Der Tod ist Teil unseres Lebens. Für Christen ist er ein Übergang in Gottes neue Welt. Gottes Hand fängt uns auf.
Jesus Christus hat gesagt: „Ich bin bei Euch alle Tage, bis zum Ende der Welt!“
Das gilt auch für eine Sterbestunde, für den Sterbenden und den, der ihn begleiten will und dabei mit dem Beistand Gottes rechnet.
Im Evangelischen Gesangbuch (im Andachtsraum!) ab Seite 941 sind Hilfen, Gebete, Sätze, Liedtexte abgedruckt: „Sterbende begleiten“ (941), „Für Sterbende“ (946), „Sterbenden zuzusprechen (947), „Sterbesegen“. Man kann diese Texte und Lieder nutzen. Ein Gebet oder einen Segensspruch kann jeder zusprechen (nicht nur der Pfarrer!). Es ist aber gut, wenn Sie ihn anrufen (Telefon: 42254). Aber auch, wenn er einmal nicht kann, ist das Abschiedsritual möglich.
Schön sind vertraute Worte, sie sind wie ein Geländer, an denen man sich festhalten kann. Es müssen auch nicht zu viele sein. Langsam und laut lesen! Sich so stellen, dass man von allen gesehen wird, aber doch auch den Menschen sieht, um den es geht. Sich Zeit lassen, aber doch auch eine Orientierung geben bei dem, was geschieht.
Vorschlag für ein „Abschiedsritual“, am Sterbe- oder Totenbett.
Vorbereitung: Alle einladen, die teilnehmen wollen und können; Kerze anmachen, um das Bett aufstellen, einen Moment der Ruhe haben. Die Texte kann man alle lesen, oder auch einzelne heraussuchen. Eventuell Gesangbücher bereithalten.
Einleitende Worte, die die
Situation beschreiben:
Wir wollen uns von ....................... verabschieden. Viele Jahre hat er bei uns gewohnt. Wir wollen ihn in Gottes gute Hand geben.
(Ein Psalm aus der
Bibel.)
„Der Herr ist mein Hirte. Mir wird nichts mangeln. Er weidet mich auf einer grünen Aue / und führet mich zum frischen Wasser. Er erquicket meine Seele. Er führet mich auf rechter Straße / um seines Namens willen. Und ob ich schon wanderte im finstern Tal, fürchte ich kein Unglück. Denn du bist bei mir, dein Stecken und Stab trösten mich. Du bereitest vor mir einen Tisch im Angesicht meiner Feinde. Du salbst mein Haupt mit Öl und schenkst mir voll ein. Gutes und Barmherzigkeit werden mir folgen mein Leben lang. Und ich werde bleiben im Hause des Herrn immerdar. Amen.“
(Ein Lied, zum Beispiel: Evangelisches Gesangbuch 408 (auch vorzulesen); oder 511, 477 Verse 8 und 9.)
Meinem Gott gehört die Welt!
Meinem Gott das Himmelszelt. Ihm gehört der Raum, die Zeit: Sein ist auch die
Ewigkeit
Und sein eigen bin auch ich!
Gottes Hände halten mich. Gleich den Sternlein in der
Bahn! Keins fällt je aus Gottes Plan.
Wo ich bin, hält Gott die
Wacht. Schützt und schirmt mich Tag und Nacht. Über Bitten und Verstehn muss sein Wille mir geschehn.
Täglich gibt er mir das Brot!
Täglich hilft er in der Not. Täglich schenkt er seine Huld und vergibt mir
meine Schule.
Lieber Gott, du bist so groß!
Und ich lieg in deinem Schoß. Wie im Mutterschoß ein Kind:
Liebe deckt und birgt mich
lind.
Leb ich, Gott, bist du bei
mir! Sterb ich, bleib ich auch bei dir! Und im Leben
und im Tod bin ich dein, du lieber Gott.
Der Herr segne Deinen Ausgang und Eingang von nun an
bis in Ewigkeit! Amen.
Wir wollen beten:
Lieber Vater im Himmel! Wir
danken Dir für das Leben von ............. Für alle Güte und Freundlichkeit, die
/er/sie/ empfangen hat. Für alles, was /er/sie/ davon weitergegeben hat auch an
uns. Wir bitten Dich: Nimm .................. auf in Dein himmlisches Reich.
Lass es /ihm/ihr/ bei Dir gut gehen. Sei Du auch bei uns, jetzt, schenke uns
Deinen Frieden. Amen.
Vater Unser im Himmel!
Geheiligt werde Dein Name! Dein Reich komme! Dein Wille geschehe! Wie im
Himmel, so auf Erden. Unser tägliches Brot gib uns heute! Und vergib uns unsere
Schuld, wie auch wir vergeben unseren Schuldigern! Und führe uns nicht in Versuchung,
sondern erlöse uns von dem Bösen! Denn Dein ist das
Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit! Amen.
Es segne und behüte uns Gott, der allmächtige und
barmherzige. Er schenke uns seinen Frieden. Amen.
Nun kann jeder am Bett Abschied nehmen.
(Zeit lassen! Danach: Kerzen löschen, Raum abschließen.)
Ausführlich: Vgl. das Heftchen von 1997:
„Sterben
und Tod im Diest-Hof“
Herr,
Du erforschst mich und kennst mich.
Ich
sitze oder stehe auf, so weißt Du es.
Ich
gehe oder liege, so bist Du um mich
und
siehst alle meine Wege.
Denn
siehe, es ist kein Wort auf meiner Zunge,
daß Du, Herr, nicht schon wüßtest.
Von
allen Seiten umgibst Du mich
und
hältst Deine Hand über mir.
Diese
Erkenntnis ist mir zu wunderbar und zu hoch,
ich
kann sie nicht begreifen.
