Von
Thomas Meinhof.
Vor 25 Jahren gab es in Seyda einen Mann, der
fast alle anderen um 2 Köpfe überragte! Das war Pastor Schaeper. In diesem Jahr
nun will er Seyda wieder einmal, nach langer Zeit, besuchen: zum Erntedankfest!
Wohl fast jeder in Seyda wird seine kleine oder große Geschichte mit ihm gehabt
haben. Zur Erinnerung ist hier ein Stück aus der „Geschichte der Kirche in
Seyda“ von dieser Zeit abgedruckt:
„Nach dem Weggang von Pfarrer Schlauraff 1975
gab es eine längere Vakanzzeit. Wieder (wie 1954) fahren zwei Kirchenälteste,
Herr Drogist Hans-Georg Schulze und Herr Otto Neumann, zum Bischof nach
Magdeburg und bitten um eine Wiederbesetzung der Stelle. Mit Erfolg!
Vikar
und später Pfarrer Schaeper kommt nach Seyda. Die Gebäude sind nun in den
Jahrzehnten stark reparaturbedürftig geworden. Die Buntglasfenster in der
Kirche wurden in den 70iger Jahren eingeworfen und mussten herausgenommen
werden. Der Putz bröckelte vom Kirchturm. Pfarrer Schaeper hat an vielen
Stellen selbst Hand an gelegt. Er stand auf dem Kirchendach in Mellnitz, er
riss einen Anbau am Pfarrhaus ab und erneuerte die Sanitäranlagen, er deckte
das Scheunendach auf dem Pfarrhof. Bei letzterer Aktion kam es zu einem
Unglücksfall: er schnitt sich einen Finger ab. Von der Versicherungssumme ließ
er einen Swimming-Pool im Pfarrgarten bauen. Heißes Wasser wurde durch eine
Leitung über das Asbestdach der Scheune produziert. Der Swimming-Pool wurde ein
beliebter Treffpunkt, auch für einen Kreis junger Frauen, den Frau Schaeper
initiierte.
Das
Kirchenschiff wurde geputzt, unter Hilfe von Herrn Max Busse, Herrn Gerhard
Bernhardt, Herrn Ulrich Dümichen. Der Anbau an der Südseite der Kirche, ehemals
Aufgang für die Männer, wurde abgerissen.
Pfarrer
Schaeper begann, regelmäßige Gemeindeabende, auch auf den kleinen Dörfern,
durchzuführen. Polizeiliche Anmeldungen waren nun nicht mehr nötig: Die
Kirchengemeinde war in ihrer öffentlichen Bedeutung klein geworden. Dennoch
hatte er Auseinandersetzungen mit der Staatsmacht. So wurde er nach einem
Martinsfest, bei dem die Kinder mit Laternen durch den Torbogen zogen, auf den
„Rat des Kreises“ bestellt und wegen „unerlaubter Zusammenrottung“ zur Rede gestellt.
Mutig
schrieb er eine Eingabe zum Fluglärm, der durch das russische Militär, was seit
Kriegsende die Heide besetzte, hervorgerufen wurde. Er bekam die Antwort, seine
Nöte seien verständlich, er solle doch aber bitte die Nummern der Flugzeuge
aufschreiben, damit der Sache nachgegangen werden könne...
Die
Diplomarbeit, die Pfarrer Schaeper schrieb, trägt den Titel: „Den Gottesdienst
als Feier zurückgewinnen“. Das war ihm wichtig, wenn auch die Zahl der
Gottesdienstbesucher zurückging doch die Freude an Gottes Wort und seiner
Gegenwart deutlich werden zu lassen.
Das
Pfarrerbild hat in dieser Zeit noch einmal eine Wandlung erlebt. Aus dem
„Oberpfarrer“ war ein Mitmensch geworden, der im Arbeitsanzug mit auf dem
Gerüst stand und selbst die Kelle schwang. Das geschah aus der Not heraus, aber
auch mit der Absicht, nahe bei den Menschen zu sein. Pfarrer Schaeper lehnte es
zum Beispiel ab, auf die Kanzel zu steigen. Er wollte bei der Auslegung der
Schar der Gottesdienstbesucher lieber direkt ins Gesicht sehen können und mit
ihnen auf gleicher Ebene sein.
Höhepunkte
des Gemeindelebens damals waren die Goldenen Konfirmationen sowie
Gemeindeausflüge, zum Beispiel in den Spreewald, wo alle miteinander im Kahn
saßen.“
Hochzeitsbilder