Die

Geschichte

der

Familie

Biber

in

Seyda.

 

 

1993 bis 2007.

 

 

 

 

Die Zeit der Familie Biber in Seyda ist eine besondere Geschichte. Die Spuren der Güte Gottes lassen sich darin erkennen.

 

Christian und Emma Biber kamen 1993 in unser Städtchen. Sie hatten eine lange Odyssee hinter sich. Angefangen hat ihr Lebensweg einmal in Glückstal, einem deutschen Dorf im Odessa-Gebiet in der Ukraine. Ihre Vorfahren waren dorthin gekommen, wohl aus Schwaben, wie ihre Sprache es anzeigt. Mit deutscher Schule, lutherischer Kirche und Deutsch als Alltagssprache sind sie aufgewachsen, bis der schreckliche Krieg auch ihr Leben durchkreuzte. Sie mussten die Heimat verlassen und zogen mit der  sich zurückziehenden deutschen Wehrmacht zunächst nach Polen, und dann bis nach Deutschland. Frau Biber war schon in einem Dorf ganz in der Nähe, im Brandenburgischen, gewesen.

Doch dann mussten sie zurück, nach Russland. Viele Jahre Arbeitslager in Sibirien mussten sie erleiden, weil sie Deutsche waren. Von dort wurde Herr Biber 1955 nach Kirgisien umgesiedelt, und Frau Biber konnte nur deshalb dem Arbeitslager in Archangelsk entkommen, weil sie kurzerhand eine Heiratsurkunde vorlegen konnte. So begannen sie ein neues Leben in Malai-Sai in Kirgisien. Das Sprechen der deutschen Sprache war verboten. Russisch mussten sie lernen. Sie bauten sich ein neues Leben auf. Nach und nach besserten sich die Lebensverhältnisse.

Aber dann kamen die großen Veränderungen auch in der Sowjetunion. Kirgisien wurde selbstständig, und Deutsche galten wieder als „Ausländer“.

So kamen sie nach Deutschland, zunächst ins Grenzdurchgangslager Friedland, und von dort dann nach Seyda, zugeteilt dem Bundesland Sachsen-Anhalt. Das war im Mai 1993.

 

Damals gab es etliche russlanddeutsche Familien, die in unsere Stadt kamen. Der Stadtrat musste überlegen, wie er sie aufnimmt. Für den Bau eines „Sammellagers“, etwa in der ehemaligen Kinderkrippe, hätte die Stadt Fördergelder bekommen. Doch der Stadtrat sprach sich weise dagegen aus: Integration kann nur schwer gelingen, wenn die Neuankömmlinge alle zusammen, getrennt von den Einheimischen, wohnen. So verteilten sich die Familien über die Stadt: Elenbergers und Obermanns in den städtischen Wohnungen über der Stadtverwaltung, andere im Arzthaus und in der Villa.

 

Christian und Emma Biber bezogen das älteste Gebäude der Stadt: Das Amtshaus. Seydas erste Adresse! Doch war das alte Gemäuer von 1605 nicht sehr wohnlich und die meiste Zeit im Jahr zu kalt. Alles war dringend renovierungsbedürftig. Da zeigte sich wohl zum ersten Mal das große Improvisationstalent: Herr Biber baute aus den alten Türen des Pfarrhauses (aus dem Erdgeschoss) ein abgeteiltes Bad, mitten im Amtshaus. Und das mit den einfachen Werkzeugen, die er sich besorgt hatte.

 

Die Aufnahme in Seyda war freundlich. Frau Wolter von der Stadtverwaltung war eine der ersten Ansprechpartner. Bürgermeister Benesch kümmerte sich persönlich, wie es seine Art war. Auch in der Kirchengemeinde wurden sie herzlich begrüßt – und dankbar aufgenommen, denn es war viel zu tun und zu räumen beim Wegzug von Pfarrer Podstawa.