Wohin
soll ich gehen vor Deinem Geist,
und
wohin soll ich fliehen vor Deinem Angesicht?
Führe
ich gen Himmel, so bist Du da;
bettete
ich mich bei den Toten,
siehe,
so bist Du auch da.
Nähme ich Flügel der
Morgenröte
und bliebe am äußersten Meer,
so würde auch dort Deine Hand
mich führen
und Deine Rechte mich
halten...
Deine
Augen sahen mich,
als
ich noch nicht bereitet war,
und
alle Tage waren in Dein Buch geschrieben,
die
noch werden sollten
und
von denen keiner da war...
Erforsche
mich, Gott,
und
erkenne mein Herz;
prüfe
mich und erkenne, wie ich´s meine.
Und
sieh, ob ich auf bösem Wege bin,
und
leite mich auf ewigem Wege.
Amen.
Psalm
139
Liebe
Mitarbeiter im Diest-Hof,
für
Sie habe ich dieses kleine Heftchen geschrieben. Es ist gut, wenn wir auch bei
diesem Thema nicht allein bleiben, sondern an passender Stelle darüber reden,
und so verstehe ich dies als meinen Gesprächsbeitrag.
Vielleicht
ist er Ihnen eine kleine Hilfe bei Ihrem Dienst auch an den Sterbenden und
Trauernden.
Das
Heft ist ein Resultat des Seminars „Sterben im Heim“, was am 17. September 1997
im Diest-Hof stattfand.
Zitiert
habe ich auch aus einem Heft „Die letzten Wochen und Tage. Eine Hilfe zur
Begleitung in der Zeit des Sterbens: von Dr. Daniela Tausch-Flammer,
Stuttgart 1994.“
Darauf
beziehen sich die eingeklammerten Zahlen, es sind die Seitenzahlen.
Für
Ergänzungen und Kritik bin ich stets dankbar.
Ferner
möchte ich noch einmal mitteilen, daß ich die
Begleitung Sterbender auch als meine Aufgabe sehe und Sie mich gern rufen können,
wenn Sie mich dazu brauchen.
Mit
freundlichen Grüßen!
Ihr Thomas Meinhof, Pfr.
Sterben
und Tod im Diest-Hof
Sterben
ist Teil unseres Lebens.
Wir
erleben es selbstverständlich in der Natur, wenn sich im Herbst die Blätter
färben.
Wir
erfahren es in unserer Umgebung, in unseren Familien, wo Abschied genommen
werden muß.
Und
wir wissen, daß wir selbst auch einmal sterben
müssen.
Der
Tod ist oft mit einem großen seelischen Schmerz verbunden, weil er einen
Abschied bedeutet und eine Trennung von dem, was uns lieb geworden ist. All
unsere Pläne und unser Schaffen haben diese natürliche Grenze. So werden wir
nicht gern daran erinnert und verdrängen den Tod wohl auch oft.
Die
Beschäftigung mit diesem Thema kann jedoch dazu führen, das Leben bewußter wahrzunehmen, intensiver zu planen und
auszukosten. „Heute ist der letzte Tag vom Rest Deines Lebens!“ heißt es etwas
plakativ: Heute kann ich etwas Sinnvolles tun, heute kann ich mich noch mit
jemandem vertragen, heute kann ich leben.
Die
Hoffnung des christlichen Glaubens, daß nach dem Tod
eben nicht alles aus ist, sondern daß wir auch dann
in Gottes Hand sind und in seinem Reich leben, will uns die Angst vor dem Tod
nehmen und zu einem getrosten Leben befreien. „Jesus Christus hat dem Tod die
Macht genommen“, „Jesus lebt, mit ihm auch ich“: das sind die Kernaussagen bei
der christlichen Beerdigung und des christlichen Glaubens.
So
kann es wirklich hilfreich sein, sich mit dem Tod einmal auseinanderzusetzen.
Das ist dann auch eine gute Voraussetzung, um das zu tun, was im Diest-Hof notwendig ist: Behinderte Menschen auf ihrem
Lebensweg auch im Sterben bis zum Tod zu begleiten und ihnen beizustehen bei
einem Verlust ihrer langjährigen Freunde und Mitbewohner.
Mozart
am 4. April 1787, also mit 30 Jahren und viereinhalb Jahre vor seinem Tod:
"Da
der Tod (genau zu nehmen) der wahre Endzweck unseres Lebens ist, so habe ich
mich seit ein paar Jahren mit diesem wahren, besten Freund des Menschen so
bekannt gemacht, daß sein Bild nicht allein nichts
Schreckliches für mich hat, sondern recht viel Beruhigendes und Tröstendes! Und
ich danke meinem Gott, daß er mir das Glück gegönnt
hat, ihn als den Schlüssel zu unserer wahren Glückseligkeit kennenzulernen.
Ich lege mich nie zu Bette, ohne zu bedenken, daß ich
vielleicht (so jung, als ich bin) den anderen Tag nicht mehr sein werde - und
es wird doch kein Mensch von allen, die mich kennen, sagen können, daß ich im Umgang mürrisch oder traurig wäre.
Und
für diese Glückseligkeit danke ich alle Tage meinem Schöpfer und wünsche sie
von Herzen jedem meiner Mitmenschen."
„Herr,
lehre uns bedenken, daß wir sterben müssen, auf daß wir klug werden!“ (Psalm 90,12).
Das
Sterben
Die
Angst vor dem Sterben hat ihre Ursache wohl auch in der Tatsache der Ohnmacht und
der Unsicherheit dem Tod gegenüber. So könnte eine gute Information über den
Vorgang des Sterbens helfen, es als Lebensabschnitt zu akzeptieren. Bestimmt
kann die Angst nie ganz genommen werden, sie gehört dazu wie die Freude in
unserem Leben, der Schlaf und das Essen. Die Angst kann auch dann kleiner
werden, wenn wir sie gemeinsam tragen.
