает в
деревенской
церкви. А
летом у нас
было много
хороших
встреч в Морксдорфе
и Мельнице. (К
слову
сказать, эти
местечки впервые
упоминаются
в тот же год,
что и Москва.)
Мы долго
сидели под
открытым небом
или в шатре за
накрытыми
столами. Всех
порадовало
вокальное
приветствие сельского
хора из
Морксдорфа,
обращенное к Московскому
мужскому хору.
Д-р Хайнц
Вемейер -
славист, получил
высшее
образование в
Советском
Союзе. Его
супруга родом
оттуда. Во
время своих поездок
он наладил
контакты.
Помимо
Московского
мужского
хора, который
кроме всего
прочего
поддерживает
детскую
больницу в
Москве, он
привозил к
нам артистов
из Беларуси.
Картина,
которая
висит в помещении
общины, была написана
Владимиром
Еремеевым в 1997
году.
“Свадьба в
Кане” - каждый
год в январе мы
вновь и вновь
возвращаемся
к этой истории
на наших
богослужениях,
христианских
занятиях и на
встречах
прихожан. И
каждый раз
нам на помощь
приходит эта
картина.
Уже
давно в День Германского
единства
Рульсдорф посещает
белорусский женский
хор. Сейчас
его
дополняют и мужские
голоса. Очень
впечатляет
музыкальное
образование
педагогов из
Могилёва и их
радушие,
которое
ощущается и
во время
встречи в
общинном
доме. Бывало,
нас
собиралось более
80 человек. Нас
угощали
прекрасными
местными
пирогами и
восхитительными
бутербродами.
Таким должен
быть
настоящий
День
Германского
единства,
когда люди
видят не
только себя,
но и соседей,
с которыми
нас
связывает
так много
общего. На
гербе
Саксонско-Польского
союза в
церкви в
Зайде
изображен
литовский
всадник с
герба
Беларуси.
Когда-то эти
страны были
близки друг
другу.
Когда мы всей
общиной
после службы
собираемся
на кофе или
проводим
другие
мероприятия
со взрослыми
и молодежью,
мы - в том
числе и из-за
пандемии - собираемся
под
кавказской
липой, самым
старым
деревом в
округе. Он
напоминает о
боевом
братстве
русских и
пруссаков,
сражавшихся
против
саксонцев и
французов в 1813
году. Наша
территория
отошла к
Пруссии.
Тогда и была
посажена эта
“липа
освобождения”.
Уже тогда
здесь были
русские, т.е.
русские
солдаты. Но
информации
об этом факте
довольно мало. В
церковной
книге
Гадегаста упоминается
только один
ребенок,
отцом которого
был русский
солдат,
родившийся в
сентябре 1814
года.
Дружба
появляется
там, где
между людьми
происходят
встречи. На
протяжении
многих
десятилетий -
почти всю
жизнь - семья
Нойман из
Зайды
дружила по
переписке с
людьми в
России. Они
навещали
друг друга.
После
падения
Стены стали
возможны
реальные
встречи.
В Зайде
есть женщины
родом из
России или
Белоруссии,
которые
вышли здесь
замуж.
Чаще
всего они
поддерживают
контакты с русским
православным
приходом в
Потсдаме. Там,
в
Александровке,
на
протяжении
многих веков
был русский
квартал.
Часто,
возвращаясь
после
утренней
службы в
Наундорфе,
мне встречалась
машина,
направляющаяся
в церковь в
Потсдам. А
когда я около
13:45 часов ехал
из Гадегаста
в Мельниц,
автомобиль
возвращался обратно.
Стоматолог
русского
происхождения
купила как-то
в Зайле дом.
Ее сын Никола
был в конфирмационном
возрасте. В
том году у
меня был
только один
конфирманд.
Это был его
друг. Поэтому
Никола пошел
вместе с ним
на
конфирмационные
занятия. Было
довольно
интересно.
Юноша
серьезно
относился к христианской
вере, он даже привнес
свои традиции.
Кульминацией
стало
совместное
посещение православного
собора: целый
автобус
подростков
конфирмационного
возраста из
нашей и
партнерской
общины в
Гессене,
навещавшей
нас в то
время,
отправились
в Потсдам.
Никола
предупредил
о нашем
приезде. Мы
все были
удивлены,
когда он,
такой же юноша,
как и все
остальные,
внезапно
встал и
перекрестился,
как только
увидел храм.
Священник, как
принято, с
длинной
бородой
тепло обнял
его и провел
для нас
небольшую
службу с
песнопениями
и свечами,
как принято в
Православной
церкви. Д-р
Вемейер
одаривал нас
на концертах
не только
музыкой и
информацией,
но и
небольшими
подарками.