So entwickelte sich schnell ein Freundeskreis, der über die vielen Jahre eng zusammen blieb und Freud und Leid teilte: Das Ehepaar Biber mit Wolters, Frau Lenz mit Meister Hirsch, Dümichens, Hechts, Arndts. Es war wohl die große Herzlichkeit auch von Herrn und Frau Biber, die das möglich machte. Der „Plov“ von Frau Biber und ihr feiner kirgisischer Streuselkuchen waren und sind ein Gedicht und bereichern inzwischen die Seyd´sche Küche.

In den Gärten – ein Stück vom Pfarrgarten und auch bei der Stadtverwaltung – wuchsen schnell unter fachkundiger fleißiger Pflege Tomaten von in Seyda bisher nicht gekannter Größe heran. Und sie wurden fröhlich geteilt.

 

Bibers waren fleißige Leute. Das sprach sich schnell herum. Sie halfen, wo sie konnten. Sie teilten Zeitungen aus. Frau Biber strich den Zaun vor dem Pfarrhaus in seiner schönen gelben Farbe. Die zwei damals noch kleinen Enkelinnen, Irene und Valentina, standen daneben!

An Kirche und Pfarrhaus war damals viel zu tun. In der Kirche konnte man bis in den blauen Himmel schauen. Der zuständige Bauingenieur nahm sich ein Stück von den alten Balken mit mit den Worten: „Alle Schädlinge auf einem halben Meter – das ist etwas für meine Studenten!“ Nachdem viele Balken ausgewechselt waren, sollte es an die Innensanierung gehen. Wieder mussten Gerüste gestellt werden: Einer war immer dabei: Herr Biber. Einmal bekam er sogar eine Stange auf den Kopf und musste mit Blaulicht ins Krankenhaus fahren, aber es war zum Glück nichts weiter passiert als eine Platzwunde.

Das Gerüst stand nun im Innenraum der Kirche, so dass man unter der Decke entlang spazieren konnte. Der Preis des Gerüstes betrug 17.000 DM. Die Vertreter der Firmen kamen mit dem zuständigen kirchlichen Baupfleger und sahen sich den Befund an: eine Holzdecke, aufgeputzt auf Stroh. Sie sagten: „Das machen wir nicht! Das können wir nicht! Dafür können wir keine Garantie übernehmen!“ – Nach einigem Hin- und Her war die Reaktion des Baupflegers zu mir: „Dann müssen Sie das Gerüst eben wieder abbauen!“ – Aber dann fand sich doch eine Lösung: Herr Biber schraubte in mühevoller Kleinarbeit bei großer Hitze (im August!) kleine Schräubchen an die Decke, die kleine Metallnetze hielten, auf die dann der Putz aufgetragen werden konnte. Die Rettung der Kirche in Seyda, die haben wir Herrn Biber zu verdanken.

Man kann staunen: Da hat uns Gott aus der Ferne über so viele Umwege einen Mann geschickt, der helfen konnte.

 

Auch in Mellnitz an der Friedhofsmauer war es so, und an vielen anderen Stellen. In Mellnitz war es eine besonders mühevolle Arbeit: die schweren Feldsteine mussten bewegt werden. Herr Biber leitete die Arbeiten an, und das meiste tat er selbst.

Die Gesamtkosten für die Sanierung sollten sich auf 42.000 DM belaufen: Viel zu viel für die kleine Kirchengemeinde. So taten wir´s selbst: mit Herrn Bibers Hilfe.

 

Bei der Verabschiedung an der Kirchentür nach dem sonntäglichen Gottesdienst erkundigte ich mich des öfteren nach dem Sohn und seiner Familie. Während die Tochter mit Schwiegersohn und Kindern gleich 1993 mit ausreisen konnte, war das mit dem Sohn nicht so einfach gewesen. Zunächst ist er dann in die Heimat seiner Frau, in die Ukraine, zurückgegangen. Aber schließlich gab es überhaupt keine Nachrichten mehr. Was tun?