Der
Tod ist einzigartig, wie jeder Mensch einzigartig ist.
Es
sind jedoch einige Phasen des Sterbens beobachtet worden, die sich so oft
wiederholen. Natürlich sind sie nur dann da, wenn es sich nicht um einen ganz
plötzlichen Tod handelt. Die Phasen können einen Zeitraum von mehreren Monaten
oder aber von Stunden einnehmen. Auch können die Phasen in verschiedener
Reihenfolge ablaufen und sich wiederholen.
Phase 1: Nichtwahrhabenwollen
und Isolierung
„Das
kann nicht sein! Das ist ein Irrtum!“ Die erste Reaktion auf eine bösartige
Erkrankung beispielsweise ist diese.
Der
ausgelöste Schock äußert sich durch impulsives, unkontrolliertes Verhalten,
durch Panik oder Verdrängung. Die Verneinung mobilisiert die inneren Kräfte, um
die Nachricht zu verarbeiten. Verdrängen ist normal!
Angemessenes
Verhalten in dieser Phase dem Sterbenden gegenüber:
Abwarten,
nicht mitagieren („Ich brauche die Tabletten nicht! Der Arzt soll nicht mehr
kommen! Ich bin gesund!“).
„Die
Person soll annehmen.“ steht in den Lehrbüchern. Widersprechen hilft nicht. Den
Ausbruch zu akzeptieren heißt noch nicht, ihn zu billigen.
Phase 2: Zorn
Zorn,
Groll, Wut, Neid: eine Flut der Gefühle ergießt sich nach innen und nach außen.
Warum denn gerade ich? Der Sterbende ist schwierig, unzufrieden, aggressiv,
auch wohl (bei starker innerer Kontrolle) depressiv. Ohne sichtbaren Anlaß ergießt sich der Zorn des Kranken in alle Richtungen!
Es zeigt sich eine Tendenz zur Beschuldigung anderer und zur
Selbstbeschuldigung („Ich werde schlecht behandelt!“).
Angemessenes
Verhalten dem Sterbenden gegenüber:
Zuhören!
Nichts persönlich nehmen. Die negativen Gefühle (Wut...) zulassen.
Phase 3: Verhandeln
Vielleicht
ist diese Phase bei Menschen mit geistiger Behinderung weniger ausgeprägt. Es
ist jene Zeit, in der der Mensch versucht, das Unvermeidliche durch eine Art
Handel hinauszuschieben. Er feilscht um einen Aufschub. „Das Fest will ich noch
erleben! Dort werde ich doch noch gebraucht!“ oder „Ich spende 1.000 Euro für
die Kirche, dann läßt mich Gott noch ein Jahr leben.“
„Ja, ich muß sterben, aber jetzt doch noch nicht...
Erst wenn ich das noch erledigt habe...“ Brücken der Hoffnung werden gebaut:
Vielleicht hilft mir das Medikament, die Therapie, der Arzt.
Angemessenes
Verhalten dem Sterbenden gegenüber:
Die
Hoffnung lassen, aber keine falschen Hoffnungen machen („Erst geht es Dir ganz
schlecht, und dann wird es wieder... Nächstes Jahr feiern wir wieder
zusammen...“). Versuchen, ihn zu verstehen, sich aber nicht an Spekulationen
beteiligen.
Phase 4: Depression
Mit
den deutlichen Schwäche-Zeichen des Körpers stellt sich das Gefühl eines
schrecklichen Verlustes ein, die Erkenntnis: es gibt kein Entrinnen. Der
Schmerz über den Verlust an Lebensmöglichkeiten und die Trauer über den
Abschied verbinden sich.
Da
kann einer ganz bitter und verzweifelt werden.
Angemessenes
Verhalten:
In
dieser Phase sollte man nicht platt „aufmuntern“. Dann fühlt sich der Sterbende
nicht verstanden und noch mehr allein, als er schon ist. Gut wäre, wenn man
liebevoll hilft, die negative Prognose anzuerkennen. Der Sterbende hat es in
dieser Phase längst erkannt, daß er sterben muß.
Hilfreich
ist hier, die Angelegenheiten zu ordnen, soweit das noch nicht geschehen ist.
Jetzt ist noch Zeit dazu.
Zum
Beispiel: Abfassen des Testaments (Erbschaft regeln), Anordnungen über
Verhältnisse in der Zeit des Sterbens und nach dem Tod (Wahl des Ortes,
Zimmereinrichtung, „noch einmal ins Krankenhaus?“, Regelung des Besuchs der
Freunde und Angehörigen, des Pfarrers). Eine gute Möglichkeit, mit Gott und der
Welt ins Reine zu kommen, bietet auch die Beichte, die es nicht nur in der
katholischen, sondern auch in der evangelischen Kirche gibt.
Phase 5: Zustimmung
Dieses
„friedliche Sterben“, in Frieden mit Gott und der Welt, ist das Ziel dieses
langen Weges und der Begleitung eines Menschen beim Sterben. Es ist möglich,
den Tod anzunehmen und in Frieden zu sterben!
Die
Phase der Einwilligung beschreibt Kübler-Ross als „fast frei von Gefühlen“, als
eine „Ruhe vor der langen Reise“.
Mit
einer hohen Sinneswahrnehmung des Sterbenden ist zu rechnen. Das letzte, was
bleibt, ist das Hören: auch, wenn sich sonst keine Reaktion mehr zeigt, der
Sterbende hört mich bis zuletzt.