Христиане в
Русской
Православной
церкви очень
чтут иконы. Они
говорят, что
кто-то
однажды
правильно нарисовал
Иисуса, или
Марию, или
определенного
святого, а
затем в
молитве и
песнопении с
этого лика
вновь был
сделан
список, так
что с иконы
на нас на
самом деле
взирает
Господь или
святой. Вот
что делает
иконы такими
особенными.
Когда я был
мальчишкой,
православный
священник
объяснил мне:
“Наверняка у
тебя в
кошельке
хранится
фотография
матери или
подружки.
Когда ты
смотришь на
фото, то
думаешь о
ней.
Фотография
тебе важна.
То же самое и
с иконами.”
Поэтому
на алтарях
многих наших церквей
можно найти
небольшие
подарки: например,
“пасхальное
яйцо” от
Московского
мужского
хора в
Наундорфе или
открывающаяся
икона с
Иисусом и
Марией и надписью:
“Любите друг
друга, как я
возлюбил
вас!” в
часовне в
Марке
Цвушене, или
елейница в
Зайде как дар
волхвов,
напоминающая
о
воскресении.
Они останутся
там стоять и
будут
напоминать о
встречах и
связях,
которые
могут у нас
быть. Для тех,
кто приехал
издалека, они
являются
частичкой родины:
например, для
женщин из
России или для
католической
девушки из
Польши,
которая здесь
работает, или
для православных
рабочих из
Румынии,
трудящихся
на спаржевых
полях под
Зайдой.
И,
наконец,
следует
упомянуть
Алину - одну
из семи
девочек из
сибирского
города
Череповца,
каждая из
которых на
несколько
месяцев
нашла приют в
доме семьи
Шипель
(Зайда) и смогла
посещать
школу в
Ессене. Алина
училась в том
же классе,
что и моя
дочь Фридерике.
Так мы с ней и
познакомились.
Мы вместе
ездили в
Дрезден. Она
сказала: “Это
так близко, а
вы так редко
сюда
приезжаете!
Мы 10 часов
едем до
Санкт-Петербурга,
чтобы просто
погулять по
парку.” Она на
самом деле
более 4 часов
внимательнейшим
образом осматривала
Дрезденскую
художественную
галерею.
Такого я еще не
замечал ни за
одним
учеником. Она
приезжает
нас навещать.
Теперь Алина
прекрасно
говорит
по-немецки.
Она перевела
на русский
язык буклет
“Мы - лютеране”,
посвященный
истории
Реформации в
наших краях.
У нас было
много встреч,
мы вместе
переживали
перемены. В 2011
году к 300-летию
нашей церкви
Петра и Павла
для нас пел
Московский
мужской хор.
В Первое
воскреснье
Адвента 1711 г.
церковь была
повторно
освящена. В
августе 1708
года жуткий
пожар уничтожил
половину
города и
церковь.
Реконструкция
стала
возможной
благодаря
добровольным
сборам и
пожертвованиям
саксонских
городов.
Такое
событие
нужно было
достойно
отметить. И я
решил зажечь
в церкви 300 свечей,
по одной за
каждый год
существования.
Церковь была
переполнена.
Зеленые
ветви красиво
украшали
помещение в
это
воскресенье
Адвента. Я
сидел в
задней части
нефа, мужской
хор пел
просто
замечательно.
Внезапно от стоящих
у алтаря
свечей
взметнулось
голубое
пламя. Певцы
ничего не
заметили.
Публика просто
застыла. Я
побежал к
алтарю, чтобы
“задуть”
пламя. Подача
кислорода
оказалась
ошибкой.
Пламя
ударило в
обратную
сторону, и я
основательно
обжег себе
рот. Боль
напоминала о
себе еще
несколько
недель. Что
делать? В церкви
деревянный
алтарь. Рядом
с ним стояли
ветви... 300 лет...
Неужели
церкви
суждено
снова
сгореть?
Но тут
на помощь
пришел
высокий,
статный певец
Московского
хора. Он
только в этот
раз был с
нами. Как
настоящий
ангел-хранитель
он потушил
пламя своим
большим
песенником.
Это
сработало.
Все были
очень
напуганы, но
с двойной
благодарностью
в сердце мы
продолжили
праздник ...
“Русские
идут!” -
давайте
поможем
сделать так,
чтобы эти
слова
воспринимались
с радостью и
благодарностью.
В заключении
хочу выразить
благодарность
д-ру Хайнцу
Вемейеру, который
широко
распахнул
перед нами
двери.