Schließlich sind wir hingefahren! Eine abenteuerliche Fahrt, mit einem Touristenvisum in der Tasche. Früh um  7 Uhr ging es los, im Skoda. Halb vier Uhr nachmittags waren wir in Krakau. Um Mitternacht an der polnisch-ukrainischen Grenze. Ein großes Stahltür öffnete sich: Die Grenze des alten Sowjetreiches. Gleich nach den ersten Kilometern wurden wir gestoppt. Uniformierte Männer mit vorgezogener Waffe wollten 100 DM von uns haben. Ich war recht übermüdet und habe nur gelacht: Was das solle! Herr Biber erkannte wohl den Ernst der Situation, gab ihnen 20 DM, und wir konnten weiterfahren. Aber, nach wenigen Kilometern, standen schon die nächsten! Wie sollte das weiter gehen? Es waren noch viele hundert Kilometer zu fahren! Ich gab Vollgas. Hinten im Kofferraum waren die Benzinkanister gestapelt, weil es in der Ukraine in dieser Zeit kein Benzin, sondern nur Diesel gab. Wie eine kleine Rakete sind wir durch die finstere Nacht gerast. Die Markierungen an den Wegen fehlten. Oft wussten wir nicht, ob wir noch auf der Straße sind. Aber wir waren schneller als alle Verfolger, die nur mit Diesel fahren konnten. Wir fuhren Richtung Kiew, über Lwow, Rovno, Schitomir. Ich dachte an meinen Großvater, der diese Strecke im Krieg zurückgelegt hatte. Die Ausstellung „Verbrechen der Wehrmacht“ zeigt Bilder und Dokumente genau aus diesem Gebiet.

Schließlich kamen wir an den Punkt, wo wir von der vorgeschriebenen Route abweichen mussten. Unser Touristenvisum war nur für die Straße nach Kiew bestimmt, und es gab unterwegs Kontrollpunkte, die genau notierten, wo wir uns gerade befanden.

Just an der Stelle, wo wir nach Norden abbiegen wollten, stand wieder so ein Posten. Ich zog um die Ecke und drückte auf das Gaspedal, so kräftig ich konnte. Den Posten hatten wir schnell abgehängt. Aber dann musste ich scharf bremsen: Wir waren von der „Autobahn“ herunter in den russischen Dörfern angekommen. „Wie bei Tolstoi!“ ging es mir durch den Sinn: Ein Schäfer, ein alter Mann mit langem Bart, trieb seelenruhig seine Schafe über die Straße. Am Rand der Straße die Holzhäuser. Schließlich waren wir da, blutrot ging die Sonne auf. Herr Biber stieg aus, ich verschwand schnell, um als Fremder nicht aufzufallen und mich wieder auf die vorgeschriebene Route nach Kiew zu begeben. Jedoch war ich so müde, dass ich mich gleich auf eine große, unheimlich weite Wiese legte, um einfach zu schlafen, nach 24 Stunden Autofahrt.

Geweckt wurde ich von einem Schäferhund und ein paar Hirtenjungen, die mich zu einem Hirten führten. Ich bot den Kuchen von Frau Biber an, und meine Colaflasche, in Polen gekauft: Sie wunderten sich: wie Glas, aber doch so leicht! Schließlich wurden die Jungs losgeschickt, Astruten zu bringen, und sie machten „Schaschlik“. Irgendetwas wurde dann noch gebraucht, und wir fuhren ins nahegelegene Dorf über eine klapprige Holzbrücke, in den „Konsum“. Dort gab es allerdings nur leere Regale und vier Dinge im Ganzen: Gummistiefel, Zwiebeln, Brot und Saftflaschen. Oben drüber stand ein großes Plakat: „Lest Bücher, dann fördert ihr den Fortschritt!“ – Was sie wollten, gab es nicht, sondern erst bei der Kolchose: Schnaps.