Angemessenes
Verhalten:
„Du
bist nicht allein!“ - ich bin bei Dir: dieses auszudrücken ist wohl die größte
Hilfe am Sterbebett. Es kann geschehen durch Zeichen wie dem Halten der Hand,
dem Streichen über den Kopf, dem Abwischen von Schweiß, durch Gesten der guten
Versorgung (Essen, Waschen, Frisch machen, Zu-Trinken-Geben),
einer freundlichen Gestaltung des Zimmers (Kerze, Ruhe) und durch Zuspruch.
Hier
haben auch die „Heilsmittel“ unserer Kirche ihren Platz: die Feier des Heiligen
Abendmahls in der Gemeinschaft mit den engsten Angehörigen, das Singen am
Sterbebett, das Gebet, der Segen.
Umgang
mit einem Sterbenden auf dem Diest-Hof
Der
Sterbende soll nach Möglichkeit in seinem Zimmer, in seinem Bett liegen dürfen.
Für Ruhe soll gesorgt sein. Wen er jedoch sehen und empfangen möchte, der soll
jederzeit Zutritt haben. Zimmergenossen sind in der Regel zu evakuieren, damit
der Sterbende Ruhe hat.
„In
der letzten Lebenszeit hat der sterbende Mensch immer weniger körperliche
Energie. Er zieht sich mehr und mehr von der Außenwelt zurück, schläft oder
ruht viel. Er hat vielleicht kein Interesse mehr an der Zeitung oder dem
Fernsehen oder auch an Menschen. Er möchte nicht mehr, daß
Nachbarn oder Bekannte kommen. Er möchte nur noch wenige, ihm vertraute
Menschen um sich haben, manchmal auch ganz alleine sein.“ (4)
Eine
Kerze soll für den Sterbenden sichtbar, aber doch an einem sicheren Ort,
aufgestellt werden. Ein Bild von Christus oder ein Kreuz kann ebenfalls
sichtbar für den Sterbenden aufgestellt werden.
Die
Versorgung mit Essen und Trinken sowie die hygienische Versorgung muß gesichert sein. Etwas zu
trinken und ein nasser Lappen zur Kühlung sollte in
greifbarer Nähe zur Verfügung stehen.
Es
kann sein, daß der Sterbende nicht mehr aus der Tasse
trinken kann. Schnabeltasse oder Teelöffel sollten zur Verfügung stehen. Das
Getränk darf nicht zu kalt und nicht zu heiß sein. Wenn der Sterbende keine
Flüssigkeit mehr hinuterschlucken kann, ist es für
ihn hilfreich, den Mund zu befeuchten, etwa durch einen feuchten Lappen.
„Wenn
der Körper zu sterben beginnt, dann ist es ganz natürlich, daß
er nichts mehr essen möchte. Die Eßgewohnheiten verändern sich langsam. Nichts
schmeckt mehr. Der Appetit kommt und geht. Flüssiges wird fester Nahrung
vorgezogen. Fleisch wird zuerst weggelassen, dann auch Gemüse und andere schwer
verdauliche Speisen, bis auch weichere Nahrungsmittel nicht mehr gegessen
werden. Der Sterbende möchte einfach nichts mehr essen.“ (9) Es fällt oft
schwer, diesen Wunsch zu respektieren. „Aber in dieser Lebenszeit ist es völlig
natürlich, nichts mehr zu essen. Körperliche Energie, wie wir sie durch Nahrung
bekommen, wird nicht mehr gebraucht, sondern eine andere Art von Energie.
Wir... müssen versuchen, den Sterbenden loszulassen, denn sonst bereiten wir
ihm durch unser Festhalten unnötiges Leid.“ (9)
Zu
einem günstigen Zeitpunkt und wenn die Situation des Sterbenden es erlaubt,
soll eine „Verabschiedung“ von den engsten Freunden und Mitarbeitern erfolgen.
Eine Gruppe von nicht mehr als zehn Personen betritt den Raum leise, ein
Mitarbeiter erklärt, wie es um den Sterbenden steht. Alle können sich von ihm
verabschieden und ihm ein Wort sagen und ihm die Hand drücken, sich bei ihm
bedanken. Gemeinsam kann ein Lied gesungen und ein Gebet gesprochen werden. Der
Pfarrer kann zu dieser Verabschiedung dazugebeten
werden. Das wäre auch ein guter Moment, das Abendmahl miteinander zu feiern.
Katholische Christen feiern auch das Sakrament der Krankensalbung.
Wenn
es möglich ist, sollte jemand am Bett des Sterbenden wachen. Er braucht nicht
die ganze Zeit etwas zu sagen. Er soll einfach da sein, so, daß
der Sterbende es spürt: Ich bin nicht allein. Er soll hören, wenn der Sterbende
etwas braucht oder etwas sagen will.
„Die
Erfahrung zeigt, daß der Sterbende häufig geht, wenn
er alleine ist. Vielleicht ist es so für den Sterbenden leichter, sich von
dieser Welt und den geliebten Mensch zu lösen? Und `Der Moment des Sterbens
gehört dem Sterbenden, es ist sein Moment des Übergangs.´
Manchmal wird es uns geschenkt, dabei zu sein und dadurch etwas von dieser
anderen Welt zu erahnen.“ (5)
„Manchmal
möchte der sterbende Mensch die sanfte Berührung Ihrer Hand spüren, da möchte
er gehalten werden und die körperliche Nähe eines anderen Menschen wahrnehmen.
Dann, zu anderen Zeiten, ist vielleicht die Berührung für ihn störend.
Versuchen Sie zu erspüren, was der andere möchte. Vielleicht können Sie ihn
auch fragen. Mißverstehen Sie die Ablehnung oder
Distanz nicht als ein Zeichen mangelnder Liebe. Der sterbende Mensch ist häufig
ganz mit sich uns seinem Leben beschäftigt.“ (8)
Der
sterbende Mensch schläft sehr viel. Oft scheint er schon in einer anderen Welt
zu sein. Manchmal spricht er mit Menschen, die ihm in seinem Leben begegnet
sind, als ob sie im Zimmer wären. „Es ist wichtig, daß
wir nicht versuchen, ihm seine Realität auszureden oder als Halluzination
abtun, sondern versuchen, an seiner Welt Anteil zu nehmen, indem wir ihm
zuhören und so versuchen, etwas von seiner Welt zu erfahren.“ (10)
Der
sterbende Mensch ist oft auch unruhig. Er kann nicht mehr ruhig im Bett liegen.
Auch deshalb kann das Sitzen am Bett als Zeichen, daß
er nicht alleingelassen ist, hilfreich sein. Für die gute Pflege der Haut und
eine angenehme Lagerung, die alle paar Stunden verändert wird, soll gesorgt
sein. Die Körpertemperatur bei Sterbenden kann sehr schwanken: So sollen sowohl
Decken und Wärmflasche als auch dünne Decken oder Leinentuch zur Verfügung
stehen. Die Entfernung von Zahnprotesen aus dem Mund können eine Erleichterung für den Sterbenden sein.
Oft
beobachtet wird auch ein „letztes Aufblühen“ aller Kraft im sterbenden
Menschen. „Er ist ganz wach und klar, nimmt Anteil am Leben, äußert vielleicht
den Wunsch nach bestimmten Speisen oder hat das Bedürfnis, sich noch einmal
aufzusetzen oder sich hinzustellen.“ (10)
Der
Atem eines Sterbenden verändert sich auch häufig. Er kann schneller werden
(40mal in der Minute), aber auch ganz langsam, so daß
man denkt, daß jeder Zug der letzte sein könnte. „Ein
Mensch kann tagelang so atmen, daß Sie meinen, jeder
Atemzug wäre der letzte.“ (12)
Eine
Höherlagerung des Oberkörpers kann eine Erleichterung bringen.
„Für
uns als Begleiter kann es schmerzlich und beunruhigend sein, den unregelmäßigen
Atem mitanzuhören. Wichtig ist, daß
wir selber tief und regelmäßig durchatmen und hin und wieder das Zimmer
verlassen, um wieder Kraft zu sammeln.“ (12)
„Von
dem Sterbenden kann ein besonderer Geruch ausgehen. Räucherstäbchen oder
Duftlampen helfen, daß der Geruch nicht mehr so aufdringlich
ist.“ (12)
Das
Hören ist das letzte, was geht!
Selbst,
wenn der Sterbende schon einige Tage nicht mehr ansprechbar ist, so hört er
doch meist alles, was in seiner Nähe gesagt wird.
Deshalb
soll in seiner Gegenwart so geredet werden, als ob er bei Bewußtsein
wäre. Keine abwertende, keine verletzenden Bemerkungen über den Sterbenden! Der
Sterbende ist ein lebender Mensch!
Aber
auch das gute Wort, der Zuspruch, hat so seine Chance. Es ist noch nicht zu
spät, dem Sterbenden etwas zu sagen, eine Entschuldigung, ein liebes Wort.
Was
man am Sterbebett sagen, vorlesen oder singen kann:
Am
besten etwas Vertrautes, was der Sterbende kennt!
Das Vater Unser
Vater
Unser im Himmel!
Geheiligt werde
Dein Name!
Dein Reich komme!
Dein
Wille geschehe
wie
im Himmel, so auf Erden.
Unser
tägliches Brot gib uns heute
und
vergib uns unsere Schuld,
wie
auch wir vergeben unseren Schuldigern.
Und
führe uns nicht in Versuchung,
sondern
erlöse uns von dem Bösen!
Denn
Dein ist das Reich
und
die Kraft
und
die Herrlichkeit
in
Ewigkeit!
Amen.
Psalm
23
Der
Herr ist mein Hirte,
mir
wird nichts mangeln.
Er
weidet mich auf einer Aue
und
führet mich zum frischen Wasser.
Er
erquicket meine Seele.
Er
führet mich auf rechter Straße
um seines Namens
willen.
Und ob ich schon wanderte im finsteren Tal
fürchte
ich kein Unglück
denn
Du bist bei mir,
Dein
Stecken und Stab trösten mich.
Du
bereitest vor mir einen Tisch
im
Angesicht meiner Feinde.
Du
salbst mein Haupt mit Öl
und
schenkst mir voll ein.
Gutes
und Barmherzigkeit werden mir folgen
mein
Leben lang
und
ich werde bleiben im Hause des Herrn
immerdar.
Amen.
Lied:
Meinem
Gott gehört die Welt,
meinem
Gott das Himmelszelt,
ihm
gehört der Raum, die Zeit:
Sein
ist auch die Ewigkeit.
Und sein eigen bin auch ich,
Gottes
Hände halten mich!
Gleich
den Sternlein in der Bahn:
keins
fällt je aus Gottes Plan.
Wo
ich bin, hält Gott die Wacht,
schützt
und schirmt mich Tag und Nacht.
Über
Bitten und Verstehen
muß sein Wille mir geschehn.
Lieber
Gott, Du bist so groß,
und
ich lieg in Deinem Schoß!
Wie
im Mutterschoß ein Kind,
Liebe
deckt und birgt mich lind.
Leb
ich, Gott, bist Du bei mir,
sterb ich, bleib ich auch bei Dir!
Und
im Leben und im Tod
bin
ich Dein, Du lieber Gott.
Lied
(für mit dem Leben der Kirche vertraute):
Wenn
ich einmal soll scheiden,
so
scheide nicht von mir,
wenn
ich den Tod soll leiden,
so tritt Du dann herfür!