Ein Wunder: alle sieben Kontrollposten, die noch bis Kiew kamen, winkten mich durch und konnten so nicht bemerken, dass ich ja nur noch allein war. Im Sporthotel in Kiew wurde mein Skoda für 20 Dollar scharf bewacht. Der Zimmerschlüssel ähnelte einem Plastikchip mit Löchern, sehr modern. Aber der erste öffnete die Tür nicht, mit dem zweiten kam ich  zwar in ein Zimmer, aber das war schon belegt (von einem islamischen Theologiestudenten); schließlich machte es der dritte. Im Hotel gab es auch „Schaschlik“. Schließlich machte ich einige Erkundungstouren durch Kiew: in einem Laden freuten sie sich sehr, gleich drei Kaffeeservices loszuwerden (sie hatten nur die eine Sorte): daraus trinken wir noch heute zum Gemeindenachmittag in Gadegast, schöne Tassen mit Blumenmotiven. Sonst habe ich die langen Schlangen vor den Brotläden in Erinnerung, einen Mann, der eine Pappe Eier auf der Straße anbot und sie in einer Minute verkauft hatte; volle Kirchen mit staunenden Leuten, wo am Ausgang auf einem Tisch für den Priester einige Lebensmittel lagen.

Auf der Suche nach etwas zu essen entschloss ich mich, auf den Markt zu gehen. Doch da gab es nur einen großen LKW, der Zwiebeln abkippte, so sich viele Menschen darauf stürzten. Den Verzehr von rohen Zwiebeln war ich nicht so gewöhnt und wandte mich deshalb in die andere Richtung: Dort war eine Menschentraube zu sehen. Ich kam näher und sah: Sie schauten zu, wie sich hinter einer Scheibe Schaschlikspieße drehten. Ich fragte: „Nun, was denn, warum kauft sie keiner?“ Die Antwort war einfach: Ein Spieß sollte eine Deutsche Mark kosten. Kaufen ging natürlich nur, wenn man gleich mehrere einlud; wie sollte man es sonst machen?

Dieser ersten Reise folgten zwei weitere: Schließlich waren die Papiere so weit in Ordnung, dass der Sohn mit seiner Familie ausreisen konnte. Aber es war eine bestimmte Frist gesetzt, wie lange die Papiere gültig waren. Und Herr Biber wurde krank!

So fuhr ich allein los, mit dem VW-Bus. Er war schon alt, und der ihn sich gerade für einen Umzug ausgeborgt hatte, meinte: „Zum Baumarkt fahren, das habe ich mir nicht getraut! Er geht immerzu aus!“ Ich erwiderte: „Morgen will ich damit in die Ukraine fahren!“ Was blieb mir übrig? Schließlich ist der Bus die ganze Strecke gut gefahren und nicht einmal stehen geblieben, auf den 3000 Kilometern! Das heißt: einmal schon, und zwar auf der damals sehr holprigen Strecke zwischen Gölsdorf und Morxdorf, auf der Heimreise!

Diesmal hatte ich schon Erfahrung und lud mir in den Bus gleich an der Grenze eine ganze Gruppe Soldaten ein, die nach Hause wollten. Die Mafia, die mich natürlich wieder anhielt, staunte nicht schlecht... Und auch all die anderen Mitfahren, die sehr dankbar waren, weil sie normalerweise einfach viele Kilometer zu Fuß und oft mit großem Gepäck unterwegs waren, legten immer ein gutes Wort für mich ein. So kam ich ohne große Bezahlungen hindurch.

 

Es war ein großer Sprung für die junge Familie Biber. Die Kinder waren noch klein. Herzlich wurde ich aufgenommen in dem Haus der Familie. Sie waren zum größten Teil Selbstversorger.

An der Grenze warteten wir einen Tag und eine Nacht. In der Dunkelheit hörten wir Schüsse von der anderen Seite der Straße. Am Morgen hatten wir einen Platten. Schließlich konnte ich nicht mehr und sprach einen anderen Deutschen an, wie er es machte, schneller an der langen Schlange vorbeizukommen. Die vorne warteten schon vier Tage! Er sagte, ich solle ganz dicht hinter ihm herfahren und nicht nach rechts und links schauen. Das tat ich. Ein ukrainisches Auto fuhr vorneweg. Wir kamen durch einige Absperrungen. Doch dann bog das Auto links ab, und wir fuhren durch ein Tor, was sich hinter uns schloss. Die Falle war zugeschnappt. Kreidebleich kam der Fahrer, den ich gefragt hatte, auf mich zu: Sie wollen 200 DM! Ich lächelte ihn an: „Wer mit dem Teufel spielt, muss mit so etwas rechnen“ und zog das Geld heraus.