Wenn mir am allerbängsten
wird
um das Herze sein,
so
reiß mich aus den Ängsten
kraft
Deiner Angst und Pein.
Erscheine
mir zum Schilde,
zum
Trost in meinem Tod,
und
laß mich sehn Dein Bilde
in
Deiner Kreuzesnot.
Da
will ich nach Dir blicken,
da
will ich glaubensvoll
Dich
fest an mein Herz drücken.
Wer
so stirbt, der stirbt wohl.
Bibeltexte:
Johannesevangelium,
Offenbarung
des Johannes Kapitel 21.
Jesus
spricht: Ich bin der gute Hirte
und
kenne die Meinen und die Meinen kennen mich.
Niemand
kann sie aus meiner Hand reißen.
So spricht der
Herr, der Dich geschaffen hat:
Fürchte Dich nicht, denn ich habe Dich erlöst.
Ich
habe Dich bei Deinem Namen gerufen,
Du
bist mein!
Gebete
aus dem Gotteslob:
Allmächtiger
Gott, unergründlich sind Deine Geheimnisse und unerforschlich Deine Wege. Du
hast mich erschaffen und willst mich nun wieder zu Dir nehmen. Alles, was ich
bin und habe, lege ich in Deine Hände zurück. Schenke mir Deine vergebende
Liebe. Hilf mir, daß ich allen vergeben kann. Nimm
hin mein Leben und verwandle es. Laß mich auferstehn und ewig leben in Deiner Herrlichkeit und
Freude.
Amen.
Herr
Jesus Christus, Du willst mich jetzt ganz zu Dir nehmen. Im Tod werde ich mein
Leben nicht verlieren, nein, Du wirst es mir neu und für immer schenken. Du
hast die Macht, mir mein Leben neu zu geben. Du hast ja selbst den Tod überwunden
und bist auferstanden. In diesem neuen Leben werde ich keine Trauer, keinen
Schmerz und keine Krankheit mehr kennen. Jesus Christus, auf Dich hoffe ich.
Amen.
Herr,
in Deine Hände befehle ich meinen Geist.
Amen.
Sterbesegen:
(Dabei legen wir dem Sterbenden die Hand spürbar auf den Kopf und bezeichnen
während des letzten Satzes den Heimgehenden mit dem Zeichen des Kreuzes.)
Es
segne Dich Gott, der Vater,
der
Dich nach seinem Bild geschaffen hat.
Es
segne Dich Gott, der Sohn,
der
Dich durch sein Leiden und Sterben erlöst hat.
Es
segne Dich Gott, der Heilige Geist,
der
Dich zum Leben gerufen und geheiligt hat.
Gott,
der Vater und der Sohn und der Heilige Geist
geleite
Dich durch das Dunkel des Todes.
Er
sei Dir gnädig im Gericht
und
gebe Dir Frieden und ewiges Leben.
Amen.
Der
Herr behüte Dich vor allem Übel,
er
behüte Deine Seele.
Der
Herr behüte Deinen Ausgang und Eingang
von
nun an bis in Ewigkeit.
Amen.
Vgl.
Evangelisches Gesangbuch Nr. 941
und
Katholisches Gesangbuch Nr. 12, ganz vorn.
Mögliche
Anzeichen des nahen Todes
„Die
Augen sind offen oder halboffen, aber sehen nicht wirklich. Es ist vielmehr so,
als ob sie in die Ferne schauen. Der Mund ist offen.
Die
Körperunterseite, die Füße, Knie und Hände verfärben sich dunkler.
Der
Puls wird noch schwächer.
Die
Pupillen reagieren immer weniger auf Lichteinwirkung.
Der
Sterbende wird teilnahmsloser und gibt keien
Reaktionen mehr auf seine Umwelt.“ (14)
Der
Sterbende wendet sich „nach innen“, verarbeitet sein Leben.
Wann
der Tod eintritt, weiß kein Mensch. Es ist gut, wenn man sich mit Aussagen
darüber zurückhält. Genauso schlecht wie jemanden „totzureden“
ist es, ihm den Weg der Annahme durch falsche Hoffnungen zu versperren („Wird
schon wieder! Morgen ist alles wieder gut!“).
Der
Tod
Wenn
der Atem aussetzt und das Herz nicht mehr schlägt, tritt der Tod ein. Man muß nun nicht sofort irgendetwas tun, sondern kann sich
Zeit lassen, sich zu besinnen, was der Verstorbene für mich gewesen ist. Man
kann allein oder gemeinsam ein kurzes Gebet sprechen.
Ein
Leben hat sich vollendet! Wir stehen an der Grenze unserer Existenz. Gott, der
Herr, hat gehandelt, er hat diesen Menschen zu sich genommen.
Wem
es unheimlich oder schwer ist, bei dem Verstorbenen zu sein, der kann jemanden
zu Hilfe bitten, vielleicht jemanden, der schon Erfahrung mit Sterben oder Tod
hat.
Mit
der Hand schließt man dem Verstorbenen die Augen, indem man sanft über seine
Stirn hin zum Mund streicht.
Da
es bisweilen passieren kann, daß durch Muskelreaktionen
sich die Augen wieder öffnen, kann man auch die Augenlider mit feuchten
Wattebäuschen schließen und diese ca. eine Stunde auf den Augenlidern liegen
lassen.
Zahnprotesen kommen wieder in den Mund, der Unterkiefer
wird mit einem Schal oder einem Tuch, das um den Kopf gewickelt wird,
hochgebunden, und erst nach einigen Stunden wieder gelöst, wenn die
Leichenstarre eingetreten ist.