Da öffneten sich die Tore, und wir kamen – 4 Erwachsene, 3 Kinder – ohne eine einzige Kontrolle bis nach Polen. Es war wie eine große Befreiung: Endlich in Europa! Wir gingen in das erste Restaurant am Weg, und es erschien wie ein Wunder, dass man einfach ein Schnitzel bestellen konnte – und es kam auf den Tisch.

 

Das war im Herbst 1996. Die Freude über das Wiedersehen war groß! Doch musste die junge Familie zunächst mehrere Stationen durchlaufen: Ein Lager nördlich von Berlin, dann in Holzdorf und in Elster. Die Zustände waren nicht sehr gut, schnell sollte eine Wohnung in Seyda gesucht werden, was auch gelang.

Die Kinder lernten schnell Deutsch, Frau Biber bekam sofort Arbeit im Schälbetrieb, Herr Biber arbeitete als Elektriker.

 

Die „Großeltern“ Biber – inzwischen auf dem Markt zu Hause, hatte sich schon gut in Seyda eingelebt und konnte so der jungen Familie gut die Bahnen ebnen. Frau Erika Dümichen war es, die viele Dokumente und Behördenschreiben erledigte und damit eine große Hilfe war.

 

Die Tochter war mit ihrer Familie inzwischen aus Ostdeutschland weggezogen, nach Baden-Baden. Eine große Fahrt gab es mit den Freunden aus Seyda dorthin, davon wurde und wird viel erzählt.

Auch bei einer Gemeindefahrt nach Darlingerode im Harz war Familie Biber dabei: Ein schönes Erlebnis, von dem ein ganzes Fotoalbum berichtet.

 

Es kam Besuch aus der Ukraine – Peter, der Bruder von Frau Biber, war schon im Herbst 1996 als Besucher mitgekommen; und er kam mit einem Schwager dann noch zwei weitere Male im Frühling, in der Spargelernte. Es waren herzliche Begegnungen. Sie waren sehr hilfsbereit und sofort bei den anstehenden Projekten beteiligt: Da waren Gräben zu schachten :  Zur Elektrifizierung der Pfarrscheune, und ein ganz große beim Bau der Abwasserleitung: vom Pfarrhaus den Berg hinauf bis zum Haak.

Peter hatte als Autospezialist schon am ersten Tag in Seyda das Problem des VW-Busses behoben: ein aufgesprungener Zündkerzenstecker.

 

Viele fröhliche kleine und große Feste gab es: meist Geburtstage, aber auch der sonntägliche Gottesdienstbesuch. Immer wieder gab es Spezialitäten: meistens „Plov“ und der feine Streuselkuchen. Viele wurden davon satt, auch viele Gäste: bei den Kinderkirchenferientagen gehörte es dazu, dass Frau Biber ein Mittagessen für alle übernahm, und das waren bis zu 64 Teilnehmer! Polen wie Amerikanern schmeckte das herzhafte Mahl.

 

Susanne und Tatjana besuchten den Konfirmandenunterricht und feierten dann Konfirmation in der Kirche. Auch da war wieder gerade Besuch aus der Ukraine da! Susanne hat großes Talent beim Malen, sie gestaltete das T-Shirt für den Feriensommer 1999.

Herr Biber hatte schon gleich 1994 in Seyda seine „Goldene Konfirmation“ zu feiern, 1944 war er, damals in Polen, konfirmiert worden. 2004 war die „Diamantene Konfirmation“.