Man
legt seine Hände auf seinen Bauch und faltet sie. Hat der Verstorbene eine
verkrampfte Stellung beim Sterben gehabt, so bringt man ihn in eine gerade
Lage.
Oft
läuft noch Körperflüssigkeit aus der Nase oder aus dem Mund, die man abwischen muß. Bisweilen entleert sich die Blase oder der Darm. Das
ist eine reine Körperfunktion, der Mensch ist tot.
Der
Leichnam ist mit Achtung und Respekt zu behandeln.
Der
Arzt ist zu rufen, der den Tod feststellt. Er stellt einen Totenschein aus.
Dann
ist der Verstorbene zu waschen und wird mit einem Totenkleid,
einem Nachthemd oder einem Anzug bekleidet. „Denken Sie bei der Wahl des
Kleidungsstückes an eines, das der Verstorbene gerne getragen hat und das zu
ihm paßt, oder wie er sich gerne sehen würde.“ (18)
„Manche
Menschen haben Angst, den toten Körper zu berühren. Sie haben Angst vor dem sogenannten Leichengift. Dies gibt es jedoch nicht. Einige
Stunden nach dem Tod entstehen basisches Stoffe im
toten Körper. Der Kontakt mit diesen Stoffen oder die eventuelle Aufnahme in
den eigenen Körper, z.B. bei eigenen Verletzungen, ist ungefährlich.“ (17)
Das
Zimmer wird entsprechend geräumt: Arzneien und Pflegemittel werden entfernt,
Kerzen angezündet, Blumen können auf den Leichnam gelegt werden.
Wenn
das geschehen ist, können die Freunde und Mitarbeiter Abschied von dem Toten
nehmen. Der Pfarrer kann zu einer Aussegnung bestellt werden in ähnlicher
Weise, wie es am Sterbebett geschah.
Die
Angehörigen sind zu benachrichtigen, und es ist ihnen die Möglichkeit zu geben,
ebenfalls Abschied zu nehmen.
Das
Beerdigungsinstitut muß nicht sofort informiert
werden. Der Tote sollte noch wenigstens sechs Stunden im Diest-Hof
bleiben, so daß in Ruhe Abschied genommen werden
kann, mindestens aber bis zum nächsten Morgen, wenn es in der Nacht oder am
Abend geschehen ist. Das ist wichtig für die Mitbewohner und Mitarbeiter und
auch für die Würde des Toten geboten.
„Sie
können ohne Schwierigkeiten den Leichnam für 24 Stunden in der Wohnung
behalten...“ (19)
Über
die Hoffnung
Der
Tod ist nach christlicher Überzeugung nur ein Übergang. Gott ist der Herr
unseres Lebens, der Herr auch über den Tod, und er hat uns in der Taufe ein ewiges Leben zugesagt. Das
ist ein Grund, warum es nicht egal ist, ob einer getauft ist oder nicht.
Dieses
Leben im Reich Gottes übersteigt unser Denken und unsere Vorstellungskraft.
Unser Kopf ist einfach zu klein für diese neue Dimension des Lebens. In der
Bibel wird deshalb von diesem Leben nach dem Tod in Bildern gesprochen. Sie
haben gemeinsam, daß wir dort bei Gott sind und daß es uns bei ihm gut geht. So vergleicht Jesus es mit der
Freude bei einem großen Hochzeitsfest, Johannes spricht von einer neuen Stadt,
dem himmlischen Jerusalem:
„Und
Gott wird abwischen alle Tränen von ihren Augen, und der Tod wird nicht mehr
sein noch Leid noch Geschrei noch Schmerz wird mehr sein, denn das alte ist
vergangen.“
So
brauchen wir uns keine Sorgen machen um das, was da nach dem Tod kommt: Wir
wissen: Gott sorgt für uns. Jesus hält uns einen Platz bereit, da wird es uns gutgehen. Wir sind frei für das Heute.
Spekulationen
über einen Raum zwischen dem Tod und dem Beginn dieses neuen Lebens lehne ich
ab. Das ist einfach ein Gebiet, von dem wir nichts wissen können und auch
nichts wissen brauchen. Gottes Sache ist es. Er, der Schöpfer, der mich gemacht
hat, kann mich auch neu schaffen mit Leib und Seele.
Die
Bild-Rede der Bibel haben unsere schwarzen Schwestern und Brüder aus
Nordamerika fortgesetzt. Sie stellten sich den Tod vor wie ein Boot. Es legt am
Ufer des Jordans an, und der Sterbende steigt ein. Das Boot bringt ihn hinüber
ans andere Ufer, in Gottes neue Welt. Dort empfängt ihn Jesus mit
ausgebreiteten Armen. Eine Band von Engeln spielt. Er bekommt ein neues,
strahlend weißes Gewand an - und Schuhe an die Füße. Das Fest beginnt.
Und
so sind die Beerdigungsfeiern bei den Schwarzen in den USA keineswegs so
traurig, wie oft bei uns. Ein Beerdigungslied „Swing low,
sweet chariot“ erzählt:
„Und, Bruder, wenn Du eher da bist als ich, dann sag Bescheid, daß ich auch bald kommen werde!“
Darf
ein Christ traurig sein? Natürlich. Christen sind traurig, sie weinen, sie sind
verzweifelt. Der Verlust des Vertrauten, des lieben Angehörigen: er trifft auch
den Christen. Er ist nicht mehr da. Ich kann nicht mehr mit ihm reden. Ich bin
von ihm getrennt.
Christen
dürfen traurig sein und weinen. Auch Jesus selbst hat das getan, wie wir uns
jedes Jahr neu erinnern vor Ostern. Er kennt das Leid. Die Bibel erzählt von
vielen Menschen in ihrem Leid.
Christen
müssen nicht traurig bleiben. Sie
haben die Hoffnung, daß der Tod nicht das letzte Wort
hat.
Christ ist erstanden
von der Marter alle
des soll´n
wir alle froh sein
Christ will unser Trost sein!
Kyrieeleis.
Wär er
nicht erstanden,
so wär
die Welt vergangen.
Seit daß
er erstanden ist
so loben wir den Vater Jesu Christ!
Kyrieeleis.
„Er
schläft.“ Er ist „entschlafen“: das alte Wort über den Verstorbenen will nicht
nur einfach trösten und sagen, daß der Tote Frieden
hat. Es trägt auch jene Zuversicht in sich, daß nach
der Todesnacht ein neuer Morgen kommt, der Morgen der Auferstehung.
Wie
können wir mit Bewohnern des Diest-Hofes über den Tod
sprechen?
Ich
denke, wir brauchen dort nicht mehr zu sagen, als wir selbst glauben und
wissen.
Vielleicht
können wir dazu beitragen, den Tod als eine natürliche Sache zu begreifen,
indem wir ihm mit Ruhe begegnen und einfach die Dinge erklären, die damit zu
tun haben. Einfache Botschaften wie „Er hat jetzt Frieden.“ „Er ist jetzt bei
Gott.“ sind möglich.
Die
Beerdigung
Je
nach der Konfession des Verstorbenen wird eine christliche Beerdigung mit dem evangelischen
oder katholischen Pfarrer oder eine andere Beerdigungsfeier stattfinden.
Allen,
die es wünschen, ist eine Teilnahme an der Beerdigung zu ermöglichen.
Die
Beerdigung soll den allgemeinen Beerdigungen in der Stadt entsprechen und von
der Form her keinen „Sonderfall“ darstellen. Die Besucher sind entsprechend auf
die Feier vorzubereiten: daß wir dort Abschied nehmen
wollen von dem Toten, daß wir uns noch einmal
erinnern wollen, was wir mit ihm erlebt haben, und Gott dafür danken wollen; daß wir um Verzeihung bitten wollen für das, was wir
versäumt haben; daß wir Gott bitten wollen, daß er ihn aufnimmt in sein Reich. Am Grabe können die
Teilnehmer der Beerdigung mit dem Erdwurf Abschied nehmen: dreimal wird Erde
auf den Sarg geworfen, eventuell ein Strauß Blumen hineingeworfen. Das muß vorher erklärt werden, und die Blumen müssen besorgt
sein.
Der
dreimalige Erdwurf erinnert eigentlich an die Heilige Dreifaltigkeit: Gott ist
uns nahe: der Vater, der uns gemacht hat, der Sohn Jesus, der unser Bruder ist,
der Heilige Geist, der uns seine Kraft schenkt. In seinem Namen segnen wir den
Toten, in seine Hände geben wir ihn.
Es
ist eine gute Tradition, daß der Sarg von Männern des
Diest-Hofes selbst getragen wird. Auch die
musikalische Ausgestaltung durch Diest-Hof
Mitarbeiter ist eine bewahrenswerte Einrichtung.
Die
Trauer
Enge
Freunde des Verstorbenen kann man trösten und ihnen beistehen, indem man mit
ihnen über den Verstorbenen spricht: was man gemeinsam erlebt hat. So kann sich
die Trauer in Dankbarkeit wandeln.
Eine
Zusammenstellung von Fotos des Verstorbenen kann dabei helfen.
Mit
einigen Bewohnern kann das Grab besucht werden zur Erinnerung. Nach und nach kann so eine Gewöhnung, ein Vertrautwerden
mit der neuen Situation und ein Annehmen derselben erfolgen. Man kann mit den
Trauernden beten: so wird deutlich: Gott sorgt für den, für den ich nun nichts
weiter tun kann, und auch für mich.
Im
Gottesdienst wird an den Sonntagen vor und nach der
Beerdigungen des Verstorbenen gedacht, wenn er der christlichen Gemeinde
angehörte. Der Besuch mit den nächsten Angehörigen, und als solche sind die
Freunde und Mitbewohner wohl zu sehen, kann tröstlich sein.
Am
Ende des Kirchenjahres, am Ewigkeitssonntag, werden die Namen der Verstorbenen
des letzten Jahres noch einmal in der Kirche verlesen: um 9.30 Uhr im
Gottesdienst im geheizten Gemeinderaum, um 15 Uhr bei einer Andacht in der
Leichenhalle des Friedhofs.
Vielleicht
trauern die Bewohner des Diest-Hofes nicht so, wie
wir es erwarten würden! Dies kann seinen Grund darin haben, daß
wir ihre Art zu trauern nicht recht verstehen. Wir sollten uns mühen, in sie
hineinzuhören und so zu erkunden, was ihnen gut tut. Auf keinen Fall sollten
wir sie zu etwas drängen oder ihr Verhalten abwerten: wir können sie nicht bis zum
Letzten verstehen.
Ein
Grund für ein anderes Erleben von Sterben und Tod kann neben der
Verschiedenheit des Intellekts auch mit der „Hospitalisierung“
zu tun haben. Die Bewohner des Diest-Hofes haben
bisweilen schon einen häufigen Ortswechsel hinter sich, bei dem sich
Mitbewohner und Betreuer ganz verändert haben. So ist für sie der Ortswechsel
eines Mitbewohners durch den Tod nichts Unbekanntes. Auch die Betreuer wechseln
ja in den verschiedenen Schichten und in den Jahren oftmals ganz. Menschen in Heimen
werden also Verluste anders verarbeiten als Menschen, die in geschlossenen
Familienverbänden und in einer Nachbarschaft ihr ganzes Leben verbringen.
„Der
Herr segne Deinen Ausgang und Eingang,
von
nun an bis in Ewigkeit!
Amen.“