 

Zwischenzeitlich war er auch einmal schwer krank. Im Halle lag er im Krankenhaus, und er kam sehr schwach wieder nach Hause. Er war einer der ersten, die in Seyda einen „Rollator“ benutzten, jenes praktische Gerät mit vier Rollen, an dem man sich beim Laufen festhalten kann, auf dem man auch einmal sitzen kann und in dem man kleinere Lasten transportieren kann. Das war ungewohnt, aber er nutzte dieses Gerät – und kam damit recht schnell wieder auf die Beine. Im Garten am Pfarrhaus wurde ein große Gewächshaus gebaut, und es gab viel zu ernten. Jeden Tag ging der Weg hierher, auch zur Garage in der Pfarrscheune oder im letzten Jahr zur Versorgung von Kaninchen und Meerschweinchen.

War etwas kaputt gegangen, so sagten schon die kleinen Kinder, wenn sie gerade sprechen konnten: „Das müssen wir Herrn Biber geben!“ So gut wie alles wurde da repariert, sei es ein Rollo oder ein Besen, ein Schlitten oder ein Fahrrad: Herr Biber, und auch sein Sohn, haben goldene Hände.

 

Ein ganz großes Fest war die Goldene Hochzeit im November 2005: Ein großer Tag des Dankes für 50 gemeinsame Jahre und für so viel Segen. In so schwerer Zeit hatte alles begonnen, sie haben miteinander etwas aus dem gemacht, was da war. Und ihr Leben war gesegnet, durch die Zeiten. In der Kirche sangen wir alle miteinander:

„Bewahre uns, Gott, behüte uns Gott, sei mit uns auf unsern Wegen! Sei Quelle und Brot in Wüstennot, sei um uns mit deinem Segen!

Sei Quelle und Brot in Wüstennot, sei um uns mit deinem Segen!

 

Bewahre uns, Gott, behüte uns, Gott, sei mit uns in allem Leiden! Voll Wärme und Licht im Angesicht, sei nahe in schweren Zeiten! Voll Wärme und Licht im Angesicht, sei nahe in schweren Zeiten!

 

Bewahre uns, Gott, behüte uns, Gott, sei mit uns vor allem Bösen. Sei Hilfe, sei Kraft, die Frieden schafft, sei in uns, uns zu erlösen. Sei Hilfe, sei Kraft, die Frieden schafft, sei in uns, uns zu erlösen.

 

Bewahre uns, Gott, behüte uns, Gott, sei mit uns durch deinen Segen! Dein Heiliger Geist, der Leben verheißt, sei um uns auf unsern Wegen. Dein Heiliger Geist, der Leben verheißt, sei um uns auf unsern Wegen.“

 (Evangelisches Gesangbuch Nr. 171)

 

Nun soll es nach Baden-Baden gehen, wo die Tochter mit ihrer Familie wohnt, wo – in der Nähe – inzwischen 5 Enkel wohnen,  die Urenkel dazu, wie auch etliche alte Nachbarn und Freunde, noch aus Glückstal.

Zum Abschied von Seyda wurde noch einmal – zum Gemeindecafé - Streuselkuchen gebacken, auch „Plov“ gekocht – und das Rezept verraten: „- Öl reichlich erhitzen, - Fleisch würfeln und anbraten, - Zwiebel in Würfeln dazu, - reichlich Mohrrüben in Stiften geschnitten, - Tomatenmark, - 1 Glas Reis – 2 Glas Wasser, - mit Salz und Pfeffer würzen, - Paprika mit Reis und Knoblauch klein machen, Lorbeerblatt. Topf zu und kochen lassen!“

 

 

 

 

 

 

Liebes Ehepaar Biber!

Im Gottesdienst am 14. Oktober 2007 haben wir Sie verabschiedet.

Die Zusage Jesu möge Ihnen Mut machen, froh und getrost Ihren Weg zu gehen. Er sagt: „Ich bin bei Euch alle Tage, bis zum Ende der Welt!“ (Mt 28,20). Wir haben miteinander und füreinander gebetet. Wir sind in seiner Hand. An seinem Tisch bleiben wir verbunden, alle Zeit.

 

„Nun aber bleiben Glauben, Liebe, Hoffnung: Diese drei.

Aber die Liebe ist die Größte unter ihnen.“

 

Ganz herzlich grüßt Sie: